Zusammenfassung
Freiheitsentziehende Maßnahmen in Altenpflegeheimen sind unter pflegerischen und ethischen, aber auch betreuungsrechtlichen und vor allem strafrechtlichen Gesichtspunkten von besonderer Bedeutung. Häufig sind eingeschränkte Mobilität, Verringerung der kognitiven Funktionen, große Hilfsbedürftigkeit des älteren Menschen der auslösende Faktor für den Einsatz derartiger Einschränkungen. Daneben gibt es jedoch Hinweise, dass die Anwendung freiheitsentziehender Maßnahmen auch mit organisatorischen Abläufen in Altenpflegeeinrichtungen zusammenhängt. Der vorliegende Beitrag diskutiert, wieweit freiheitsentziehende und freiheitsbeschränkende Maßnahmen bei alten Menschen überhaupt zulässig sind und zeigt auf, dass die Entwicklung von alternativen Betreuungs- und Versorgungsansätzen dazu beitragen kann, dass durch weniger freiheitsentziehende Maßnahmen in der stationären Pflege die Würde der alten Menschen gewahrt bleibt.
Abstract
Definition of the problem
Restraints in nursing homes for the elderly are a crucial issue with regard to care and ethics but also to legal aspects. Frequently physical and cognitive impairments of the nursing home residents, decline of functional mobility, physical dependency and need for help are leading to this type of behavioural control. But research revealed that restraints are also used to facilitate nursing home procedures.
Arguments
The paper discusses the acceptability of the application of physical restraints and restraints by psychopharmaca and the necessity of carefully considering and weighing potential burdens and benefits for the nursing home resident.
Conclusion
The author stresses alternative methods of treatment in the care for nursing home residents. Exploring and developing alternatives to restraints and the goal of providing the least restrictive environment contribute to the resident's well-being in an atmosphere of comfort and dignity.
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Walther, G. Freiheitsentziehende Maßnahmen in Altenpflegeheimen – rechtliche Grundlagen und Alternativen der Pflege. Ethik Med 19, 289–300 (2007). https://doi.org/10.1007/s00481-007-0535-1
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