1 Einleitung

Das zunehmende Bildungsniveau und die gestiegene Erwerbsorientierung von Frauen, ihre zunehmende ökonomische Unabhängigkeit und ein gewandeltes Verständnis von Geschlechterrollen werden immer wieder als Erklärungsfaktoren für niedrige Geburtenziffern herangezogen. In der öffentlichen Diskussion erlangt derzeit vor allem die als (zu) niedrig wahrgenommene Fertilität hoch gebildeter Frauen besondere Aufmerksamkeit. Eine Vielzahl von Untersuchungen weist darauf hin, dass mit steigendem Bildungsniveau von Frauen die Familiengründung verzögert wird oder ganz ausbleibt (Blossfeld u. Jaenichen 1990; Brüderl u. Klein 1991,1993). Wenngleich in Deutschland verlässliche Daten über dauerhaft kinderlose Hochschulabsolventinnen nicht verfügbar sind, beziffern Schätzungen den Anteil in dieser hoch gebildeten Gruppe auf einen Wert von 25% bis hin zu 40% (vgl. Duschek u. Wirth 2005; Schmitt u. Winkelmann 2005). Einige neuere Untersuchungen beschäftigen sich mit Einflussfaktoren auf die Familiengründung bei Männern. Im Unterschied zu den Frauen sind es bei den Männern gerade diejenigen mit sehr geringer Formalbildung, die die niedrigsten Übergangsraten zur Vaterschaft haben. Nur zum Teil lässt sich der erhöhte Anteil der Kinderlosen unter besonders hoch gebildeten Frauen und gering qualifizierten Männern durch eine fehlende (feste) Paarbeziehung erklären (Klein 2003).

In den meisten Studien werden bislang weitgehend getrennt für Frauen und für Männer die Einflüsse von verfügbarem Humankapital, der Beschäftigungssituation oder des Erwerbseinkommens auf die Fertilitätsentscheidung analysiert. Unter der Annahme, dass in der Regel die Entscheidung für oder gegen die Geburt eines Kindes, sofern eine Partnerschaft besteht, gemeinsam von beiden Partnern getroffen oder zwischen ihnen ausgehandelt wird, ist es überraschend, dass bislang nur vergleichsweise wenige Studien sowohl theoretisch als auch empirisch die Merkmale beider Partner gemeinsam untersucht haben (vor allem Andersson et al. 2005; Klawon u. Tiefenthaler 2001; Klein 2003; Kohlmann u. Kopp 1997; Kurz 2005; Wirth 2007). Der vorliegende Beitrag setzt hier an und erweitert die bisherige Forschung um eine Betrachtung der Familiengründung im Partnerschaftskontext. Zwar mag es zunächst einleuchtend erscheinen, dass gerade der Lebenssituation der Frau eine besonders große Bedeutung bei der Erklärung von Kinderlosigkeit und niedrigen Geburtenziffern zukommt. Veränderte Rahmenbedingungen in den Familienstrukturen und am Arbeitsmarkt sowie eine Abkehr von tradierten Rollenbildern (vgl. Blohm 2006; Nave-Herz 2004) weisen allerdings darauf hin, dass zur Erklärung fertiler Prozesse eine Erweiterung der Perspektive hin zur Beachtung von Paarkonstellationen sinnvoll und notwendig ist. Bei der Betrachtung des Partnerschaftskontexts konzentrieren wir uns hier auf die Frage, wie sich das eigene Bildungsniveau in Kombination mit dem des Partners auf die Entscheidung für oder gegen Kinder auswirkt. So ist es durchaus denkbar, dass beispielsweise das Fertilitätsverhalten hoch gebildeter Frauen mit dem Bildungsniveau ihres Partners variiert. Allgemeiner formuliert wollen wir im vorliegendem Beitrag also folgende Frage beantworten:

Unterscheidet sich die Fertilität von Paaren, in denen die Partner das gleiche Bildungsniveau aufweisen (bildungshomogame Paare) von der Fertilität von Paaren, in denen der Mann (hypergame Paare) bzw. die Frau (hypogame Paare) höher gebildet ist als der Partner?

Nach einem Überblick über Forschungsarbeiten, die die Auswirkungen beider Partner auf die Fertilität des Paares untersuchen, stellen wir verschiedene theoretische Erklärungen vor, die sich auf Paare anwenden lassen. Als theoretischen Ausgangspunkt wählen wir die klassische ökonomische Theorie der Familie, die wir durch ein Verhandlungsmodell ergänzen. Wir gehen insbesondere davon aus, dass das Bildungsniveau beider Partner die Art der Entscheidungsfindung beeinflusst. Aus diesen Ansätzen leiten wir unsere zentralen Hypothesen zur Bedeutung der Bildungskonstellation in Partnerschaften für eine Elternschaft ab. Schließlich führen wir eigene empirische Analysen mit den Daten des Mikrozensus 1996 bis 2004 durch. Hier untersuchen wir anhand einer detaillierten Klassifikation von allgemeinen und beruflichen Bildungsniveaus, welche Paare besonders häufig kinderlos bleiben und ob und wie die Bildungskonstellation der beiden Partner die Familiengründung beeinflusst. Unser Beitrag endet mit einer Diskussion der Hypothesen vor dem Hintergrund der empirischen Ergebnisse. In den Analysen zeigt sich, dass die Wahrscheinlichkeit einer Elternschaft tatsächlich mit den Bildungsniveaus beider Partner unterschiedlich variiert und zudem die Richtung des Bildungsgefälles zwischen den beiden Partnern eine wichtige Rolle spielt.

2 Bisherige Forschung zu Fertilität im Partnerschaftskontext

Die Relevanz des Partnerschaftskontexts wurde bisher nur in vergleichsweise wenigen empirischen Forschungsarbeiten berücksichtigt. Im Folgenden berichten wir zentrale Ergebnisse einiger ausgewählter neuerer Studien, die uns als Ausgangspunkt für unsere eigenen Überlegungen dienen. Die Untersuchungen von Kreyenfeld (2002) und Kurz (2005) stellen die Eigenschaften je eines Partner ins Zentrum des Interesses, „kontrollieren“ aber gleichzeitig Merkmale des jeweiligen Partners. Kreyenfeld (2002) analysiert die Fertilität von Frauen anhand der Daten des Mikrozensus 1997. Einen Partnerschaftseffekt kann sie für den Einfluss der beruflichen Bildung der Frau nachweisen: Zwar hat der Ausbildungsabschluss auf Erstgeburten einen negativen und auf Geburten zweiter Ordnung einen positiven bivariaten Effekt; unter Kontrolle des beruflichen Bildungsniveaus des Partners reduziert sich der Effekt aber auf ein nicht signifikantes Niveau.Footnote 1 Kurz (2005) untersucht mit Daten des Sozioökonomischen Panels (1984–2002) die Familiengründung von Männern und berücksichtigt das Bildungsniveau und den Erwerbsstatus der Partnerin. Als zentrales Ergebnis berichtet Kurz, dass die Übergangsrate zum ersten Kind bei Männern, die mit einer Partnerin zusammenleben, nur noch geringfügig mit ihrer eigenen Bildung und Arbeitsmarktposition variiert. Im Gegensatz zu Kurz analysiert Wirth (2007) tatsächlich die Kinderlosigkeit von Paaren, betrachtet dazu aber nur solche Paare, in denen mindestens ein Partner einen Hochschul- oder Fachhochschulabschluss hat. In ihren empirischen Analysen anhand der Mikrozensen 1991, 1995, 1999 und 2003 zeigt sich, dass Paare mit einem hoch gebildeten Partner und einer niedriger gebildeten Partnerin seltener kinderlos sind als gleich hoch gebildete Paare oder Paare, in denen die Partnerin eine höhere Bildung als der Mann hat.

