Zusammenfassung
Die Verfügbarkeit über Einkommen und Vermögen bestimmt in zentraler Weise die gesellschaftlichen Teilhabe- und Verwirklichungschancen eines Menschen – sowie der von ihm ggf. abhängigen Familienmitglieder. So erweitert ein hohes Einkommen und Vermögen zum einen individuelle bzw. familiäre Spielräume für die Förderung und Entwicklung von Interessen, Kenntnissen und Fähigkeiten. Zugleich steigen mit dem Einkommen und Vermögen die Möglichkeiten, in allen relevanten Lebenslagen (v.a. Wohnen, Bildung, Gesundheit) höherwertige Dienst- und Sachleistungen in Anspruch zu nehmen. Zum anderen ist gerade das Vorhandensein von Vermögen häufig wieder selbst Quelle für weiteres Einkommen bzw. Wohlstand, so dass sich durch die Verteilung der Einkommens- und Vermögensbestände strukturelle Auswirkungen auf den Partizipationsgrad der Menschen ergeben. Die Analyse zur Einkommens- und Vermögensverteilung zeigt eine zunehmende Verteilungsschieflage in Deutschland. Wachsender Wohlstand wird begleitet von sich verfestigender Armut und Überschuldung. Hauptbetroffene der gesellschaftlichen Spaltung sind vor allem Migrantinnen und Migranten, niedrig qualifizierte und/oder arbeitslose Menschen sowie allein Erziehende. Insgesamt lässt sich feststellen, dass die einkommensgebundenen Armutsrisiken eher von sozialen bzw. strukturellen Ursachen abhängen (Einkommenspolarisierung) als dass sie ein individuelles. Versagen darstellen Auch das Sozialversicherungssystem ist immer weniger in der Lage, eine umfassende Lebensstandardsicherung zu gewährleisten (z. B. Altersarmut) Und die Mindestsicherungssysteme sind schon von ihrer Philosophie her nicht auf das Überspringen der Armutsgrenze ausgelegt. Unterschiedliche Modelle zum Grundeinkommen zielen darauf ab, die Refinanzierungsgrundlagen der Sozialversicherung zu reformieren bzw. den Zusammenhang zwischen Arbeit und Einkommen vollständig aufzuheben. Es bleibt allerdings unklar, inwieweit diese Modelle tatsächlich geeignet sein können, einkommensbedingte Armut und soziale Ausgrenzung dauerhaft zu verhindern.
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Boeckh, J. (2018). Einkommen und soziale Ausgrenzung. In: Huster, EU., Boeckh, J., Mogge-Grotjahn, H. (eds) Handbuch Armut und soziale Ausgrenzung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19077-4_16
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