S’Coronaland Frankreich !

Zusammenfassung

Im Januar 2019 zeichneten Emmanuel Macron und Angela Merkel den Vertrag von Aachen, der an den Élysée-Vertrag von 1963 als zentralen Beitrag zur historischen Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich anknüpft. Der neue Vertrag kann als ein Bekenntnis zu einem starken und zukunftsfähigen Europa gelesen werden – doch dann kam der März 2020 mit seinen Grenzkontrollen und Grenzschließungen mitten in der Europäischen Union und zwischen Deutschland und Frankreich. Gérard Mittelberger, im Frühjahr 2020 Bürgermeister von Petite-Rosselle (Grenzgemeinde im Département Moselle in unmittelbarer Nachbarschaft zum saarländischen Großrosseln), blickt auf die krisenhaften Entwicklungen und zeigt die ganz konkreten Auswirkungen zentral verordneter Entscheidungen für den Alltag im Grenzgebiet. Menschen, die in Petite-Rosselle leben und Angehörige in Großrosseln haben, wurden voneinander getrennt. Administrative Vorgaben wurden zu nahezu unüberwindlichen Hürden. Petite-Rosselle verfügt auch über keinen Lebensmitteleinzelhandel, so dass sich Bewohner*innen in hohem Maße im benachbarten saarländischen Grenzort versorgen – normalerweise, aber eben nicht mit der geschlossenen Grenze, womit entfernter liegende Orte auf französischer Seite aufgesucht werden mussten! Individuelle Hilfsmöglichkeiten mussten gefunden werden. Grenzgänger*innen wurden blockiert. Noch gravierender sind allerdings die Spannungen, die aus den Grenzschließungen resultierten – mit überwunden schienenden Stereotypen und Ressentiments. Gleichzeitig fanden Solidaritätskundgebungen statt. Für Gérard Mittelberger ergibt sich entsprechend unter anderem, dass Kommunikation auszubauen ist, gleiche Regeln dies- und jenseits der Grenze Anwendung finden müssen, aus gemachten Fehlern zu lernen und ein abgestimmtes Handeln erforderlich ist. Dies ist direkt anzugehen, um keine Zeit zu verlieren.