Internationalen Angaben zufolge stürzen 30–60 % aller selbstständig lebenden Menschen über 60 Jahre mindestens einmal im Laufe eines Jahres. Damit stellt die Sturzprävention eine bedeutsame Maßnahme für den Erhalt von Mobilität, Gesundheit, Autonomie und Lebensqualität im Alter dar. Sturzpräventive Programme sollten einfach anzuwendende (klinische) Tests zur Abklärung des Sturzrisikos und ein Portfolio an Trainingsübungen zur Förderung von v. a. Gleichgewicht und Kraft beinhalten. Um die Übungen in die Trainingspraxis transferieren zu können, sind konkrete Angaben zur Trainingsintensität, zum Trainingsumfang, zur Trainingshäufigkeit und zur Progressionsabfolge notwendig.

Im internationalen Vergleich weist Deutschland nach Japan und Italien den höchsten Anteil älterer Menschen (≥ 65 Jahre) an der Gesamtbevölkerung auf [79]. In Deutschland waren im Jahr 2010 20,6 % der Bevölkerung 65 Jahre und älter. Für das Jahr 2030 wird ihr Anteil auf 29 % und für das Jahr 2050 auf 33 % der Gesamtbevölkerung geschätzt [72]. Die Überalterung der Gesellschaft wird mit einem Anstieg der Kosten im Gesundheitssystem einhergehen [59]. Ein Grund hierfür ist das vermehrte Auftreten von Stürzen und sturzbedingten Verletzungen bei älteren gegenüber jüngeren Menschen (Tab. 1). Im Mittel liegt die Sturzrate für selbstständig lebende und für institutionalisierte (z. B. Pflegeheim) ältere Menschen bei 0,7 bzw. 1,6 Stürzen pro Jahr, wobei diese Rate mit zunehmendem Alter ansteigt [63]. Bei selbstständig lebenden älteren Menschen führen 6 % aller Stürze zu Frakturen [63, 78], wobei Hüftfrakturen mit einer Häufigkeit von 1–2 % auftreten [35]. Etwa 25 %−75 % der Patienten mit sturzbedingter Hüftfraktur erreichen nicht mehr das Mobilitätsniveau (Ausübung von Alltagsaktivitäten), das sie vor der Fraktur hatten und 20−30 % der Patienten sterben innerhalb eines Jahres nach Erleiden der Fraktur [46]. Bei Pflegeheimbewohnern steigt der prozentuale Anteil der durch Stürze verursachten Frakturen auf 10–25 % an [62]. Gemäß einer Analyse von Weyler u.Gandjour [83] beliefen sich die direkten Kosten für die Behandlung von Hüftfrakturen in Deutschland im Jahr 2004 auf 2,77 Mrd. EUR. Verursacht durch die Überalterung der Gesellschaft erwarten die Autoren im Jahr 2030 direkte Kosten in Höhe von 3,85 Mrd. EUR pro Jahr. Neben den finanziellen Belastungen für das Gesundheitssystem sind die Folgen für die betroffenen Individuen in Form einer verringerten Lebensqualität und einer eingeschränkten Mobilität erheblich. So wird berichtet, dass vor dem Erleiden einer Hüftfraktur 75 % der Personen unabhängig und ohne Hilfsmittel gehen konnten; 6 Monate nach der Fraktur waren jedoch nur noch 15 % der Personen dazu in der Lage [49]. Vor diesem Hintergrund sind das frühzeitige Erkennen sturzgefährdeter Personen und die nachfolgende Zuführung in sturzpräventive Trainingsmaßnahmen von großer Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit des Gesundheitssystems und für den Erhalt von Lebensqualität und Mobilität im Alter.

Tab. 1 Epidemiologische Daten prospektiver Studien zur Sturzinzidenzrate und ihrer Folgen bei selbstständig lebenden älteren Menschen. (Mod. nach [63])

Der vorliegende narrative (qualitative) Literaturüberblicksbeitrag beschreibt und diskutiert

  • Ursachen für eine erhöhte Sturzprävalenz im Alter,

  • klinische Testverfahren zur Erfassung des Sturzrisikos älterer Menschen,

  • evidenzbasierte Trainingsmaßnahmen zur Sturzprävention im Alter.

Anhand der aktuellen Literatur werden Dosis-Wirkungs-Beziehungen hergestellt und daraus konkrete Hinweise für die Trainingspraxis sturzpräventiver Programme abgeleitet. Die hier beschriebene Konzeption zur Erfassung des Sturzrisikos und zur Einleitung und Anwendung sturzpräventiver Maßnahmen basiert auf den Erkenntnissen eines Expertengremiums, bestehend aus Geriatern, Sportwissenschaftlern, Physiotherapeuten und Seniorentrainern, die für die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) Schweiz eine Handreichung zum Training zur Sturzprävention erarbeitet haben [27]. In drei Sitzungen konnte das interdisziplinäre Expertengremium einen ersten Entwurf eines Konsensuspapiers erstellen, das in den nachfolgenden Monaten per Umlaufverfahren in eine endgültige Form gebracht wurde und welches in der Zwischenzeit von der Webseite der Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) Schweiz kostenfrei bezogen werden kann (http://www.stuerze.bfu.ch). Während die Onlineversion ein praxisorientiertes Publikum anspricht, bietet der vorliegende Überblicksbeitrag wissenschaftlich fundierte Hintergrundinformationen zu den Inhalten des sturzpräventiven Trainingsprogramms.

Ursachen von Stürzen

Stürze stellen in der Regel ein multifaktorielles Ereignis dar. Sie können durch [42, 65]

  • extrinsische (umweltbezogene) Faktoren (z. B. Lichtverhältnisse, Teppichschwellen, Treppen),

  • intrinsische (personenbezogene) Faktoren (z. B. kognitive Dysfunktionen, Kraftrückgang, Gleichgewichtsdefizite),

  • eine Kombination aus extrinsischen und intrinsischen Faktoren (z. B. alter Mann mit Gleichgewichts- und Kraftdefiziten stürzt beim Treppensteigen) verursacht werden.

Morfitt [51] berichtet, dass bis zu 50 % der Stürze in hohem Alter (≥ 80 Jahre) auf intrinsische Faktoren zurückzuführen sind. Nach Unfällen stellen Muskelschwäche, Gleichgewichtsdefizite und Gangunsicherheiten die zweitwichtigste Ursache für das Zustandekommen von Stürzen im Alter dar. Tatsächlich können zwischen 4 und 39 % (im Mittel 17 %) aller Stürze im Alter auf diese Faktoren zurückgeführt werden [63]. Aus einer Metaanalyse bestehend aus 16 prospektiven und retrospektiven Studien geht ein erhöhtes Sturzrisiko älterer Menschen hervor, wenn sie an Muskelschwäche (4-fach erhöht), Gleichgewichtsdefiziten (3-fach erhöht) und Gangunsicherheiten (3-fach erhöht) leiden [63]. In diesem Zusammenhang konnten Nevitt et al. [54] zeigen, dass das Risiko zwei oder mehr Stürze pro Jahr zu erleiden von 10 % bei einem vorliegenden Risikofaktor auf 69 % bei ≥ 4 vorliegenden Faktoren ansteigt.

Gleichgewichtsdefizite

In den folgenden Ausführungen wird zunächst auf die Strukturierung des Gleichgewichts nach Shumway-Cook u. Woollacott [68] eingegangen. Im Anschluss folgt die Beschreibung altersbedingter Gleichgewichtsdefizite.

Shumway-Cook u. Woollacott [68] verstehen unter dem Begriff posturale Kontrolle die Kontrolle der Position des Körpers im Raum mit dem Ziel, das Gleichgewicht und die Orientierung aufrechtzuerhalten. Weiterhin unterscheiden die Autoren zwischen drei Gleichgewichtsarten. Das stationäre bzw. kontinuierliche Gleichgewicht beinhaltet die Kontrolle des Körperschwerpunktes relativ zur Unterstützungsfläche während des Stehens (statische Komponente) und Gehens (dynamische Komponente) ohne störende Einflüsse. Unter dem reaktiven Gleichgewicht wird die Fähigkeit verstanden, das Gleichgewicht nach einer unerwarteten destabilisierenden Situation wieder herzustellen (z. B. Ausrutschen, Stolpern). Schließlich umfasst das proaktive Gleichgewicht die Fähigkeit, posturale Muskeln vor der Entstehung einer destabilisierenden Situation zu aktivieren (z. B. Heben von Gegenständen, Vorbeugen des Oberkörpers, Richtungswechsel beim Gehen), um für zusätzliche Stabilität während der Bewegungsausführung zu sorgen.

