Zusammenfassung
Hintergrund
In immer mehr Regionen Deutschlands wird ein prähospitales Telemedizinsystem als Ergänzung der Regelversorgung eingeführt. Ein Telenotarzt kann von einer Zentrale aus mit Rettungsdienstmitarbeitern am Einsatzort in Echtzeit kommunizieren, diagnostisch unterstützen und therapeutische Maßnahmen delegieren. Die technische Machbarkeit und der medizinische Nutzen wurden bereits belegt. Für den dauerhaften Erfolg eines Telemedizinprojekts ist die Erwartungshaltung der Anwender essenziell. Diese wurde im Projekt Land/Rettung vor der Einführung einer Telenotarztanwendung erhoben.
Fragestellung
Was erwarten die zukünftigen Anwender (Leitstellendisponenten, ärztliches und nichtärztliches Personal im Rettungsdienst und in der Notaufnahme) von der Einführung eines prähospitalen Telemedizinsystems?
Material und Methoden
Im Mai bis August 2017 wurde die Erwartungshaltung der Personen, die mit dem Telenotarzt zusammenarbeiten werden, mittels papierbasiertem Fragebogen erhoben.
Ergebnisse
Es wurden 411 Personen kontaktiert, die Rücklaufquote betrug 51,6 %. Die Mehrheit der Befragten stimmte den Aussagen zu, dass das Telenotarztkonzept zu einer schnelleren Diagnosefindung und einem schnelleren Therapiebeginn führe und die Qualität der Patientenversorgung verbessere. Eine Verbesserung der persönlichen beruflichen Leistung sowie Reduktion der Arbeitsbelastung und des Dokumentationsaufwands werden (eher) nicht erwartet. Der Großteil der Befragten hält das Telenotarztkonzept für (eher) sinnvoll.
Diskussion
Die Mitarbeiter in der Notfallmedizin erwarten eine verbesserte Patientenversorgung durch die Einführung eines Telenotarztes. Persönliche Vorteile wie Arbeitserleichterungen werden nicht erwartet. Zusammenfassend wird das Telenotarztkonzept als sinnvoll erachtet.
Abstract
Background
There is a trend in Germany to add telemedicine, e. g. in the terms of a tele-emergency doctor, to the existing medical emergency system. A tele-emergency doctor can support paramedics at the emergency site via a secured real-time connection while assessing vital signs. Technological feasibility and medical benefit of the system were already proven. But to ensure the long-term success of a telemedical project it is important to evaluate expectations of future users. In the Land/Rettung Project expectations of future users were accessed preceding the implementation of a tele-emergency doctor.
Objectives
What do future users (emergency dispatchers, paramedics, prehospital emergency doctors and doctors and nurses working in an emergency department) expect from a tele-emergency doctor?
Materials and methods
The expectations were accessed in May to August 2017 with a paper-based survey conducted among future users.
Results
A total of 411 persons were approached (response rate 51.6%). The majority of respondents agreed that the tele-emergency doctor leads to a faster determination of diagnosis, faster start of therapy and increased quality of patient care. Most future users did not anticipate an improved job performance, decreased workload or decreased documentation effort. The majority agreed, at least partly, that the tele-emergency concept is beneficial.
Conclusions
Members of the medical emergency system expect the tele-emergency doctor to improve patient care. Personal advantages, e. g. decreased workload, are not anticipated. Overall, the tele-emergency system was perceived as useful.
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Hinführung zum Thema
In einigen Regionen Deutschlands und der Welt wird die Einführung prähospitaler Telemedizin diskutiert, oder sie ist bereits in Projekten geschehen [1,2,3,4,5,6]. Ein Telenotarzt kann von einer Zentrale aus Einsatzkräfte am Patienten unterstützen und diagnostische und therapeutische Maßnahmen delegieren. Viele Studien untersuchen die technische Machbarkeit und medizinische Qualität solcher Systeme. Es ist jedoch wenig darüber bekannt, was Akteure der Notfallmedizin vom Telenotarztkonzept erwarten. Für die erfolgreiche Einführung ist die Erwartungshaltung der Betroffenen von großer Bedeutung.
