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Die Absicht dieser kurzen Darstellung ist es, auf eine weniger beachtete Weichteil- bzw. Bindegewebestruktur des Kniegelenkes aufmerksam zu machen.
Anatomische Definition
„Die Kniegelenkhöhle ist relativ groß und aufgrund der Kommunikation mit mehreren gelenknahen Schleimbeuteln weit verzweigt. Außer den Menisken ragen variabel ausgebildete Falten der Gelenkkapsel in die Gelenkhöhle. Große paarige Falten, Plicae alares, entspringen regelmäßig an den seitlichen Rändern der Patella und des Corpus adiposum infrapatellare (Hoffascher Fettkörper). Falten des Hoffaschen Fettkörpers ragen häufig auch im mittleren Bereich unterhalb der Patellaspitze in die Gelenkhöhle. Das Corpus adiposum infrapatellare ist ein pyramidenförmiger Fettkörper, dessen Basis dem Lig. patellae aufliegt. Die distale Grenze bildet die Area intercondylaris anterior des Tibiaplateaus. Das Lig. transversum genus wird meistens vollständig vom Hoffaschen Fettkörper überdeckt. Proximal reicht das Corpus adiposum infrapatellare bis zur Knorpel-Knochen-Grenze des distalen Kniescheibenrandes. Hier entspringt ein derber, bindegewebiger Strang, der zunächst innerhalb der Synovialmembran des Hoffaschen Fettkörpers nach distal verläuft und dann im mittleren Bereich als Falte, Plica synovialis infrapatellaris, frei durch die Gelenkhöhle zur Wölbung der Fossa intercondylaris herüberzieht. Die Falte ist mit der Synovialmembran auf der Vorderseite der Kreuzbänder verwachsen. Die Plica synovialis infrapatellaris wird als Rest eines während der Embryonalentwicklung ausgebildeten vollständigen Septums im vorderen Abschnitt der Kniegelenkhöhle angesehen“ (Abb. 1 a, b) [7].
Pathophysiologie
Bei Erkrankungen des infrapatellaren Fettkörpers (IPFK), erstmals von Hoffa 1904 [3] beschrieben, handelt es sich um ein Syndrom mit Vorstoß des Fettkörpers zwischen Femur und Tibia während der Extensionsendstellung. Diesem können eine Entzündung und Hypertrophie des IPFK zugrunde liegen, welche die Symptomatik intensivieren. Histologische Untersuchungen entfernter IPFK zeigten Veränderungen, die einer akut-chronischen Entzündung entsprechen. Bei allen Untersuchungen der infrapatellaren Fettkörper von Patienten mit der Hoffa-Krankheit wurden eine synoviale Hypertrophie der Fettkörperoberfläche sowie fibrotische und chronisch entzündliche Veränderungen beschrieben.
Chronisch fibrotische Gewebe, die durch wiederholte Traumen des vorderen Knies entstehen, sind möglicherweise Folge einer Verknöcherung des infrapatellaren Fettkörpers.
Postoperative Fibrosen des Fettkörpers können nach einer Arthroskopie oder offenen Operation, z. B. Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandrisses (ACL), totale Knieendoprothese (TKR), auftreten [1].
Die Inzidenz soll 1% der anterioren Knieschmerzen betragen [5].
Klinische Anzeichen und Symptome der Pathologie des IPFK (Hoffa-Syndrom)
Die klinische Symptomatik des Hoffa-Syndroms beinhaltet Schmerzen im vorderen Kniebereich sowie einen minimalen Verlust der Extensionsendstellung und eine leicht sichtbare Ödembildung. Entzündungen des IPFK resultieren möglicherweise aus einem Gelenkerguss, welcher klinisch gegebenenfalls durch die Beugung der Patellarsehne erkennbar wird. Bei Patienten mit einer hinteren Spalte im IPFK [6] kann eine vordere Anschwellung auch ein Beweis für eine Artikulation des IPFK mit dem Kniegelenk sein, das unter Umständen ebenfalls geschwollen ist.
Fibrosen des IPFK, die postoperativ auftreten, können zu vorderen Knieschmerzen und einem Verlust der Extensionsendstellung führen.
Der „Bounce-Test“, bei dem das Knie passiv in die Hyperextensionsstellung geführt wird [2], ruft die typischen Schmerzen des Hoffa-Syndroms hervor. Das signifikante Symptom zeigt sich beim Aufbringen eines manuellen Drucks auf die mediale Seite des Fettkörpers in Knieflexion. Bei ausgestrecktem Knie wird der Schmerz wahrgenommen, als sei der infrapatellare Fettkörper unter die Patella vorgedrungen [1].
Physiotherapie und Fazit für die Praxis
Genaue Kenntnisse der Anatomie und der klinischen Symptomatik sind Grundlagen einer jeden kritischen Befundbewertung.
Postoperativ angesetzte physiotherapeutische Maßnahmen sollen eine Wiederherstellung der vollen Beweglichkeit fördern und die Kraft des Quadrizeps erhöhen. Eine frühzeitige und intensive Mobilisation von Knie und Patella wird befürwortet, um das Risiko einer Arthrofibrose zu reduzieren [4].
Literatur
Abrahams S, Ellis R (2007) Clinical considerations involving the infrapatellar fat pad. J Orthop Med 29: 42–46
Ellen MI, Jackson HB, DiBiase SJ (1999) Uncommon causes of anterior knee pain: a case report of infrapatellar contracture syndrome. Am J Phys Med Rehabil 78: 376–380
Hoffa A (1904) Influence of adipose tissue with regard to the pathology of the knee joint. JAMA 43: 795–796
Millett PJ, Wickiewicz TL, Warren RF (2001) Motion loss after ligament injuries to the knee. Part II: Prevention and treatment. Am J Sports Med 29: 822–828
Ogilvie-Harris DJ, Giddens J (1994) Hoffa’s disease: arthroscopic resection of the infrapatellar fat pad. Arthroscopy 10: 184–187
Patel SJ, Kaplan PA, Dussault RG, Kahler DM (1998) Anatomy and clinical significance of the horizontal cleft in the infrapatellar fat pad of the knee: MR imaging. AJR Am J Roentgenol 170: 1551–1555
Rauber A, Kopsch F (1998) Anatomie des Menschen – Lehrbuch und Atlas. Bd I Bewegungsapparat. Tillmann B, Töndury G, Zilles K (Hrsg) Georg Thieme, Stuttgart, S 559–561
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Beyer, L. Der Hoffa-Fettkörper – Corpus adiposum infrapatellare. Manuelle Medizin 45, 427–436 (2007). https://doi.org/10.1007/s00337-007-0556-3
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00337-007-0556-3