Altersbedingte Defizite im Gleichgewicht werden durch vielfältige biologische Alterungsprozesse (z. B. Sarkopenie, Verlust sensorischer und motorischer Nervenzellen, Reduktion des Volumens gleichgewichtsregulierender Gehirnareale) im zentralen Nervensystem und im neuromuskulären System verursacht [24]. So konnten Era et al. [17] für das statisch-kontinuierliche Gleichgewicht feststellen, dass bereits 40–49-jährige Personen während des ruhigen Stehens auf einer Kraftmessplatte stärker schwanken als 30–39-jährige Personen. Ab dem 60. Lebensjahr vergrößerten sich die posturalen Schwankungen erheblich. Die Qualität des dynamisch-kontinuierlichen Gleichgewichts wird in der Regel mittels der Gehgeschwindigkeit unter Einfach- (nur Gehen) und/oder Doppeltätigkeitsbedingungen (z. B. Gehen und Rückwärtszählen) ermittelt. Granacher et al. [26] konnten unabhängig von der absolvierten Gehbedingung (Einfach-/Doppeltätigkeit) geringere Gehgeschwindigkeiten bei alten (mittleres Alter: 73 Jahre) im Vergleich zu jungen Personen (mittleres Alter: 22 Jahre) feststellen. Interessanterweise stiegen die Unterschiede in der Gehgeschwindigkeit zwischen Jung und Alt mit zunehmender Aufgabenkomplexität an. Dies deutet darauf hin, dass die Regulation des Ganges im Alter weniger automatisiert ist, d. h. mehr Aufmerksamkeitsressourcen benötigt. Hinsichtlich des reaktiven Gleichgewichts berichten Granacher et al. [22] bei alten (Alter: 60–80 Jahre) im Vergleich zu jungen (Alter: 20–30 Jahre) Personen von verlangsamten Latenzzeiten, reduzierten Reflexaktivitäten und erhöhten muskulären Koaktivitäten, die zur Kompensation abstoppender Störreize (Stolpern) während des Gehens auf dem Laufband beitragen. Schließlich zeigten Wall et al. [82] Unterschiede zwischen alten (mittleres Alter: 73 Jahre) und jungen (mittleres Alter: 25 Jahre) Personen bezüglich der Leistung im Timed-Up-and-Go-Test (Test zur Abschätzung des proaktiven Gleichgewichts), der das Aufstehen aus einem Stuhl, das Gehen über 3 m, das Umdrehen, Zurückgehen sowie Hinsetzen auf den Stuhl involviert.

In einer kürzlich publizierten Studie gingen Muehlbauer et al. [52] der Frage nach, ob ein statistisch bedeutsamer Zusammenhang zwischen der Leistung in klinischen und apparativen Tests zur Erfassung des statisch-kontinuierlichen Gleichgewichts (posturale Schwankungen während des ruhigen Stehens), des dynamisch-kontinuierlichen Gleichgewichts (Gehgeschwindigkeit), des reaktiven Gleichgewichts (Schwankungen einer oszillierenden Platte bei der Applikation eines medio-lateralen Störreizes) und des proaktiven Gleichgewichts (Functional-Reach-Test, Timed-Up-And-Go-Test) bei Senioren (mittleres Alter: 70 Jahre) besteht. Im Ergebnis zeigten sich keine signifikanten Korrelationen zwischen den einzelnen Testleistungen, woraus die Autoren für die Diagnostik (Sturzassessment) und das Training des Gleichgewichts (Sturzprävention) ableiteten, dass kontinuierliche, reaktive und proaktive Gleichgewichtstests bzw. Gleichgewichtsübungen in Sturzpräventionsprogramme komplementär ausgeführt werden sollten.