Weitere Studien stellen zwar Bildungseffekte nicht in den Mittelpunkt ihres Interesses, liefern aber trotzdem empirische Belege für die Bedeutung der Bildungs- oder Erwerbskonstellation in Partnerschaften. So ist beispielsweise ein Nebenergebnis der schwedischen Studie von Andersson et al. (2005), dass aufgrund eines umfassenden staatlichen Kinderbetreuungssystems Einkommen und Erwerbstätigkeit von Mann und Frau weitgehend eigenständige Einflüsse auf die Familienerweiterung haben und Entscheidungen auf der Grundlage der individuellen (materiellen) Situation getroffen werden. Corijn et al. (1996) konzentrieren sich auf den Einfluss der Konfessionszugehörigkeit in familialen Entscheidungssituationen, berücksichtigen aber auch die Bildung beider Partner. Diesbezüglich berichten die Autoren, dass sowohl in Flandern als auch in den Niederlanden eine niedrige Bildung beider Partner für den Übergang zur Elternschaft am förderlichsten ist. Hypogamie (Frau ist hoch gebildet, Mann niedrig) verzögert die Elternschaft stärker als Hypergamie, aber bei homogam hoch gebildeten Paaren ist die niedrigste Übergangsrate vorzufinden. Das Bildungsniveau ist in diesen Analysen allerdings nur sehr grob erfasst (hoch/niedrig). Eine weitere aktuelle Untersuchung von Kravdal u. Rindfuss (2008) auf Basis norwegischer Registerdaten zeichnet sich durch einen systematischen Vergleich der Effekte der Bildung von Frauen und Männern aus, wobei diese aber nicht im Partnerschaftskontext analysiert werden. Kravdal und Rindfuss diskutieren ebenso wie Klein (2003) Bildungseffekte der Partnerschaftsentstehung. So kann Kinderlosigkeit auch partiell durch eine (vorübergehende) Partnerlosigkeit erklärt werden oder durch die Wahl eines bestimmten Partner, der die eigenen Ziele und Präferenzen für oder gegen Kinder teilt. In unserer Untersuchung konzentrieren wir uns aber auf Entscheidungsprozesse innerhalb einer Paarbeziehung und lassen die vorausgegangene Partnerwahl außer Acht.

Die hier berichteten Studien liefern somit ein uneinheitliches und unvollständiges Bild: Während zum Beispiel Kurz (2005) keine Unterschiede zwischen Männern mit unterschiedlichen Bildungsabschlüssen findet, sobald Merkmale der Frau berücksichtigt werden, deuten die Ergebnisse von Wirth (2007) und Kreyenfeld (2002) dagegen auf ausgeprägte bildungsspezifische Unterschiede hin. Während Kreyenfeld jedoch gerade für den Einfluss der beruflichen Bildung einen Einfluss des Partners identifiziert, wird bei Wirth durch die Beschränkung auf den tertiären Bildungsabschluss mindestens eines Partners eine erhebliche Variation von möglichen Bildungskonstellationen sowohl in allgemeiner als auch in beruflicher Hinsicht zwangsläufig ausgeblendet. Zusammenfassend ist also eine erhebliche Forschungslücke zur Bedeutung der (Bildungs-) Konstellation von Paaren für Fertilität vorhanden. Die Paarperspektive, wie wir sie hier anwenden wollen, erfordert wiederum entsprechende Erklärungsansätze für paarbezogene Unterschiede bei Fertilitätsentscheidungen. Hierzu eignen sich die klassische Familienökonomie sowie sogenannte Bargaining-Modelle, die wir im folgenden Abschnitt vorstellen und daraus Hypothesen ableiten.

3 Familiengründung als partnerschaftliche Entscheidung

Warum ist es notwendig, die Entscheidung für oder gegen die Geburt von Kindern aus einer Paarperspektive heraus zu analysieren? Wir nehmen eine Paarperspektive ein, weil wir davon ausgehen, dass in der Regel die Entscheidung für oder gegen die Geburt eines Kindes, sofern eine Partnerschaft besteht, gemeinsam von beiden Partnern getroffen oder zwischen ihnen ausgehandelt wird (Miller u. Pasta 1996). Wir nehmen also vereinfachend an, dass sich Paare tatsächlich bewusst für oder gegen Kinder entscheiden. Diese Entscheidung findet unter gegebenen Präferenzen der beiden Partner statt, ob und wie stark ein Kinderwunsch vorhanden ist. Die Abstimmung der Partner, ob und wann ein solcher Kinderwunsch realisiert wird, erfordert einen Aushandlungs- und Entscheidungsprozess. Ein korrekt spezifiziertes Modell zur Analyse fertilitätsbezogener Entscheidungen sollte daher Merkmale beider Partner berücksichtigen (Kurz 2005; Schmitt 2005; Thomson u. Hoem 1998).

3.1 Klassische Familienökonomie

Sowohl die Entscheidung für oder gegen die Partizipation der Frau am Arbeitsmarkt als auch die Entscheidung zur Familiengründung wird aus Sicht der klassischen ökonomischen Theorie der Familie kooperativ und konsensuell getroffen. Dabei wird der gemeinsame Haushaltsnutzen maximiert. Wenngleich die ökonomische Theorie der Fertilität keine einheitliche Theorie darstellt, führen im Detail unterschiedliche Annahmen doch zum gleichen Argument (vgl. Hotz et al. 1997; Leibenstein 1974 für einen Überblick). Während Samuelson (1956) von gemeinsamen statt individuellen Präferenzen der Haushaltsmitglieder ausgeht, wird diese Annahme in Beckers Konzept des über alle Haushaltsangelegenheiten entscheidenden altruistischen Elternteils rationalisiert (Becker 1973,1974,1981). So lässt sich ein Haushalt als unitarischer Akteur betrachten, denn die im Haushalt entstehenden Kosten werden gemeinsam getragen und alle haben auf die gleiche Weise an Produktionsgewinnen teil (vgl. Beninger u. Laisney 2002; Doss 1996). In der klassischen Familienökonomie spielen insbesondere die Opportunitätskosten bei der Entscheidung für Kinder eine Rolle. Diese entstehen bei der Geburt eines Kindes durch entgangenes Einkommen aufgrund eingeschränkter Erwerbstätigkeit; zumindest eines Partners. Daher geht die Familienökonomie davon aus, dass sich der Haushaltsnutzen durch Spezialisierung und eine effiziente Arbeitsteilung im Haushalt maximieren lässt: dann, wenn in idealtypischer Weise, der Partner mit den geringeren Opportunitätskosten die Betreuungs- und Erziehungsaufgaben übernimmt und der andere Partner weiterhin einer Erwerbstätigkeit nachgeht (vgl. Oppenheimer 1994, 1997 für eine kritische Betrachtung der möglichen Spezialisierungsgewinne).

Individuelle Rationalitäten sind aber nicht notwendigerweise deckungsgleich mit der Haushaltsrationalität. So kann im klassischen Modell durchaus die Situation entstehen, dass der Haushaltnutzen ansteigt, obwohl gleichzeitig der individuelle Nutzen eines Partners sinkt: dann, wenn ein Partner maximale Opportunitätskosten durch die Aufgabe der Erwerbstätigkeit trägt und gleichzeitig keinen (zusätzlichen) individuellen Nutzen erzielen kann.Footnote 2 Neuere Theorien, sogenannte Bargaining-Modelle, berücksichtigen daher die individuellen, möglicherweise unterschiedlichen Interessen der Beteiligten und die Lösungsmöglichkeiten in einer Verhandlungssituation. Werden derartige Verhandlungsspiele von interessensgeleiteten Individuen modelliert, so wird unterstellt, dass die Aufteilung erzielter Nutzenerträge (Ressourcen, Güter, Aktivitäten) von der individuellen Verhandlungsposition in der Familie abhängig ist. Footnote 3

3.2 Bargaining-Modelle

Die Entscheidung zur Realisierung eines Kinderwunschs gestaltet sich dann einfach, wenn die Präferenzen der Partner gleich sind und beide einen positiven Nutzen aus dem Verhandlungsergebnis erzielen können. Gibt es jedoch Divergenzen oder wird ein Partner ungewollt benachteiligt, ist ein Aushandlungsprozess von Nöten, um zu einer Entscheidung auf Paarebene zu kommen. Gemeinsam ist den Bargaining-Modellen die Abkehr von der Annahme der klassischen familienökonomischen Theorie, nach der ein innerfamiliärer Konsens über die Maximierung einer gemeinsamen Haushaltsproduktionsfunktion vorherrscht und die individuellen Bewertungen der Familienmitglieder von diesem nicht abweichen. Ein zentrales Element der Verhandlungsmodelle ist die Annahme, dass beide Partner eigene Interessen haben, die in die Entscheidungsfindung eingehen. Zudem spielen in den Bargaining-Modellen neben der Kosten-Nutzen-Rationalität auch soziale und kulturelle Faktoren eine Rolle.Footnote 4

