Skip to main content

Personsein unter den Vorzeichen von Verwiesenheit

  • Living reference work entry
  • First Online:
Ethik im Gesundheitswesen

Zusammenfassung

Gemäß dem praktisch geltenden Ethos in der Medizin sind alle lebendigen Menschen als Personen anzuerkennen und mit Respekt zu behandeln. Gleichzeitig ist dies in der philosophischen Debatte durchaus umstritten. So heben kriteriengebundene und transzendentale Personalitätskonzeptionen auf personelle Eigenschaften und Fähigkeiten ab oder setzen eine dem Menschsein inhärente Personalität voraus. Davon zu unterscheiden sind Ansätze, welche die Verwiesenheit von Personen zu- und aufeinander herausstellen und somit auch asymmetrische Beziehungen nicht notwendigerweise als abweichend markieren. Diese Ansätze verfügen über das Potenzial, die wechselseitigen Anerkennungsverhältnisse, in denen sich Personen befinden, ebenso zu erfassen wie die damit einhergehenden Zwänge. In einer soziologischen Perspektive werden Normen als ein empirisches Phänomen behandelt. Entsprechend wird die Forderung, dass alle lebendigen Menschen gleich an Freiheit und Würde individuell anzuerkennen sind, als ein Strukturmerkmal der politisch-moralischen Ordnung der modernen Gesellschaft analysiert.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Institutional subscriptions

Similar content being viewed by others

Notes

  1. 1.

    Fuchs (2018) untersucht beispielsweise die Frage nach personeller Identität im Zusammenhang mit Demenz.

  2. 2.

    Auch diese Konzepte fanden Anwendung im DFG-Projekt „Behandlungsentscheidungen bei Frühgeborenen – eine theoriegeleitete, ethnographische Untersuchung“ (Büsing o. J.; Schaeffer o. J.).

Literatur

  • Beckwith FJ (2007) Defending life: a moral and legal case against abortion choice. Cambridge University Press, Cambridge

    Google Scholar 

  • Birnbacher D (2006) Das Dilemma des Personenbegriffs. In: Birnbacher D Bioethik zwischen Natur und Interesse. Suhrkamp, Frankfurt am Main, S 53–76

    Google Scholar 

  • Büsing SM (o. J.) Die Erdeutung von Wille und Wohl bei medizinisch-ethischen Behandlungsentscheidungen in der Frühgeborenenintensivmedizin in Deutschland und der Schweiz. (in Vorb.)

    Google Scholar 

  • Conradi E (2001) Take care: Grundlagen einer Ethik der Achtsamkeit. Campus, Frankfurt am Main

    Google Scholar 

  • Descola P (2005/2011) Jenseits von Natur und Kultur. Suhrkamp, Frankfurt am Main

    Google Scholar 

  • Engelhardt HT (1996) The foundations of bioethics, 2. Aufl. Oxford University Press, New York

    Google Scholar 

  • Enzyklika Evangelium vitae (1995) von Papst Johannes Paul II an die Bischöfe, Priester und Diakone, die Ordensleute und Laien sowie an alle Menschen guten Willens über den Wert und die Unantastbarkeit des menschlichen Lebens. Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Bonn

    Google Scholar 

  • Feinberg J (1980) The nature and value of rights. In: Feinberg J Rights, justice, and the bounds of liberty: essays in social philosophy. Princeton University Press, New Jersey, S 143–158

    Chapter  Google Scholar 

  • Fuchs T (2018) Leiblichkeit und personale Identität in der Demenz. Dtsch Z Philos 66(1):48–61

    Google Scholar 

  • Graumann S (2012) Die Geburt als Grenze zur Konstitution sozialer Personen: Ein soziologisch-theoretischer Beitrag zur bioethischen Diskussion über Spätabbrüche und die Behandlung von Frühchen. In: Joerden J et al (Hrsg) Menschenwürde in der Medizin: Quo vadis? Nomos, Baden-Baden, S 13–32

    Chapter  Google Scholar 

  • Graumann S (2011) Anerkennung und Sorgebeziehungen. In: Lüdtke N, Matsuzaki H (Hrsg) Akteur – Individuum – Subjekt: Fragen zu ‚Personalität‘ und ‚Sozialität‘. VS, Wiesbaden, S 385–400

    Chapter  Google Scholar 

  • Herms E (2003) Person. In: Betz et al (Hrsg) Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, Bd 6. Mohr Siebeck, Tübingen

    Google Scholar 

  • Hoerster N (1991) Abtreibung im säkularen Staat. Argumente gegen den §218. Suhrkamp, Frankfurt am Main

    Google Scholar 

  • Honneth A (1992/2014) Kampf um Anerkennung: Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte. Suhrkamp, Frankfurt am Main

