Zusammenfassung
Soziale Ungleichheit ist aufgrund der wachsenden Unterschiede zwischen Bevölkerungsgruppen als gesellschaftliches Problem aktueller denn je. Ungleichheit muss per se noch kein Problem sein. Jedoch kann aus Ungleichheit leicht Ungerechtigkeit werden, wenn es etwa um Bildungschancen und soziale Partizipation geht. Daher ist soziale Ungleichheit eines der klassischen Forschungsfelder der Soziologie. Auch die Psychologie beschäftigt sich mit Ungleichheit. Insbesondere die Differenzielle Psychologie macht es sich zur Aufgabe, die Art, das Ausmaß und die Entstehung von individuellen Unterschieden zu verstehen. Dazu nutzt sie unter anderem die Methode der Verhaltensgenetik, durch die festgestellt werden kann, in welchem Ausmaß sich interindividuelle Unterschiede auf unterschiedliche genetische Ausstattung zurückführen lassen. Tatsächlich ist inzwischen für wichtige psychische Merkmale wie Intelligenz, Persönlichkeit und Motivation eine erhebliche genetische Mitbedingtheit nachgewiesen worden. Um die Ursachen sozialer Ungleichheit verstehen zu können, müssen diese individuellen Unterschiede und ihre Entstehung mit berücksichtigt werden. Zu diesem Zweck ist eine transdisziplinäre Zusammenarbeit von Soziologie und Psychologie erforderlich.
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Zitierte und weiterführende Literatur
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Diewald, M., Riemann, R. (2014). Wie können wir die Ursachen sozialer Ungleichheit verstehen?. In: Spinath, B. (eds) Empirische Bildungsforschung. Springer VS, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-41698-9_5
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