Alexander von Villedieu: Doctrinale

Zusammenfassung

Das rezeptionsgeschichtlich bedeutendste Werk des Verfassers ist das aus 2645 daktylischen Hexametern bestehende Doctrinale, das er während seiner Pariser Studienzeit zusammen mit zwei Kommilitonen begann und um 1200 allein vollendete. Das sprachlich schwierige und inhaltlich anspruchsvolle Lehrgedicht wendet sich an solche Schüler, die bereits über elementare Kenntnisse der lateinischen Sprache verfügen. Insbesondere aus mnemotechnischen Gründen versifiziert Alexander hierbei jenen grammatischen Stoff, den der Römer Donat in der Ars maior (4. Jh.) und der Konstantinopolitaner Lehrer Priscian in den Institutiones grammaticae (um 500) in Gestalt der Fachprosa niedergelegt haben. Unter Verzicht auf jeglichen rhetorischen und poetischen Ornat vermittelt Alexander in äußerst verknappter Sprache einen systematischen Überblick über die wichtigsten Teilbereiche der lateinischen Grammatik und illustriert die erteilten Lehren mit zahlreichen Wortbeispielen. Dabei entspricht es dem Grundgedanken der insbesondere in Paris entwickelten scholastischen Grammatik, dass er seine Regeln und Einzelvorschriften nicht aus den literarischen Klassikern der paganen Antike ableitet und durch diese begründet, sondern auf jegliche Beispielsätze aus der poetischen Literatur verzichtet.

Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH