Zusammenfassung
Verknüpfte Personen-Betriebsdaten bzw. Linked-Employer-Employee-Daten sind eine zunehmend genutzte Grundlage zur Beantwortung einer Reihe von Fragestellungen innerhalb und außerhalb der Organisationsforschung. Der Beitrag beschreibt die Analysepotenziale derartiger Datensätze und stellt die unterschiedlichen Vorgehensweisen zu ihrer Generierung dar. Welche methodischen Herausforderungen sich daraus ergeben, wird am Beispiel von zwei Studien erörtert, die jeweils eine unterschiedliche Vorgehensweise bei der Datenerhebung wählten. In der einen Studie wurde das „Employer-first“ Verfahren angewandt. Dabei wird zunächst eine Stichprobe von Betrieben bzw. Organisationen gezogen, um dann im Anschluss Beschäftigte innerhalb dieser Betriebe zu befragen. Die zweite Studie wählte hingegen den umgekehrten Weg des „Employee-first“ Verfahrens: hier wird mit einer Stichprobe von Beschäftigten gestartet, um daran anschließend deren aktuelle Arbeitgeber (Betrieb) zu befragen. Die methodische Anlage beider Studien und die sich daraus ergebenden Vor- und Nachteile werden detailliert beschrieben und die Nützlichkeit unterschiedlicher LEE-Datenstrukturen für die Organisationsforschung diskutiert. Zusätzlich wird auf Möglichkeiten verwiesen, wie das Analysepotenzial solcher Datensätze weiter ausgebaut werden kann.
Similar content being viewed by others
Notes
- 1.
Grundlage einer Adressübermittlung ist der § 75 SGB X, der diese an einige Bedingungen knüpft: So muss der Zweck klar definiert sein und im Bereich wissenschaftlicher Forschung im Sozialleistungsbereich oder wissenschaftlicher Arbeitsmarkt- und Berufsforschung liegen. Es muss ein erhebliches öffentliches Interesse am Forschungsziel bestehen und dies darf ohne die Adressübermittlung nicht erreichbar sein. Die kostenpflichtige Adressübermittlung kann bei der Bundesagentur für Arbeit beantragt werden, die Genehmigung obliegt dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales.
- 2.
Die maximal mögliche Stichprobengröße auf der Betriebsebene bestimmt sich maßgeblich aus der Anzahl der Beschäftigten, die pro Betrieb befragt werden soll und der Anzahl hinreichend großer Betriebe in der Grundgesamtheit. Sollen z. B. 50 Beschäftigte pro Betrieb befragt werden, benötigt man – abhängig von Faktoren wie dem Erhebungsmodus – valide Kontaktdaten für 200 Beschäftigte pro Betrieb. Je nach Qualität und Vollständigkeit der Kontaktdaten (z. B. einer validen Telefonnummer) muss der Betrieb zum Ziehungszeitpunkt also deutlich mehr als 200 Beschäftigte haben. Die Mindestbetriebsgröße erhöht sich, wenn bestimmte Personenkreise wie geringfügig Beschäftigte oder Auszubildende nicht einbezogen werden sollen. Die Anzahl hinreichend großer Betriebe ist jedoch begrenzt.
Literatur
Abendroth, Anja-Kristin, Silvia Maja Melzer, Peter Jacobebbinghaus, und Fabienne Schlechter. 2014. Methodenbericht Beschäftigten- und Partnerbefragung des Linked-Employer-Employee Panels (LEEP-B3) im Projekt B3 „Wechselwirkungen zwischen Verwirklichungschancen im Berufs- und Privatleben“. SFB 882 Technical Report Series 06. Bielefeld: SFB 882.
Ametowobla, Dzifa, Nina Baur, und Maria Norkus. 2016. Analyseverfahren in der empirischen Organisationsforschung. In Handbuch Empirische Organisationsforschung, Hrsg. Stefan Liebig, Wenzel Matiaske und Sophie Rosenbohm. Wiesbaden: Springer.
Antoni, Manfred, Peter Jacobebbinghaus, und Stefan Seth. 2011. ALWA-Befragungsdaten verknüpft mit administrativen Daten des IAB (ALWA-ADIAB) 1975–2009. FDZ-Datenreport, 5, 2011. Nürnberg: FDZ-IAB.
Antoni, Manfred, Arne Bethmann. 2014. PASS-Befragungsdaten verknüpft mit administrativen Daten des IAB (PASS-ADIAB) 1975–2011. FDZ-Datenreport, 3, 2014. Nürnberg: FDZ-IAB.
Bechmann, Sebastian, und Kerstin Sleik. 2016. SOEP-LEE Betriebsbefragung – Methodenbericht der Betriebsbefragung des Sozio-oekonomischen Panels. SOEP Survey Papers 305: Series B. Berlin: DIW Berlin/SOEP.
Bellmann, Lutz, Stefan Bender, Mario Bossler, Sandra Broszeit, Christian Dickmann, Miriam Gensicke, Reiner Gilberg, Philipp Grunau, Patrick Kampkötter, Katharina Laske, Jens Mohrenweiser, Helmut Schröder, Holger Schütz, Dirk Sliwka, Susanne Steffes, Jens Stephani, Nikolai Tschersich und Stefanie Wolter. 2015. LPP – Linked Personnel Panel. Quality of work and economic success: longitudinal study in German establishments (data collection on the first wave). FDZ-Methodenreport 05/2015 (en). Nürnberg: FDZ der BA im IAB.
Bender, Stefan, Michael Fertig, Katja Görlitz, Martina Huber, und Alexandra Schmucker. 2009. WeLL – Unique linked employer-employee data on further training in Germany. Schmollers Jahrbuch. Zeitschrift für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 129(4): 637–643.
Calderwood, Lisa, und Carli Lessof. 2009. Enhancing longitudinal surveys by linking to administrative data. In Methodology of longitudinal surveys, Hrsg. Peter Lynn, 55–72. Chichester: Wiley.
Cappelli, Peter. 2001. The national employer survey: Employer data on employment practices. Industrial Relations: A Journal of Economy and Society 40(4): 635–647.
Diewald, Martin, Reinhard Schunck, Anja-Kristin Abendroth, Silvia Maja Melzer, Stephanie Pausch, Mareike Reimann, Björn Andernach und Peter Jacobebbinghaus. 2014. The SFB882-B3 Linked Employer-Employee Panel Survey (LEEP-B3), Schmollers Jahrbuch. Zeitschrift für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 134(3): 379–389.
Eberle, Johanna, und Michael Weinhardt. 2016. Record linkage of the linked employer-employee survey of the socio-economic panel study (SOEP-LEE) and the establishment history panel (BHP). German RLC Working Paper Series WP-GRLC-2016-01. Nürnberg: German Record Linkage Centre.
Ellguth, Peter, Susanne Kohaut, und Iris Möller. 2016. Das IAB-Betriebspanel: (Analyse-)Potenzial und Datenzugang. In Handbuch Empirische Organisationsforschung, Hrsg. Stefan Liebig, Wenzel Matiaske und Sophie Rosenbohm. Wiesbaden: Springer.
Gerhards, Christian, Stefan Liebig, und Jennifer Elsner. 2010. Datenhandbuch Projekt „Verknüpfte Personen-Betriebsdaten im Anschluss an den ALLBUS 2008“ – ALLBUS-Betriebsbefragung 2009. DSZ-BO Technical Report 1. Bielefeld: DSZ-BO.
Grenzer, Matthis, Ines Meyer, Heidi Schuster, und Tobias Gebel. 2016. Rechtliche Rahmenbedingungen der Organisationsforschung. In Handbuch Empirische Organisationsforschung, Hrsg. Stefan Liebig, Wenzel Matiaske und Sophie Rosenbohm. Wiesbaden: Springer.
Gruhl, Anja, Alexandra Schmucker, und Stefan Seth. 2012. Das Betriebs-Historik-Panel 1975–2010 * Handbuch Version 2.1.1. FDZ-Datenreport 04/2012 (de). Nürnberg: FDZ der BA im IAB.
Günther, Roland. 2013. Methodik der Verdienststrukturerhebung 2010. Wirtschaft und Statistik 40(2): 127–142.
Hamermesh, Daniel S. 1999. LEEping into the future of labor economics: The research potential of linking employer and employee data. Labour Economics 6(1): 25–41.
Hamermesh, Daniel. 2008. Fun with matched firm-employee data: Progress and road maps. Labour Economics 15(4): 662–672.
Hartmann, Josef. 2016. Stichprobenziehung und Feldzugang in Organisationsstudien. In Handbuch Empirische Organisationsforschung, Hrsg. Stefan Liebig, Wenzel Matiaske und Sophie Rosenbohm. Wiesbaden: Springer.
Kalleberg, Arne L., David Knoke, Peter V. Marsden, und Joe L. Spaeth. 1996. Organizations in America: Analysing their structures and human resource practices. Thousand Oaks: Sage.
Klosterhuber, Wolfram, und Jörg Heining. 2016. Linked-Employer-Employee-Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (LIAB). In Handbuch Empirische Organisationsforschung, Hrsg. Stefan Liebig, Wenzel Matiaske und Sophie Rosenbohm. Wiesbaden: Springer.
Kmec, Julie A. 2003. Collecting and using employer-worker matched data. Sociological Focus 36(1): 81–95.
Liebig, Stefan, und Christian Gerhards. 2012. Verknüpfte Personen-Betriebsdaten im Anschluss an den ALLBUS 2008. Version: 1. Datenservicezentrum Betriebs- und Organisationsdaten. Dataset doi: 10.7478/s0001.1.v1.
