Zusammenfassung
In den letzten Jahren ist eine große Zahl lokaler Verbraucherinitiativen entstanden, die sich innovativ und praktisch handelnd Themen des nachhaltigeren Konsums widmen, wie z.B. Gemeinschaftsgärten, ReparaturCafés und Give-Boxen. Der Beitrag möchte erstens zum Verständnis dieses Phänomens beitragen, indem danach gefragt wird, wie die soziale Innovation „lokale Verbraucherinitiativen zum nachhaltigeren Konsum“ gesellschaftstheoretisch einzuordnen ist und welche Potentiale und Grenzen für sie bestehen. Es wird argumentiert, dass sich die Entstehung der Initiativen gut mit Bezug zu den Konsequenzen gesellschaftlicher Modernisierung (Beschleunigung, Spezialisierung, Globalisierung, globale Umweltrisiken, Anonymität der Großstadt, Erwerbsarbeit und Konsum als Faktoren des „guten Lebens“) verstehen lässt, da in ihnen Gegenentwürfe zu diesen Megatrends im Kleinen praktisch erprobt werden. Die Merkmale der sozialen Innovation „lokale Verbraucherinitiativen“ werden herausgearbeitet, u.a. indem sie von Vorläufern aus der Umweltschutzbewegung abgegrenzt wird und als Innovation des „Dritten Sektors“ – mit begrenztem Einfluss auf die Sphären „Staat“ und „Wirtschaft“ – eingeordnet wird. Schließlich werden mögliche Pfade der Weiterentwicklung und Diffusion der innovativen Praktiken aus den Initiativen benannt.
Zweitens leistet der Beitrag eine praktisch nutzbare Hilfestellung für Initiativen, indem aus Sicht der Evaluationsforschung Möglichkeiten der Selbstreflexion für lokale Verbraucherinitiativen aufgezeigt werden. Dazu werden Instrumente der (Selbst-)Evaluation betrachtet und diskutiert, welche Chancen sich dadurch für Initiativen bieten – und welche Hemmnisse für die Anwendung möglicherweise bestehen.
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