Gaddis, William: The Recognitions

Zusammenfassung

Der 1955 publizierte Roman wurde bei Erscheinen von Kritik und Publikum negativ aufgenommen, zählt mittlerweile jedoch zu den wichtigsten Romanen des 20. Jh.s. Im Zentrum steht die mäandrierende Lebensbahn des tief religiösen Kunstfälschers Wyatt Gwyon, Sohn eines Pfarrers, dem es bei seiner Tätigkeit allerdings nicht um das bloße Kopieren von Gemälden alter Meister geht. Vielmehr fingiert er neue Bilder im Stil dieser Künstler, die dann auf dem Kunstmarkt für verloren gegangene Originale gehalten werden. Der Protagonist gerät so in die Fänge von Geschäftemachern: Kriminalität ist ein zentrales Thema von The Recognitions. Gaddis umspielt kunstvoll die philosophische Differenz von Schein und Sein, von gefälschter Wirklichkeit und authentischer Realität. Sein Buch handelt von den Grenzen der Wahrnehmung, und in letzter Konsequenz stellt es eine Annäherung an Platons Höhlengleichnis dar. Diese ontologischen Überlegungen finden sich allerdings nicht nur im Bereich der Kunst wieder; es geht zum Beispiel auch um das Fälschen von Geld. Gaddis' große Leistung besteht darin, das Motiv der Täuschung in fast allen Lebensbereichen aufzuspüren. Der Titel der deutschen Übersetzung, Die Fälschung der Welt, deutet auf die Universalität des Fälschungskonzepts hin.

Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH