Die Unterrichtsplanung kann als eine zentrale Aufgabe von Lehrerinnen und Lehrern gelten (vgl. Jäger und Maier 2019; Munthe und Conway 2017; Ziegelbauer und Ziegelbauer 2022). Für das Gelingen von Unterricht als hochkomplexem Prozess wird sie zudem als Bedingung angesehen: Eine gute, durchdachte Unterrichtsplanung wird als zentrale Voraussetzung für die Qualität von Unterricht benannt (Beck et al. 2008). Entsprechend zählt es zu den professionellen Anforderungen im Lehrerinnen- und Lehrerberuf, dass Lehrpersonen ihren Unterricht mit einem mehr oder weniger genau ausgearbeiteten gedanklichen oder auch schriftlichen Plan unterfüttern, der pädagogische Handlungen, unterrichtliche Interaktion, erwartetes Verhalten von Kindern und Jugendlichen steuern hilft sowie zur Erreichung bestimmter Bildungsziele beiträgt. Denk- und Entscheidungsprozesse über pädagogische Handlungen, Instruktionen, Unterstützungsmaßnahmen etc. liegen der Unterrichtsplanung zugrunde (u. a. Bromme 1981; Clark und Peterson 1986; Hall und Smith 2006; Lui und Bonner 2016; Shavelson und Stern 1981).

Traditionell befassen sich die Allgemeine Didaktik sowie – mit Bezug auf diese – die Fachdidaktiken mit der Unterrichtsplanung als einem ihrer zentralen Gegenstände. Dabei nehmen insbesondere die allgemeindidaktischen Konzeptionen, Modelle und Theorien zur Unterrichtsplanung in deutschsprachigen Veröffentlichungen weder substanziell begrifflich aufeinander Bezug noch wurden sie durch eingehende empirische Forschung überprüft (Scholl 2018; vgl. Lüders 2018; Rothland 2013, 2018). Gleichwohl sind über Jahrzehnte immer weitere Konzepte und Planungsmodelle entwickelt und tradiert worden (vgl. Jäger und Maier 2019; John 2006; Kron et al. 2014; Wiater 2006), die ihrerseits Eingang in eine weitverbreitete Praxis- und Ratgeberliteratur für (angehende) Lehrkräfte mit hohen Auflagen gefunden haben.

Gelegentlich haftet der Unterrichtsplanung sogar ein „genialisches, intuitives Moment“ an (Busch 2009, S. 138). Im Gegensatz dazu gilt in der aktuellen fachdidaktisch und fachübergreifend arbeitenden empirischen Bildungsforschung zur Unterrichtsplanungskompetenz, auf den sich der Themenschwerpunkt bezieht, die Fähigkeit, Unterricht planen zu können, als „grundsätzlich lehr- und lernbar“ (König et al. 2015, S. 377). Entsprechend soll die Lehrerinnen- und Lehrerbildung schwerpunktartig Lerngelegenheiten bereitstellen, damit angehende Lehrerinnen und Lehrer ihre Unterrichtsplanungskompetenz erwerben bzw. entwickeln können. Konkret wird Unterrichtsplanung und Planungskompetenz in den Standards für die Lehrerbildung: Bildungswissenschaften fachübergreifend mit der Allgemeinen Didaktik und fachspezifisch mit den Fachdidaktiken explizit zusammengebracht (KMK 2019, S. 7). Sie wird in der empirischen Forschung zur Unterrichtsplanungskompetenz als relevante, spezifische Aufgabe des Lehrerinnen- und Lehrerberufs fokussiert, in erforderliche kognitive Fähig- und Fertigkeiten konkretisiert und unter Rekurs auf existierende Forschungstraditionen und -paradigmen bearbeitet. Die Notwendigkeit von systematisch angelegter Generierung wissenschaftlicher Erkenntnisse im Bereich der Forschung zur Unterrichtsplanung ist damit ebenso adressiert (König et al. 2021) wie die Frage nach dem Umgang mit jenen in der Allgemeinen Didaktik wie auch in den Fachdidaktiken seit Jahrzehnten dominierenden normativen Planungsvorgaben (Rothland 2021).

Ziel des Themenschwerpunktes ist es, zentrale Einblicke in den noch jungen Zweig empirischer Forschung zur Unterrichtsplanungskompetenz zu geben und das spezifische Potenzial für neue Forschungsperspektiven aufzuzeigen. Das aktuell intensiv bearbeitete interdisziplinäre Forschungsfeld soll unter Berücksichtigung fachübergreifender wie auch fachdidaktischer Zugänge in den Fokus des erziehungswissenschaftlichen Diskurses gerückt werden. Zugleich sollen Ansätze zur empirischen Forschung von Unterrichtsplanungskompetenz, die methodisch an die aktuelle Forschung zur Kompetenzmessung und -modellierung anschließen, Orientierung für zukünftige Entwicklungen im Forschungsfeld bieten.

