Zusammenfassung
Die Vermittlung von Schreibkompetenzen findet an deutschen Universitäten – wenn überhaupt – jenseits der Fachlehre statt. Der Beitrag zeigt, dass Schreiben in der Hochschullehre jedoch gewinnbringend eingesetzt werden kann und sollte: Einerseits führt die Schaffung von Schreibanlässen in der Lehre zur Durchdringung und Vertiefung von Inhalten; andererseits gewinnen Studierende durch die Nutzung von Schreiben als Denk- und Lernwerkzeug Sicherheit beim Texten und eignen sich für das Studium zentrale Schreibkompetenzen an. Am Beispiel eines Multiplikatoren-Projekts zur „Integration von Schreiben in die Lehre“ bringt das Schreibzentrum der Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München Schreib- und Fachdidaktik in einen fruchtbaren Dialog. Verschiedene Bausteine unterstützen die fachnahe Förderung von Schreibkompetenzen: Austausch-Workshops für Lehrende, eine Methodensammlung zur Integration von Schreibaufgaben in die Lehrveranstaltungen, In-Class Workshops, E-Learning Angebote sowie ein Writing Fellow-Programm machen die vielfältigen Potenziale der (fachübergreifenden) Schreibzentrumsarbeit und -expertise stärker für die Integration von Schreiben in die Lehre nutzbar.
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Notes
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Was genau unter Schreibkompetenz zu verstehen ist, ist stark kontextabhängig. Die Schreibkompetenzen von Studierenden und Promovierenden unterstützen zu wollen, bedeutet hier in erster Linie, durch entsprechende Angebote für mehr Transparenz hinsichtlich fachübergreifender und fachspezifischer Anforderungen an Texte zu sorgen und so das Bewusstsein dafür zu schärfen, was die Schreibkompetenz im jeweiligen Kontext der Studierenden und/oder Promovierenden auszeichnet. Für einen Überblick über den Begriff ‚Schreibkompetenz‘ sowie über entsprechende Konzepte siehe beispielsweise Kruse und Chitez (2014).
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Insbesondere mit Blick auf die Gestaltung des Schreibprozesses und die Wirkung auf den Adressaten fühlen die Befragten sich unsicher, während die eigenen Schreibkompetenzen mit Blick auf die sprachliche Korrektheit und den wissenschaftlichen Stil positiver eingeschätzt werden (Kruse et al. 2015, S. 24 f.).
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Dass die wöchentlichen Workshops des Schreibzentrums der LMU München dennoch fortlaufend ausgebucht und überbucht sind, spricht dafür, dass Studierende (und Promovierende!) ein Bewusstsein für Defizite beim wissenschaftlichen Schreiben deutlich erkennen.
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Vgl. auch: Donahue (2011, S. 15).
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S. Crowley zitiert in Donahue (2011), S. 15. Hier gilt zu beachten, dass US-amerikanische Studierende im ersten Jahr ihres Bachelorstudiums in aller Regel noch kein Studienfach als Hauptfach gewählt haben.
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In den USA sind sogenannte Writing Center Teil der Schreibkultur an Universitäten, von Eliteeinrichtungen wie Harvard bis hin zum Community College; zunehmend entstehen auch an europäischen Hochschulen Schreibzentren (vgl. Girgensohn 2017).
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Siehe dazu auch: http://www.schreibzentrum.fak13.uni-muenchen.de/ueber_uns/index.html.
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Die Angebote werden seitens der Studierenden zwar sehr gut angenommen, jedoch kann und will ein Schreibzentrum nicht die Anleitung und das fachspezifische Feedback der Lehrenden ersetzen. Um einen sich darin ausdrückenden Kommunikationsmangel zwischen Lehrenden und Studierenden bezüglich schriftlicher studentischer Leistungen zu beheben, darf der Schreibprozess nicht komplett von Lehrveranstaltungen entkoppelt stattfinden. Genau das ist aber oft die Regel. Studierende schreiben Seminararbeiten zwar für ihre jeweiligen Fächer, aber eben nicht in den entsprechenden Lehrveranstaltungen, sondern außerhalb der Veranstaltungen und überwiegend in der vorlesungsfreien Zeit.
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Was das Schreiben in ihren jeweiligen Fächern auszeichnet, bleibt so unter Umständen weiterhin wenig greifbar für Studierende.
