Zusammenfassung
Ich glaube, die echten Feldforscher und die echten Feldforscherinnen in der Soziologie und Ethnologie sind mehr Abenteuerer als großartige Experimentierer oder ausufernde Theoretiker. Sie wollen ihnen unbekannte Lebenswelten und Kulturen kennenlernen. Von der Erforschung fremden menschlichen, kulturellen Gruppenlebens handelt dieser Beitrag. Umrissen wird, wie der Feldforscher und die Feldforscherin mit der Porta patens-Methode zum Inneren einer Kultur vordringen können, wie für sie zu Fuß oder mit dem Fahrrad teilnehmende Beobachtungen möglich werden, wie sie in ero-epischen Gesprächen auf Augenhöhe mit den Zu-Beforschenden von der fremden Lebenswelt etwas in Erfahrung bringen.
Nichts ist verblüffender als die einfache Wahrheit, nichts ist exotischer als unsere Umwelt, nichts ist phantasievoller als die Sachlichkeit. Und nichts Sensationelleres gibt es in der Welt als die Zeit, in der man lebt! Egon Erwin Kisch, geboren 1885 in einer deutschsprachigen jüdischen Familie in Prag, gestorben 1948 ebenso in Prag.
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Notes
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Dabei hatte ich die Ehre, vom Urenkel von Kaiser Franz Joseph eingeladen zu werden und in der Kaiservilla einige Male zu nächtigen. Der Urenkel wurde inzwischen mein Freund.
- 2.
Mein alter Freund Gottfried Kneifel, ein Humanist und Polyhistor, dem ich von meiner Wortschöpfung erzählte, meinte, man müsse als Forscher Grenzen überwinden und durch Tore gehen. Er finde daher den Begriff Porta patens-Methode gut. Auch meinem Freund Franz Thallinger sei hier gedankt. Auch mit ihm sprach ich über die Magie dieser Methode, die ihn besonders zu faszinieren schien.
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Mit dem radikal vorgebrachten Anspruch, ein Ethnologe und eine Ethnologin haben sich unvermittelt auf die Lebenswelt der zu Beforschenden einzulassen, hat Malinowski sicherlich die Ethnologie und dann auch die Soziologie, wie bekannt, revolutioniert. Mit seinem persönlichen Tagebuch (Malinowski 1985) hat er zugleich aber auch Zeugnis davon abgelegt, mit welchen Mühen und Herausforderungen diese Form des sich Einlassens verbunden sind. Man kann jederzeit scheitern. Bei aller Neugier und bei allem Abenteuertum sollte der Feldforscher und die Feldforscherin dem Anspruch, am Feldgeschehen teilzunehmen, mit Demut begegnen.
Literatur
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Girtler, Roland. 1991. Über die Grenzen. Ein Kulturwissenschaftler auf dem Fahrrad. Linz: Veritas-Verlag.
Girtler, Roland. 1992. Würde und Sprache in der Lebenswelt der Vaganten und Ganoven. München/Wien: Oldenbourg.
Girtler, Roland. 1995. Randkulturen. Theorie der Unanständigkeit. Mit einem Beitrag zur Gaunersprache. Wien: Böhlau.
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Girtler, Roland, gem. mit Eva Bodingbauer. 2004b. Wilderer-Kochbuch mit Durchschuss. Wien: Böhlau.
Girtler, Roland. 2004c. Vom Fahrrad aus. Kulturwissenschaftliche Gedanken und Betrachtungen. Münster/Wien: Lit.
Girtler, Roland. 2004d. Irrweg Jakobsweg – Die Narbe in den Seelen von Muslimen, Juden und Ketzern. Graz: Ed. Gutenberg.
Girtler, Roland. 2005. Pfarrersköchinnen. Edle Frauen bei frommen Herren. Mit Kochrezepten der Bertilia Mandl. Wien: Böhlau.
Girtler, Roland. 2006a [1979]. Kulturanthropologie. Münster/Wien: Lit.
Girtler, Roland. 2006b. Deutsche Wendezeit vom Fahrrad aus. Münster/Wien: Lit.
Girtler, Roland. 2006c [1992]. Schmuggler. Von Grenzen und ihren Überwindern. Münster/Wien: Lit.
Girtler, Roland. 2007a [1983]. Der Adler und die drei Punkte. Die gescheiterte kriminelle Karriere des Ganoven Pepi Taschner. Wien: Böhlau.
Girtler, Roland, gemeinsam mit Studenten des Instituts für Soziologie. 2007b. Das letzte Lied vor Hermannstadt – Das Verklingen einer deutschen Bauernkultur in Rumänien. Wien: Böhlau.
Girtler, Roland. 2008. „Herrschaften wünschen zahlen“. Die bunte Welt der Kellnerinnen und Kellner. Wien: Böhlau.
Girtler, Roland. 2009a. „Holt’s den Viechdoktor!“. Die abenteuerliche Welt der alten Landärzte. Wien: Böhlau.
Girtler, Roland. 2009b [2004]. 10 Gebote der Feldforschung. Münster/Wien: Lit.
Girtler, Roland. 2016 [1988]. Die feinen Leute. Von der vornehmen Art, durchs Leben zu gehen. Münster/Wien: Lit.
Girtler, Roland. 2019 [1998]. Rotwelsch. Die alte Sprache der Gauner, Dirnen und Vagabunden. Wien: Böhlau.
Girtler, Roland. 2020 [2000]. Die alte Klosterschule. Eine Welt der Strenge und der kleinen Rebellen. Wien: Böhlau.
Girtler, Roland. 2021 [1987]. Aschenlauge. Bergbauernleben im Wandel. Wien: Böhlau.
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Girtler, R. (2022). Die Magie des Feldes – Forschung im Alltag: Die Porta patens-Methode. In: Poferl, A., Schröer, N. (eds) Handbuch Soziologische Ethnographie. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-26405-5_9
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