Vor dem Hintergrund erforderlicher Lern- und Anpassungsprozesse im Zuge von technologischen und sozialen Entwicklungen nehmen Bildungsaktivitäten Erwachsener eine Schlüsselposition ein. Es ist jedoch unzureichend untersucht, welchen Einfluss variierende Gelegenheitsstrukturen (z. B. Erwerbstätigkeit, Ruhestand) in der zweiten Lebenshälfte auf Bildungsbeteiligung haben. Angesichts einer zunehmend alternden Bevölkerung ist es relevant, dieses Desiderat zu bearbeiten und Bildungsbeteiligung von älteren Personen differenziert zu beschreiben.

Bildungsbeteiligung in der zweiten Lebenshälfte

Der Klassifizierung von Bildungsaktivitäten („classification of learning activities“, CLA) nach ihrer institutionellen und curricularen Rahmung [6] folgend, wird unterschieden in „formal education“ (Anerkennung im Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR), eingebettet in institutionelle Settings), „non-formal education“ (keine Anerkennung im NQR, eingebettet in institutionelle Settings) und „informal learning“ (intentionales, kein curricular und tutoriell gestütztes Lernen), wobei in der zweiten Lebenshälfte (40+) der Erwerb von formalen Bildungsabschlüssen eine untergeordnete Rolle spielt. Aufgrund der Heterogenität von Bildungsaktivitäten im Erwachsenenalter wird häufig auch zwischen beruflicher und nichtberuflicher Weiterbildung unterschieden.

Im bildungswissenschaftlichen Kontext haben sich sog. Teilnahmemodelle etabliert, die Bildungsbeteiligung Erwachsener als Ergebnis des Zusammenspiels von individuellen Merkmalen (z. B. Alter) und Gelegenheitsstrukturen spezifizieren [4, 20]. Unter Gelegenheitsstrukturen sind überindividuell determinierte Rahmungen zu verstehen, die Angebot und Nutzung von Bildungsaktivitäten beeinflussen. Zahlreiche Studien zeigen, dass hohe formale Bildungsabschlüsse sowie Erwerbstätigkeit zentrale Prädiktoren von Bildungsbeteiligung im Erwachsenalter sind (z. B. [2, 21]). Der Kontext Erwerbstätigkeit stellt durch Angebot und Nachfrage betrieblicher und berufsbezogener Weiterbildung eine bedeutsame Gelegenheitsstruktur für Bildungsaktivitäten im Erwachsenenalter dar und steht im Fokus empirischer Forschung. Im Hinblick auf den Einfluss von Alter zeigt sich, dass Teilnahmequoten von Erwerbstätigen an berufsbezogener Weiterbildung mit steigendem Alter sinken [12, 16], was mit Bezug auf bildungsökonomische Ansätze mit geringeren Renditen für ältere Arbeitnehmer bzw. Betriebe erklärt wird. Allerdings ist dieser Effekt im Trend schwächer geworden (z. B. [21, 23]). Ältere Erwerbstätige nehmen zunehmend häufiger an berufsbezogener Weiterbildung teil. Dies wird zum einen mit Verweis auf längere Erwerbsphasen zunehmend höher qualifizierter Kohorten erklärt [21]. Zum anderen bedingen kürzer werdende technologische Entwicklungszyklen auch im beruflichen Bereich stetige Anpassungsprozesse, wodurch Bildungsinvestitionen – auch im höheren Erwerbsalter – mit größeren Renditen assoziiert werden. Generell lässt sich feststellen, dass höher gebildete Personen häufiger an berufsbezogener Weiterbildung teilnehmen [12].

Personen in der Nacherwerbsphase sind bislang unzureichend in Bildung-Monitorings repräsentiert, und die Befundlage in Bezug auf bestehende Altersunterschiede in nichtberufsbezogener Bildungsbeteiligung ist inkonsistent. Beispielsweise berichten Schröder und Gilberg [22] geringere Teilnahmequoten an nichtberufsbezogener Weiterbildung mit steigendem Alter (einmalige Befragung von 50- bis 75-Jährigen im Jahr 1999). Daten der Studie zu Bildungsverhalten und -interessen Älterer (EdAge), in der 2007 Personen zwischen 45 und 80 Jahren befragt wurden, zeigen keine Abnahme nichtberufsbezogener Bildungsaktivitäten mit steigendem Alter [27]. Insgesamt weisen aber auch die Befunde für nichtberufsbezogene Bildungsaktivitäten auf einen positiven Einfluss hoher formaler Abschlüsse hin [13, 26]. Außerdem zeigen mehrere Studien, dass sich die Präferenz für Bildungsformate im Alter verändert. Informelles Lernen scheint mit zunehmendem Alter bevorzugt zu werden [5, 9, 27].