Einleitung
Die prähospitale Notfallmedizin steht angesichts steigender Einsatzzahlen, knapper personeller Ressourcen, hoher gesetzlicher Anforderungen und teils erheblich längerer Transportwege vor großen Herausforderungen. Eine Möglichkeit, eine bestmögliche medizinische Qualität bei knappen Ressourcen zu erreichen, könnte in der Anwendung von Telemedizin liegen. In Mecklenburg-Vorpommern sieht der Gesetzgeber bereits die telemedizinische Begleitung eines Notfalleinsatzes ausdrücklich als eine mögliche Gestaltungsoption vor.
Zahlreiche Projekte weltweit haben Telenotarztsysteme sowohl mit handelsüblichen Smartphones als auch mit speziell entwickelten technischen Systemen getestet [2, 4, 7, 8]. Schon weit vorangeschritten sind beispielsweise das Telenotarztprojekt in Aachen und „PreSSUB“ in Brüssel [5, 9]. In beiden Systemen besteht neben der Kommunikation der Einsatzkräfte mit dem Telenotarzt sowie der Übertragung der Vitalparameter in Echtzeit auch die Möglichkeit, eine Videoverbindung aufzubauen. Die technische Durchführbarkeit wurde in mehreren Studien belegt [3, 6, 10]. Für viele Notfälle wie beispielsweise die hypertensive Entgleisung und das akute Koronarsyndrom sowie im Bereich der Schmerztherapie konnte zudem gezeigt werden, dass die Verbindung zu einem Telenotarzt eine medizinisch mindestens gleichwertige Versorgung und teilweise sogar höhere Leitlinienadhärenz ermöglicht als die Therapie durch einen Notarzt vor Ort [11,12,13,14]. Im PreSSUB-Projekt wurde das Telenotarztsystem als kosteneffizient bewertet und von den Mitarbeitern gut angenommen [6, 15]. Seitens der Krankenkassen wurde das Aachener Telenotarztsystem als eine wirtschaftliche und bedarfsgerechte Alternative bewertet und in die Regelversorgung übernommen.
Derzeit beginnen weitere Rettungsdienstbereiche, ein Telenotarztsystem zu etablieren. So wurde im Rahmen des Projekts Land/Rettung im Oktober 2017 ein Telenotarzt im Landkreis Vorpommern-Greifswald eingeführt. Der Erfolg eines Telemedizinprojekts hängt entscheidend davon ab, dass die Mitarbeiter dieses Projekt unterstützen oder zumindest keine Barrieren aufbauen. Die Einstellung der Projektteilnehmer, d. h. ihre Erwartungen, Hoffnungen und Ängste bezüglich des Telenotarztkonzepts sollten deshalb frühzeitig erhoben und in die Prozessschritte einbezogen werden.
Material und Methode
Zielgruppe der Befragung
Im Landkreis Vorpommern-Greifswald wurden im Zeitraum Mai bis August 2017 die Personen befragt, die mit dem eingeführten Telenotarzt zusammenarbeiten werden. Die Befragung fand papierbasiert und anonym statt und wurde an 7 Rettungswachen, 5 Notarztstandorten, der zuständigen integrierten Leitstelle und den internistischen, chirurgischen, neurologischen und integrierten Notaufnahmen von 4 Kliniken im Einzugsgebiet durchgeführt. Als Einschlusskriterium wurde eine Tätigkeit in einem der genannten notfallmedizinischen Bereiche im Zeitraum 01.05.2017 bis 31.08.2017 gewählt. Personen, die während des Erhebungszeitraums an mehreren Standorten Dienst hatten, wurden nur an dem Standort befragt, an dem sie überwiegend arbeiteten. Standorte mit gemeinsamen Personalpools wurden zusammengefasst. Ausgeschlossen von der Befragung wurden tageweise eingesetzte Honorarkräfte.
Design des Fragebogens
Der für diese Auswertung genutzte Teil des Fragebogens enthielt 48 offene und geschlossene Fragen mit Einfachantworten. Die Fragen ermittelten die Erwartungshaltung bezüglich der Einführung des Telenotarztkonzepts sowie personenbezogene Merkmale der befragten Mitarbeiter. Die Befragung erfolgte auf freiwilliger Basis, die Nichtteilnahme musste nicht begründet werden. Der Fragebogen wurde vor Beginn der Befragung auf die Verständlichkeit der Fragen hin überprüft; er ist als E‑Supplement verfügbar.