Ausgangspunkt ist erneut die Annahme, dass tatsächlich eine Entscheidung über die Realisierung eines Kinderwunschs getroffen wird. Zunächst ist zu bemerken, dass die Entscheidung dann problemlos ist, wenn die Präferenzen und Kalküle beider Partner in die gleiche Richtung gehen. Gibt es jedoch Divergenzen, zum Beispiel über den Zeitpunkt der Elternschaft, ist ein Aushandlungsprozess erforderlich. Dieser muss nicht explizit, also verbal, bewusst und beobachtbar sein. Vielmehr kann es sich auch um einen impliziten Prozess handeln, in dem durch Antizipation des Drohpunkts des Partners die eigene Entscheidung beeinflusst wird (Auspurg u. Abraham 2007). Paare wenden nun unterschiedliche „Regeln“ an (bargaining rules), um eine Entscheidung über die Verteilung von Ressourcen innerhalb des Haushalts oder die Aufgabenverteilung zu treffen.Footnote 5

Corijn et al. (1996) beschreiben mehrere Entscheidungsregeln für Fertilitätsentscheidungen, die das Gewicht der beiden Partner in der Verhandlungssituation in den Mittelpunkt der Lösungsstrategie im Falle eines Konflikts stellen. Unabhängig vom Ausmaß der partnerschaftlichen Divergenzen ist also mal der eine, mal der andere ausschlaggebend für das Verhandlungsergebnis. Gilt die egalitarian rule, haben beide Partner bei der Entscheidungsfindung in etwa das gleiche Gewicht, sodass im Fall divergierender Interessen ein Kompromiss gesucht wird. Ein unterschiedliches Entscheidungsgewicht kann dagegen aufgrund kultureller und tradierter Geschlechterverhältnisse geschehen, in denen beispielsweise der männliche Partner wichtige Lebensentscheidungen des Paares bestimmt (gender rule oder patriarchal rule). Nimmt man jedoch die tatsächliche Betroffenheit von einer möglichen Realisierung des Kinderwunsches als Ausgangspunkt für die Entscheidungsfindung, ergibt sich ein Übergewicht der Frau. Die sphere of interest rule bedeutet, dass Frauen ein stärkeres Entscheidungsgewicht zukommt, da sie von Schwangerschaft und Geburt körperlich betroffen sind und zudem häufig auch stärker in die Versorgung und Betreuung des Kindes eingebunden sind. In diesem Fall gilt, dass Frauen mit gleichen Merkmalen unabhängig vom jeweiligen Partner das gleiche fertile Verhalten aufweisen. Dagegen drückt die power rule aus, dass die Entscheidung abhängig von der Ressourcenausstattung der Akteure ist, wobei mit besserer Ausstattung ein höheres Entscheidungsgewicht einhergeht. In diesem Fall ist die jeweilige Konstellation innerhalb der Partnerschaft von Bedeutung dafür, ob und wie eine Entscheidung gefällt wird.

Eine Erweiterung des einfachen Verhandlungsmodells mit eindeutigen Lösungsstrategien stellt die Berücksichtigung des sogenannten Konflikt- oder Drohpunkts dar (Manser u. Brown 1980; McElroy u. Horney 1981). Neben dem Für und Wider oder dem je individuellen Nutzen aus der konkreten Entscheidung wird der alternative Nutzen außerhalb der bestehenden Paarbeziehung, also nach einer Trennung oder Scheidung, abgewogen. Die Entscheidung zur Familiengründung und zur Geburt weiterer Kinder kann somit mit einer Entscheidung über den Fortbestand der Partnerschaft gekoppelt sein, die ebenfalls mit einem Kosten-Nutzen-Kalkül getroffen wird. Ist an die Entscheidung für ein Kind zudem die zeitweise Aufgabe der Erwerbsarbeit gebunden, so führt diese Zeit außerhalb des Arbeitsmarktes zu einer Entwertung des marktspezifischen Humankapitals (Beblo u. Wolf 2002). Diese Verschlechterung der Alternativen bedingt dann eine endogene Absenkung des Drohpunkts (Ott 1992) mit Auswirkungen auf weitere paarbezogene Entscheidungen, z. B. für eine Familienerweiterung.

Zusammenfassend geht die familienökonomische Theorie von einer unitarischen Entscheidung auf Haushaltsebene aus, bei der insbesondere die Opportunitätskosten aufgrund entgangenen Einkommens und eine entsprechende Arbeitsteilung in der Familie von Bedeutung sind. Bei den Bargaining-Modellen spielen dagegen individuelle Interessen und partnerschaftliche Dominanz eine Rolle, abhängig davon, welche Entscheidungsregel angewandt wird (z. B. Vorrang der Präferenzen der Frau wegen der stärkeren körperlichen und gegebenenfalls zeitlichen Belastung, Vorrang der Interessen des Mannes wegen traditioneller Einstellungen). Schließlich sind die Kosten oder der Alternativnutzen bei einer Auflösung der Partnerschaft von Bedeutung, die mit der Entscheidung für oder gegen Kinder verbunden sein kann.

3.3 Hypothesen

Argumente beider Theorien aufgreifend leiten wir im folgenden Abschnitt Hypothesen über den Zusammenhang zwischen der Bildungskonstellation eines Paares und der Verbreitung dauerhafter Kinderlosigkeit sowie zum Zeitpunkt der Geburt eines (ersten) Kindes ab. Im Fall gleicher Präferenzen und Interessen unterscheiden sich die Erwartungen nicht, die man aus den hier vorgestellten theoretischen Ansätzen ableiten kann. Geht man hingegen davon aus, dass es Interessensunterschiede gibt, müssen Paare im Konfliktfall eine Lösungsstrategie finden. Um genauere Vorhersagen aus dem familienökonomischen oder den verhandlungstheoretischen Modellen ableiten zu können, unterscheiden wir zwei unterschiedliche Bedeutungen von Bildung. Einerseits ergeben sich aus der beruflichen Bildung des Akteurs sein Erwerbspotenzial und damit eine spezifische Drohpunktlage (Braun et al. 2008) sowie gegebenenfalls entsprechende Opportunitätskosten. Andererseits betrachten wir das allgemeine Bildungsniveau, mit dem kulturelle Vorstellungen über Geschlechtsrollen korreliert sind: So haben zahlreiche Studien gezeigt, dass mit steigendem Bildungsabschluss sowohl bei Frauen als auch bei Männern die Zustimmung zu egalitären Rollenvorstellungen zunimmt (Alwin et al. 1992; Blohm 2006; Dryler 1998; Kane 1995).

3.3.1 Hypothesen zum Bildungsniveau beider Partner

Die Familienökonomie legt nahe, dass mit insgesamt zunehmender Bildung beider Partner die Opportunitätskosten durch Kinder für den Gesamthaushalt ansteigen, was zu einem steigenden Anteil an kinderlosen Paaren oder zumindest zu einer Verzögerung der Fertilitätsentscheidung führt.Footnote 6 Auch die power rule, nach der sich der jeweils höher gebildete Partner mit dem größeren Erwerbspotenzial im Aushandlungsprozess eher durchsetzen kann, lässt erwarten, dass in homogam hoch gebildeten Partnerschaften eine besonders starke Verbreitung der Kinderlosigkeit oder ein Aufschub der Fertilitätsentscheidung zu erwarten ist. Umgekehrt gilt aus Sicht der Familienökonomie, dass Paare mit einer großen Bildungsdifferenz eine höhere Wahrscheinlichkeit für Kinder haben, da die Opportunitätskosten des ohnehin eher auf Hausarbeit spezialisierten Partners gering sind. Hier ist besonders hervorzuheben, dass aus der klassischen Familienökonomie grundsätzlich keine Unterschiede zwischen hypo- oder hypergamen Paaren zu erwarten sind.

