Zusammenfassung
Durch den Einsatz von Sprachmittler_innen ist die qualitative Forschung mit einer dreifachen Subjektivität konfrontiert, die methodische Anpassungen bei Datenerhebung und -auswertung notwendig macht. Anhand der (2009) formulierten vier Kriterien „Konzeptionelle Äquivalenz“, „Qualifikation und Referenzen der Übersetzer_innen“, „Rolle des/der Sprachmittler_in im Übersetzungsprozess“ und „Anpassung an den Forschungsgegenstand“ wird das Vorgehen in einer qualitativen Interviewstudie mit Geflüchteten zum Erleben von Gesundheit und Krankheit in der fremden Lebenswelt reflektiert. Die Autorinnen arbeiten Beispiele für gelungene und herausfordernde Dolmetschsituationen heraus und stellen diese anhand einzelner Interviewpassagen dar. Daraus werden abschließend Handlungsempfehlungen für den Einsatz von Sprachmittler_innen abgeleitet.
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Notes
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Mecheril (2011, S. 536) verweist in dem Zusammenhang auf die damit verbundenen Vorstellungen von „Mitgliedschaft“ als Zugehörigkeitskonzept, „Wirksamkeit“ als Form von Partizipation und Teilhabe und „Verbundenheit“ als Ausdruck von Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft. Gleichzeitig macht er darauf aufmerksam, dass hybride und multiple Zugehörigkeiten möglich sind.
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Das Projekt ist an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften als fakultätsübergreifendes Vorhaben der Universität Bielefeld angesiedelt. Es wird vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen im Zeitraum Oktober 2016 bis Dezember 2020 gefördert. Zwölf Promovierende aus den Bereichen Gesundheitswissenschaften, Rechtswissenschaften, Philosophie, Theologie, Biologie und Psychologie arbeiten interdisziplinär zum Forschungsgegenstand Flucht und Gesundheit.
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Bei der Interviewerin handelt es sich um die Erstautorin des Beitrags.
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Nach dem europäischen Referenzrahmen wird unter fachkundigen Sprachkenntnissen das Verstehen von anspruchsvollen längeren Texten und deren impliziter Bedeutung, eine spontane Verwendung der Sprache, die im gesellschaftlichen und beruflichen Leben wirksam und flexibel eingesetzt werden kann, und ein klarer, strukturierter Ausdruck von Sachverhalten verstanden.
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Nowak, A.C., Hornberg, C. (2020). Die dreifache Subjektivität. In: Treiber, A., Kazzazi, K., Jaciuk, M. (eds) Migration Übersetzen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31464-4_4
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