Datenauswertung
Zur elektronischen Erfassung der Fragebogen wurde die Software EvaSys® Version 7.1 (Electric Paper Evaluationssysteme GmbH, Lüneburg, Germany) verwendet. Die Auswertung erfolgte mithilfe von Microsoft Excel 10 (Microsoft Corporation, Redmont, USA). Signifikanzen wurden als Kontingenzanalyse mittels χ2-Test und Fishers Exakter Test ermittelt, wobei der α‑Fehler bei 5 % angelegt wurde.
Ergebnisse
411 Personen erfüllten die Einschlusskriterien. 212 Fragebogen wurden im Befragungszeitraum ausgefüllt, sodass die Rücklaufquote bei 51,6 % lag. Dabei traten je nach Organisation starke Unterschiede in der Rücklaufquote (minimal 12 %, maximal 100 % auf; Tab. 1). Sechs Fragebogen wurden aufgrund unvollständiger Daten von dieser Auswertung ausgeschlossen, sodass 206 Fragebogen analysiert wurden. In Tab. 2 werden die Charakteristika der befragten Mitarbeiter dargestellt.
Die große Mehrheit der Befragten aller Berufsgruppen stimmte der Aussage zu oder eher zu, dass sie sich in der Notfallmedizin kompetent fühlt (Abb. 1).
Situationen, in denen Unterstützung durch einen erfahrenen Kollegen gewünscht wird, erlebt die Mehrheit der Notärzte selten. Die nichtärztlichen Rettungsdienstmitarbeiter erleben solche Situationen im Vergleich zu den Notärzten häufiger (Abb. 2).
Unterstützung wünschen sich sowohl die Notärzte als auch das nichtärztliche Rettungsdienstpersonal dabei hauptsächlich bei Diagnosefindung und Therapieentscheidung sowie bei organisatorischen Tätigkeiten. Hierbei wünschte sich das nichtärztliche Rettungsdienstpersonal signifikant häufiger Unterstützung bei manuellen Fähigkeiten und bei Diagnosefindung/Therapieentscheidung im Vergleich zu den Notärzten (p < 0,05; Tab. 3).
Im zweiten Teil des Fragebogens wurde ermittelt, welche Konsequenzen die Mitarbeiter durch die Einführung des prähospitalen Telemedizinsystems erwarten. Dabei stimmte die Mehrheit aller Befragten der Aussage, dass das Konzept eines Telenotarztes zu einer schnelleren Diagnosefindung führe, eher zu oder zu. Die Frage wurde von den einzelnen Berufsgruppen signifikant unterschiedlich beantwortet; bei den Disponenten und dem nichtärztlichen Rettungsdienstpersonal war die Zustimmung am größten (p < 0.05). Zudem wird ein schnellerer Therapiebeginn erwartet. Hierbei finden sich keine wesentlichen Unterschiede in der Bewertung durch die einzelnen Berufsgruppen. Die Frage, ob der Telenotarzt zu einer schnelleren Transportfähigkeit des Patienten führt, wird von den Berufsgruppen uneinheitlich beantwortet (Tab. 4).
Die Mehrheit der Befragten sieht durch das Telenotarztkonzept eine Verbesserung der Qualität der Patientenversorgung, aber nicht der persönlichen beruflichen Leistung. Letztere wird am ehesten vom nichtärztlichen Rettungsdienstpersonal erwartet. Die Befragten erwarten weder eine Verminderung der Arbeitsbelastung noch des Dokumentationsaufwands (Tab. 5).
Etwa zwei Drittel der Befragten stimmen der Aussage (eher) nicht zu, dass ein prähospitales Telemedizinsystem die etablierte Struktur stört. Zu den Auswirkungen des fehlenden Tast- und Geruchssinns sowie der fehlenden Dreidimensionalität gibt es keine eindeutige Erwartung (Tab. 6).
Zusammenfassend hält die Mehrheit der Befragten das Telenotarztkonzept für sinnvoll oder eher sinnvoll. Dies trifft auf alle Berufsgruppen zu (Abb. 3).
Diskussion
In dieser Befragungsstudie wurde untersucht, was die Mitarbeiter der Notfallversorgung von der Einführung eines prähospitalen Telemedizinsystems erwarten.