3.3.2 Hypothesen zur beruflichen Bildung

Wir erwarten, dass Kinder eher und früher vorhanden sind, wenn der Mann beruflich höher gebildet ist als die Frau, da sich aus Sicht der Familienökonomie in dieser Situation besonders große Gewinne durch Arbeitsteilung und Spezialisierung ergeben. Zur gleichen Hypothese gelangt man, wendet man das power rule-Modell der Entscheidung an. Dieses besagt, dass derjenige mit dem größeren Erwerbspotenzial die Entscheidung abschließend bestimmt (hier: der beruflich höher gebildete Mann). In Anbetracht empirisch bestehender Unterschiede der (faktischen und erwarteten) Renditen am Arbeitsmarkt, z. B. Lohndifferenzen, erwarten wir für beruflich höher gebildete Frauen, dass die Spezialisierungsvorteile in diesem Fall geringer sind, sodass sich in der Konstellation „Frau beruflich höher gebildet als der Mann“ etwas seltener Kinder beobachten lassen als in hypergamen Paarbeziehungen. Wendet man dagegen die sphere of interest rule an, würde man erwarten, dass allein das berufliche Bildungsniveau der Frau ausschlaggebend ist, d. h. Frauen mit gleichem Berufsbildungsabschluss zeigen das gleiche fertile Verhalten und es gibt keine zusätzlichen Effekte der jeweiligen Bildung des Partners.

3.3.3 Hypothese zur allgemeinen Bildung

Während wir bisher überwiegend die berufliche Bildung als Indikator für das Erwerbspotenzial verwendet haben, ziehen wir nun das allgemeine Bildungsniveau darüber hinaus als Indikator für mehr oder weniger tradierte Wertvorstellungen heran. So argumentiert die gender oder patriarchal rule der Verhandlungstheorie, dass im Fall tradierter Wertevorstellungen vor allem Männer Entscheidungen fällen, ohne Berücksichtigung von Opportunitätskosten der Frau. Bei Paaren mit einer gering gebildeten Frau erwarten wir daher, dass eigene Interessen zurückgestellt werden und (unter der Annahme, dass Männer unterschiedlichen Bildungsniveaus die gleiche Präferenz für Kinder zeigen) das gleiche fertile Verhalten auftritt. Kinder werden hier häufiger und früher geboren als in Partnerschaften mit einer höher allgemein gebildeten Frau. Dieses Argument gilt auch unter Kontrolle des beruflichen Bildungsabschlusses der Frau.

3.3.4 Hypothesen zur Bildungskonstellation in Ehen vs. Nichtehelichen Lebensgemeinschaften

Laut Familienökonomie ist die Bedeutung der hypergamen Bildungskonstellation vor allem in Ehen hoch, weil dort zusätzliche Anreize zur Spezialisierung vorhanden sind (z. B. Steuervorteile durch Ehegattensplitting, Mitversicherungsmöglichkeiten des nicht erwerbstätigen Partners in der Krankenversicherung; bessere Absicherung des auf Hausarbeit spezialisierten Partners im Scheidungsfall). Wird die Entscheidung über die Familiengründung an den Fortbestand der Partnerschaft gekoppelt, ist der Drohpunkt von Bedeutung. Da die Hürden bei einer Scheidung relativ höher sind als im Fall einer Trennung einer nicht ehelichen Lebensgemeinschaft (NEL) erwarten wir, dass in Ehen häufiger Kinder geboren werden, auch wenn der Kinderwunsch nur bei einem der Partner vorhanden ist. Dies erwarten wir vor allem dann, wenn die Partnerin geringer gebildet ist als der Partner. Aus diesen Gründen erwarten wir die höchste Wahrscheinlichkeit für gemeinsame Kinder, wenn die Partner in hypergamen Ehe leben.

4 Untersuchungsdesign und Daten

Zur Untersuchung der Einflüsse des Bildungsniveaus beider Partner auf Übergänge zur Elternschaft werden mehrere Erhebungen des Mikrozensus aus den Jahren 1996 bis 2004 kumuliert. Die Analyseeinheit sind Paarbeziehungen, die entweder in Form einer Ehe oder in Form einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft vorliegen. Die untersuchte Population umfasst insgesamt 95.291 Paarbeziehungen, davon 84.993 Ehen und 10.298 nichteheliche Lebensgemeinschaften.

Während wir uns in den deskriptiven Analysen auf Frauen (mit ihrem jeweiligen Partner) am Ende ihrer fertilen Phase beschränken, sind die multivariaten Analysen in Form eines Kohortendesigns angelegt und berücksichtigen Paare mit Frauen der beiden Geburtskohorten 1964–1966 und 1974–1976. Beide Kohorten wurden mit den Mikrozensen 1996–2004 in neun aufeinander folgenden Jahren beobachtet. Die Frauen der älteren Kohorte waren im Beobachtungszeitraum somit zwischen 30 und 40, die der jüngeren Kohorte zwischen 20 und 30 Jahre alt.Footnote 7 Dieses Quasi-Kohortendesign erlaubt es uns, mit einer (Lebens-) Verlaufsperspektive altersbezogene Wahrscheinlichkeiten für vorhandene Kinder von Männer und Frauen mit je unterschiedlich gebildeten Partnern aufzeigen, um auch „Timing“-Effekte abzubilden.Footnote 8

Die abhängige Variable Elternschaft wird im Mikrozensus nach dem Koresidenzprinzip erfasst. Folglich besteht eine Elternschaft nur dann und auch nur so lange, wie minderjährige Kinder im Haushalt leben. Kinder, die nicht bei den Eltern im Haushalt leben, schon ausgezogen sind oder das 18. Lebensjahr bereits vollendet haben, werden daher nicht erfasst. Würde man nur die Fertilität von Frauen am Ende ihrer fertilen Phase (um das 45. Lebensjahr) untersuchen, würden gerade niedrig gebildete Frauen, die in jungen Jahren Kinder geboren haben, als (wieder) kinderlos erfasst werden. Als zusätzliche Restriktion muss bei der Datenanalyse bedacht werden, dass aufgrund der Querschnittstruktur des Mikrozensus nur der aktuelle Partner einer Frau erfasst wird, der nicht notwendigerweise der Partner zum Zeitpunkt der Fertilitätsentscheidung war. Um dieses Problem einzuschränken, untersuchen wir nur Paare innerhalb eines gemeinsamen Haushalts, bei denen entweder beide Partner ledig sind oder bei denen beide Partner miteinander verheiratet sind. Zusammenlebende Paare, in denen mindestens ein Partner geschieden ist, werden ausgeschlossen.Footnote 9

Trotz dieser genannten Einschränkungen hat der Mikrozensus gegenüber anderen Datenquellen bedeutende Vorteile, was unsere zentrale unabhängige Variable anbelangt: die Bildungskonstellation auf Paarebene. Zum einen liegen hier Angaben zur Bildung beider Partner vor, zum anderen ist aufgrund der großen Fallzahl im Mikrozensus eine sehr feine Differenzierung der jeweiligen Bildungsniveaus möglich und auch seltene Bildungskonstellationen werden beobachtet (beispielsweise extreme Bildungshypogamie). Das höchste erreichte Bildungsniveau beider Partner ist nach der CASMIN-Klassifikation (vgl. Tab. A1 im Anhang) gemessen, sodass sowohl unterschiedliche Niveaus an allgemein bildenden Schulabschlüssen als auch Unterschiede im beruflichen Ausbildungsniveau in den Analysen berücksichtigt werden können (Lechert et al. 2006). Paare, in denen mindestens ein Partner noch in Ausbildung ist, werden nicht berücksichtigt, um den Effekt der Bildungsbeteiligung (Institutionen-Effekt) auf fertiles Verhalten auszuklammern.