Meyermann, Alexia, Jennifer Elsner, Jürgen Schupp, und Stefan Liebig. 2009. Pilotstudie einer surveybasierten Verknüpfung von Personen- und Betriebsdaten: Durchführung sowie Generierung einer Betriebsstudie als nachgelagerte Organisationserhebung zur SOEP-Innovationsstichprobe 2007. SOEPpapers 170. Berlin: DIW, SOEP.
Pausch, Stephanie, Julia Harand, Reinhard Schunck, und Peter Jacobebbinghaus. 2013. Methodenbericht Betriebsbefragung Projekt B3: Wechselwirkungen zwischen Verwirklichungschancen im Berufs- und Privatleben. SFB 882 Technical Report Series 02. Bielefeld: SFB 882.
Sauer, Carsten, und Peter Valet. 2014. Erwartungen an Wirtschaft und Gesellschaft. Feldbericht und Codebuch zur Erwerbstätigenbefragung. Erste Welle. SFB 882 Technical Report Series 10. Bielefeld: DFG Research Center (SFB) 882 From Heterogeneities to Inequalities.
Schild, Christopher-Johannes, und Manfred Antoni. 2014. Linking survey data with administrative social security data – The project „Interactions Between Capabilities in Work and Private Life“. GermanRLC Working Paper Series WP-GRLC-2014-02. Nürnberg: German Record Linkage Centre.
Schnell, Rainer. 2016. Record linkage. In The SAGE handbook of survey methodology, Hrsg. Christof Wolf, Dominique Joye, Tom W. Smith und Fu Yang-chih, 662–669. London/Thousand Oaks/New Dehli/Singapore: Sage.
Sørensen, Jesper B. 2007. Organizational diversity, labor markets, and wage inequality. American Behavioral Scientist 50:659–676.
Stainback, Kevin, Donald Tomaskovic-Devey, und Sheryl Skaggs. 2010. Organizational approaches to inequality: Inertia, relative power, and environments. Sociology 36(1): 225–247.
Valet, Peter, Meike May, Carsten Sauer, Stefan Liebig. 2014. LINOS-1: Legitimation of Inequality Over the Life-Span. SFB 882 Technical Report (13). Bielefeld: DFG Research Center (SFB) 882 From Heterogeneities to Inequalities.
Vatsalan, Dinusha, Peter Christen, und Vassilios S. Verykios. 2013. A taxonomy of privacy-preserving record linkage techniques. Information Systems 38(6): 946–969.
vom Berge, Philipp, Marion König, und Stefan Seth. 2013. Stichprobe der Integrierten Arbeitsmarktbiografien (SIAB) 1975–2010 * Version 1 (SIAB 7510_DE_v1_dok1). FDZ-Datenreport, 01/2013 (de). Nürnberg: FDZ der BA im IAB.
Wagner, Joachim. 2016. Kombinierte Firmenpaneldaten: Datenangebot und Analysepotenziale. In Handbuch Empirische Organisationsforschung, Hrsg. Stefan Liebig, Wenzel Matiaske und Sophie Rosenbohm. Wiesbaden: Springer.
Wagner, Gert G., Joachim R. Frick, und Jürgen Schupp. 2007. European data watch: The German socio-economic panel study (SOEP) – scope, evolution and enhancements. Schmollers Jahrbuch. Zeitschrift für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 127(1): 139–169.
Weinhardt, Michael, Alexia Meyermann, Stefan Liebig, und Jürgen Schupp. 2016. The Linked Employer–Employee Study of the Socio-Economic Panel (SOEP-LEE): Project Report. SOEPpapers. 829. Berlin: DIW/SOEP.
Weinhardt, Michael, Alexia Meyermann, Stefan Liebig, und Jürgen Schupp. 2017. The Linked Employer–Employee Study of the Socio-Economic Panel (SOEP-LEE): Content, Design and Research Potential. Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik. Epub vor Druck. https://www.degruyter.com/printahead/j/jbnst. Zugegriffen am 11.01.2017.
Wooldridge, Jeffrey M. 2010. Econometric analysis of cross section and panel data, Bd. 2. Cambridge: MIT Press.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2016 Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH
About this entry
Cite this entry
Weinhardt, M., Jacobebbinghaus, P., Liebig, S. (2016). Linked-Employer-Employee (LEE) Daten in der Organisationsforschung. In: Liebig, S., Matiaske, W., Rosenbohm, S. (eds) Handbuch Empirische Organisationsforschung. Springer Reference Wirtschaft . Springer Gabler, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-08580-3_12-1
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-08580-3_12-1
Received:
Accepted:
Published:
Publisher Name: Springer Gabler, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-658-08580-3
Online ISBN: 978-3-658-08580-3
eBook Packages: Springer Referenz Wirtschaftswissenschaften