Zusammenfassung
Gutes Regieren setzt sich aus zahlreichen Komponenten zusammen, die den Einstellungsebenen aus der politischen Kulturforschung zugewiesen werden können: Die demokratischen Werte und Normen werden umgesetzt (Legitimität), sie werden dauerhaft verwirklicht und gelten als unumstößlich (Transparenz), die Politiker schenken den Bürgern Gehör (Responsivität) und die Amtsträger erweisen sich als politisch und wirtschaftlich leistungsfähig (politische Effektivität). Der wichtigste Faktor, der bei den Bürgern Zufriedenheit mit der Demokratie in Deutschland erzeugt, ist die politische Effektivität, gefolgt von dem Gefühl des Gehörtwerdens und dem Legitimitätsempfinden. Die Transparenz der politischen Entscheidungsfindung spielt nur eine untergeordnete Rolle.
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Notes
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Aus Praktikabilitätsgründen wird in diesem Beitrag durchgehend die männliche Form gewählt, die selbstverständlich auch die Bürgerinnen miteinschließt.
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Sozialstrukturelle Eigenschaften der Bürger können zusätzliche alters- oder geschlechtsspezifische Unterschiede der Zufriedenheitsempfindungen widerspiegeln.
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Schwankungsbreiten von circa 3 Prozent liegen im Toleranzbereich der Surveyforschung und erklären kleinere Abweichungen der Messwerte zwischen den einzelnen Erhebungen (auch gleicher Institute). Größere Veränderungen im Zeitverlauf sind häufig sogenannten Periodeneffekten geschuldet. Ereignisse wie etwa die globale Finanzkrise oder eine Pandemie können zu erheblichen Verschiebungen der Effektivitätswerte führen. Die Erklärungszusammenhänge der Unterstützung des politischen Systems und seiner Amtsträger sind davon unbeeinträchtigt.
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Beispielsweise können Petitionen online beim Bundestag eingereicht und von den Bürgern online diskutiert werden. Diese Diskussion erreicht aber die Abgeordneten nur, wenn sie sich aktiv in das jeweilige Forum einloggen, für den weiteren Fortgang der Petition spielt sie keine Rolle.
Eine weitere Möglichkeit der Bürger-Politiker-Kommunikation stellen Bürgerräte dar. Sie sollten von den Politikern jedoch ernst genommen und ihre Arbeit gewürdigt werden. Ignorantes Politikerverhalten fördert die Politikerverdrossenheit und die Involvierungsverdrossenheit, wenn nicht sogar die Demokratieverdrossenheit der am Rat Beteiligten und ihrer Unterstützer.
- 6.
Im Interview mit Jörg Biallas und Monika Pilath (2012).
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Pickel, S. (2022). Politische Kultur, Systemvertrauen und Demokratiezufriedenheit. In: Korte, KR., Florack, M. (eds) Handbuch Regierungsforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-30071-5_21
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