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Dadurch liegt das Augenmerk noch immer auf dem Schreiben als Lerngegenstand und nicht als Lerninstrument (vgl. Lahm 2016, S. 21.).
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Für eine Übersicht über die zentralen Verbindungen zwischen Schreiben und Lernen siehe Emig (1977, S. 128).
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Einen konkreten Versuch, Schreibzentrum und Fachlehre stärker miteinander zu verknüpfen, unternahm in Deutschland beispielsweise Esther Breuer. Um die Angebote des Kompetenzzentrums Schreiben an der Universität zu Köln stärker in die Lehre einzubinden, entwickelte sie das Konzept der Kooperativen Lehre, nach dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kompetenzzentrums bis zu drei Seminarsitzungen einer Lehrveranstaltung übernahmen (Breuer 2013, S. 77 f.). Beauforts Kritik am WID-Ansatz bestätigend, resümiert Breuer diesen ersten Testballon ihres Konzepts wie folgt: Es habe sich gezeigt, dass eine „allgemeine Vermittlung der Inhalte (ähnlich wie in einem Buch zum wissenschaftlichen Arbeiten) […] wenig effektiv [ist]“ (ebd., S. 84). Es gelte, so Breuer (ebd., S. 84 f.), Konzepte zu finden, bei denen Fachinhalte in Schreibdidaktik eingebunden werden – ohne, dass die Fachinhalte darunter leiden.
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Die im Rahmen des Programms Lehre@LMU ins Leben gerufenen Multiplikatoren-Projekte unterstützen Lehrende bei der Umsetzung von innovativen Ideen für die Lehre. Siehe dazu auch: http://www.multiplikatoren-projekt.peoplemanagement.uni-muenchen.de/index.html.
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Dies forderten auch Scherer und Sennewald (2015) aufgrund der Ergebnisse der Studie zur Studierfähigkeit an der Goethe-Universität Frankfurt (ebd., S. 32).
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In den Kommentaren zur Umfrage wurde geäußert, dass die Vermittlung von Schreibkompetenz in den laufenden Veranstaltungen mit erhöhtem Zeitaufwand durch intensive Korrekturen und Besprechungen verbunden sei. Die Übungen aus der Methodensammlung und die Anwendung von Peer-Feedback umgehen dies.
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Um konstruktives Peer-Feedback zu fördern, ist in der Methodensammlung außerdem ein Blatt zu Peer-Feedback-Regeln beigefügt, das bei Bedarf von den Lehrenden an die Studierenden ausgehändigt werden kann.
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Insbesondere die Methoden in der Kategorie „Orientierungsphase“ bieten Möglichkeiten, die Themenfindung für einen schriftlichen Leistungsnachweis Studierender in die laufende Veranstaltung einzubinden.
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Sowohl die Writing Fellows als auch die folgenden Bausteine D und F (In Class Workshops bzw. E-Learning Angebote) setzen hier an. Mit Blick auf die Kritik am WID-Ansatz (vgl. Beaufort 2007), den Grundsätzen des WAC-Ansatzes (vgl. Herrington 1981; Bean 2001) und den Write Approach (vgl. O’Farrell 2005) sowie auf die Erfahrungen, die Breuer (2013) in der Versuchsphase ihres Konzepts gemacht hat, sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass alle folgenden Bausteine in Kombination mit den Bausteinen A und B verwendet werden sollten. Wie auch bei den anderen Angeboten des Schreibzentrums besteht ansonsten die Gefahr, dass die Schreibdidaktik zu einer ‚Trockenschwimmübung‘ wird, die nicht nah genug mit den Inhalten der Lehrveranstaltungen verknüpft ist.
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Trotz der kurzfristigen Ankündigung kurz vor Ende des Wintersemesters wurden Peer-Tutorinnen und Peer-Tutoren des Schreibzentrums noch für sieben In-Class Workshops gebucht; auch Anfragen für das darauffolgende Semester gingen ein.
Literatur
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Harju, B., Werner, T. (2019). Wissenschaftliches Schreiben in der Hochschullehre. In: Noller, J., Beitz-Radzio, C., Kugelmann, D., Sontheimer, S., Westerholz, S. (eds) Methoden in der Hochschullehre. Perspektiven der Hochschuldidaktik. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-26990-6_2
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