In den multivariaten logistischen Regressionsmodellen werden weitere Variablen berücksichtigt: Das Alter und die Kohortenzugehörigkeit der Frau werden über Dummyvariablen in das Modell einbezogen. Unterschiede zwischen Ehen und nichteheliche Lebensgemeinschaften werden durch eine separate Schätzung der beiden Gruppen untersucht. Um den Einfluss der unabhängigen Variablen in diesen Modellen direkt miteinander vergleichen zu können, werden stets y*-standardisierte Koeffizienten berichtet (vgl. Allison 1999; Long u. Freese 2006 zur Vergleichbarkeit von logit-Koeffizienten unterschiedlicher Gruppen).

5 Empirische Ergebnisse

5.1 Elternschaft und Bildungskonstellation im Querschnitt

In diesem Abschnitt werden einige deskriptive Befunde zu Elternschaft und ergänzend zur Kinderzahl in unterschiedlichen Paarkonstellationen dargestellt. Wir beschränken uns hier zunächst auf Paare, bei denen die Frauen 38 bis 40 Jahre alt und damit am Ende ihrer fertilen Phase sind. Das heißt, wir betrachten im Folgenden einen Querschnitt von Frauen der Geburtskohorten 1964 bis 1966 im Jahr 2004 mit ihrem jeweiligen Partner.

Gemäß den Erwartungen, die sich aus der Höhe der Opportunitätskosten und den Anreizen zur Spezialisierung im Haushalt ergeben, zeigen die Ergebnisse in Tab. 1, dass in hypogamen Paarbeziehungen, in denen die Frau über ein höheres Bildungsniveau verfügt als ihr Partner, dauerhafte Kinderlosigkeit gegen Ende der fertilen Phase am weitesten verbreitet ist (18%). Am geringsten ist der Anteil an kinderlosen Paaren in bildungshomogamen Partnerschaften (16%). Der Unterschied zu hypergamen Paaren mit einem höher gebildeten Mann ist allerdings nur sehr gering (ebenfalls 16%). In den hypergamen Paargemeinschaften leben zudem durchschnittlich am meisten Kinder (1,65). Dahingegen sind hypogame Paare mit durchschnittlich 1,55 Nachkommen am kinderärmsten.

Tab. 1 Elternschaft und Kinderzahl in unterschiedlichen Bildungskonstellationen von Frauen im Alter 38 bis 40 Jahren

Der Unterschied zwischen hyper- und hypogamen Paaren legt nahe, dass tatsächlich die Fertilitätsentscheidung in Partnerschaften, in denen die Frau höher gebildet ist als der Mann, eine andere ist, als bei Paaren, in denen der Mann eine höhere Bildung als die Frau aufweist.

Die Ergebnisse aus Tab. 1 geben nun noch keinen Aufschluss darüber, inwieweit neben der Gesamt-Bildungskonstellation auch das jeweilige Bildungsniveau von Frauen und Männern den Anteil an kinderlosen Paaren mitbestimmt und welche Unterschiede sich je nach allgemeiner und beruflicher Bildung ergeben. Dies werden wir im Folgenden genauer betrachten. Aus den je neun Bildungsniveaus beider Partner ergeben sich 81 mögliche Kombinationen, für die der prozentuale Anteil an Elternschaften in Tab. 2 ausgewiesen wird. Die geringe Häufigkeit einzelner Bildungskonstellationen kann allerdings mitunter zu starken Schwankungen im Anteil der Kinderlosen führen (vgl. Tab. A2 im Anhang für eine Übersicht über die Häufigkeit spezifischer Konstellationen).

Gemäß der ersten Hypothese zum Bildungsniveau beider Partner erwarten wir zusätzliche Unterschiede zwischen homogam niedrig und homogam hoch gebildeten Paaren. Die Vermutung, dass letztere häufiger kinderlos sind als erstere, lässt sich anhand der Ergebnisse in Tab. 2 bestätigen: Die homogamen Paarbeziehungen auf der Hauptdiagonale sind besonders häufig dann Eltern (88%), wenn beide Partner keinen Schul- und keinen beruflichen Ausbildungsabschluss aufweisen (1a), also homogam niedrig gebildet sind. In homogam hoch gebildeten Paaren ist der Anteil an Elternschaften mit 79% am geringsten, wenn beide Partner über einen Universitätsabschluss verfügen (3b). Hoch gebildete Frauen im Alter von 38–40 Jahren mit einem ebenfalls hoch gebildeten Partner sind also in 21% der Fälle (noch) kinderlos. Die Paare, in denen beide Partner zwar einen mittleren Schulabschluss, aber keine berufliche Ausbildung abgeschlossen haben, sind am ähnlichsten zu den hoch gebildeten Paaren, mit ebenfalls 20% Kinderlosigkeit. Abgesehen von dieser Ausnahme gilt jedoch tendenziell für die homogamen Paare, dass mit zunehmendem Bildungsniveau seltener Kinder vorhanden sind – im Einklang mit unserer ersten Hypothese zur verzögerten oder ganz ausbleibenden Elternschaft vor allem bei zwei hoch gebildeten Partnern.

Veränderungen in den Zeilen geben über den Effekt der Bildung der Frau Aufschluss, während Veränderungen innerhalb der Spalten als Bildungseffekt des Mannes zu interpretieren sind. Generell lässt sich erkennen, dass die Anzahl an Elternschaften mit dem Bildungsniveau der Frau stärker variiert als mit dem Bildungsniveau des Mannes. Für beide Geschlechter lassen sich gleichermaßen negative Effekte höherer Bildung auf die Elternschaft erkennen, stärker ausgeprägt allerdings bei den Frauen. Frauen ohne Schulabschluss sind um neun Prozentpunkte seltener kinderlos als Frauen mit einem Universitätsabschluss; bei den Männern beträgt die Differenz zwischen den gleichen Gruppen lediglich vier Prozentpunkte. Dass gerade das Bildungsniveau der Frauen ausschlaggebend für die Geburt von Kindern ist, deutet darauf hin, dass hier eine von der sphere of interest geleitete Entscheidung stattfindet, in der die Fertilitätsentscheidung vor allem von beruflichen und individuellen Präferenzen der Partnerinnen bestimmt wird.

Zum besseren Verständnis wählen wir nun ein Bildungsniveau aus, um noch einmal genauer die Bedeutung der Bildung des Partners zu illustrieren. In Tab. 2 betrachten wir dazu die Spalte der Frauen mit einem mittleren allgemeinbildenden Schulabschluss und beruflicher Ausbildung (2a) und die entsprechende Zeile der Männer. Knapp 40% der partnerschaftlich gebundenen Frauen und 30% der Männer in der vorliegenden Stichprobe verfügen über ein solches mittleres Bildungsniveau. Im Alter von 38 bis 40 Jahren sind Frauen im Jahr 2004 zu 85% Mütter, wenn sie über einen mittleren Ausbildungsabschluss mit einer Berufsausbildung verfügen. Betrachtet man die dunkel unterlegte Spalte nun genauer, so lässt sich erkennen, dass die Anzahl an Kinderlosen mit dem Bildungsniveau des männlichen Partners variiert. Zwar lässt sich mit steigendem Bildungsniveau des Mannes kein monotoner Anstieg an Elternschaften beobachten, doch sind Paare tendenziell dann häufiger kinderlos, wenn der Mann keinen beruflichen Ausbildungsabschluss hat, sein Erwerbspotenzial also vergleichsweise gering ist und seine Rolle als „Ernährer“ daher geschwächt zu sein scheint. Hat der Mann einen Hauptschulabschluss erworben, aber keine Berufsausbildung vollendet (CASMIN 1b), so sind die Partnerschaften zu 24% kinderlos (unter konstant gehaltener Bildung der Frau). Allein die Berufsausbildung reduziert den Anteil kinderloser Paare um neun Prozentpunkte auf dann 15% (CASMIN 1c). Ähnliche Unterschiede sind zwischen Abiturienten mit oder ohne Berufsausbildung (zehn Prozentpunkte Differenz) und zwischen Universitäts- und Fachhochschulabsolventen (drei Prozentpunkte) zu beobachten. Im Hinblick auf die letztgenannte, hoch gebildete Gruppe liegt die Vermutung nahe, dass Fachhochschulzertifikate das Erwerbspotenzial des Mannes deutlicher bestimmen als die im Hinblick auf das Erwerbspotenzial deutlich weniger homogenen Universitätsabschlüsse. Die in der Spalte 2a beobachteten Effekte der männlichen Bildung sind auch bei anderen Bildungsniveaus der Frau auffällig und in ähnlicher Weise daher zudem in der aufsummierten Gesamt-Spalte vorzufinden.