Kraftrückgang

Verschiedenen Querschnittsstudien ist zu entnehmen, dass sich die Maximalkraft unterschiedlicher Muskelgruppen zwischen dem 30. und 80. Lebensjahr um 30–50 % reduziert. Unter Verwendung dynamometrischer Verfahren untersuchten Viitasalo et al. [81] die isometrische Maximalkraft der Rumpfextensoren/-flexoren, der Hand (Greifkraft), der Knieextensoren und der Ellbogenflexoren bei jeweils 180 Männern im Alter von 31–35, 51–55 und 71–75 Jahren. Im Vergleich zur Gruppe der 31–35-Jährigen wiesen die 71–75-Jährigen signifikant verringerte Kraftwerte über alle untersuchten Muskelgruppen auf, wobei die Knieextensoren am stärksten betroffen waren (− 47 %), gefolgt von der Handkraft (− 42 %), den Rumpfextensoren (− 42 %), den Rumpfflexoren (− 35 %) und schließlich den Ellbogenflexoren (− 35 %). Diese Reihung lässt erkennen, dass die untere Extremität vom altersbedingten Kraftrückgang stärker betroffen zu sein scheint, als der Rumpf bzw. die obere Extremität. Als mögliche Erklärung für diesen extremitätenspezifischen Effekt wird in der Literatur die altersbedingt nachlassende körperliche Aktivität/Mobilität diskutiert, die v. a. die Muskeln der unteren Extremitäten betrifft [19]. Es zeigt sich weiterhin, dass die distal gelegenen Muskeln (Plantar-/Dorsalflexoren) stärker betroffen sind, als die proximal gelegenen Muskeln (Hüftflexoren/-extensoren) [13]. Zudem scheint sich im Alter die Schnellkraft stärker zurückzubilden als die Maximalkraft. Skelton et al. [69] belegen diese Hypothese anhand einer Querschnittsstudie, an der 100 Frauen und Männer im Altersbereich von 65–89 Jahren teilnahmen, die gleichmäßig auf fünf Altersgruppen mit einer Altersspanne von jeweils 4 Jahren verteilt wurden. Die Autoren berichten von einem 1–2 %igen Rückgang der isometrischen Maximalkraft der Knieextensoren pro Jahr und einem 3,5 %-igen Verlust der Schnellkraft der Beinstrecker pro Jahr. Es gibt jedoch Hinweise in der Literatur, dass Quer- im Vergleich zu Längsschnittanalysen den tatsächlichen Kraftrückgang im Alter erheblich unterschätzen [32].

In einer Längsschnittstudie wurde daher das maximale Drehmoment der Knieextensoren (60°/s) von Frauen und Männern (mittleres Alter: 73 Jahre) zu Studienbeginn und nach weiteren 5 Jahren untersucht [15]. In dem Beobachtungszeitraum reduzierte sich das maximale Drehmoment der Frauen um 2,5–3 % pro Jahr und das der Männer um 3–4 %. Der stärker ausgeprägte Kraftrückgang bei den Männern im Vergleich zu den Frauen lässt sich möglicherweise dadurch erklären, dass Männer über mehr Muskelmasse verfügen als Frauen und damit die altersbedingte Rückbildungsrate größer ist [85]. Interessanterweise konnten Delmonico et al. [15] eine 2- bis 5-mal höhere Rückbildungsrate der Muskelkraft der Knieextensoren im Vergleich zur computertomographisch erfassten Muskelfaserquerschnittsfläche des M. quadrizeps femoris feststellen. Dieses Resultat weist darauf hin, dass der altersbedingte Kraftrückgang nicht ausschließlich auf den Verlust an Muskelmasse zurückzuführen ist, sondern weitere Faktoren berücksichtigt werden müssen (z. B. neuronale Mechanismen). Manini und Clark [48] nahmen dieses Ergebnis als Anlass zur Durchführung einer Metaanalyse, um über die Berechnung des relativen Risikos festzustellen, ob der Kraftrückgang (Dynapenie) im Vergleich zum Muskelmassenverlust (Sarkopenie) einen größeren Einfluss auf den Faktor funktionelle Limitationen im Alter hat. Im Mittel (7 Studien Dynapenie; 9 Studien Sarkopenie) zeigte sich, dass das relative Risiko für die Dynapenie (2,20; 95 %-Konfidenzintervall: 1,5–3,1) höher lag als für die Sarkopenie (1,37; 95 %-KI: 0,87–2,0). Folglich sollte der Begriff Sarkopenie auf seine ursprüngliche Definition (Muskelmassenverlust) reduziert werden, um den funktionell bedeutsameren Faktor Kraftrückgang im Alter (Dynapenie) davon abzugrenzen [48]. Für die Diagnostik von Stürzen im Alter bedeutet dies, dass klinische und/oder apparative Testverfahren zur Abschätzung der Kraft der unteren Extremitäten zur Aufklärung funktioneller Limitationen im Alter eine hohe Relevanz besitzen.

