Der Maler Max Slevogt (1868–1932) gehört zusammen mit Lovis Corinth und Max Liebermann zu den bedeutendsten Vertretern des „deutschen Impressionismus“, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand. Slevogt war ein Liebhaber der Musik, spielte Klavier und war ein begeisterter Besucher von Opern. Sein außerordentlich umfangreiches, fantasievolles Werk umfasst neben Bildern, Bühnenbildern und Wandmalerei, eine Vielzahl von Aquarellen, Zeichnungen, Druckgrafiken und Buchillustrationen.

In kunsthistorischen Biografien seines Lebens und Werkes wird vielfach erwähnt, dass er unter einer Gicht litt [1]. Slevogt war ein Genussmensch, der feine Speisen und gute Weine schätzte, wie zahlreiche seiner Briefe, seine fantasievolle Gestaltung von Menükarten und die Erzählungen seiner Zeitgenossen belegen [2]. Seine Krankengeschichte wurde bisher nicht medizinhistorisch untersucht und soll deshalb im Folgenden rekonstruiert werden, soweit dazu Quellen zur Verfügung stehen.

Die vom Saarlandmuseum zum Slevogt-Jahr 2018 editierte Zusammenstellung seiner von 1898 bis 1932 verfassten, mit vielen Zeichnungen versehenen Briefe ermöglichen eine auf autobiografische Aussagen gestützte Analyse des zeitlichen Verlaufes der Manifestationen seiner Erkrankung und therapeutischer Maßnahmen [3]. Weitere Informationen konnten aus dem Buch seines Sammlers und Freundes Johannes Guthmann [4] und aus der Biografie von Hans-Jürgen Imiela [5] entnommen werden. Die bisher nicht veröffentlichten Briefe des Arztes und Sammlers János Plesch an Slevogt, die mir von Dr. Armin Schlechter, Leiter der Abteilung Sammlungen des Landesbibliothekszentrums Rheinland-Pfalz, Pfälzische Landesbibliothek, als gescannte Kopien zur Verfügung gestellt wurden, erschließen zusätzliche in den anderen Quellen nicht verfügbare Angaben zur Therapie.

Biografie und künstlerisches Werk

Nach seinem Akademiestudium in München (1885–1889/90) und einem Studiensemester 1889 an der Académie Julian in Paris lässt sich Slevogt 1890 als freier Künstler in München nieder [6]. Im Jahr 1893 beteiligt er sich als Mitglied an der ersten Ausstellung der Münchner Secession mit dem Gemälde „Ringerschule“ [7]. Wegen der offensiven, geradezu brutalen Nacktheit der Figuren erregte das Bild einigen Ärger und wurde kontrovers diskutiert. Slevogt heiratet 1898 seine Jugendfreundin Antonie („Nini“) Finkler, die er durch Besuche in der Pfalz bei Familie Finkler auf Neukastel (heute Slevogthof) bei Leinsweiler sowie in Godramstein kennengelernt hatte. Im gleichen Jahr entstehen während seines Aufenthaltes in der Pfalz erste Landschaftsbilder mit aufgehellter Farbpalette und impressionistischer Auffassung [8]. Mit dem Gemälde „Danaë“ [9] in der Ausstellung der Münchner Secession 1899 löst er einen Skandal auslöst. Das Bild wird noch am Abend der Eröffnung abgehängt und entfernt. Das Triptychon „Der verlorene Sohn“ wird in der von Max Liebermann geleiteten Berliner Secession hingegen als Meisterwerk gefeiert [6]. Es ist das Verdienst der Vettern Paul und Bruno Cassirer, Slevogt entdeckt und gefördert zu haben, indem Paul Cassirer ihn schon 1899 unter Vertrag nimmt und Bruno Cassirer ihn versucht zu überzeugen, nach Berlin zu siedeln [2].

