Zusammenfassung
Das Buch Bereicherung trägt in mehrfacher Weise zur neuen französischen Wirtschaftssoziologie bei. Es legt einmal eine Analyse der gegenwärtigen Transformation des Kapitalismus vor, weiter erarbeiten Boltanski und Esquerre hierin eine Theorie des Wertes (sowie der Wertermittlung und Valorisierung) und dann muss man diese umfangreiche wirtschaftssoziologische Untersuchung auch als einen Beitrag zur soziologischen Theoriebildung anerkennen. Bereicherung setzt damit eine Reihe von umfangreichen und international einflussreichen Kooperationen fort, die Boltanski mit Über die Rechtfertigung (Boltanski und Thévenot 2007) begonnen und dann mit Der neue Geist des Kapitalismus (Boltanski und Chiapello 2003) fortgesetzt hat.
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Notes
- 1.
Im französischen Original (Boltanski und Esquerre 2017) wird der Begriff der „valorisation“ verwendet, der im Unterschied zum deutschen Begriff „Wertermittlung“ den Vorteil hat, den Prozess der Wertkonstruktion mit zu bezeichnen und nicht nahezulegen, dass Werte gegebene sowie (nur) zu ermittelnde Sachverhalte seien.
- 2.
Für eine konventionentheoretische Analyse der Anfänge der Bereicherungsökonomie, um die Haute Couture-Industrie im Raum Paris siehe Storper und Salais (1997).
- 3.
Hier ist ein wichtiger Bezug von Boltanski und Esquerre die Studie von Bessy und Chateauraynaud (2014) zu den Strategien der Fälschung und der Authentifizierung von Objekten sowie zur Valorisierung von Einzelstücken durch Gremien, Experten und Sammlungen.
- 4.
Dabei zeichnet sich ab, dass die industriell organisierten, westlichen Ökonomen, die seit Mitte des 20. Jahrhunderts auch zu einer Demokratisierung des Konsums beigetragen haben, ihre Industrieproduktion zunehmend in andere Weltregionen auslagern und die sich nun seit einigen Jahrzehnten entfaltende Bereicherungsökonomie als eine „Refeudalisierung“ der Produktion und des Konsums gedeutet werden kann, da sie sich wesentlich an der steigenden Zahl der Reichen ausrichtet sowie an denen, die sich an den Reichen orientieren (S. 85–89).
- 5.
Die Wertermittlungsformen haben Ähnlichkeiten mit den Rechtfertigungsordnungen, die Boltanski und Thévenot (2007) identifiziert haben. Beide Konzepte sind Konventionen für die Legitimierung von Wert. Allerdings ist mit den Wertermittlungsformen kein Gemeinwohl verbunden, auf die die Rechtfertigungsordnungen bezogen sind.
Literatur
Bessy, C. 2019. Économie des conventions et transformations du capitalisme: une analyse des effets du pouvoir de valorisation. In: Revue Française de Socio-Économie 23, S. 79–96.
Bessy, C., Chateauraynaud, F. 2014. Experts et faussaires. Pour une sociologie de la perception. 2. Aufl. Paris: Editions Petra.
Boltanski, L., Chiapello, E. 2003. Der neue Geist des Kapitalismus. Konstanz: UVK.
Boltanski, L., Thévenot, L. 2007. Über die Rechtfertigung. Eine Soziologie der kritischen Urteilskraft. Hamburg: Hamburger Edition.
Diaz-Bone, R. 2018. „Die Economie des conventions“. Grundlagen und Entwicklungen der neuen französischen Wirtschaftssoziologie. 2. Aufl. Wiesbaden: Springer VS Verlag.
Karpik, L. 2011. Mehr Wert. Die Ökonomie des Einzigartigen. Frankfurt/M.: Campus.
Orléan, A. 2014. The empire of value. A new foundation for economics. Cambridge: MIT Press.
Storper, M., Salais, R. 1997. Worlds of production. The action frameworks of the economy. Cambridge: Harvard University Press.
Susen, S. 2018. The economy of enrichment. Towards a new form of capitalism? In: Berlin Journal of Critical Theory 2, S. 5–98.
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Diaz-Bone, R. (2021). Luc Boltanski und Arnaud Esquerre: Bereicherung. Eine Kritik der Ware. In: Kraemer, K., Brugger, F. (eds) Schlüsselwerke der Wirtschaftssoziologie. Wirtschaft + Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31439-2_71
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Publisher Name: Springer VS, Wiesbaden
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