Konzeption zur Sturzrisikodiagnostik und zur Sturzprävention

Auf der Grundlage der oben beschriebenen evidenzbasierten Erkenntnisse zur Bedeutung von Kraft und Gleichgewicht hinsichtlich der Prävalenz von Stürzen im Alter, hat die bfu Schweiz ein Projekt zur Sturzprävention initiiert. Die Aufgabe des einberufenen interdisziplinären Expertengremiums bestand darin, eine literaturbasierte und praxisorientierte Handreichung zur Diagnostik und zum Training von Kraft und Gleichgewicht im Alter zu konzipieren. Dadurch soll ein Beitrag zum Erhalt der Autonomie und alltagsmotorischen Handlungsfähigkeit älterer (≥ 65 Jahre), zu Hause lebender und sturzgefährdeter Personen geleistet werden. Mithilfe von Sportvereinen, medizinischen Berufsverbänden/Einrichtungen sowie Fach- und Dienstleistungsorganisationen für ältere Menschen sollen die Erkenntnisse der Handreichung über ein Multiplikatorensystem (z. B. Geriater, Sportwissenschaftler, Physiotherapeuten, Seniorentrainer) überregional umgesetzt werden. Die Handreichung kann in deutscher oder französischer Sprache kostenfrei von der Webseite der bfu heruntergeladen werden (http://www.stuerze.bfu.ch). Die folgenden Ausführungen orientieren sich an der Handreichung und beschreiben darüber hinaus reliable, valide und ökonomische klinische Tests zur Abklärung des Sturzrisikos. Weiterhin werden Kraft- und Gleichgewichtsübungen inklusive Belastungsgefüge und Progressionsabfolge beschrieben, die sich in wissenschaftlichen Studien als effektiv erwiesen haben und die im angeleiteten Gruppentraining und/oder selbstständig zu Hause durchgeführt werden können.

Sturzrisikodiagnostik

Das Sturzrisikoassessment im Alter verfolgt zwei wesentliche Ziele:

  • die Identifikation sturzgefährdeter älterer Erwachsener,

  • die Entwicklung und spätere Anwendung individualisierter und spezifisch zugeschnittener sturzpräventiver Trainingsprogramme basierend auf den Resultaten des Sturzrisikoassessments.

Aus diesem Grund sollten die Tests vor Aufnahme des Trainings und im weiteren Verlauf etwa alle 3 Monate zur Trainingskontrolle durchgeführt werden. Der vorliegende Überblicksbeitrag beschreibt ausschließlich klinische Tests zur Erfassung von Gleichgewichts- und Kraftdefiziten im Alter, da diese zeit- und materialökonomisch sind und weitestgehend die Haupttestgütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität erfüllen. Detaillierte psychometrische Angaben (z. B. Sensitivität, Spezifität) zu den einzelnen Tests finden sich in Tab. 2 und Tab. 3. Generelle Empfehlungen für die Durchführung der Tests können in der Handreichung der bfu nachgelesen werden [27].

Tab. 2 Charakterisierung von klinischen Tests zur Erfassung von Gleichgewicht und Mobilität bei Senioren
Tab. 3 Charakterisierung von klinischen Tests zur Erfassung von Kraft und Funktion bei Senioren

Klinische Tests zur Erfassung von Gleichgewichtsdefiziten

Eine umfassende Abklärung des Sturzrisikos älterer Menschen sollte die Überprüfung des kontinuierlichen, des reaktiven und des proaktiven Gleichgewichts beinhalten. Grundsätzlich sollten die Gleichgewichtstests vor den Krafttests durchgeführt werden, um die Auswirkungen von Ermüdung auf die Testresultate gering zu halten.

Das statisch-kontinuierliche Gleichgewicht kann mithilfe des Einbeinstandtests abgeschätzt werden. Hierbei wird die Zeit (Stoppuhr) gemessen, die der Proband (Pb) in der Lage ist, barfuß auf dem bevorzugten Bein zu stehen [33]. Während der Testausführung schaut der Pb geradeaus auf einen definierten Punkt, der in Augenhöhe an einer nahe gelegenen Wand angebracht ist. Die Arme werden vor der Brust verschränkt, das Standbein wird leicht gebeugt und das Spielbein vom Boden abgehoben, ohne dabei das Standbein zu berühren. Als Testabbruchkriterien (d. h. Beendigung der Testzeit) wurden das Versetzen des Standbeins, die Bodenberührung des Spielbeins und das Lösen der Arme von der Brust definiert [71]. Der Test wurde 3-mal durchgeführt, wobei das beste Resultat (längste Standdauer) in die Auswertung einfloss. Psychometrische Angaben, alters- und geschlechtsspezifische Normwerte sowie prognostische Grenzwerte hinsichtlich eines erhöhten Sturzrisikos finden sich in Tab. 2.

