Zusammenfassung
Soziale Praxen von Kleingewerbetreibenden mit Migrationserfahrungen legen es einer zeitgemäßen Migrationsforschung und Stadtplanung nahe, nicht länger von ethnischen, vielmehr von mehrheimischen Ökonomien zu sprechen. So zeigen etwa Einblicke in das Handelsplatzgeschehen eines florierenden, aber marginalisierten Stadtquartiers in Oslo, dass bewegte Biografien, weltoffene Strukturen und transnationale Netzwerke zentrale Ressourcen für das urbane Zusammenleben darstellen. Die zunehmende Diversität modelliert das Quartier neu und die vielfältigen Waren- bzw. Dienstleistungsangebote machen es in der Außen- und Innenwahrnehmung attraktiv. Den befragten Bewohnerinnen und Bewohner sowie Geschäftsleuten kommt es entgegen, wenn sie ihr Stadt-, Wirtschafts- und Privatleben an einem Ort miteinander kombinieren können und dafür genügend städtischer Raum zur Verfügung steht. Aus einer postmigrantischen Perspektive bildet ein inklusives und non-duales Raumangebot, das von Menschen vor Ort genutzt wird und welches sich an Lebenswelten, Mobilität und Diversität orientiert, das Quartier der Zukunft.
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Hill, M. (2020). Mehrheimische Ökonomie. Wie die zunehmende Diversität das Quartier neu modelliert. In: Berding, N., Bukow, WD. (eds) Die Zukunft gehört dem urbanen Quartier. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-27830-4_11
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