Zusammenfassung
Am Ende des französischen Spielfilms Martyrs ist das Ziel erreicht – und alle Fragen bleiben offen. Bis man an diesem Punkt angelangt ist, bedarf es einer schrecklosen Geduld, denn zunächst wird eine scheinbar durchschnittliche Familie vermeintlich grundlos geradezu hingerichtet; die Täterin, ein junges Mädchen, wird kurz darauf selbst zum Opfer von Tötungsgewalt; und ihre eigentlich unschuldige Freundin gerät in die Fänge einer geheimnisvollen Gruppe, die sie in ein Kellerverlies sperrt und über Wochen und Monate hinweg brutalen Umgangsformen bis hin zur Folter aussetzt – nicht aus Hass oder Vernichtungslust, sondern mit emotionaler Indifferenz, aus gewissermaßen transzendentalen Gründen. Am Ende, und so viel muss an dieser Stelle leider gespoilert werden, ist das Subjekt dieser Behandlung an jener Grenze angelangt, um die es von Anfang an ging.
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Benkel, T. (2019). Fragwürdig eindeutig. In: Benkel, T., Meitzler, M. (eds) Zwischen Leben und Tod. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22277-2_1
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