Zusammenfassung
Historisch entstanden als eine Überlebensstrategie Schwarzer Menschen (Piesche 2013), hat sich Kritisches Weißsein zu einem interdisziplinären Feld entwickelt, welches theoretische und praktische Ansätze zur Rassismuskritik liefert. Der Fokus liegt hierbei auf der kritischen (Selbst-)Reflexion über die privilegierte Positionierung ‚weiß‘. Ein kurzer historischer Exkurs zeigt auf, wie Weißsein als eine sozialhistorische Kategorie durch Rassismus hervorgebracht wurde. Die daraus hervorgegangenen Konstruktionen sind nach wie vor wirkmächtig: Auch heute bestimmt Weißsein die gesellschaftliche Norm und macht alles ‚nicht-Weiße‘ zur Abweichung; Weißsein ist unsichtbar und zugleich machtvoll. Diese Unsichtbarkeit ermöglicht es, die weiße Machtposition zu relativieren oder gar zu negieren. Das größte weiße Privileg ist, sich nicht mit Rassismus beschäftigen zu müssen. Auszüge aus Lerntagebüchern von Seminaren zur Rassismuskritischen Sozialen Arbeit veranschaulichen unterschiedliche Phasen einer kritischen Beschäftigung mit eigenem Weißsein. Im Anschluss werden Leitfragen vorgestellt, die eine Fruchtbarmachung von Kritischem Weißsein für diskriminierungssensible Soziale Arbeit anstoßen sollen.
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Marmer, E. (2018). Kritisches Weißsein als Perspektivwechsel und Handlungsaufforderung. In: Blank, B., Gögercin, S., Sauer, K., Schramkowski, B. (eds) Soziale Arbeit in der Migrationsgesellschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19540-3_24
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