Zusammenfassung
Torsten Meyer denkt in seinem Beitrag über ein neues Sujet nach, das er dem Denkmodell für das Subjekt der Moderne probehalber entgegen hält. Vor dem Hintergrund der mediologischen Grundannahme, dass sich die symbolischen Aktivitäten einer Gesellschaft inklusive ihres Selbst-Verständnisses nicht unabhängig von den Technologien erklären lassen, die diese Gesellschaft benutzt, um ihre symbolischen Spuren zu erfassen, zu archivieren und zirkulieren zu lassen, beginnt er mit einem Blick auf die Entwicklung des Subjektbegriffs der Moderne bei René Descartes, bedenkt diesen vor der sprachwissenschaftlich fundierten Bildungstheorie Wilhelm von Humboldts und kommt von dort aus auf das Subjektverständnis der strukturalen Psychoanalyse, das als Basis für das weitere Nachdenken über den Zusammenhang von Subjektivität und Medialität dient. Dem Bücher lesenden, hochstapelnden und pathologisch tendenziell neurotischen Subjekt der Moderne wird ein eher psychotisches Subjekt der nächsten Gesellschaft (Baecker) gegenübergestellt, das das Symbolische nicht mehr vom Realen zu trennen vermag, weil es nicht mehr kontrollieren kann, wie die Daten und die Dinge miteinander interagieren, und ihm die zu komplex gewordene Kultur zur zweiten, zur nächsten Natur geworden ist. Vor diesem Hintergrund schlägt Meyer vor, die Bildung der nächsten Gesellschaft von einem Sujet her zu denken, das zwar an das „Subjekt“ der Moderne erinnert, aber auch als „Thema“, „Stoff“, „Motiv“, thematische „Gegend“ verstanden werden kann und hier ein Akteur-Netzwerk meint, das sich aus und an menschlichen Communities, technologischen und thematischen Akteuren bildet.
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Meyer, T. (2015). Ein neues Sujet. In: Jörissen, B., Meyer, T. (eds) Subjekt Medium Bildung. Medienbildung und Gesellschaft, vol 28. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-06171-5_5
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