Tab. 2 Elternschaften in unterschiedlichen Bildungskonstellationen

Die dunkel unterlegte Zeile in Tab. 2 veranschaulicht den Effekt der Bildung der Partnerin bei konstanter Bildung des Mannes auf dem mittleren Bildungsniveau 2a. Am häufigsten sind Elternschaften dann, wenn die Frau über keinen Abschluss verfügt (88%), allerdings sind die Unterschiede zwischen Paaren mit unterschiedlich gebildeten Frauen zunächst recht gering und theoretisch nicht immer klar zu interpretieren. Betrachtet man die hoch gebildeten Frauen, so tritt der bekannte Befund auf, dass es vor allem die Hochschulabsolventinnen, aber nicht die Frauen mit Fachhochschulabschluss sind, die die Elternschaft verzögern und dauerhaft kinderlos bleiben (19 zu 13% kinderlose Paare). Die eingangs genannten Schätzungen, dass zwischen 25 und 40% der Akademikerinnen dauerhaft ohne Kinder leben, werden durch diese Analysen nicht in Frage gestellt. Der hier bei gleich hoher Bildung deutlich geringere Anteil an kinderlosen Frauen kann darauf zurückzuführen sein, dass die Frauen in unserer Stichprobe partnerschaftlich gebunden sind. Dem Opportunitätskosten-Argument folgend wäre zu erwarten, dass gerade Frauen ohne beruflichen Bildungsabschluss aufgrund des geringen Erwerbspotenzials seltener kinderlos sind als Frauen mit beruflichem Abschluss. Hierfür finden sich in Tab. 2 jedoch keine klaren Indizien. Neben der Verbreitung von Kinderlosigkeit variiert auch die Anzahl der im Haushalt der Eltern lebenden Kinder mit dem Bildungsniveau beider Partner. Analog zu den Effekten zur Kinderlosigkeit zeigt sich auch hier, dass bei gegebener Bildungshomogamie die Zahl der Kinder von 2,27 (beide Partner CASMIN 1a) auf 1,52 (beide Partner CASMIN 3b) abnimmt, wenn das Bildungsniveau des Paares steigt (ohne Tabelle).

5.2 Multivariate Analysen

In den folgenden multivariaten Analysen wollen wir zum einen analog zu vorherigen Studien den Einfluss der Bildung von Frauen und Männern auf die Elternschaft zunächst separat untersuchen (Modell 1 und Modell 2) und daran anschließend den Einfluss der Bildung beider Partner gleichzeitig in einem Modell schätzen (Modell 3). In den Modellen 4 und 5 wird schließlich die Paarkonstellation differenziert nach allgemeinbildendem und beruflichem Abschluss abgebildet. Die Hypothese zu Unterschieden zwischen Ehen und nichtehelichen Lebensgemeinschaften untersuchen wir anschließend mit zwei separaten Modellen für die beiden Gruppen (Modell A3 und A4 im Anhang). In allen Regressionen werden Dummyvariablen für das Alter der Frau zum Befragungszeitpunkt verwendet, die aber aus Platzgründen nicht aufgelistet werden. Da sich die Analysen auf zwei unterschiedliche Geburtskohorten von Frauen konzentrieren, kontrollieren wir in allen Modellen zusätzlich zum Alter die Zugehörigkeit zur Geburtskohorte 1964–1966 (Referenz) bzw. 1974–1976.

Betrachtet man zunächst die Erklärungskraft der drei logistischen Regressionsmodelle, in welche die Bildung der Partner separat eingeht (Tab. 3), so fällt auf, dass Bildungsmerkmale der Frau (Modell 1, Pseudo R2 = 0,120) Elternschaften fast ebenso gut erklären wie Modelle, die Merkmale beider Partner beinhalten (Modell 3, Pseudo R2 = 0,122).Footnote 10 Für sich genommen sind ebenfalls die Bildungsabschlüsse des Mannes sehr einflussreich (Modell 2, Pseudo R2 = 0,107), was natürlich allein schon dadurch begründet ist, dass diese in starkem Zusammenhang zum Bildungsniveau der jeweiligen Partnerin stehen.Footnote 11 Die in Tab. 3 nicht ausgewiesenen, aber stets kontrollierten Alterseffekte sind zunächst durchweg positiv und von Jahr zu Jahr steigend. Ab einem Alter von 38 Jahren geht der Effekt jedoch leicht zurück, was vermutlich durch einige bis dahin erwachsene Kindern oder bereits ausgezogene Kinder zu erklären ist. Zusätzlich finden wir einen negativen Effekt der jüngeren Kohorte auf Elternschaften, der empirisch eng mit der Heiratsneigung konfundiert ist (Billari u. Kohler 2002). Der Einfluss der Bildungsvariablen der Frau geht in die erwartete Richtung, d. h. niedrige Bildung begünstigt eine Elternschaft, während höhere Bildung diese eher verhindert (Modell 1). Diese Effekte bleiben stabil, auch wenn man das Bildungsniveau des männlichen Partners berücksichtigt (Modell 3). Ein höherer Bildungsabschluss des Mannes führt, für sich genommen, ebenfalls zu einer Abnahme der Elternschaften. Mit steigender Bildung des Mannes würde man jedoch eher einen Anstieg an Elternschaften erwarten, weil dessen Erwerbspotenzial steigt und eine entsprechende Spezialisierung im Haushalt nahelegt. Allerdings sind die Bildungseffekte des Mannes weniger stark als die der Frau und nehmen unter Kontrolle der Bildung der Frau deutlich ab (Modell 3). Dass das Bildungsniveau der Frau der stärkere Einflussfaktor auf den Übergang zur Elternschaft ist und dass die Bildungsvariablen des Mannes die Erklärungskraft des Modells nicht wesentlich steigern, belegt noch einmal das bivariat bereits gefundene Resultat einer sphere of interest-Entscheidung.

Tab. 3 Einfluss der Bildung von Männern und Frauen bzw. ihren Partnern auf die Elternschaft, logistische Regression mit y*-standardisierten β-Koeffizienten

Um die Entwicklung von Kindern in Partnerschaften im Lebensverlauf abzubilden, haben wir für die folgenden Abbildungen getrennte Regressionsmodelle für Frauen der Geburtskohorten 1974–1976 und für Frauen der Geburtskohorten 1964–1966 berechnet (s. Tab. A3 im Anhang). Abb. 1 zeigt die vorhergesagten Wahrscheinlichkeiten einer Elternschaft für einen Mann mit mittlerem Bildungsabschluss mit unterschiedlich gebildeten Partnerinnen im Alter von 20 bis 40 Jahren. Hierzu werden die Schätzergebnisse der Kohorte 1974–1976 für das Alter von 20 bis 30 Jahren verwendet, die Ergebnisse der Regressionsanalyse von Kohorte 1964–1966 für das Alter von 30 bis 40 Jahren. Die jeweiligen Kurven sind optisch durch eine senkrechte Linie bei einem Alter der Frau von 30 Jahren voneinander getrennt. Zum Zeitpunkt des 30. Lebensjahrs, das für beide Kohorten beobachtet wurde, ist unmittelbar ein Kohorteneffekt erkennbar.