Slevogt besucht 1900 die Pariser Weltausstellung und ist besonders beeindruckt von den Bildern des französischen Impressionisten Edouard Manets. Anfang 1901 zeichnet sich ab, dass Slevogt München verlassen und wegen seines Erfolges in Berlin dorthin übersiedeln wird. Zuvor hält er sich von Mitte März bis Ende Mai in Frankfurt a. M. auf, wo er die Erlaubnis hat, im Zoo zu malen. In rascher Folge entstehen 29 Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen und zahlreiche Skizzen und Studien. In den Tierbildern von Panther, Leoparden und Löwen werden erste Einflüsse des Impressionismus deutlich. Die Konturen der Tiere und Gegenstände sind weitgehend aufgelöst, und mit nur wenigen dunklen oder hellen Farbflecken deutet der Maler ihr Fell und ihre Physiognomie an [10]. Im Herbst 1901 zog Slevogt zusammen mit dem Maler und Grafiker Lovis Corinth nach Berlin und trat 1902 der Berliner Secession bei. Durch seine Freundschaft mit dem Opernsänger Francisco d’Andrade entsteht die umfangreiche Werkgruppe der Don Giovanni-Darstellungen aus Mozarts gleichnamiger Oper. Mit der hochgelobten „Champagnerarie (Der weiße d’Andrade)“ kreiert Slevogt das Genre des Künstler-Rollenporträts und findet damit Anerkennung. Die Sommermonate verbringt er mit seiner Familie in der Pfalz, wo sein persönlicher Stil entsteht in den Landschaftsbildern in der Umgebung von Godramstein mit den Lichtverhältnissen angepassten Farbtönen ganz im Gegensatz zu den eher durch eine dunkle Farbpalette dominierten Werken, die er in dieser Zeit in Berlin malt [1].

Eine 1914 2 Monate dauernde Reise nach Ägypten wird mit 21 Gemälden und 25 Aquarellen, die in ihrem Verlauf entstandenen sind, zu einem Meilenstein seines Schaffens. „Die lichterfüllten Bilder dokumentieren seine vollständige Identifikation mit dem Augenblick und sind Meisterwerke der deutschen Malerei des Impressionismus.“ [2] Im Juni des Jahres erwarb er von seinen Schwiegereltern das Landgut Neukastel, um dieses als Sommerresidenz für seine Aufenthalte abseits Berlins zu nutzen [1]. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 meldet sich der Kriegsbegeisterte freiwillig als Frontmaler, obwohl er aufgrund seiner rezidivierenden Gichtanfälle als untauglich eingestuft wird [2]. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wird ihm letztlich erlaubt, ab Oktober auf eigene Kosten und eigenes Risiko für Leib und Leben an die Westfront zu reisen. Slevogt musste aber bereits nach einem Monat erkennen, dass er der emotionalen Belastung der Kriegshandlungen und Frontbedingungen nicht gewachsen war, und brach daher seine Tätigkeit Anfang November ab. Diese einschneidende Erfahrung hatte seine ursprüngliche Euphorie über den Krieg bald verstummen lassen und ihn zu einem entschiedenen Kriegsgegner gemacht [1].

Bedingt durch die kriegsbedingte prekäre Versorgungslage in Berlin, beschloss der Künstler 1917 mit seiner Familie länger auf Neukastel zu verweilen, als sie es in der Vergangenheit getan hatten. Aus dieser freien Wahl des Aufenthaltsorts wurde nach Kriegsende 1918 ein Zwang, da die französische Besatzungsmacht ihm das Verlassen des Landguts untersagte. So erhielt Slevogt die unfreiwillige Gelegenheit, die Landschaft seiner Wahlheimat nach den bisherigen Sommer- und Herbstszenen erstmals auch als winterliches Motiv zu erfassen. Erst 1920 vermochte er sich wieder frei zu bewegen. Trotz des erzwungenen Aufenthaltes in der Pfalz war er dieser keineswegs überdrüssig geworden – im Gegenteil, nach kurzem Aufenthalt in der Reichshauptstadt plante er wieder die Rückkehr auf seinen Landhof im Sommer.

Das Werk Slevogts umfasst neben seinen Porträts und Landschaftsmalereien auch Illustrationen von Büchern z. B. „Ali Baba und die vierzig Räuber“, die deutsche Ausgabe des Romanzyklus „Lederstrumpf“ von James Fenimore Cooper, die Erzählungen „Tausendundeine Nacht“ und Illustrationen zu Goethes „Faust II“. Im Jahr 1924 erhielt er den Auftrag zum Entwurf der Bühnenbilder für Mozarts „Don Giovanni“ an der Dresdner Staatsoper. Stilistisch hieran anschließend, schuf er zudem verschiedene Wand- und Deckengemälde. Aufgrund seiner angeschlagenen Gesundheit war er jedoch bei dieser körperlich sehr anstrengenden Arbeit auf die Hilfe seiner Schüler angewiesen. Das inzwischen nach eigenen Wünschen umgebaute Landgut dekorierte Slevogt ebenfalls mit Wand- und Deckenszenerien, die phantasievolle Motive aus Oper, Mythologie und Weltliteratur darstellten.

