Zusammenfassung
Im Rahmen der Genese der Praxisformation des Rock und Pop zu Beginn der 1960er Jahre wird der musikalischen Praxis der Zeit immer auch ein protesthafter Charakter diagnostiziert. Auf Grund der allzu augenscheinlichen und im Angesicht von Jimi Hendrix oder Janis Joplin nur schwer zu leugnenden antiautoritären Note der Praktiken des Rock und Pop der 1960er Jahre gilt jedoch Protest bis heute zumeist unhinterfragt als Bestandteil des Musikmachens vor allem, aber nicht nur der jungen Generation. Verknüpft wird dies sowohl in der Musikwissenschaft, als auch in der Soziologie gerne und vorschnell mit den affizierenden Praxiselementen populärer Musik, die das Lebensgefühl und somit das Ziel der Auflehnung während des Musik Erlebnisses spürbar werden lassen. Doch was genau ist das Affektive populärer Musik und in wie weit spielt es überhaupt eine Rolle für den Anteil von Protestelementen von popmusikalischer Praxis? Zur Klärung dieser und anknüpfender Fragen wird ein Forschungsprogramm vorgestellt, das am Beispiel der Neuformierung der Praxisformation des Rock und Pop im Rahmen der Neuen Deutschen Welle mit einer diskursanalytisch informierten Soziologie der Praxis bezüglich des Affekts ontologische Anleihen bei Massumi macht, dessen Affektbegriff jedoch in der Tradition von Grossberg und Clough empirisch wendet und ihn mit Anleihen bei Stähelis Konzept des Kollektiven an einer Soziologie des popmusikalischen Protests ausprobiert. Dabei werden anhand erster Auswertungen empirischen Materials Fragen zum Verhältnis von neuer deutscher Popmusik der 1980er Jahre und den Anteilen antiautoritärem, emanzipativem oder ironischem Protest praxissoziologisch geklärt. So werden nicht nur die schwierige Nähe der soziologischen Auseinandersetzung mit Protest-Pop zur subjekt- und erfahrungsorientierten Emotionssoziologie überwunden und die Potentiale einer diskursorientierten Soziologie der Praxis deutlich, sondern auch über eine vergleichende Perspektive bezüglich der Genese der Rockformation und deren Neuformierung während der 1980er Jahre allgemeine Aussagen zum Verhältnis von Popmusik und Protest formuliert.
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Notes
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Giloth, Mathias, und Wolfgang Wanders. 2018: Offizielle deutsche Charts. https://www.offiziellecharts.de/charts/single-jahr/for-date-1982. Zugegriffen: 14. April 2018.
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Song: Ein Jahr (Es geht voran), Künstler: Fehlfarben, Album: Monarchie und Alltag, ersch. 1980, Label: Welt-Rekord.
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Song: Komm nach Hagen, Künstler: Extrabreit, Album: Die Rückkehr der Fantastischen 5! Format: Vinyl, ersch. 1982, Label: Metronome.
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Single Auskopplung Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah) (2006) aus dem 3. Album Aufstand im Schlaraffenland, erschienen bei Island Records.
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Durch global orientierte verstärkte mediale Aufmerksamkeit scheint es zwar, als träte momentan eine Revitalisierung performativen Protests auf den Plan, trotz der von StaBu deklarierten „partizipatorischen Revolution“ treten im Rahmen der sogenannten „unkonventionellen politischen Beteiligung“ jedoch vor allem Unterschriftensammlungen und klassische Demonstrationen verstärkt auf (vgl. Statistisches Bundesamt 2016, S. 403).
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Man darf nicht den Fehler begehen, das ganze funktionalistisch zu denken. Auch bei Stäheli werden Infrastrukturen des Kollektiven nicht vom menschlichen Akteur willentlich hergestellt und können zwar oft genau das hervorbringen, was Körper affiziert, wie z. B. im Fußballstadion. Zum Teil ereignen sich aber auch komplett andere Praktiken, die in der Verkettung zu neuen und völlig anderen Praxisformen führen.
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Schäfer, F. (2019). Protest – Pop?. In: Daniel, A., Hillebrandt, F. (eds) Die Praxis der Popmusik. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22714-2_6
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