Zusammenfassung
Weimar. Die „Weimarische Schule“ nimmt sich den Fleiß ihres Meisters zum Muster, und producirt mit großem Eifer – ein Jeder nach seinen Kräften. Cornelius (in diesen Tagen vom Rhein zurückgekehrt) hat eine fertige komische Oper mitgebracht; Lassen arbeitet fleißig an seiner zweiten romantischen Oper „Heinrich Frauenlob“, wozu Pasqué den Text geschrieben hat. Für Violine und Violoncell sind bei uns nicht weniger als drei neue Concerte in den letzten Monaten entstanden: Singer, Damrosch und Coßmann haben Concerte für ihre Instrumente geschrieben, die in Orchesterproben bereits zu Gehör kamen. Stör hat im Lauf der Saison Musik zu mehreren Dramen geschrieben: zu Schiller’s „Lied von der Glocke“ (aufgeführt bei den Septemberfesten), zu „Martin Luther“ von H. Werner (Bearbeitung für die Bühne von Dingelstedt) und ganz neuerdings zu „Heinrich von Schwerin“ von G. v. Meyern (eine Ouverture über „Schleswig-Holstein meerumschlungen“), deren Aufführung mit dem genannten Stück in den nächsten Tagen zu erwarten ist. – Beiläufig sei hier erwähnt, daß Raff, den so Mancher noch immer in Weimar sucht, schon über Jahr und Tag nach Wiesbaden übergesiedelt ist und sich dort ganz niederzulassen scheint, da er sich mit Frl. Doris Genast zu vermählen gedenkt, die für die Wiesbadener Hofbühne neuerdings auf sechs Jahre engagirt wurde. Raff’s große Oper „Samson“ ist bekanntlich vollendet, und dürfte in nächster Saison hier zur Aufführung kommen. – Daß bei dieser Compositionsfülle der Liedersegen nicht ausbleiben konnte, versteht sich fast von selbst. Hier steht Lassen obenan, der eine ganze Serie reizender Lieder componirte, deren Publication jetzt bei Kühn in Weimar beginnt. Derselbe kühne Zukunftsverleger bringt jetzt auch Lieder von Martha v. Sabinin (Op. 2) und Robert Pflughaupt, wie er bereits Lieder von Damrosch und Viole veröffentlichte. An Clavierwerken erschienen kürzlich in demselben Verlag: zwei Claviersuiten von Raff, Scherzo von Reubke , Caprice und Polonaise von Viole , Capriccio von L. Jungmann; für Violine und Clavier: Improvisation und zwei Romanzen von Damrosch, Tarantelle von Viole, und Phantasiestück für Violine und Orgel (oder Piano) von H. v. Bronsart . – Diese Liste ist von Interesse, da sie einerseits die Productivität des hiesigen Künstlerkreises, anderseits die Thätigkeit unserer jungen, unternehmungslustigen Verlagshandlung von Kühn beurkundet. Auch Liszt bereitet die Herausgabe einiger neuen [sic] Liederhefte vor; verschiedene Lieder von Lassen wurden von ihm bereits für Pianoforte transcribirt, wol der beste Beweis für ihren musikalischen Werth. – In der Oper nichts Neues, außer zwei recht gelungenen Aufführungen von Mehul’s „Jacob und seine Söhne“ und Lortzing’s „Wildschütz“, beide neueinstudirt, gut besetzt und mit Geschmack in Scene gesetzt.
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von Roth, D., Roesler, U. (2020). Nr. 117 | Anonym (π.): [o. T., „Weimar“], in: NZfM 25 (1858), Bd. 48, Nr. 20 (14. Mai), S. 221.. In: von Roth, D., Roesler, U. (eds) Die Neudeutsche Schule – Phänomen und Geschichte. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-04923-0_117
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