Sein letztes Werk schuf der herzkranke Maler 1931/32 unter größter Anstrengung und mit Unterstützung durch seinen Schüler und 2 weitere professionelle Kunstmaler [1] für die (im Zweiten Weltkrieg zerstörte) Friedenskirche in Ludwigshafen. Das 100 m2 große Wandbild stellt eine dramatisch aufgeladene Golgatha-Szene dar, die den bleichen Christus am Kreuz im Hintergrund und den erlösten, in warmes Licht gehüllten Heiland im Vordergrund zeigte. Slevogt konnte an der Einweihungsfeier seines Gemäldes nicht mehr teilnehmen. Er starb wenig später, am 20.09.1932, im Alter von 64 Jahren [1].

Krankengeschichte

Zwischen dem Künstler Max Slevogt und seinem Bewunderer und Sammler, dem Berliner Kunsthistoriker, Schriftsteller und Kunstsammler Johannes Guthmann (1876–1956), bestand eine langjährige, über die Jahre vertiefende Freundschaft, die in ihrer umfangreichen Korrespondenz belegt ist [3]. Guthmann datiert den Beginn der Gichterkrankung Slevogts in das Jahr 1895: „Zieht man aus der Bilderfülle des Jahres 1895 – es ist das arbeitsreichste in Slevogts Leben gewesen … . und leider schon sein erstes Schmerzensjahr, denn den kaum Siebenundzwanzigjährigen warf der erste der sich später häufenden schweren Gichtanfälle für 9 Wochen auf das Krankenlager …“[4]. Die Gicht manifestiert sich zunächst in größeren Abständen. Ab 1915 ist eine Häufung von Anfällen in 1‑ bis 2‑jährigen Abständen (Tab. 1) in den Briefen Slevogts dokumentiert und vielfach durch Zeichnungen illustriert [3]. Zeichnungen in den Briefen (Abb. 12 und 3) stellen den klassischen Befall der Füße durch die Gicht dar, und eine Zeichnung aus 1907 weist auf einen oligoartikulären Anfall mit Beteiligung beider Knie hin (Abb. 1).

Abb. 1
figure 1

Max Slevogt auf dem Krankenlager, von Teufelchen geplagt, 1907 (aus Mönig und Wolf [3]), mit dem Untertitel „3 Wochen war der Frosch sehr krank. Nun raucht er wieder, Gott sei Dank!“

Abb. 2
figure 2

Zwei Teufelchen zwicken mit Zangen Slevogts Fuß, 1910. (Aus Mönig und Wolf [3])

Abb. 3
figure 3

Zwei Teufel mit Zange und Hammer vor Slevogts Fuß, der auf einem Sockel mit der Aufschrift „Hilfe“ steht, 1915/16. (Aus Mönig und Wolf [3])

Tab. 1 Chronologische Liste der Gichtanfälle von Max Slevogt, zusammengestellt aus seinen Briefen [3]

Slevogt therapierte seine Gichtanfälle in der Regel mit Bettruhe (Tab. 1). Nur einmal in 1915 wird von ihm selbst Colchicum als die klassische Medikation zur Anfallstherapie erwähnt (Tab. 1), das er aber wegen eines nur leichten Anfalles nicht einnimmt. Erst aus den Briefen seines Arztes Jonas Plesch wird deutlich, dass er doch öfter seine Gicht damit behandelte (s. unten). Mehrfach werden von ihm Kuren zur Behandlung der Gicht aufgeführt (Tab. 2).

Tab. 2 Liste der Kuren, die Max Slevogt wegen seines Krankseins durchgeführt hat

Hinweise auf weitere therapeutische Maßnahmen konnten aus den bisher unveröffentlichten Briefen des Internisten Jonas Plesch (1878–1957) an Max Slevogt entnommen werden [11]. Plesch war ein ungarischer Arzt, der nach seinem Medizinstudium 1903 in Berlin an der II. Medizinischen Klinik der Charité bei Friedrich Kraus seine wissenschaftliche Ausbildung fortsetzte, sich dort habilitierte und zum außerordentlichen Professor ernannt wurde [12]. Er leitete von 1912 bis zu seiner Emigration 1933 die Innere Abteilung am kath. Franziskus-Hospital in Berlin und führte eine renommierte Luxuspraxis in zentraler Lage. Albert Einstein und viele namhafte Künstler – so auch Slevogt –, Schauspieler, Wissenschaftler und Politiker zählten zu seinen Patienten, Bekannten und Freunden. Blutdruck, Arteriosklerose und Herzerkrankungen waren Pleschs Spezialgebiete. Er empfahl Klimakuren, entwarf Diättherapien und wies auf den Zusammenhang von Arteriosklerose und Hypercholesterinämie hin [13].