Abb. 1
figure 1

Vorhergesagte Wahrscheinlichkeiten der Elternschaft für Männer mit mittlerem Schulabschluss mit beruflicher Ausbildung (2a), nach Bildungsgruppen der Partnerin

Im Alter von 20 bis 30 Jahren hat die Bildung der Partnerin einen erheblichen Einfluss darauf, ob ein Mann mit mittlerem Schulabschluss in einem Haushalt mit Kindern lebt. Die Wahrscheinlichkeit ist durchgängig am höchsten bei einer Partnerin ohne einen beruflichen Abschluss. Sie ist deutlich geringer, falls die Partnerin einen Hauptschulabschluss und eine berufliche Ausbildung aufweist. Insbesondere das Absolvieren einer beruflichen Ausbildung fällt hier ins Gewicht und verringert die Wahrscheinlichkeit deutlich. Bei der älteren Kohorte mit Alter 30 bis 40 Jahren sind die Unterschiede je nach Paarkonstellation deutlich kleiner und auch die in der jüngeren Kohorten beobachtete Differenz für die berufliche Ausbildung ist hier nicht erkennbar. Die Unterschiede bleiben aber im Zeitverlauf konstant, so dass es keine Aufholprozesse oder eine Konvergenz der Kurven gibt. Ähnliches gilt für Partnerinnen mit einem mittleren Schulabschluss und mit Abitur: In der jüngeren Kohorte stellt das Absolvieren einer beruflichen Ausbildung einen entscheidenden Unterschied dafür dar, wie hoch die Wahrscheinlichkeit einer Elternschaft ist, während es in der älteren Kohorte diesbezüglich keinerlei Unterschiede zwischen Männern mit unterschiedlich gebildeten Partnerinnen gibt. Für Männer mit einem mittleren Schulabschluss, die in einer hypogamen Partnerschaft mit einer tertiär gebildeten Frau leben, ist die Wahrscheinlichkeit einer Elternschaft deutlich geringer als in den anderen Konstellationen und auch hier sind die Unterschiede zwischen den Bildungsniveaus Fachhochschule vs. Universität nur bei der jüngeren Kohorte vorhanden, sogar mit leicht divergierender Tendenz im Alter von 30 Jahren.Footnote 12

Zusammenfassend gilt, dass bei der jüngeren Kohorte die Unterschiede der Verbreitung der Elternschaft bei Männern je nach Bildungsniveau der Partnerin deutlich stärker ausgeprägt sind als in der älteren, insbesondere dann, wenn die Partnerin keine berufliche Ausbildung absolviert hat. Ob eine Angleichung der Wahrscheinlichkeit im Lebensverlauf dieser Kohorten noch im Alter 30 bis 40 stattfindet, bleibt abzuwarten. Die enormen Unterschiede im Überlappungsjahr von 30 Jahren im Vergleich zu den Kohorten 1964–1966 legen allerdings nahe, dass die Partner(in)-bedingten Unterschiede sicher eine gewisse Zeit lang bestehen bleiben.

Abbildung 2 zeigt nun die entsprechende vorhergesagte Wahrscheinlichkeit von Frauen der Bildungsgruppe 2a (Mittlere Reife mit einer beruflichen Ausbildung) für eine Elternschaft in Abhängigkeit von der Bildung ihres Partners. Auffällig ist zunächst, dass sich hier die Wahrscheinlichkeiten insgesamt erheblich weniger unterscheiden. Das heißt, die Bildung des Mannes hat deutlich weniger Einfluss auf das Vorhandensein von Kindern als die Bildung der Frau. Im Unterschied zur vorangegangenen Abbildung gilt hier, dass auch in einer hypogamen Partnerschaft, also wenn der Mann keinen Abschluss oder nur einen Hauptschulabschluss hat, die Wahrscheinlichkeit für eine Elternschaft nicht besonders stark von den anderen Bildungskonstellationen abweicht. Kohortenunterschiede sind in diesem Fall auch eher schwach ausgeprägt. Der Anstieg ab Alter 30 bei der älteren Kohorte setzt die steigende Tendenz der jüngeren Kohorte geradezu nahtlos fort. Die Wahrscheinlichkeiten für eine Elternschaft in homogamen Konstellationen und in einer Partnerschaft, in denen der Mann keine Tertiärbildung hat, ähneln sich. Mit vorhandener beruflicher Ausbildung des Mannes ist sie leicht höher als mit einem Partner ohne berufliche Ausbildung. Schließlich macht es für Frauen mit einem mittleren Bildungsunterschied in einer hypergamen Partnerschaft keinen Unterschied, ob ihr höher gebildeter Partner einen FH- oder einen Universitätsabschluss hat. Allerdings sind hier wiederum sichtbare Kohortenunterschiede zu erkennen.

Abb. 2
figure 2

Vorhergesagte Wahrscheinlichkeiten der Elternschaft für Frauen mit mittlerem Schulabschluss mit beruflicher Ausbildung (2a), nach Bildungsgruppe des Partners

Zusammenfassend sind hier wie oben die Kohortenunterschiede insbesondere bei den Frauen ausgeprägt, deren Partner keine berufliche Ausbildung absolviert hat. Falls der Partner dagegen eine berufliche Ausbildung oder einen (Fach-)Hochschulabschluss hat, unterscheiden sich ihre Frauen erheblich weniger darin, ob sie Kinder haben oder nicht. Vor allem in der älteren Kohorte zwischen 30 und 40 Jahren gibt es fast keine Unterschiede zwischen den Frauen mit gleich oder höher gebildeten Partnern.

Bisher haben wir gezeigt, dass sowohl das Bildungsniveau der Frau als auch, wenngleich schwächer, das Bildungsniveau des Mannes den Zeitpunkt des Übergangs zur Elternschaft beeinflussen. Ein spezifischer Test der aufgestellten Hypothesen ist aber auf die Modellierung der Paarkonstellation angewiesen. Schon im deskriptiven Abschnitt hatten wir diesbezüglich herausgefunden, dass unterschiedliche Bildungskonstellationen weniger oder stärker von Kinderlosigkeit betroffen sind und dass die Anzahl an Kindern ebenfalls mit der Bildungskonstellation variiert. Die Regressionen in Tab. 4 berücksichtigen neben dem Bildungsniveau der Frau die Bildungskonstellation auf unterschiedliche Art und Weise.Footnote 13 Die Bildungskonstellation des Paares wird in Modell (4) zunächst in der Dreiteilung hypergam, homomgam und hypogam operationalisiert und dann in Allgemeinbildung und berufliche Bildung (Modell 5) getrennt. Unter Kontrolle des Bildungsniveaus der Frau zeigt sich keineswegs durchgängig, dass Paarbeziehungen mit einem traditionellen Bildungsgefälle den Übergang zur Elternschaft fördern. Betrachtet man Bildung als eindimensionales Konstrukt und hält das Bildungsniveau der Frau konstant, so ist die Chance zur Elternschaft in homogamen Konstellationen größer als im Falle von Hypergamie und Hypogamie. Zum gleichen Ergebnis gelangt man, wenn man die Bildungskonstellation anhand der allgemeinbildenden Schulabschlüsse betrachtet. Gleichzeitig gilt im Unterschied dazu für die Konstellation der Berufsbildung, dass Paare, in denen der Mann beruflich höher gebildet ist als die Frau die höchste Geburtenneigung haben (Modell 5). Folgt man dem klassischen, geschlechtsneutralen familienökonomischen Ansatz, so sollte das gleiche Kalkül hinsichtlich der beruflichen Bildung hypergamer Partnerschaften gelten, da auch hier Gewinne aus Spezialisierung auf Haus- und Erwerbsarbeit zu erwarten sind. De facto unterscheiden sich beruflich hypogame Beziehungen jedoch nicht signifikant von homogamen, was darauf zurück geführt werden kann, dass die Spezialisierungsvorteile, z. B. bedingt durch geschlechtsspezifische Segregation in bestimmte Berufe und niedrigere Löhne von Frauen am Arbeitsmarkt, vor allem in Partnerschaften mit traditionellem Bildungsgefälle vorherrschen werden.

