Zusammenfassung
In diesem Aufsatz wird versucht, mithilfe der wissenssoziologischen Videohermeneutik, die Ergebnisse einer Filmanalyse über den zweiten Theresienstadtfilm darzustellen. Der Theresienstadtfilm – unvollständig und als Teil der NS-Propaganda – ist für die Analyse besonders geeignet, da er teilweise professionelle filmtechnische Standards verwendet und andererseits im Bildmotiv alltäglich bleibt, dass man vergessen könnte, wo der Film gedreht wurde. Ein wissenssoziologischer Zugriff ist deshalb interessant, da so verschiedene Sinnkonstitutionen dargestellt werden können.
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Notes
- 1.
Anmerkung: Schon zuvor gab es Versuche, einen „Dokumentarfilm“ über Theresienstadt zu drehen.
- 2.
Die Filmfragmente wurden kurz vor Ende des Krieges weitgehend zerstört und erst später an unterschiedlichen Orten (Tschechische Republik; Israel) wiederentdeckt und vom jüdischen Museum in Prag und Yad Vashem aufbereitet und zusammengefügt.
- 3.
Als stills werden die Filmstandbilder bezeichnet, moves sind die kleinsten bedeutungstragenden Bewegungen innerhalb des Films (Reichertz 2014, S. 69)
- 4.
Der Film ist ein Zusammenschnitt aus zwei Versionen – eine qualitativ schlechtere Version und eine, vom Yad Vashem in Israel und dem jüdischen Museum in Prag aufbereitete qualitativ bessere Version. Die Filmaufnahmen stehen mir im Rahmen meiner Projektarbeit am Kulturwissenschaftlichen Institut zur Verfügung.
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Pellner, L. (2021). Was geht hier eigentlich vor? – Interpretatorische Überlegungen zum Theresienstadtfilm. In: Pellner, L., Soeffner, HG., Stanisavljevic, M. (eds) Theresienstadt – Filmfragmente und Zeitzeugenberichte. Wissen, Kommunikation und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31637-2_4
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