Zusammenfassung
Angesichts der neuen sprachlich-kulturellen Vielfalt in der Bevölkerung sind die deutschsprachig organisierten Funktionssysteme in den Kommunen damit konfrontiert, für eine erfolgreiche Inklusion nicht deutsch sprechender Migrant_innen und ihrer Kinder die bisherige nationalstaatliche Doppelstrategie sprachlicher Zwangsassimilierung und Ausgrenzung von Minderheitssprachen überwinden zu müssen. Dazu soll die individuelle Mehrsprachigkeit durch das nur einsprachig deutsch qualifizierte Stammpersonal der lokalen Verwaltungs- und Bildungsinstitutionen „wertgeschätzt“ und als individuelles Potential bzw gesellschaftlich wertvolle Zukunft sressource vor Ort zum effektiveren Lernen der Zweitsprache Deutsch u. a. mit Hilfe von ehren- oder hauptamtlichen „Sprachmittler_innen“ genutzt werden. Dieser Sprachenreichtum ist jedoch langfristig in öffentlicher Verantwortung nur zu erhalten, wenn es innerhalb der lokalen Bildungslandschaft gelingt, im Elementarbereich, in Schulen und Weiterbildungseinrichtungen ein bedarfsgerechtes, qualifiziertes Angebot zum Erwerb der jeweiligen Minderheitssprachen auf dem Niveau „konzeptioneller Schriftlichkeit“ zu schaffen. Dazu fehlen jedoch in Deutschland die grundlegenden Voraussetzungen.
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Schweitzer, H. (2018). Wenn der Staat mit seinem Deutsch (fast) am Ende ist…. In: Gesemann, F., Roth, R. (eds) Handbuch Lokale Integrationspolitik. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-13409-9_19
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