Zusammenfassung
Am Beispiel der Kontroversen über Arbeitsschutz und Gesundheitsversorgung in drei verschiedenen historischen Kontexten (Deutsches Reich; Großbritannien im 19. Jahrhundert sowie die EU in den 1980er Jahren) wird zum einen gezeigt, dass die in einer bestimmten historischen Situation etablierten Institutionen und Machtverhältnisse zwischen den Akteuren maßgeblich bestimmen, welche sozialen Ungleichheiten in Konflikten thematisiert und wie jene als „soziale Frage“ politisch bearbeitet werden. Zum anderen arbeitet die Autorin die semantischen wie auch institutionellen Veränderungen heraus, die der Konflikt über die politische Bearbeitung sozialer Ungleichheiten auf sozialpolitische Institutionen, Kategorien und Akteurskonstellationen ausübt. Als tertium comparationis schlägt sie den Fokus auf Autonomie vor. In Bezug auf Autonomie steht, so die These, Sozialpolitik nicht nur für Konfliktbearbeitung, sondern auch für eine Modalität, individuelle sowie kollektive Fähigkeiten, Konflikte zu führen, abzusichern.
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Börner, S. (2019). Ungleiche Ungleichheiten. In: Eigmüller, M., Tietze, N. (eds) Ungleichheitskonflikte in Europa. Europa – Politik – Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-22245-1_3
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