Die erfolgreiche Umsetzung eines telemedizinischen Projekts wird durch eine Vielzahl verschiedener Faktoren beeinflusst [16]. Ein wichtiger Aspekt der erfolgreichen Umsetzung eines telemedizinischen Projekts ist die Akzeptanz unter den zukünftigen Anwendern. Während es viele Projekte gibt, die von technischen Entwicklern oder Patienten sehr vielversprechend evaluiert wurden, gelang die Transformation in die Alltagsanwendung nicht, da keine Akzeptanz der Mitarbeiter vorlag [17].
Die meisten in dieser Studie befragten Mitarbeiter der prähospitalen und frühen innerklinischen Notfallmedizin fühlen sich kompetent, erleben dennoch in ihrer Mehrheit gelegentlich Situationen, in denen sie sich Unterstützung wünschen. Damit scheint es einen Bedarf an Unterstützung zu geben. Die Bereiche, in denen hauptsächlich Hilfe gewünscht wird, sind Diagnosefindung und Therapieentscheidung sowie organisatorische Tätigkeiten. Und damit sind dies Bereiche, in denen ein Telenotarzt behilflich sein kann.
Es ist ein Ziel und Qualitätsmerkmal der Notfallmedizin, die Zeiten bis zum prä- und innerklinischen Therapiebeginn so kurz wie möglich zu halten [18]. Die Einführung eines Telenotarztkonzepts kann Einfluss auf diese Zeiten haben. So erwartet auch die Mehrheit der in dieser Studie Befragten, dass das Konzept des Telenotarztes sowohl die Zeit bis zur Diagnose als auch bis zum Therapiebeginn verkürzt, wobei dies Disponenten und nichtärztliches Rettungsdienstpersonal am meisten erwarten. Damit erwarten einen Zeitvorteil v. a. die Berufsgruppen, die den Telenotarzt alarmieren können und damit diese Zeiten unmittelbar beeinflussen können. Dies entspricht dem Ergebnis von Rogers et al., die aufzeigen, dass durch ein prähospitales Telemedizinsystem die Zeit bis zum Therapiebeginn reduziert werden kann [19]. Das Telenotarztsystem bietet zusätzlich die Möglichkeit, Patienten ambulant behandeln zu können, sodass die Rettungskräfte schneller wieder einsatzbereit sind [20]. Weiterhin können einige Transporte durch den Telenotarzt begleitet werden, sodass der Notarzt früher wieder verfügbar ist.
Die Erfahrungen aus Aachen zeigen, dass eine hohe Versorgungsqualität für eine große Bandbreite an Notfällen durch einen Telenotarzt erreicht werden kann [21]. Auch die befragten zukünftigen Anwender erwarten mehrheitlich, dass sich das Konzept des Telenotarztes positiv für die Patientenversorgung auswirkt.
Die Einführung von Telemedizinprojekten kann jedoch von den Beteiligten als beängstigend wahrgenommen werden, z. B. aus Sorge vor vermehrtem Arbeitsaufwand [22]. Dies könnte dazu führen, dass die neue Technologie schlechter angenommen wird [23]. Auch in unserer Befragungsstudie erwarten die meisten zukünftigen Anwender, dass das Telenotarztkonzept die Arbeitsbelastung und den Dokumentationsaufwand eher nicht reduzieren wird. Ebenso wird größtenteils keine Verbesserung der persönlichen beruflichen Leistung vermutet. Dabei erwartet das Notaufnahmepersonal, welches meist nur indirekt mit dem Telenotarzt zusammenarbeiten wird, im Vergleich zum nichtärztlichen Rettungsdienstpersonal signifikant seltener eine Verbesserung. All dies sind Faktoren, die die erfolgreiche Etablierung erheblich beeinträchtigen können. Daher muss bei der Einführung eines Telenotarztes darauf geachtet werden, dass sowohl die Arbeitsbelastung als auch der Dokumentationsaufwand nicht weiter steigen. Insgesamt erwarten die meisten Befragten nicht, dass der Telenotarzt die etablierte Struktur störe. Merchant et al. postulierten zudem, dass das Ansehen eines Telemedizinprojekts steigen kann, wenn sich die Anwender durch regelmäßige Anwendung daran gewöhnt haben [24].
