Überleben Patienten mit oralen Antikoagulanzien (OAK) oder Thrombozytenfunktionshemmern (TFH) eine Hirnblutung, stehen Ärzte oft vor einem Dilemma: Sollen sie die Therapie nach kurzer Zeit wieder aufnehmen und eine erneute Hirnblutung riskieren oder darauf verzichten und damit ein wesentlich höheres Risiko für ischämische Ereignisse eingehen? Kontrollierte Studien zu dieser Frage gibt es praktisch nicht, so können allenfalls Beobachtungsstudien Aufschluss geben.

Eine 2017 vorgestellte Analyse von drei Kohortenstudien kam zu dem Schluss, dass Patienten mit OAK vor einer Hirnblutung diese auch danach weiter einnehmen sollten: Sterbe- und Schlaganfallraten innerhalb eines Jahres sind dann deutlich niedriger als beim OAK-Verzicht.

Nicht ganz so deutlich fällt das Ergebnis zu TFH aus. Zwar legen auch hier Registerdaten nahe, diese nach einer Hirnblutung weiter zu verordnen, weil das Risiko für erneute Blutungen nicht wesentlich steigt, aber das für ischämische Ereignisse drastisch sinkt. Eine aktuelle Beobachtungsstudie sieht beim funktionellen Ergebnis drei Monate nach einer Hirnblutung tendenziell aber eher Nachteile einer TFH-Therapie.

Die Differenz mahnt zur Vorsicht

Analysiert wurden Angaben zu 859 Patienten, die vor der Blutung Plättchenhemmer erhalten hatten. 127 bekamen diese erneut nach der Klinikentlassung, 732 nicht. Unter Berücksichtigung diverser Risikofaktoren erreichten 44% der Patienten ohne erneute TFH nach drei Monaten ein gutes funktionelles Ergebnis (mRS-Wert 0–2), nur 36% gelang dies mit der TFH-Wiederaufnahme [1]. Der Unterschied war zwar nicht signifikant, die Differenz mahnt jedoch zur Vorsicht. Auch wenn sich ein Selektionsbias nicht ausschließen lässt, sollten Ärzte die TFH nach einer Hirnblutung vielleicht solchen Patienten vorbehalten, die ein besonders hohes Risiko für ischämische Ereignisse haben.

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Nach einer Hirnblutung ist die Frage: Thrombozytenaggregationshemmer oder nicht?

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