Zusammenfassung
Einleitend werden divergierende Ansichten zu Wirkungen des Standortwettbewerbs dargestellt. Wie immer man dazu steht: Der Standortwettbewerb hat sich mit den politischen und technologischen Umbrüchen der letzten Jahrzehnte verschärft. Anschließend werden Standortfaktoren kurz systematisiert und Charakteristika und Bedeutung von Standortfaktoren dargestellt. Es wird erwartet, dass insbesondere das Gewicht von Wissen und Humankapital im Produktionsprozess zunimmt. Das damit einhergehende Auftreten externer, aber auch interner Skaleneffekte begünstigt per se eine weiter zunehmende räumliche Konzentration. Für den Standort Deutschland als Ganzes haben sich pessimistische Vorhersagen einer schleichenden Deindustrialisierung und eines dadurch bedingten Beschäftigungsabbaus bisher nicht bewahrheitet. Zumindest auf einer hohen Aggregationsebene scheint Deutschland sich gut an die veränderte weltwirtschaftliche Arbeitsteilung angepasst und seine Standortgunst bisher bewahrt zu haben. Angesichts eines solchen Befunds, einer zunehmenden räumlichen Diversifikation betrieblicher Funktionen und einer fortschreitenden Angleichung nationaler Regulierungssysteme wächst indes die Bedeutung regionaler und kommunaler Standortfaktoren. Im letzten Abschnitt werden diese Standortfaktoren dargestellt und mögliche Schlussfolgerungen für die Standortentwicklung skizziert.
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Notes
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Das wird mit Blick auf Briefkastenfirmen und Ansiedlung von Unternehmen aus der weiteren Nachbarschaft bestritten (Timmler 2017).
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Der Autor kann als Mitglied im Rat einer überschuldeten Stadt ein Lied davon singen.
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Dass fiskalischer Wettbewerb nicht zum Kollaps des Wohlfahrtsstaats führen muss, zeigt etwa Feld (2004). Er untersucht auch den Einfluss der Besteuerung auf die Standortwahl.
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Der Wissenschaftliche Beirat beim Wirtschaftsministerium (2015, S. 7) warnt vor den Folgen eines „regionalpolitisch motivierten Subventionswettlaufs“. Subventionen würden selektiv gewährt und führten gesamtwirtschaftlich betrachtet zu Nullsummenspielen, während Steuerwettbewerb auch Dritten zugute käme und so zu einer verbesserten Allokation beitragen könne.
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So zeichnet etwa eine im Gewerbepark im saarländischen St. Ingbert ansässige Firma für Steuerungsprozesse in den Werken der Daimler AG weltweit verantwortlich.
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Zur Anwendung auf Deutschland siehe Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung (2007).
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Porter knüpft damit an des Konzept des „Industrial District“ an, das Alfred Marshall bereits in seinen Principles of Economics 1890 dargestellt hatte.
- 9.
Das Phänomen wird in der Neuen Außenhandelstheorie als „Pfadabhängigkeit“ bezeichnet.
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Dieser Befund überrascht nach den theoretischen Vorüberlegungen doch etwas (deckt sich aber mit den Ergebnissen früherer Erhebungen, etwa des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung von 2006). Darüber, ob dafür eine Betriebsauswahl auch in eher peripheren Regionen verantwortlich ist, kann hier nur gemutmaßt werden. Hier wären weitere – nach Branche und Regionstyp differenzierte – Untersuchungen wünschenswert.
- 11.
Eine aktuelle Rangliste deutscher Regionen nach der Lebensqualität, die die Prognos AG im Auftrag des Zweiten Deutschen Fernsehens erstellt hat, findet sich unter: https://deutschland-studie.zdf.de/district/09162/default .
- 12.
Im Ranking der Bundesländer lagen die Stadtstaaten Berlin und Hamburg vorn.
- 13.
Vergleiche die Fallstudien in dem 2012 von A. Kaufmann und M.T.W. Rosenfeld herausgegebenen Sammelband: Städte und Regionen im Standortwettbewerb, Hannover.
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Jank, HH. (2020). Standortwettbewerb, Standortentwicklung und Wirtschaftsförderung. In: Stember, J., Vogelgesang, M., Pongratz, P., Fink, A. (eds) Handbuch Innovative Wirtschaftsförderung. Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21404-3_35
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