Die Mehrheit der Befragten in dieser Studie hält das Konzept des Telenotarztes für sinnvoll. Dies ist in Einklang mit den Ergebnissen von Espinoza et al., die in einer Umfrage herausfanden, dass sowohl medizinisches Personal, als auch die Bevölkerung, sowie betroffene Patienten die Versorgung von Schlaganfallpatienten durch ein Telemedizinsystem begrüßen [25]. Die Wahrscheinlichkeit, dass Mitarbeiter die Telemedizin benutzen, ist deutlich abhängig davon, wie die Mitarbeiter den Nutzen und die Anwenderfreundlichkeit wahrnehmen [26]. Wade et al. postulierten, dass die Benutzerakzeptanz der wichtigste Faktor sei und dass, wenn Ärzte die Idee des Telemedizinprojekts unterstützen, sie auch bereit sind, technische Probleme zu akzeptieren [27]. Im Fall des Telenotarztkonzepts wird von den zukünftigen Anwendern in dieser Studie das Konzept mehrheitlich als sinnvoll angesehen und eine Verbesserung der Patientenversorgung vermutet. Jedoch wird überwiegend kein persönlicher Vorteil erwartet.
Limitation
Die Studie ist aufgrund der Einführung eines Telenotarztes nur für den Landkreis Vorpommern-Greifswald eine Single-Center-Studie mit daraus resultierender geringer Befragungsgröße. Die Teilnahme an der Studie war freiwillig mit je nach Institution stark schwankender Rücklaufquote. Insgesamt lag die Rücklaufquote bei 51,6 %, sodass die Repräsentativität der Daten eingeschränkt sein könnte. Es wurde ein neuer Fragebogen entwickelt, da für diese Fragestellung kein validierter Fragebogen besteht. Um ein Bias zu vermindern, wurden die Befragten vor dem Ausfüllen des Fragebogens über das Projekt informiert und ihre Fragen beantwortet. 46 % gaben jedoch an, dass sie die Telenotarztanwendung schon vorher kannten. Daher kann es sein, dass das Wissen zum Thema nicht von gesicherten Quellen stammte, was die Erwartungshaltung beeinflusst haben könnte.
Fazit für die Praxis
Die Mitarbeiter der Leitstelle, im Rettungsdienst und in den Notaufnahmen erwarten durch die Einführung eines Telenotarztkonzeptes folgende Veränderungen:
-
Verkürzung der Zeit bis zur Diagnose und zum Therapiebeginn,
-
eher Verbesserung der Qualität der Patientenversorgung,
-
eher keine Verbesserung der persönlichen beruflichen Leistung,
-
eher keine Verminderung der Arbeitsbelastung und des Dokumentationsaufwands,
-
eher keine Störung der etablierten Struktur.
Die Mehrheit der Befragten aller Berufsgruppen hält das Telenotarztkonzept für (eher) sinnvoll und erwartet eine Verbesserung der Patientenversorgung. Persönliche Vorteile, wie z. B. Arbeitserleichterungen, werden jedoch nicht erwartet.
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Danksagung
Die Autoren bedanken sich bei Rebekka Süss, Marcel Fleig und Jan Hübner für die Unterstützung bei der Datenerhebung.
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Das dieser Veröffentlichung zugrundliegende Projekt wurde mit Mitteln des Innovationsausschusses beim Gemeinsamen Bundesausschuss unter dem Förderkennzeichen 01NVF16004 gefördert.
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Interessenkonflikt
C. Metelmann, B. Metelmann, J. Bartels, T. Laslo, S. Fleßa, J. Hasebrook, K. Hahnenkamp und P. Brinkrolf geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren. Von allen Befragten liegt eine Einverständniserklärung vor. Ein positives Votum der Ethikkommission der Universitätsmedizin Greifswald mit dem Aktenzeichen BB 044/17 vom 21.03.2017 liegt vor.
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Metelmann, C., Metelmann, B., Bartels, J. et al. Was erwarten Mitarbeiter der Notfallmedizin vom Telenotarzt?. Notfall Rettungsmed 22, 492–499 (2019). https://doi.org/10.1007/s10049-018-0520-x
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