Zusammenfassung
Wenngleich Organisationen schon immer strukturelle wie produktbezogene Veränderungen produzierten, werden diese erst recht spät als Innovationen bezeichnet. Mit dem Innovationsbegriff bietet sich ein neues Bewertungsschema für strukturelle Veränderungen an, welches zunächst in Diskursen, die mit ökonomischen Themen und Organisationen eng verbunden sind, Verwendung findet. Die aktuelle Übernahme der Innovationssemantik wie auch jener des (Sozial-)Unternehmers in Diskursen zu sozialen Dienstleistungsorganisationen sowie in organisationalen Selbstbeschreibungen ist nicht selbstverständlich. Die Herstellung von Anschlussfähigkeit der Semantiken für deutsche Wohlfahrtsverbände macht eine Neufassung ihrer Selbstbeschreibung und insbesondere ihrer Geschichte erforderlich, die diese so darstellt, dass von der ökonomischen Logik der Begriffe zwar nicht vollständig abgesehen wird, diese aber mittels des sozialen Charakters von Innovationen wie der Gemeinschaftsorientierung der Unternehmerfigur abgeschwächt wird. Eine neoinstitutionalistische Perspektive erlaubt es, die Übernahme des Innovations- wie des Unternehmerbegriffs in das organisationale Selbstbild als Ausrichtung sozialer Organisationen an Erwartungen der gesellschaftlichen Umwelt zu verstehen. Die neue Semantik erleichtert es, Ressourcen für Innovationsförderungsformate zu mobilisieren und so den eigenen Strukturwandel voranzutreiben. Ausgehend von einer Analyse der aktuellen Selbstbeschreibungen anhand wohlfahrtsverbandlicher Positionspapiere zeichnet der Beitrag den historischen Umgang der Verbände mit gesellschaftlichen Krisen nach, um so ein historisch informiertes Verständnis dieser Selbstbeschreibungen zu ermöglichen.
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Zur Analyse der organisationalen Selbstbeschreibungen wurden neben den angegebenen Positionspapieren ebenso aktuelle Internetdarstellungen (inkl. Jahresberichten) im dokumentanalytischen Vorgehen berücksichtigt.
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Lackas, M., Freis, T. (2023). Fähig zur Innovation: Über die stetige Erneuerungsfähigkeit deutscher Wohlfahrtsverbände. In: Schröer, A., Blättel-Mink, B., Schröder, A., Späte, K. (eds) Soziale Innovationen in und von Organisationen. Sozialwissenschaften und Berufspraxis . Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-40695-0_11
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