Zusammenfassungen
Rechtlich gesehen besteht keine Notwendigkeit, die Europäischen Verträge in eine Verfassung umzuwandeln. Sämtliche notwendigen oder wünschenswerten Reformen der EU könnten im Rahmen der Verträge vorgenommen werden. Das Verlangen nach einer Verfassung muss also außerrechtliche Gründe haben. Sie sind in dem Bestreben zu suchen, mit Hilfe der Verfassung die Integration der Unionsbürger zu fördern und eine europäische Identität zu stiften. Im Unterschied zu den rechtlichen Wirkungen einer Verfassung treten die integrativen aber nicht notwendig ein. Der Beitrag erörtert, unter welchen Voraussetzungen Verfassungen integrative Kraft entfalten, und prüft, wie wahrscheinlich es ist, dass eine europäische Verfassung die diesbezüglichen Erwartungen erfüllt.
Abstract
From a legal point of view there was no need for transforming the European Treaties into a constitution. All necessary or desirable reforms of the European Union could have been achieved within the framework of the treaties. The transition to a constitution was fuelled by the expectation that it would help integrating the EU-citizenry and building a European identity. Yet, different from the legal effects, the integrative effects are not an automatic result of constitutions. The article elaborates on the conditions under which constitutions succeed or fail in developing integrative force. Viewed in the light of the findings the perspectives of the so-called European Constitution to render this service seem rather low.
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Dieter Grimm, von 1987–1999 Bundesverfassungsrichter, derzeit Rektor des Wissenschaftskollegs zu Berlin sowie Professor für Öffentliches Recht an der Humboldt-Universität Berlin und in Yale und New York, Wallotstraße 19, 14193 Berlin
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Grimm, D. Integration durch Verfassung. Leviathan 32, 448–463 (2004). https://doi.org/10.1007/s11578-004-0031-7
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DOI: https://doi.org/10.1007/s11578-004-0031-7