Zusammenfassung
Der Beitrag untersucht, welche sexualitätsbezogenen Inhalte in staatlichem Pflichtunterricht zulässig sind. Dabei reflektiert er die Rolle von Recht in der Schule als gesellschaftlicher Sozialisations- und Emanzipationsinstanz.
Zunächst werden die zeitgeschichliche Entwicklung und die Rechtsprechung von BVerfG und BVerwG mit dem Gebot der wertbezogenen Zurückhaltung dargestellt. Darauf folgt ein Überblick über die Landesschulgesetze, die sich zwischen einem reproduktionsorientierten Pol und einem selbstbestimmungsorientierten Pol bewegen und damit Geschlechterverhältnisse beeinflussen.
Anhand der schulischen Praxis, klagefreudigen Eltern durch inhaltliche Beschränkungen entgegenzukommen, wird aufgezeigt, dass das Schulrecht die Dreieckskonstellation zwischen Schüler*innen, Eltern und Staat unzureichend bearbeitet und insbesondere Schüler*innenrechte ausblendet. Als notwendige und logisch zwingende verfassungsrechtliche Konkretisierung des Zurückhaltungsgebots wird das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung identifiziert. Das Zurückhaltungsgebot verlangt insofern Wertneutralität in Bezug auf Familienstand und sexuelle Orientierung und Reformen einzelner Landesschulgesetze und der Lehrer*innenausbildung.
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Müller, U.A.C. (2017). Bienen und Blumen im Dreieck. In: Lembke, U. (eds) Regulierungen des Intimen. Geschlecht und Gesellschaft, vol 60. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-11749-8_12
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