Plesch empfiehlt Slevogt 1924, als Vorbeugung gegen ein Rezidiv des abgeklungenen Gichtanfalls am Knie für 2 Wochen Jodkalisalbe aufzutragen und eine Binde zu tragen. Seine Diät solle er noch fortsetzen um leichter zu werden, jedoch „Wenn sie bei der Weinlese mal ein paar Gläser Wein trinken, so brauchen Sie sich keine Gewissensbisse zu machen; es wird Ihnen sicherlich nichts schaden.“ [11]. Für den Gichtanfall 1926 (Tab. 1) verordnet Plesch Pyramidon (Wirkstoff Aminophenazon mit analgetischen, entzündungshemmenden und fiebersenkenden Eigenschaften) 3‑mal täglich 0,3 g und 3‑mal täglich 15 Tropfen Colchicum, „um durch den Darm die Schlacken zu entfernen“ [11]. Für den Gichtanfall 1928 gibt Plesch die folgenden Ratschläge: „Ich hätte es Ihnen nicht besser sagen können, als Sie es bereits selbst getan haben mit Seife, Jod, Cholchicin …. Alkohol weglassen und zur weiteren Verstärkung Ihres Stoffwechsels auch alles, wo Ei drin ist oder gar reine Eierspeisen. Zum Durchspülen des Körpers lege ich Ihnen ein Rezept bei. … lassen Sie sich aus der Apotheke Zinnkraut und Weissdorn zu gleichen Teilen holen. Von diesem Gemisch kochen Sie sich von einem Esslöffel auf einen halben Liter Wasser einen Tee und werfen da hinein zwei Pillen von dem aufgeschriebenen Urotropin (Methenamin; führt in den ableitenden Harnwegen zur Freisetzung von Formalin. Dadurch werden die Harnwege schwach desinfiziert, das Bakterienwachstum wird gehemmt und Harnwegsinfekten wird vorgebeugt [14]) und trinken Sie in der Frühe nüchtern aus. Der Urin wird darauf mehr und heller erscheinen und ich hoffe, dass Sie auch Ihre Gelenksache los werden.“

Im April 1929 erlitt Slevogt eine schwere Herzattacke, wobei es sich um einen Anfall einer Angina pectoris gehandelt haben dürfte, wie der weitere Krankheitsverlauf nahelegt. Die Ärzte, v. a. sein Hausarzt Janos Plesch, verordneten ihm mehr Ruhe und die Einhaltung einer vegetarischen und salzlosen Diät. „Von Plesch’s Badekur habe ich mich durch das Versprechen losgekauft, hier 4 Wochen salzlos zu leben u. der absolutesten Ruhe zu pflegen, – u. so darf ich hoffen, daß der Motor dann wieder besser lauft.“ [3]. Im August 1929 verschreibt Plesch ihm neue Pillen, die Chinin enthalten [11]. Chinin wurde zu damaliger Zeit als Mittel gegen Arrhythmien eingesetzt, sodass zusätzlich eine Herzrhythmusstörung vermutet werden kann [15]. Im Oktober 1930 bezieht sich Plesch auf Herzbeschwerden von Slevogt während der Kur in Aachen: „Sie müssen nur noch ein bissel geduldig sein und diese Herzbeschwerden nicht zu tragisch nehmen … und wenn Sie die Herzgegend mit einem bisschen Paprikasalbe (Kapsolin) einreiben oder, wenn Sie diese nicht zur Hand haben, mit Senfspiritus aus Ihrer Apotheke beschmieren, so werden diese Beschwerden höchstwahrscheinlich auch sehr bald vorüber sein. Sie könnten evtl. auch dreimal täglich einen Eisbeutel auf die Herzgegend legen, aber hauptsächlich dort, wo das dicke Fleisch des Brustmuskels sitzt, am besten unter die Achselhöhle und dann über die Herzgegend hinüberschlagen.“ [11]