Der modifizierte Romberg-Test stellt ein weiteres Verfahren zur Überprüfung des statisch-kontinuierlichen Gleichgewichts dar [2]. Während des Tests steht der Pb im bipedalen und hüftbreiten Stand auf einem „balance pad“ (Dicke: ca. 8 cm). Die Arme werden horizontal nach vorn gestreckt, die Handflächen zeigen nach oben und die Augen sind geschlossen. Dadurch werden das propriozeptive (instabile Unterlage) und das visuelle System (Augen geschlossen) manipuliert, um die Aufgabenschwierigkeit zu erhöhen. Als Testabbruch (d. h. Beendigung der Testzeit) gelten eine Veränderung der Fußstellung, ein Absenken der Arme oder ein Öffnen der Augen [2]. Der Test wird zweimal durchgeführt und das bessere Ergebnis (längste Standdauer) gewertet. Psychometrische Angaben, alters- und geschlechtsspezifische Normwerte sowie prognostische Grenzwerte hinsichtlich eines erhöhten Sturzrisikos sind in Tab. 2 ausgewiesen.

Die Ermittlung der Gehgeschwindigkeit ist ein einfaches Verfahren zur Abschätzung des dynamisch-kontinuierlichen Gleichgewichts [56]. Der Pb wird gebeten, den Tests mit eigenem, bequemem Schuhwerk und bei habitueller Gehgeschwindigkeit zu absolvieren. Für die Testdurchführung sollte eine ebene Strecke von 20 m zur Verfügung stehen. Mit einer Stoppuhr wird die Zeit für die Absolvierung einer Gehstrecke von 10 m Länge erfasst. Die Zeit wird gestartet bzw. gestoppt, wenn eine Extremität (z. B. Fuß, Hand) die Startlinie bzw. Ziellinie überschritten hat. Die jeweils ersten und letzten 5 m der Teststrecke werden verwendet, um Auswirkungen von Beschleunigen bzw. Abbremsen auf die Gehgeschwindigkeit zu vermeiden [18]. Der Test wird einmal durchgeführt. In Tab. 2 sind neben psychometrischen Angaben, alters- und geschlechtsspezifischen sowie funktionalitätsbestimmenden Normwerten auch Grenzwerte hinsichtlich der Notwendigkeit einer medizinischen Abklärung zu finden.

Ein weitverbreitetes Verfahren zur Abschätzung des proaktiven Gleichgewichts ist der Timed-Up-And-Go-Test [58]. Während des Tests wird eigenes und bequemes Schuhwerk getragen (Gehhilfen dürfen benutzt werden). Die Testaufgabe verlangt das Aufstehen aus einem Stuhl (Sitzhöhe: etwa 46 cm) mit Armlehnen, wobei der Rücken an der Rückenlehne anliegt und die Arme auf den Armlehnen (etwa 63–65 cm hoch) ruhen. Nach dem Aufstehen geht der Pb 3 m in habitueller Geschwindigkeit nach vorn, wendet (z. B. um ein Hütchen), geht 3 m zum Stuhl zurück und setzt sich hin. Gemessen wird die Zeit ab dem Lösen des Rückens von der Stuhllehne bis zum Berühren der Sitzfläche durch das Gesäß. Der Test wird 1-mal durchgeführt. In Tab. 2 sind neben psychometrischen Angaben, alters- und geschlechtsspezifischen sowie funktionalitätsbestimmenden Normwerten auch Grenzwerte hinsichtlich der Notwendigkeit einer medizinischen Abklärung bzw. eines erhöhten Sturzrisikos zu finden.

Das reaktive Gleichgewicht lässt sich mit Hilfe des einfach durchzuführenden Push-And-Release-Test abschätzen [34]. Während der Testdurchführung drückt der Pb mit den Schultern gegen die Hände des Untersuchungsleiters, der seine Hände löst, sobald der Druck aufgebaut ist und das Lot aus Hüfte und Schulter unmittelbar hinter die Ferse fällt. Auf einer Skala von 0 bis 4 wird die Testleistung durch den Untersuchungsleiter beurteilt [34]:

  • 0 entspricht einer Kompensation des Störreizes mit nur einem Ausgleichsschritt ohne Hilfestellung bei normaler Schrittlänge und –weite,

  • 1 entspricht einer kompensatorischen Reaktion von 2 bis 3 kurzen Ausgleichsschritten ohne Hilfestellung,

  • 2 entspricht 4 oder mehr Ausfallschritten ohne Hilfestellung,

  • 3 entspricht mehreren Ausgleichsschritten mit Hilfestellung zur Vermeidung eines Sturzes,

  • 4 entspricht einem sofortigen Sturz ohne kompensatorische Ausgleichsschritte, der nur mit Hilfestellung verhindert werden kann.

Der Test wird 3-mal durchgeführt, wobei das beste Resultat in die Auswertung einfließt. In Tab. 2 sind psychometrische Angaben zum Test aufgeführt.

