Zusammenfassung
Maurice Merleau-Ponty, Bernhard Waldenfels und Käte Meyer-Drawe rücken in kritischer Abgrenzung zu Edmund Husserl den Leib als Bedeutungskern und Subjekt der Wahrnehmung in den Mittelpunkt ihrer Untersuchungen. In Anlehnung an ihre Erkenntnisse wird in dieser Abhandlung am Beispiel der Vignettenforschung der Bedeutung der leiblichen Wahrnehmung im Zwischenfeld von (er-)kenntnisreicher Aisthesis und pädagogischem Ethos in pädagogischer Forschung und Praxis nachgegangen. Leiblichkeit wird in diesem Zusammenhang als Voraussetzung von Erkenntnis begriffen. Im Zwischen von Skepsis und Naivität der phänomenologischen Einstellung wird dabei der Frage nachgegangen, welche pädagogische (Forschungs-)Praxis vonnöten ist, die sich als eine verantwortungsvolle und der Selbstkritik bedürftige Tätigkeit erweist.
Abstract
Following Maurice Merleau-Ponty, Bernhard Waldenfels, and Käte Meyer-Drawe, who in critical demarcation to Edmund Husserl place the body as the core of meaning and the subject of perception at the centre of their studies, the example of vignette research examines the meaning of the corporeality of perception in the intermediate field of perceptive aesthesis and pedagogical ethos in pedagogical research and practice. In this context, bodily experience is understood as a prerequisite of knowledge. In-between naivety and skepticism of the phenomenological attitude, the question is asked which pedagogical (research) practice is necessary, which proves to be a responsible and self-critical activity.
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Italo Calvinos Buch „Herr Palomar“ vereint eine Sammlung kurzer Prosastücke, in denen die sinnlich-leibliche Wahrnehmung der Wirklichkeit an unterschiedlichen Beispielen problematisiert wird. Die Erzählungen rund um Herrn Palomar zeichnen sich durch eine große Anschaulichkeit und Dichte aus, wobei der Protagonist, ähnlich den Vignettenschreiberinnen und -schreibern, seine (phänomenologische) Aufmerksamkeit immer wieder den Dingen und den Menschen in ihrem konkreten Dasein zuwendet, so wie sie sich von sich her für ihn zeigen. Im Unterschied zu den fiktiven Erfahrungen rund um Herrn Palomar basieren Vignetten auf tatsächlichen Ereignissen, so wie sie sich in der Erfahrung der Vignettenschreiberinnen und -schreibern als leibliche Artikulationen in schulischen Situationen sichtbar verkörpern.
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Agostini, E. (2019). Leibliche Wahrnehmung zwischen (er-)kenntnisreicher Aisthesis und pädagogischem Ethos am Beispiel der Vignettenforschung. In: Brinkmann, M., Türstig, J., Weber-Spanknebel, M. (eds) Leib – Leiblichkeit – Embodiment. Phänomenologische Erziehungswissenschaft, vol 8. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-25517-6_16
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