Abstract
The comparative analysis of temporal dynamics is a challenge for qualitative social research. Whereas within-case studies capture temporal dynamics and patterns for single cases, Qualitative Comparative Analysis (QCA) as a comparative approach mostly neglects time as an important factor. Therefore, the combination of QCA and within-case analysis offers a promising approach to analyse temporal processes in comparative perspective. While QCA identifies equifinal solutions for different combinations of conditions, within-case analysis focuses on causal mechanisms in order to explain the process in question. We present here two possibilities of how to combine QCA and within-case analysis: 1) The so-called step principle describes a combination that begins with one method followed by the other one, either to analyse a typical case further or to proof a mechanism for other cases. 2) The so-called parallel principle uses within-case methods for calibration to directly implement time in QCA.
Zusammenfassung
Die vergleichende Analyse von zeitlichen Dynamiken und Prozessen stellt eine Herausforderung für die qualitative Sozialforschung dar. Die Analyse von Prozessen fokussiert sich zumeist auf Einzelfälle, um zeitliche Dynamiken und Muster zu ermitteln. Hingegen zielt die Qualitative Comparative Analysis (QCA) auf die Untersuchung sozialer Phänomene ab, indem die logischen Beziehungen der dafür relevanten Bedingungen für eine mittlere Fallzahl verglichen werden. Der Aspekt Zeit wird hierbei zumeist nicht näher berücksichtigt. Ausgehend davon ermöglicht es die Kombination beider Ansätze, zeitliche Dynamiken und Prozesse vergleichend zu untersuchen. Während QCA die Möglichkeit des strukturierten Fallvergleichs bietet und äquifinale Bedingungskombinationen zur Erklärung sozialer Phänomene ermittelt, erlaubt die Prozessanalyse, den kausalen Prozess zwischen Erklärungsbedingungen und Outcome anhand der Identifizierung sozialer Mechanismen in Fällen zu beschreiben.Dieser Beitrag diskutiert zwei Kombinationsmöglichkeiten: 1) das sogenannte Stufenprinzip, bei dem die einzelnen Methoden aufeinander aufbauen, um entweder typische Fälle einer Lösung näher zu betrachten oder um zu überprüfen, ob in einem Fall entdeckte Mechanismen auch auf andere Fälle zutreffen. 2) Das sogenannte Parallelprinzip nutzt hingegen die Prozessanalyse als Kalibrierungsmethode für QCA, um zeitliche Dynamiken direkt in die vergleichende Analyse zu implementieren.
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Notes
- 1.
Die Einzelfallstudie ist keine konkrete Analysemethode, sondern vielmehr ein „Forschungsansatz“ (Lamnek 2016, S. 285). Dieser beschreibt eine Perspektive, die auf Basis umfassender Informationen über einzelne Fälle Erklärungen für ebendiese ermittelt (Lamnek 2016, S. 286; Goertz und Mahoney 2012, S. 10). Hierbei können unterschiedliche Analysemethoden verwendet und kombiniert werden.
- 2.
Am ehesten mit „kritischen Phasen“ respektive auch „kritischen Ereignissen“ zu übersetzen. Siehe dazu auch Fußnote 7.
- 3.
Der „effects-of-causes“-Ansatz ist dagegen typisch für quantitative Methoden der empirischen Sozialforschung. Der Fokus dieses Ansatzes liegt auf der Analyse der „average effects of particular variables within populations or samples“ (Goertz und Mahoney 2012, S. 41, Hervorhebung im Original). Eine knappe Zusammenfassung der Unterschiede zwischen der qualitativen und quantitativen Kultur in der empirischen Sozialforschung findet sich in Mahoney und Goertz (2006, S. 229).
- 4.
Es handelt sich somit um sogenannte INUS-Bedingungen, die in Bezug auf ein zu erklärendes Phänomen definiert sind als „insufficient but non-redundant part of an unnecessary but sufficient condition“ (Mackie 1974, S. 62, Hervorhebung im Original).
- 5.
Dies stellt einen grundlegenden Unterschied zur quantitativen „Kultur“ in der empirischen Sozialforschung dar, die ihren Fokus auf die statistische Analyse von Korrelationen zwischen Variablen und deren Wahrscheinlichkeiten legt (Mahoney und Goertz 2006, S. 232).
- 6.
„Substanziell gesprochen stellen Mechanismen fest, wie, also durch welche Zwischenschritte, ein bestimmtes Ergebnis aus einem bestimmten Satz von Anfangsbedingungen hervorgeht“ (Mayntz 2009, S. 101, Hervorhebung im Original).
- 7.
„Critical junctures“ beschreiben eine spezifische Art von Pfadabhängigkeit (Mahoney 2000: 513). Pfadabhängigkeiten sind dabei „historical sequences in which contingent events set into motion institutional patterns or event chains that have deterministic properties“ (Mahoney 2000: 507). Hierzu unterscheidet Beyer (2005: 18) sieben Ursachen für die Entstehung von Pfadabhängigkeiten. „Critical junctures“ bezeichnen „a period of significant change, which typically occurs in distinct ways in different countries (or in other units of analysis) and which is hypothesized to produce distinct legacies“ (Collier und Collier 1991, S. 29).
- 8.
- 9.
In einer Wahrheitstafel werden alle logisch-möglichen Kombinationen der zu untersuchenden Bedingungen aufgeführt und die Fälle werden den Kombinationen zugeordnet. Die Wahrheitstafel bildet damit das zentrale Analysewerkzeug von QCA (Ragin 1987, S. 87–89).
- 10.
Im Folgenden sprechen wir für ein besseres Verständnis ausschließlich von Prozessanalyse.
- 11.
Formell kann dieser Evaluationsprozess folgendermaßen erfasst werden: Wenn b = Beobachtung, k = Kontextwissen, e = Evidenz, dann gilt: b + k ⟶ e (Beach & Pedersen 2013, S. 73).
- 12.
- 13.
So weisen Schneider und Wagemann (2012, S. 269) auf eine Variante hin, die „temporal QCA“, mit der die „causally relevant role of time“ in QCA integriert werden soll. Zugleich sind hier jedoch mehrere Bedingungen zu erfüllen.
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Gordt, S., Laux, T. (2020). Zeitforschung als vergleichende Prozessanalyse. Die Verbindung von Qualitative Comparative Analysis und Einzelfallstudien für die Untersuchung zeitlicher Dynamiken. In: Schilling, E., O'Neill, M. (eds) Frontiers in Time Research – Einführung in die interdisziplinäre Zeitforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31252-7_17
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