Zusammenfassung
In der Gesundheitsförderung hat sich die Orientierung an vier Qualitätsdimensionen etabliert: Planungs-, Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität. Die Planungsqualität gilt dabei als facettenreichste Qualitätsdimension, umfasst sie doch so unterschiedliche Aspekte wie die Erfassung von Bedarf und Bedürfnissen, eine klare Zieldefinition und die Berücksichtigung der wissenschaftlichen Evidenz. Der Planungs- und Evaluationszyklus von Bauman und Nutbeam und die hieraus abgeleiteten Evaluationsfragen bieten einen guten Rahmen, um die Qualitätsentwicklung zu konzipieren. Das Ergebnismodell von Nutbeam erlaubt es dabei, die Wirkungen auf unterschiedlichen Ebenen zu verorten und miteinander in Beziehung zu setzen. Das Qualitätssystem quint-essenz, das von Gesundheitsförderung Schweiz entwickelt wurde und das wohl umfassendste System im deutschsprachigen Raum darstellt, unterstützt mit seinen Qualitätskriterien und den Instrumenten auf vielfältige Weise die Qualitätsentwicklung.
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Notes
- 1.
Zur begrifflichen Klärung: Unter einem Projekt verstehen wir ein einmaliges, strukturiertes Vorhaben, mit dem bis zu einem definierten Zeitpunkt ein zuvor festgelegtes Ziel erreicht werden soll. Ein Programm hingegen ist umfassender. Zwar ist auch dieses zeitlich befristet, es umfasst aber mehrere Projekte, die aufeinander angestimmt sind (vgl. die Unterscheidung zwischen „single component intervention“ und „complex public health intervention“ bei Bauman und Nutbeam 2014; s. auch Kolip et al. 2019a).
- 2.
Gesundheitsförderung Schweiz ist eine privatrechtliche Stiftung, die von den Kantonen und den Krankenversicherern gemeinsam getragen wird. Sie hat den gesetzlichen Auftrag, Maßnahmen zur Förderung der Gesundheit und zur Verhütung von Krankheiten anzuregen, zu koordinieren und zu evaluieren. Jede in der Schweiz lebende Person leistet einen jährlichen Beitrag von 4,80 Schweizer Franken (entspricht 4,35 Euro); damit beträgt das jährliche Finanzvolumen etwa 37 Mio. Euro (https://gesundheitsfoerderung.ch/ueber-uns/stiftung.html).
- 3.
Die Nationalen Gesundheitsziele (s. http://www.gesundheitsziele.de) sind zwar im Präventionsgesetz verankert, haben aber keine rechtliche Bindung für die Kommunen oder Bundesländer.
- 4.
Die Buchstaben des Akronyms stehen für: S: spezifisch; M: messbar; A: anspruchsvoll, attraktiv und akzeptiert; R: realistisch; T: terminiert.
- 5.
Dieser Logik folgt auch die Förderlinie des GKV-Bündnis für Gesundheit zum Aufbau gesundheitsfördernder Steuerungsstrukturen. Antragsberechtigt sind Kreise und kreisfreie Städte, deren Sozialstruktur im Bundes- oder Landesbezug vergleichsweise niedrige sozioökonomische Werte aufweist (Ermittlung auf Basis des German Index of Socioeconomic Deprivation (GISD) des Robert Koch-Instituts).
- 6.
Es sei angemerkt, dass im englischen Sprachraum der Begriff der formativen Evaluation manchmal auch anders gefasst ist. So verstehen Bauman und Nutbeam unter dem Begriff „formative Evaluation“ alle Aktivitäten vor Interventionsstart zur Entwicklung und Testung von Gesundheitsförderungsprojekten und -programmen. Mit einer formativen Evaluation wird die Relevanz des Problems erörtert und die Machbarkeit verschiedener Interventionen wird betrachtet (Bauman und Nutbeam 2014). Demgegenüber stehen die Prozessevaluation (Aktivitäten, die den Fortschritt in der Programmumsetzung und die Programmtreue messen) und die Outcome- und Impactevaluation (Maßnahmen zur Erfassung der vorhergesagten Effekte).
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Kolip, P., Trojan, A. (2021). Qualitätsentwicklung in der Prävention und Gesundheitsförderung. In: Tiemann, M., Mohokum, M. (eds) Prävention und Gesundheitsförderung. Springer Reference Pflege – Therapie – Gesundheit . Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-62426-5_117
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