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Die Konstruktion von Räumen im Kontext von Sicherheit – Raumwissen bei der Polizei

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Stadt. Raum. Institution

Zusammenfassung

Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit der Produktion von Raumwissen bei der Polizei und deren Auswirkungen auf das polizeiliche Handeln auf Basis des Forschungsprojekts „KORSIT“. Der Beitrag stellt unterschiedliche Formen räumlicher Wissensbestände – Kriminalitätskarten und räumliches Erfahrungswissen und Narrative – vor und wirft einen Blick auf die Wissenskommunikation innerhalb der Polizei in Form der Leitzentrale als Wissensvermittlerin und der Wissensweitergabe bei Dienstbesprechungen. Es wird deutlich, dass raumbezogene Erfahrungswissen der Polizeibeamt:innen in Kombination mit Narrativen eine wichtige Rolle in der Legitimierung von polizeilichem Handeln spielt. Auch zeigt sich, dass polizeiliche Wissen einem institutionellen Filterungs- und Übersetzungsprozess unterliegt, bei dem individuelles Erfahrungswissen eine zentrale Rolle spielt. Eine Reflexion der räumlichen Wissensbestände stellt jedoch die Voraussetzung für eine einheitliche und gerechte Einsatzbearbeitung dar. Die Ergebnisse des Projekts sollen dazu beitragen, die Defizite in der Produktion von Raumwissen bei der Polizei zu identifizieren und überwinden zu können.

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Notes

  1. 1.

    Nähere Informationen um Projekt können online hier abgerufen werden: https://www.dhpol.de/korsit.

  2. 2.

    Entspricht dem Wording der begleiteten Beamt:innen.

  3. 3.

    Dienstbesprechung finden meist zu Beginn der Schicht statt. Dienstbesprechungen dienen zum einen der Feststellung der aktuellen ‚Stäke‘ bzw. Besetzung. Es wird besprochen, wer da ist, wer ausfällt, wer einspringt, wer (warum) früher gehen muss. Die aktuelle Stärke wird auf die Streifenwagen aufgeteilt. Die Zuteilung erfolgt nach dem Prinzip, wer kommt zuerst mahlt zuerst oder durch den:die Dienstgruppenleiter:in. Dabei gibt es individuelle Präferenzen und bevorzugte Gebiete.

  4. 4.

    Habermas versteht unter kommunikatives Handeln den Austausch von Gründen und Argumenten, um eine Einigung von gemeinsamen Normen und Werte etablieren zu können. Das kommunikative Handeln unterscheidet er dabei beispielsweise vom strategischen Handeln (das auf die Durchsetzung von eigenen Interessen gerichtet ist) oder dem normativ-regulierten Handeln (das durch Regeln und Gesetze bestimmt wird) (Habermas 1984).

  5. 5.

    Hier sind beispielsweise Einsätze relevant, in denen die Eigensicherung von Kolleg:innen gefährdet waren.

  6. 6.

    Eine Vielzahl an Forscher:innen hat darauf hingewiesen, dass Polizist:innen Maßnahmen teilweise infolge des Verhaltens des polizeilichen Gegenübers trifft, auch wenn dieses Verhalten keinen Rechtsverstoß darstellt. Die „demeanor hypothesis“ besagt, dass Verdächtige in einem geringeren Maße Ermessen erfahren, wenn deren Verhalten als unhöflich und respektlos von Polizist:innen interpretiert wird (Becker, 1991; Hunold, 2015; van Maanen, 1978; Worden, 1989). Einige neuere Studien liefern jedoch konträre Ergebnisse und zeigen, dass ein ablehnendes Verhalten, solange nicht illegal, die Wahrscheinlichkeit einer Verhaftung oder Vorladung nicht erhöht (Brown und Frank, 2005; Dunham et al., 2005; Mastrofski et al., 2000).

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Brauer, E., Dangelmaier, T., Hunold, D. (2023). Die Konstruktion von Räumen im Kontext von Sicherheit – Raumwissen bei der Polizei. In: Hunold, D., Brauer, E., Dangelmaier, T. (eds) Stadt. Raum. Institution. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-41824-3_2

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