Tab. 4 Einfluss der Bildungskonstellation und des Bildungsniveaus der Frau auf die Elternschaft, logistische Regression mit y*-standardisierten β-Koeffizienten

Anreize zu Arbeitsteilung und Spezialisierung werden aus verhandlungstheoretischer Perspektive vor allem in Ehen, nicht aber in nichtehelichen Lebensgemeinschaften erwartet. Während die klassische Familienökonomie zwischen Ehen und nichtehelichen Lebensgemeinschaften nicht differenziert, lässt sich aus Verhandlungsmodellen schließen, dass die mit einer Absenkung des Drohpunkt verbundene Entscheidung zur Spezialisierung auf Hausarbeit durch einen erhöhten Versicherungsnutzen kompensiert werden müsste. Eine Absicherungsmöglichkeit der Beziehung und damit eine Absicherung des die Erwerbsarbeit reduzierenden Partners bietet die Eheschließung. Getrennt für Ehen und nichtehelichen Lebensgemeinschaften gerechnete Regressionsmodelle (Tab. A4) stützen diese Hypothese: Der für eine Elternschaft positive Effekt einer hypergamen beruflichen Bildungskonstellation findet sich nur in Ehen, während in nichtehelichen Lebensgemeinschaften unterschiedliche Bildungskonstellationen keine signifikanten Effekte aufweisen.Footnote 14 Die Paarkonstellation hat vor allem hinsichtlich der Signifikanz in Ehen einen deutlich stärkeren Einfluss auf die Familiengründung als in nichtehelichen Lebensgemeinschaften, und auch die Erklärungskraft sämtlicher Bildungsvariablen ist in Ehen höher.

6 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

Die Entscheidung für oder gegen Kinder ist in der Regel eine Entscheidung, die innerhalb von Partnerschaften getroffen wird. Die meisten bisherigen Analysen haben sich aber dessen ungeachtet entweder auf Merkmale von Frauen oder, weitaus seltener, auf die von Männern konzentriert. Im vorliegenden Beitrag haben wir dagegen Paare in den Mittelpunkt der Betrachtung gestellt und den Einfluss der Bildung beider Partner sowie das Verhältnis der jeweiligen Bildungsniveaus auf eine Elternschaft analysiert. Die Ergebnisse der empirischen Analysen deuten darauf hin, dass vor allem das Bildungsniveau der Frau einen Einfluss auf das Vorhandensein von Kindern hat. Die Unterschiede zwischen Frauen mit unterschiedlichem Bildungsniveau sind deutlich größer als die zwischen Männern. Zudem bleiben die Unterschiede auch weiterhin bestehen, wenn man die Bildung des Mannes berücksichtigt. Dies spricht dafür, dass Frauen das größere Entscheidungsgewicht besitzen, und unabhängig von der Bildung ihres Partners Frauen mit gleicher Bildung ein ähnliches fertiles Verhalten aufweisen. Theoretisch hatten wir dies als sphere of interest-Entscheidung beschrieben, in der die von Schwangerschaft, Geburt, Erwerbsunterbrechungen und Arbeitsmarktnachteilen stärker betroffenen Frauen die Entscheidung bestimmen. Gleichzeitig heißt dies aber auch, dass Familiengründung noch immer überwiegend „Frauensache“ ist.

Unsere Analysen konnten darüber hinaus zeigen, dass vor allem die berufliche Bildung von beiden Partnern von Bedeutung ist, insbesondere bei den Frauen der hier betrachteten jüngeren Kohorte, die um 1975 geboren wurden. Haben Frauen eine berufliche Ausbildung absolviert, so ist ihre Wahrscheinlichkeit für eine Elternschaft deutlich geringer als für diejenigen ohne berufliche Ausbildung. Dies kann man dahingehend interpretieren, dass Frauen mit beruflicher Ausbildung bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben und daher die Familiengründung zunächst aufschieben. Möglicherweise liegen diesem Unterschied aber auch unbeobachtete Abweichungen in Bezug auf Familien- und Erwerbsorientierung zugrunde. Wenn eher familienorientierte Frauen sich gleichzeitig für eine baldige Familiengründung und gegen eine Ausbildung entscheiden, resultiert daraus der von uns beobachtete Zusammenhang. In diesem Fall müssten die hier verwendeten theoretischen Ansätze und Analysen, die von einer vorgelagerten Bildungsentscheidung ausgehen, dahingehend erweitert werden, dass Gleichzeitigkeit und Endogenität der beiden Prozesse, Ausbildungs- und Fertilitätsentscheidung, vorliegen könnten.

Auch bei Männern ist die berufliche Ausbildung von Bedeutung, allerdings umgekehrt, denn Männer ohne Berufsabschluss bleiben häufiger kinderlos, gleichermaßen für alle Bildungsniveaus der jeweiligen Partnerinnen. Die Beweggründe und der Mechanismus für die Kinderlosigkeit dieser Männer unterscheiden sich demnach grundsätzlich von den Frauen ohne Berufsbildung. Hier ist zu vermuten, dass das geringe Erwerbspotenzial die Familiengründung negativ beeinflusst. In Bezug auf die Theorie gilt, dass die Ressourcen beider Partner nicht einfach gepoolt werden, denn ein höheres Erwerbspotenzial der Frauen in diesen Partnerschaften kompensiert nicht das der Männer. Für die Familiengründung macht es offensichtlich tatsächlich einen Unterschied, wer von beiden Partnern gering oder höher gebildet ist. So finden wir Kinderlosigkeit am weitesten verbreitet in hypogamen Paaren, das heißt bei Paaren, in denen die Frau höher gebildet ist als der Mann. Ein „traditionelles“ Bildungsgefälle mit einem höher gebildeten Mann ist aber ebenfalls nicht durchgängig förderlich für Fertilität, sondern dies gilt nur dann, wenn man die berufliche Bildung isoliert betrachtet. Stattdessen sind es gerade die allgemein und beruflich homogamen Paare, die insgesamt die höchste Wahrscheinlichkeit für eine Elternschaft aufweisen – trotz der großen Schwankungen innerhalb der einzelnen Bildungsniveaus. Allerdings gibt es innerhalb der homogamen Paarkonstellation noch einmal Unterschiede: So neigen homogam hoch gebildete Paare, also Paare in denen beide Partner ein hohes Bildungsniveau erreicht haben, wiederum häufiger zu Kinderlosigkeit als homogam niedrig gebildete Paare.

Unsere Betrachtungen stellen eine wichtige Ergänzung zu bisherigen Analysen dar, weil wir nicht nur explizit Paare analysiert haben, sondern auch in der Lage waren, Bildungseffekte nach allgemeiner und beruflicher Bildung zu trennen. Und gerade durch die Trennung ergeben sich bemerkenswerte Ergebnisse in Hinblick auf die Paarkonstellation: Beruflich hypergame Paaren haben eine höhere Wahrscheinlichkeit für Kinder als homogame, während Paare, bei denen der Mann einen höheren allgemeinbildenden Abschluss als die Frau besitzt, seltener Eltern sind als die Vergleichsgruppe homogamer Paare. Damit schließen unsere Ergebnisse unmittelbar an Theorien zur Partnerwahl an, in denen Bildung als partnerschaftliches Komplement gilt und Einkommen(spotenzial) als SubstitutFootnote 15 (Becker 1974).

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass eine Fokussierung von demographischen Analysen auf Frauen und deren Eigenschaften zwar durchaus begründet ist, aber dennoch Unterschiede in Abhängigkeit vom Partner bestehen, die nicht zu vernachlässigen sind. Die Bildung des Partners und insbesondere das damit verbundene Erwerbspotenzial sind sowohl Ressource als auch Restriktion für die Familienplanung und -gründung des anderen. Damit gilt beides: Die Geburt von Kindern ist eine Entscheidung von Paaren, in der sowohl die Haushaltszusammensetzung als auch die Individualrationalitäten zum Tragen kommen.

Unsere Ergebnisse sind jedoch nur als erste Hinweise auf die dargestellten Zusammenhänge zu sehen: So überlagern sich beispielsweise nicht nur die Bildungs- und Fertilitätsentscheidung, sondern möglicherweise ebenfalls Partnerwahl, Kinderwunsch und Beziehungsstabilität. Dazu sind weitere Analysen mit Hilfe von Längsschnittdaten, die Informationen sowohl zur Kinder- als auch zur Partnerbiographie enthalten, unerlässlich. Die hierzu notwendigen Daten, die partner- und partnerschaftsbezogene Informationen im Längsschnitt beinhalten, sind bislang allerdings kaum vorhanden.