Wandel der Bildungsbeteiligung im Alter?

Die Gründe, warum Personen in der zweiten Lebenshälfte (weniger) an Bildung beteiligt sind, sind vielfältig. Für ältere Befragte sind Bildungsaktivitäten laut Kolland [13] neben sozialen (mit anderen Personen zusammenkommen) und praktischen (aneignen von Fähigkeiten) am häufigsten mit kognitiven Interessen (trainieren der geistigen Fähigkeiten, Wissensvertiefung) verbunden. Keine Bildungsaktivitäten auszuüben, wird von älteren Personen häufig mit fehlendem Bedarf begründet sowie, dass Weiterbildung sich aus Altersgründen nicht mehr lohne [15]. Allerdings sind es v. a. die niedrig gebildeten Älteren, die angeben, dass sich Weiterbildung aus Altersgründen nicht lohnt [15, 26]. Analysen weisen außerdem darauf hin, dass gesundheitliche Einschränkungen v. a. bei Personen in der Nacherwerbsphase eine Rolle spielen und zu geringerer Bildungsbeteiligung beitragen [15]. Außerdem beeinflussen soziale Netzwerke Bildungsaktivitäten in der zweiten Lebenshälfte [25].

Insgesamt lässt sich eine generelle Abnahme nichtberuflicher Bildungsbeteiligung mit dem Alter nicht identifizieren. Vor dem Hintergrund der oben genannten Entwicklungen der zunehmenden Bildungsbeteiligung älterer Erwerbstätiger und unter der Annahme der Tradierung von Bildungsverhalten im Lebenslauf (u. a. [7, 8, 29]) bleibt offen, ob sich zunehmende Bildungsbeteiligung älterer Arbeitnehmer auch in der Nacherwerbsphase zeigt. Daher ist es relevant, der Frage nachzugehen, inwieweit unterschiedliche Gelegenheitsstrukturen für Bildungsbeteiligung in der zweiten Lebenshälfte von Bedeutung sind.

Fragestellung

Die nonformale Bildungsbeteiligung von Personen jenseits des erwerbsfähigen Alters ist unzureichend untersucht. Bislang liegen keine systematischen Forschungsergebnisse dazu vor, wie sich Personen in der Erwerbsphase von Personen in der Nacherwerbsphase in ihrer Bildungsbeteiligung unterscheiden. Zudem ist unklar, ob sich dies in den letzten Jahrzehnten vor dem Hintergrund gesellschaftlichen Wandels verändert hat. Um die Gelegenheitsstrukturen Erwerbstätigkeit und Ruhestand vergleichbar zu untersuchen, wird nonformale Bildungsbeteiligung fokussiert, wobei nicht zwischen berufsbezogener und nichtberufsbezogener Weiterbildung unterschieden wird. Ebenso bleibt das informelle Lernen unberücksichtigt, da dies aufgrund der anspruchsvollen Operationalisierung selten bzw. sehr unterschiedlich in Surveys erhoben wird [11].

Zusammenfassend wird analysiert, ob sich Unterschiede in der Bildungsbeteiligung in Bezug auf individuelle Merkmale (u. a. Alter, Bildungsabschluss) und in Bezug auf zentrale Gelegenheitsstrukturen zeigen. Außerdem wird untersucht, ob sich der Einfluss einzelner Prädiktoren über die Zeit verändert, um Trends in der Bildungsbeteiligung zu identifizieren. Unsere leitende Annahme ist hierbei, dass sich ein Anstieg der Bildungsbeteiligung im Ruhestand über die Zeit zeigt, aufgrund des Anstiegs an Bildungsbeteiligung Älterer sowie der steigenden formalen Bildungsqualifikation jüngerer Generationen.

Studiendesign und Untersuchungsmethoden

Zur Beantwortung der Fragestellung werden Daten des Deutschen Alterssurveys (DEAS) ausgewertet. Der DEAS ist eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von in Privathaushalten lebenden Personen im Alter von 40 bis 85 Jahren [17]. Die Stichproben sind disproportional nach Alter (40 bis 54, 55 bis 69, 70 bis 85 Jahre), Geschlecht (Männer, Frauen) und Landesteil (Ost, West) geschichtet (detaillierte Informationen: [17]).