    Google Scholar 

  • Hunt L (2007) Inventing human rights: A history. W.W. Norton & Company Inc., New York

    Google Scholar 

  • Husebø S, Mathis G (Hrsg) (2017) Palliativmedizin: Mitbegründet von E. Klaschik. Springer, Berlin

    Google Scholar 

  • Joas H (2011) Die Sakralität der Person: eine neue Genealogie der Menschenrechte. Suhrkamp, Berlin

    Google Scholar 

  • Kant I (1785/1968) Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Akademie-Ausgabe Kant Werke IV. de Gruyter, Berlin

    Google Scholar 

  • Kuhse H, Singer P (1985) Should the baby live? The problem of handicapped infants. Oxford University Press, Oxford

    Google Scholar 

  • Lévinas E (1995) Zwischen uns. Versuche über das Denken an den Anderen. Carl Hanser, München

    Google Scholar 

  • Lévinas E (1991) Außer sich: Meditationen über Religion und Philosophie. Carl Hanser, München

    Google Scholar 

  • Lévinas E (1986) Ethik und Unendliches. Gespräche mit Philippe Nemo. Edition Passagen 11. Passagen, Wien

    Google Scholar 

  • Lindemann G (2019) The social undecidedness relation. Human Studies 42(1):101–121

    Article  Google Scholar 

  • Lindemann G (2018) Strukturnotwendige Kritik. Velbrück Wissenschaft, Weilerswist

    Book  Google Scholar 

  • Lindemann G (2014) Weltzugänge: die mehrdimensionale Ordnung des Sozialen. Velbrück Wissenschaft, Weilerswist

    Google Scholar 

  • Lindemann G (2012) Die Kontingenz der Grenzen des Sozialen und die Notwendigkeit eines triadischen Kommunikationsbegriffs. Berl J Soziol 22:317–340

    Article  Google Scholar 

  • Lindemann G (2002) Die Grenzen des Sozialen: zur sozio-technischen Konstruktion von Leben und Tod in der Intensivmedizin. Fink, München

    Google Scholar 

  • Locke J (1694/1748) An essay concerning human understanding, 13. Aufl. Book II. S. Birt, London

    Google Scholar 

  • Luhmann N (1965/1999) Grundrechte als Institution: ein Beitrag zur politischen Soziologie. Duncker & Humblot, Berlin

    Google Scholar 

  • Luckmann T (1970/1980) Über die Grenzen der Sozialwelt. In: Lebenswelt LT, Gesellschaft (Hrsg) Grundstrukturen und geschichtliche Wandlungen. Schöningh, Paderborn/München/Wien/Zürich, S 56–92

    Google Scholar 

  • Neitzke G (2003) Handeln und Unterlassen: Überlegungen zur Anwendung der Ethik von Emmanuel Lévinas. In: Kick HA, Taupitz J (Hrsg) Handeln und Unterlassen. Ethik und Recht in den Grenzbereichen von Medizin und Psychologie. Springer, Berlin/Heidelberg

    Google Scholar 

  • Plessner (1928/1975) Die Stufen des Organischen und der Mensch. de Gruyter, Berlin

    Book  Google Scholar 

  • Sander M (2016) Autonomie trotz Wachkoma: Ethische Entscheidungsfindung bei neurologisch schwerst erkrankten Menschen. Disserta, Hamburg

    Google Scholar 

  • Schaeffer K (o. J.) Behandlungsentscheidungen in der Frühgeborenenintensivmedizin. Eine theoriegeleitete Ethnographie zur Konstitution sozialer Personen am Lebensanfang. (in Vorb.)

    Google Scholar 

  • Schröter C (2018) Wer ist der Andere?: Erfahrungen von Freiheit und Ethik bei Angehörigen von Menschen im Wachkoma im Spiegel der Philosophie Emmanuel Lévinas'. Logos, Berlin

    Google Scholar 

  • Singer P (1979) Practical ethics. Cambridge University Press, Cambridge

    Google Scholar 

  • Spaemann R (1996) Personen: Versuche über den Unterschied zwischen ,etwas´ und ,jemand´. Klett-Cotta, Stuttgart

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Gesa Lindemann .

Editor information

Editors and Affiliations

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2021 Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature

About this entry

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this entry

Lindemann, G., Büsing, S.M. (2021). Personsein unter den Vorzeichen von Verwiesenheit. In: Riedel, A., Lehmeyer, S. (eds) Ethik im Gesundheitswesen. Springer Reference Pflege – Therapie – Gesundheit . Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-58685-3_32-1

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-58685-3_32-1

  • Received:

  • Accepted:

  • Published:

  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

  • Print ISBN: 978-3-662-58685-3

  • Online ISBN: 978-3-662-58685-3

  • eBook Packages: Springer Referenz Medizin

Publish with us

Policies and ethics