Klinische Tests zur Erfassung von Kraftdefiziten

Beim Five-Times-Chair-Rise-Test oder auch Sit-To-Stand-Test wird die Muskelkraft der Beinstrecker im bipedalen Stand überprüft [11]. Hierbei wird der Pb gebeten, 5-mal nacheinander so schnell wie möglich aus einem Stuhl (Sitzhöhe: 46 cm; Sitztiefe: 47,5 cm) aufzustehen und sich wieder hinzusetzen. Mithilfe einer Stoppuhr wird die Zeitdauer für die Testabsolvierung erfasst. Der Test wird einmal durchgeführt. In Tab. 3 finden sich neben den psychometrischen Angaben auch alters- und geschlechtsspezifische Orientierungswerte sowie prognostische Grenzwerte hinsichtlich eines erhöhten Sturzrisikos.

Der Stair-Ascent-And-Descent-Test schätzt die Muskelkraft der Beinstrecker während des Treppensteigens ab [75]. Hierbei wird der Pb gebeten, eine Treppe bestehend aus 8 Stufen (15 cm hoch; 27,5 cm tief) zunächst nach oben und nach einer kurzen Pause nach unten zu steigen. Ein Treppengeländer darf verwendet werden. Die Zeiterfassung für das Treppauf- bzw. Treppabsteigen beginnt, sobald der Pb den Fuß zur Bewältigung der ersten Treppe hebt. Die Zeiterfassung endet, sobald beide Füße auf der ebenen Fläche am Ende der Treppe platziert wurden. Der Test wird 1-mal durchgeführt. Psychometrische Angaben sowie prognostische Grenzwerte hinsichtlich eines erhöhten Sturzrisikos sind in Tab. 3 ausgeführt.

Gleichgewichts- und Krafttraining zur Sturzprävention

Die vorliegende Konzeption zur Prävention von Stürzen im Alter [27] orientiert sich an evidenzbasierten Hinweisen aus Originalarbeiten wie bei Granacher et al. [23], systematischen Literaturüberblicksbeiträgen wie bei Granacher et al. [25] und Metaanalysen wie bei Gillespie et al. [20]. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse werden in kondensierter und verständlicher Form in die Praxis transferiert. Das ausgewiesene Ziel der Expertengruppe war es, konkrete Hinweise zu Trainingsinhalten, -umfängen, -häufigkeiten, -intensitäten und -mitteln in der Handreichung zu formulieren, die im deutsch- und französischsprachigen Raum einer großen Adressatengruppe zugeführt werden können und sich vergleichsweise einfach (zeit- und materialökonomisch) umsetzen lassen. Im Folgenden werden die Inhalte der Trainingskonzeption zur Vorbeugung von Stürzen vorgestellt.

Trainingsinhalt

Sturzpräventive Trainingsprogramme sollten Übungen beinhalten, mithilfe derer den intrinsischen Sturzrisikofaktoren Gleichgewichtsdefizit, Gangunsicherheit und Muskelschwäche [63] gezielt entgegengewirkt werden kann. Auf der Grundlage der Ausführungen zu den altersbedingten Gleichgewichtsdefiziten sollte ein umfassendes Gleichgewichtstraining Übungen zur Schulung des kontinuierlichen, des proaktiven und des reaktiven Gleichgewichts enthalten. In einer Metaanalyse konnten Gillespie et al. [20] zeigen, dass bei selbstständig lebenden älteren Menschen das relative Risiko (RR) für das Erleiden eines Sturzes signifikant sinkt (RR: 0,72; 95 %-KI: 0,55; 0,94), wenn Gang- und Gleichgewichtsübungen präventiv durchgeführt werden. Hingegen scheint singulär angewandtes Krafttraining, trotz trainingsbedingter Kraftzuwächse, keinen Einfluss auf die Sturzinzidenzrate zu haben (RR: 0,95; 95 %-KI: 0,77; 1,18) [20, 37, 41]. Neue Ansätze im Krafttraining mit älteren Menschen deuten darauf hin, dass Krafttraining mit explosiven Krafteinsätzen und reduzierten Lasten (sog. Power-Training oder High-Velocity-Strength-Training) sowie Rumpfkrafttraining unter Instabilität in der Lage sind, die alltagsmotorische Handlungsfähigkeit zu verbessern [23, 25]. Der wissenschaftliche Nachweis für den sturzpräventiven Charakter dieser Maßnahmen steht jedoch noch aus. Als gesichert gilt, dass die Kombination aus Gleichgewichts- und Krafttraining die Anzahl von Stürzen bei selbstständig lebenden Menschen im Alter von 65–97 Jahren um 15–50 % verringern kann [8, 9, 12, 20, 36, 61].

