Zusammenfassung
In den Jahren nach 1904/05 verändert Heinrich Mann den Orientierungsrahmen seines dichterischen Selbstverständnisses. Kunst erscheint ihm nicht mehr als metageschichtliches Surrogat, er entwickelt gegen das Programm einer Schönheitsseligkeit, die noch den Ästhetizismus des Romans Die Göttinnen geprägt hat, und gegen die Artismus-Programmatik, die er als ‚Anti-Natur‘ im Flaubert-Essay thematisiert hatte, ein Gegenkonzept, das bewusst auf Kommunikabilität und auf eine Fundierung des Ästhetischen im Dienst des ‚Lebens‘ zielt, das als Entfaltung des ‚Geistes‘ vorgestellt wird. Die Lektüre von theoretischen Überlegungen George Sands im Kontext des romantischen art social in Frankreich dürfte ihn dabei angeregt haben, freilich nicht im Sinne einer konkreten Übernahme. Sinnlich konkret und erzählerisch innovativ modelliert Heinrich Mann dieses Konzept in der Darstellung des menschlich Allzumenschlichen in einer kleinen italienischen Landstadt, deren Name nicht genannt wird. Die Handlung des Romans Die kleine Stadt (1909) eröffnet ein fulminantes Durch- und Gegeneinander von parteilichen Egoismen, Intrigen, Geltungssucht, Narreteien und erotischen Eskapaden. Zudem entwickelt Heinrich Mann hier erstmals das sehr innovative Konzept eines Erzählverfahrens, das auf eine auktoriale Leserlenkung verzichtet.
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Literatur
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Werner, R. (2022). Auferstehung (1911) und Novellen über das Risorgimento. In: Bartl, A., Martin, A., Whitehead, P. (eds) Heinrich Mann-Handbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05808-9_17
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