Im Mai 1932 während der Arbeiten an der Golgatha-Szene in der Friedenskirche in Ludwigshafen haben sich die Herzbeschwerden wohl verschlechtert, da Plesch nun 3‑mal täglich Theominal (enthält Theobromin zur Verbesserung der Durchblutung der Koronargefäße und Luminal mit beruhigender und schlafbringender Wirkung) [16] und für 20 min ein Senfpflaster in die linke haarlose Achselhöhle empfiehlt. „Tritt trotzdem eine Beklemmung auf, so helfen Sie mit einem Cognac nach ….Wenn nicht anders geht so nehmen Sie 1–2 Tropfen Nitroglycerin.“ [11]

Ende Juni 1932 berichtet Slevogt kurz vor Beendigung der Arbeiten in der Friedenskirche über eine Erkältung: „… die Anspannung machte sich bemerkbar u. dabei eine scheußliche Erkältung, so daß ich die Karte auf’s letzte setzte. Denn, wenn man einmal erst nachgibt, wird [sic] aus Stunden der Ruhe Tage oder – Wochen! – Also das Fresko ist fertig – die Retouchen (leider unvermeidlich) wohl morgen u. übermorgen.“ [3] Seit Mitte September ging es ihm schlecht. „Plesch, sein Berliner Arzt, auf der Durchreise nach Paris, gab dem behandelnden Kollegen allerhand Weisungen; sie würden helfen – vorausgesetzt, daß kein großer Anfall der Angina pectoris käme. Aber der gefürchtete Anfall kam, die ärztliche Hilfe blieb machtlos.“ [17] Slevogt stirbt am 20. September, nur 4 Monate nach Fertigstellung des Freskos und kurz vor seinem 65. Geburtstag, wahrscheinlich an einem Herzinfarkt.

Für die koronare Herzerkrankung von Slevogt muss neben dem erhöhten kardiovaskulären Risiko durch die Gicht [18, 19] auch sein starkes Rauchen verantwortlich gemacht werden. Viele seiner Selbstbildnisse und Fotos zeigen ihn als Zigarren- und Zigarettenraucher, und sein Freund Guthmann schreibt dazu: „Der Hausherr vor dem längst abgeräumten Frühstückstisch einsam bei der Zigarre … in den gewölbten Backen sammelt sich der Rauch der nie verlöschenden Zigarre, bis er ihn langsam, einer alten Brunnenfigur nicht unähnlich, durch Mund und Nase entläßt.“ [4] Und: „Drei Zigarren, sagte er gelegentlich in halbem Scherz, rechne er für ein Bild durchschnittlicher Größe. Er … erwähnte dabei nicht, welch ungeheuren, seinem Leben so gefährlichen Aufwand an schöpferischer Kraft gerade das rasende Tempo seiner Arbeit verschlang.“ [17]

Schlussbetrachtung

Der Maler, Buchillustrator und Graphiker Max Slevogt (1868–1932) gehört zusammen mit Lovis Corinth und Max Liebermann zu den bedeutendsten Vertretern des „deutschen Impressionismus“. Mit großformatigen Porträts wurde er in Berlin berühmt, in der Pfalz entstand eine stimmungsvolle, impressionistische Landschaftsmalerei, und als Graphiker illustrierte er die Klassiker der Weltliteratur [2]. Seine Krankengeschichte ist ein eindrucksvolles Beispiel für einen großen Künstler, der wegen seiner Gichtanfälle und dadurch häufige, mitunter wochenlange Bettruhe in seinem Schaffen beeinträchtigt war. Die durch Zeichnungen illustrierte Erkrankung und deren symptomatische Therapie einschließlich vielfacher Kuren veranschaulichen die zu Beginn des 20. Jahrhunderts begrenzten Behandlungsmöglichkeiten. Sein früher Tod in Folge einer koronaren Herzerkrankung dürfte auf die Gicht und sein Rauchen zurückzuführen sein.

Fazit für die Praxis

Die Krankengeschichte des von Gicht geplagten Max Slevogt (1868–1932) ist ein bedeutsames Beispiel für einen großen Künstler, der unter einer Gicht litt. Die Zusammenstellung des Verlaufes seiner Erkrankung, illustriert durch Zeichnungen, und der therapeutischen Maßnahmen einschließlich vielfacher Kuren veranschaulichen, wie sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Behandlung auf symptomatische Therapien beschränkte, da noch keine harnsäuresenkende Dauertherapie zur Verfügung stand.