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Streit um die „Zauberzellen“.

Wissenschaftskommunikation in der Stammzelldebatte

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Handbuch Wissenschaftskommunikation
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Zusammenfassung

1998 schaffte es der amerikanischen Biomediziner James Thomson, aus nicht benötigten Embryonen US-amerikanischer Fertilitätskliniken erstmals embryonale menschliche Stammzellen zu gewinnen, nachdem 1981 die ersten embryonalen Stammzellen der Maus isoliert worden waren. Thomson gelang damit ein wissenschaftlicher Erfolg, der einerseits mit der Verheißung verbunden war, irgendwann einmal Zellen zur Verfügung stellen zu können, die sich – zumindest im Prinzip – in jegliches menschliches Gewebe entwickeln lassen könnten; andererseits aber sorgte gerade diese prinzipielle Möglichkeit dafür, dass die Geschichte der Stammzelldebatte – genauer: die Geschichte der öffentlich und politisch über dieses Thema geführten Debatte – von Beginn an eine Geschichte impliziter Krisenkommunikation war und bis heute geblieben ist. Denn dieser potenzielle Nutzen lenkte den Blick zugleich auf ethisch-moralische Grundfragen, die mit entsprechendem Eifer und bisweilen einer Kompromisslosigkeit diskutiert wurden, die sonst nur in krisenhaften Ausnahmefällen zu beobachten sind.

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Notes

  1. 1.

    Vgl. zu dieser Frage etwa Kekulé (2008).

  2. 2.

    Interessant ist in diesem Zusammenhang die historische Bedingtheit der Debatte innerhalb der Katholischen Kirche im Hinblick auf die Beseelung des Embryos, die hier jedoch nur angedeutet werden kann. So ging die Kirche bis 1869 von der Sukzessivbeseelung des Embryos aus; demnach wurde die volle Menschwerdung erst mit dem 80. Tag nach der Befruchtung erreicht.

  3. 3.

    Vgl. hierzu Ertl (2008).

  4. 4.

    Dargestellt ist das theoretisch maximal denkbare Geflecht von Kommunikationshandlungen zwischen den beteiligten Akteuren. Bei idealtypischer Öffentlichkeitsarbeit würden die Akteure alle diese Kommunikationswege bedenken und bedienen; tatsächlich aber neigen die handelnden Personen und Institutionen dazu, einzelne Kommunikationsstränge deutlich stärker, andere dagegen gar nicht zu benutzen (vgl. Abb. 2).

  5. 5.

    Vgl. hierzu auch Schimank 2002: S. 13 ff.

  6. 6.

    Vgl. hierzu u. a. Schwägerl (2008).

  7. 7.

    Vgl. hierzu z. B. Badenschier und Wormer (2011) zur Nachrichtenwerttheorie in Bezug auf Wissenschaftsthemen.

  8. 8.

    Organisationen neigen bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit dazu, bestimmte Kommunikationswege deutlich stärker zu bedienen als andere. Dies ist einerseits der Wahrnehmung von öffentlicher Meinung geschuldet, die sich oft rein auf Medien und deren Veröffentlichungen bezieht, andererseits aber auch mangelnder personeller Ausstattung in den Kommunikations- und Presseabteilungen, die eine – wünschenswerte – breitere kommunikative Aktivität häufig nicht zulässt. Das hier dargestellte Mindestmaß an Aktivität aus Sicht der DFG wäre eine verstärkte Versorgung der Medien mit Informationen, um diese Informationen über den medialen Multiplikatoreffekt auch zu den anderen Akteuren zu transportieren.

  9. 9.

    Dargestellt ist die professionelle Verzahnung von Öffentlichkeitsarbeit auf unterschiedlichen Kommunikationskanälen: Die klassische Medienarbeit wird von Lobbyarbeit (in Richtung der Entscheidungsträger), interner (Mitarbeiter) und externer, netzwerkorientierter Kommunikation (Konkurrenz) flankiert. Bestimmte Zielgruppen – z. B. Redaktionen – erhalten so nicht nur den direkten Informationsimpuls aus der Medienarbeit, sondern werden auch von anderer Seite mit Informationen versorgt – etwa durch Meinungsäußerungen (Leserbriefe u.ä.) von Mitarbeitern oder durch Medienarbeit anderer Forschungseinrichtungen. Die Information erscheint dadurch in der Wahrnehmung wichtiger und gehaltvoller.

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Himmelrath, A. (2012). Streit um die „Zauberzellen“.. In: Dernbach, B., Kleinert, C., Münder, H. (eds) Handbuch Wissenschaftskommunikation. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18927-7_39

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