Zunächst erfolgt eine fundierte Überblicksdarstellung in Form eines Stichwortbeitrags von Johannes König und Martin Rothland, der die heterogene Forschungs- und Befundlage systematisiert und diskutiert, wobei unterschiedliche, fachdidaktische und fachübergreifende, allgemeindidaktische Perspektiven berücksichtigt werden. Auf Basis einer vorgeschlagenen Arbeitsdefinition zur Unterrichtsplanungskompetenz werden 19 ausgewählte Verfahren, basierend auf 44 Publikationen, betrachtet. Heterogenität zeigt sich dabei in den methodischen Zugängen (Selbsteinschätzungsverfahren, Analysen authentischer Planungsdokumente, Vignetten- und Planungswissenstests) und Konzeptualisierungen der Verfahren. Auch erfüllen die Verfahren auf unterschiedliche Weise testdiagnostische Kriterien. Die Zusammenschau empirischer Befunde, die mit den Verfahren bislang erzielt werden konnten, zeigt, dass Unterrichtsplanungskompetenz insbesondere zu bislang etablierten Facetten des Professionswissens von Lehrerinnen und Lehrern analysiert wurde und der Frage nach dem Erwerb von Unterrichtsplanungskompetenz bei angehenden Lehrkräften in empirischen Analysen nachgegangen wurde. Dagegen steht beispielsweise eine systematisch angelegte Forschung zum Zusammenhang der Unterrichtsplanungskompetenz von Lehrerinnen und Lehrern mit der von ihnen erreichten Prozess- und Ergebnisqualität von Unterricht noch am Anfang.

Daraufhin bieten fünf Beiträge differenzierte Einblicke in aktuelle, methodisch anspruchsvolle Ansätze der empirischen Bildungsforschung zur Messung und Modellierung von Unterrichtsplanungskompetenz (angehender) Lehrerinnen und Lehrer. Im ersten Beitrag stellt Alexander Kirsch ein Modell sachunterrichtlicher Planungskompetenz sowie ein daran anschließendes Messinstrument vor, das im Rahmen einer Evaluation des nordrhein-westfälischen Praxissemesters sowohl zur Testung von Sachunterrichtsstudierenden mit dem Lehramtsprofil Grundschule als auch von Sachunterrichtsstudierenden mit sonderpädagogischem Schwerpunkt eingesetzt wird. Josef Riese, Christoph Vogelsang, Jan Schröder, Andreas Borowski, Christoph Kulgemeyer, Peter Reinhold und Horst Schecker prüfen in ihrem Beitrag den Zusammenhang zwischen dem Ausmaß des Professionswissens und der Entwicklung von Planungsfähigkeit auf der Basis einer Studie im Prä-Post-Design bei angehenden Physiklehrkräften. Die Unterrichtsplanungsfähigkeit wird mit Hilfe eines standardisierten Performanztests und zusätzlich das fachliche, fachdidaktische und pädagogische Wissen der Studierenden mit Hilfe standardisierter Instrumente erhoben. Ein neu entwickelter Test zur Erfassung von situationsspezifischen Fähigkeiten der Unterrichtsplanung im Fach Deutsch bei (angehenden) Lehrkräften der Sekundarstufe wird von Johannes König, Franca Cammann, Albert Bremerich-Vos und Christiane Buchholtz vorgestellt. Er umfasst drei komplexe Textvignetten zur Kontextualisierung von typischen Planungssituationen sowie anschließende Testfragen, die sich auf kognitive Anforderungen der Unterrichtsplanung beziehen: die fachwissenschaftliche Aufbereitung, die Zielklarheit, die Strukturierung und die didaktische Adaptivität. Neben den drei Themenschwerpunkt-Beiträgen mit fachdidaktisch ausgerichtetem Fokus wird von Daniel Scholl, Simon Küth und Christoph Schüle ein generisches zweidimensionales Rahmenmodell vorgestellt sowie ein raschhomogener, standardisierter Vignettentest für interdependentes Planungsentscheiden entwickelt und pilotiert. Matthias Krepf und Johannes König nehmen schließlich die Strukturierung als fachübergreifenden Aspekt der Unterrichtsplanung und Entwicklung im Laufe des Vorbereitungsdienstes, der zweiten Phase der Lehrerinnen- und Lehrerbildung in Deutschland, in den Blick.

Empirische Forschung zur Unterrichtsplanungskompetenz wird mit diesen Beiträgen in ihrer aktuellen Differenzierung und unterschiedlichen Schwerpunktsetzung greifbar. Insgesamt versammelt der vorliegende Themenschwerpunkt wichtige Ansätze und Impulse zur Messung und Modellierung der Planungskompetenz von angehenden Lehrpersonen. Trotz gewisser Unterschiede eint diese Ansätze ein Verständnis, das grundsätzlich am wissenschaftlichen Diskurs um professionelle Kompetenz von Lehrerinnen und Lehrern anschließt. Zugleich werden neue, auch prüfende Blicke auf die Frage gelenkt, was unter Kompetenz von Lehrkräften weiterführend verstanden werden kann. So bleibt es sicherlich interessant zu sehen, wie sich der hier identifizierte, neu entwickelnde und prosperierende Zweig empirischer Bildungsforschung zukünftig weitergestalten wird – und einen Beitrag zur Messung und Modellierung von professionellen Lehrkompetenzen leisten kann.