Smaïl, Paul: Ali le magnifique

Zusammenfassung

Der Roman von 2001 ist der vierte Text des Autors, der unter dem Pseudonym Paul Smaïl erschien. Der Name suggeriert, dass sich dahinter ein junger Mann mit maghrebinischem Migrationshintergrund verbirgt, der in seinen Texten seine täglichen Erfahrungen verarbeitet. Waren die ersten drei Texte vorgeblich autobiographisch, so ist Ali le magnifique von vorneherein als reine Fiktion markiert, die lediglich Bezüge zu der tatsächlichen Geschichte des Serienmörders Ahmed Rezzala aufweist. Der Text wurde, ebenso wie seine Vorgänger, von der französischen Presse heftig diskutiert; im Zentrum des Interesses stand dabei die hartnäckig abwesende Figur des Autors. Als sich 2003, etwa ein Jahr nach Erscheinen des Textes, der französische Autor Jack-Alain Léger als hinter dem Pseudonym stehend zu erkennen gab, war die Aufregung sowohl in der französischen Presse als auch im Umfeld der ‚littérature beur‘, zu der die Texte bisher gezählt wurden, groß (vgl. hierzu einen der bekanntesten Autoren dieser Literatur, Azouz Begag). Einige Kritiker unterstellten, es sei nicht legitim, ohne den entsprechenden biographischen Hintergrund über das Leben der Kinder der Immigration zu schreiben. Den Texten wurde also aufgrund des Fehlens eigenen realweltlichen Erlebens die literarische Qualität, die unzweifelhaft vorhanden ist, abgesprochen. Indem die Kritik Smaïls Texten ihren nicht vorhandenen biographischen Hintergrund vorwarf, zeigte sie – wie vielfach auch in anderen Rezensionen der ‚littérature beur‘ – in eklatanter Weise eine Abhängigkeit von referenziellen Bezügen, von der man sich ansonsten spätestens seit Michel Foucaults„Was ist ein Autor?“ gelöst hatte. Eine genauere Analyse und Interpretation der Texte wurde in diesem Fall effektiv verhindert.

Ursprünglich veröffentlicht unter © J.B. Metzler’sche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH