Zusammenfassung
Das Konzept der Therapeutischen Jugendwohngruppen (TWG) richtet sich an psychische schwer belastete Jugendliche und junge Erwachsene, deren Problemlagen die Lösungsmöglichkeiten innerhalb deren Familien bzw. anderer betreuter Wohneinrichtungen übersteigen. Im Rahmen der TWG wird die Etablierung eines Milieus angestrebt, das sozialarbeiterische, sozialpädagogische sowie psychotherapeutische Aspekte vereint. Dieses Milieu soll zur Stärkung individueller Ressourcen sowie zur nachhaltigen Veränderung von Problemlagen beitragen. Ziel der vorliegenden Studie war eine Wirkungsevaluation des Konzepts der TWGs anhand einer quantitativen Aktenanalyse. Im Rahmen der Aktenanalyse wurde ein Kodierbogen entwickelt, der als Basis zur Erfassung interventionsbedürftiger Probleme und deren Veränderung verwendet wurde. Insgesamt flossen die Daten von 237 Jugendlichen in die Aktenanalyse ein. Bei über der Hälfte der Jugendlichen zeigte sich eine Reduktion der interventionsbedürftigen Probleme um bis zu 50 %. Zudem zeigte sich ein positiver Zusammenhang zwischen Aufenthaltsdauer, Kooperationsbereitschaft und durchschnittlichem Erfolgswert. Die Ergebnisse verdeutlichen die positiven Auswirkungen des Konzepts der TWGs und regen zu weiterführender Forschung hinsichtlich positiver Veränderungsfaktoren im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe an.
(Mag. rer. nat.) Martha Schneider, Universitätsassistentin, Psychologin.
(Prof. Dr. phil. habil.) Silke Birgitta Gahleitner, Professorin für Klinische Psychologie und Sozialarbeit.
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Schneider, M., Gahleitner, S.B. (2019). Erfolg und dessen Einflussfaktoren in Therapeutischen Jugendwohngruppen – eine retrospektive Aktenanalyse. In: Begemann, MC., Birkelbach, K. (eds) Forschungsdaten für die Kinder- und Jugendhilfe. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-23143-9_16
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