Datengrundlage bilden die Querschnittserhebungen der Jahre 1996 (T1: n = 4838), 2002 (T2: n = 3084), 2008 (T3: n = 6205) und 2014 (T4: n = 6002). Insgesamt werden die Daten von 20.129 Personen (MAlter = 61,4 Jahre; SD ±12,1; Range 40–85; 49,3 % Frauen) ausgewertet, die Erhebungswellen sind in Bezug auf ihre soziodemografischen Merkmale vergleichbar (Tab. 1).

Tab. 1 Merkmale der Stichprobe, differenziert für die Erhebungswellen

Bildungsbeteiligung wird im DEAS mit Bezug auf die vorangegangenen 12 Monate mit der Frage erhoben: „Wie oft besuchen Sie Kurse oder Vorträge, z. B. zur Fort- oder Weiterbildung?“. Die Angaben werden für die Analysen dichotomisiert (0 = nie, 1 = mindestens einmalige Teilnahme in den letzten 12 Monaten). Folgende Prädiktoren werden neben soziodemografischen Informationen (Alter, Geschlecht, Landesteil) in die Auswertungen einbezogen: formales Bildungsniveau (3-stufig: hohes, mittleres und niedriges Bildungsniveau) basierend auf der ISCED-Kodierung [28], Partnerschaftsstatus (partnerlos vs. verheiratet/in Partnerschaft lebend), Erwerbsstatus (Differenzierung zwischen erwerbstätigen Personen, Personen im Ruhestand und sonstige nichterwerbstätige Personen [z. B. Personen in Arbeitslosigkeit]), subjektive Gesundheit (Wie bewerten Sie Ihren derzeitigen Gesundheitszustand?, 5 = sehr gut bis 1 = sehr schlecht), Netzwerkgröße (Welche Personen sind für Sie wichtig? Anzahl wichtiger Personen mit regelmäßigem Kontakt, 0 = keine Person genannt bis 9 = mehr als 8 Personen genannt).

Mithilfe logistischer Regressionen wird untersucht, ob sich die nonformale Bildungsbeteiligung von Personen im Alter von 40 bis 85 Jahren zwischen den Erhebungswellen 1996 und 2014 verändert hat. Des Weiteren wird geprüft, ob sich der Einfluss der Prädiktoren über die Erhebungswellen verändert hat (Testung der Interaktionseffekte, z. B. Alter x Erhebungswelle). Die Analysen werden mit R durchgeführt. Den Empfehlungen von Best und Wolf [3] folgend werden für die Modelle mit Interaktionstermen standardisierte und unstandardisierte Logit-Koeffizienten (B und Bs) mit Standardfehlern (SE) berichtet, für die logistischen Regressionsschätzungen ohne Interaktionsterme werden zusätzlich „average marginal effects“ (AME) berichtet. Zur Interpretation der Interaktionsterme wird zusätzlich auf die grafische Darstellung zurückgegriffen [3; S. 846]. Die Aufnahme von Interaktionseffekten wird über Loglikelihood-Tests und die Akaike-Informationskriterium(AIC)-Vergleiche der genesteten Modelle sowie auf Basis der grafischen Darstellung überprüft.

Ergebnisse

Bildungsbeteiligung in der zweiten Lebenshälfte ist mit Ausnahme des Partnerschaftsstatus von allen im Modell berücksichtigten Prädiktoren beeinflusst (Tab. 2). Personen in späteren Erhebungswellen, jüngere Menschen, Frauen, Personen aus Westdeutschland, höher gebildete Personen, Erwerbstätige, subjektiv gesündere Personen und Personen mit größeren Netzwerken berichten häufiger in den letzten 12 Monaten mindestens einmalig an einem Kurs oder Vortrag teilgenommen zu haben. Die einzelnen Effekte sind bis auf den Effekt des formalen Bildungsabschlusses vergleichsweise gering (vgl. AME; Tab. 2). Der Effekt der Erhebungswelle (Modell 1) ist nach Aufnahme des Interaktionsterms von Erwerbsstatus und Erhebungswelle (Modell 2) nicht mehr signifikant. Dies spricht für die Moderation des Effekts der Erhebungswelle durch den Erwerbsstatus: Über die Erhebungswellen hat die Wahrscheinlichkeit, bildungsaktiv zu sein, für Personen im Ruhestand deutlich bzw. für sonstige nichterwerbstätige Personen etwas zugenommen. Erwerbstätige Personen haben hingegen eine relativ konstante, hohe Wahrscheinlichkeit, an nonformaler Bildung teilzunehmen (Abb. 1). Darüber hinaus lassen sich keine weiteren Interaktionseffekte mit dem Prädiktor Erhebungswelle identifizieren. Die signifikanten Effekte der individuellen Merkmale (Alter, Geschlecht, formales Bildungsniveau, Landesteil, subjektive Gesundheit, Netzwerkgröße) sind in den Erhebungswellen vergleichbar.

Tab. 2 Ergebnisse der logistischen Regression zur nonformalen Bildungsbeteiligung
Abb. 1
figure 1

Vorhergesagte Wahrscheinlichkeit nonformaler Bildungsbeteiligung für Erhebungswelle und Erwerbsstatus mit Angabe des Konfidenzintervalls

Diskussion

Die Ergebnisse sind konsistent mit bisheriger Forschung zu Prädiktoren von Bildungsbeteiligung im Erwachsenenalter [21], neben dem formalen Bildungsabschluss sind u. a. der Erwerbsstatus sowie das Alter von Personen bedeutsam. Nonformale Bildungsbeteiligung in der zweiten Lebenshälfte hat über die Zeit leicht zugenommen – dies wird jedoch über die zunehmende Bildungsbeteiligung von Personen im Ruhestand und von nichterwerbstätigen Personen zwischen 1996 und 2014 erklärt. Im untersuchten Zeitraum hat sich die Bedeutung der Gelegenheitsstruktur Ruhestand verändert. Es ist darüber hinaus interessant, dass sich keine weiteren bedeutsamen Interaktionseffekte identifizieren lassen. So sind u. a. die Effekte von formalen Bildungsabschlüssen und Alter in den Erhebungswellen vergleichbar.

Bildungsbeteiligung in der zweiten Lebenshälfte: Bedeutung von Gelegenheitsstrukturen

Teilnahmemodelle erklären Bildungsbeteiligung im Erwachsenenalter mit dem Zusammenwirken von individuellen Merkmalen und Gelegenheitsstrukturen [4, 20]. In Abhängigkeit der Gelegenheitsstruktur wird von variierenden Nutzenerwartungen ausgegangen. Bildungsanlässe, Bildungsbedarfe und Teilnahmebarrieren sind in der Erwerbsphase andere als im Ruhestand (u. a. [1, 15]). Zur Spezifizierung dieser Zusammenhänge lassen sich vielfältige Theorieperspektiven in die als Rahmenmodelle zu verstehenden Teilnahmemodelle integrieren. Die Integration bildungswissenschaftlicher und gerontologischer Perspektiven hat hohes Potenzial, die altersspezifische Ausdifferenzierung der Effekte unterschiedlicher Gelegenheitsstrukturen weiter theoretisch zu fundieren. Vor dem Hintergrund, dass berufsbezogene Verwertungsmöglichkeiten von Bildungsaktivitäten in der Nacherwerbsphase nicht mehr relevant sind, wird angenommen, dass im Ruhestand insbesondere selbstbestimmte Lerninteressen von Bedeutung sind [10]. Inwieweit sich in der Lebensphase Ruhestand mit steigendem Alter Interessen, Motivation bzw. Barrieren verändern, ist noch unzureichend differenziert erforscht.

Verschiedene Gründe könnten für den Anstieg der Bildungsbeteiligung im Ruhestand eine Rolle spielen. Ausgehend von bisherigen, primär qualitativen und querschnittlichen Befunden wird u. a. von einer Tradierung des Bildungsverhaltens ausgegangen (u. a. [7, 8, 29]). Bildungsbiografien von jüngeren Geburtskohorten, die mit einer höheren Bildungsbeteiligung und einem höheren Bildungsniveau einhergehen und die auch mit positiven Lernerfahrungen verknüpft sind [27], wirken sich vermutlich förderlich auf Bildungsbeteiligung im Alter aus. Deskriptiv zeigt sich dies auch in den Daten des DEAS (Tab. 1). Der Anteil an Personen mit geringer formaler Bildungsqualifikation hat über die Zeit abgenommen. Empirisch lässt sich dies jedoch nur über vertiefende Längsschnittanalysen überprüfen (z. B. durch die Analysen der individuellen Bildungsbeteiligung vor und nach dem Ruhestand von unterschiedlichen Geburtskohorten).

