Zusammenfassung
Informelles Lernen befindet sich im bildungspolitischen und erziehungswissenschaftlichen Fokus, ist zentrales Element im Konzept des Lebenslangen Lernens. Seine Wertschätzung speist sich aus lerntheoretischen, praktischen, finanziellen und anthropologischen Quellen. Trotz erheblicher Messschwierigkeiten lässt sich sicher abschätzen, dass die Umfänge erheblich sind und in Größenordnungen des (fremd-)organisierten Lernens liegen. Die sozio-demographischen Muster der Teilnahme entsprechen denen, die bei den regulären Bildungsgängen sichtbar werden (hohe soziale Selektivität, Bildungskumulation). Informelles Lernen weist eine Reihe von Vorteilen auf (z. B. Flexibilität, hohe Effizienz), birgt aber auch Gefahren (mangelnde Systematik, Motivationsstörungen). Den Bildungseinrichtungen kommt von daher eine erweiterte Rolle zu, die weit über Instruktion bzw. Unterricht hinausreicht und durch Lernsupport (z. B. Beratung, Kompetenzerfassung) das informelle Lernen begleitet, unterstützt und effektiver macht. Weiterbildung/Erwachsenenbildung versucht zudem traditionelle Lehrangebote mit informellen Lernwegen zu kombinieren.
Unter informellem Lernen werden hier intentionale Lernvorgänge verstanden, die nicht professionell didaktisiert sind, also nicht unter fremder Anleitung stehen. Informelles und selbstgesteuertes Lernen werden synonym verwendet. Erwachsenenbildung meint hier jenes Segment der Weiterbildung, das unter der rechtlichen Regie der Länder steht und manchmal auch als allgemeine Weiterbildung bezeichnet wird. Die Abgrenzung ist nicht trennscharf vorzunehmen, weil auch die EB-Einrichtungen berufliche Weiterbildung anbieten.
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Gnahs, D. (2015). Informelles Lernen in der Erwachsenenbildung und Weiterbildung. In: Rohs, M. (eds) Handbuch Informelles Lernen. Springer NachschlageWissen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-06174-6_8-1
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