Zum anderen sind Personen im Ruhestand heute gesünder, zufriedener und haben positivere Altersbilder im Vergleich zu Ruheständlern vor 20 Jahren [17]. Damit verändert sich die Gestaltung der Lebensphase Alter als solche und führt durch damit einhergehende veränderte Bildungsanlässe und -bedarfe möglicherweise zu einer höheren Bedeutsamkeit von Bildungsaktivitäten. Des Weiteren ist vonseiten der Angebotsstruktur zu diskutieren, ob ältere Menschen als Zielgruppe stärker in den Vordergrund gerückt sind und somit mehr Möglichkeiten für nonformale Bildungsbeteiligung bestehen.

Zusammenfassend kann die beobachtete Zunahme der Bildungsbeteiligung im Ruhestand zwischen 1996 und 2014 positiv beurteilt werden, da Studien einen positiven Effekt von Bildungsaktivitäten im Alter auf verschiedene Facetten von Lebensqualität aufzeigen: Bildungsaktive ältere Personen berichten beispielsweise ein höheres Wohlbefinden und eine bessere Gesundheit im Vergleich zu weniger bildungsaktiven älteren Personen (z. B. [9, 18]).

Limitationen

Die Erfassung von Bildungsbeteiligung im DEAS bildet nur einen Teil relevanter Bildungsaktivitäten in der zweiten Lebenshälfte ab, da durch die Erfragung der Teilnahme an Kursen und Vorträgen informelles Lernen unberücksichtigt bleibt. Daher wird in den Analysen die Gesamtheit relevanter Bildungsaktivitäten in der Nacherwerbsphase unterschätzt. Die Quoten nonformaler Bildungsbeteiligung im DEAS sind jedoch mit anderen Datenquellen aus Deutschland vergleichbar [19].

Um die Heterogenität von Bildungsaktivitäten in der zweiten Lebenshälfte zu untersuchen, bedarf es einer differenzierteren Erfassung von Bildungsbeteiligung und -kontexten. Neben der Berücksichtigung informellen Lernens ist es auch relevant, Bildungsbedarfe, Interessen und Teilnahmebarrieren von Menschen in der zweiten Lebenshälfte zu erfassen [27]. Zudem gilt es, weitere potenzielle Gelegenheitsstrukturen von Bildungsbeteiligung im Alter zu berücksichtigen (z. B. freiwilliges Engagement; [14, 27]). Vor dem Hintergrund einer immer noch vergleichsweise geringen nonformalen Bildungsbeteiligung von Personen im Ruhestand, ist es wichtig zu untersuchen, ob z. B. über freiwilliges Engagement neue bzw. andere Bildungsbedarfe und -anreize entstehen, die Bildungsbeteiligung im Ruhestand fördern [24].

Schlussfolgerung

Die Ergebnisse bestätigen die Bedeutung von formalen Bildungsabschlüssen und der Gelegenheitsstruktur Erwerbstätigkeit für nonformale Bildungsbeteiligung von Erwachsenen in der zweiten Lebenshälfte. Allerdings ist die Beteiligung an nonformaler Bildung von Personen im Ruhestand in den letzten Jahrzehnten gestiegen. Um Veränderungen des Bildungsverhaltens im Lebensverlauf zu untersuchen, sind weiterführende Analysen erforderlich. Zu prüfen wäre, ob sich in dem identifizierten Trend eine Kontinuität hoher Bildungsbeteiligung im Lebensverlauf niederschlägt oder Möglichkeiten für Bildungsbeteiligung im Ruhestand angewachsen sind. Hierfür sind Längsschnittanalysen notwendig, die erlauben, individuelle Bildungsbeteiligung im Lebensverlauf nachzuzeichnen und im Zusammenhang mit Veränderungen in Gelegenheitsstrukturen (z. B. im Übergang in den Ruhestand) zu untersuchen. Für die Praxis ist bedeutsam, die Zielgruppe älterer Erwachsener differenziert in deren Heterogenität von Bildungsanlässen und -bedarfen wahrzunehmen.