Diese Erkenntnisse aus der Literatur wurden in die Trainingskonzeption zur Prävention von Stürzen transferiert, sodass darin in erster Linie Gleichgewichts- und Kraftübungen enthalten sind. Das Gleichgewichtstraining wurde in Übungen zur Schulung des statischen Gleichgewichts (d. h. statisch-kontinuierliches Gleichgewicht) und des dynamischen Gleichgewichts (d. h. dynamisch-kontinuierliches, proaktives, reaktives Gleichgewicht) unterteilt und sollte Zweidrittel der Gesamttrainingszeit in Anspruch nehmen. Das Krafttraining enthält Übungen zur Schulung der Bein- und Rumpfkraft und sollte Eindrittel der Gesamttrainingszeit umfassen. Diese Gewichtung der Trainingsinhalte ließe sich in die Trainingspraxis umsetzen, indem an 2 Tagen pro Woche (z. B. Montag und Mittwoch) statisches und dynamisches Gleichgewichtstraining und an einem Tag pro Woche (z. B. Freitag) Bein- und Rumpfkrafttraining durchgeführt wird. Die einzelnen Übungen enthalten eine kurze Beschreibung und grafische Darstellung der Hauptzielmuskulatur, der Relevanz für den Alltag, den Beobachtungs- und Kontrollpunkten sowie den möglichen Übungsvariationen (Abb. 1, Abb. 2, Abb. 3, Abb. 4, Tab. 4, Tab. 5, Tab. 6, Tab. 7).

Tab. 4 Basisübung für das statische Gleichgewicht: Stehen
Abb. 1
figure 1

Übungsbeschreibung für das statische Gleichgewicht

Tab. 5 Basisübung für das dynamische Gleichgewicht: Gehen
Abb. 2
figure 2

Übungsbeschreibung für das dynamische Gleichgewicht

Tab. 6 Basisübung für die Beinkraft: Kniebeuge
Abb. 3
figure 3

Übungsbeschreibung für die Beinkraft. Weitere Übungen zum Training der Beinkraft können der Handreichung des Expertengremiums entnommen werden. (Nach [27])

Tab. 7 Basisübung für die Rumpfkraft: Unterarmstütz liegend/stehend
Abb. 4
figure 4

Übungsbeschreibung für die Rumpfkraft. Weitere Übungen zum Training der Rumpfkraft können der Handreichung des Expertengremiums entnommen werden. (Nach [27])

Trainingsumfang und -häufigkeit

Aus einer kürzlich erschienenen Metaanalyse [66] geht hervor, dass ein effektives Training zur Sturzprävention mindestens 50 Trainingsstunden umfassen sollte. Das entspricht in etwa einem Trainingsumfang von 3 h pro Woche über einen Zeitraum von 4 Monaten. Das Expertengremium empfiehlt, das Training regelmäßig und permanent (d. h. 2-mal/Woche in der Gruppe unter fachkundiger Anleitung und 1-mal/Woche individuell Zuhause) durchzuführen, da Anpassungsprozesse an Training transient und nicht permanent sind [66].

Trainingsintensität

Mithilfe des Sturzrisikoassessments wird der IST-Leistungszustand der Senioren erfasst. Dieser sollte bei der Aufnahme des Trainings, im Sinne einer möglichst individuellen Intensitätsgestaltung, Beachtung finden. Unterschiedlichen Metaanalysen ist zu entnehmen, dass Gleichgewichts- und Krafttraining mit ausreichend hoher Intensität durchgeführt werden sollen, um trainingswirksame Effekte zu erzielen [38, 66]. Im Gleichgewichtstraining kann dies über unterschiedliche trainingsmethodische Maßnahmen erreicht werden [27, 66]:

  • die kontinuierliche Verkleinerung der Unterstützungsfläche (bipedaler Stand, Semitandemstand, Tandemstand, Einbeinstand),

  • die Reduktion des sensorischen Inputs (Augen auf/zu, stabile/instabile Unterlage),

  • die Verlagerung des Körperschwerpunkts während des Stehens in unterschiedliche Bewegungsrichtungen (nach vorn/hinten bzw. nach rechts/links),

  • die Vermeidung der stabilisierenden Unterstützung der Hände während der Durchführung gleichgewichtsschulender Übungen,

  • die Integration von Störreizen (Anrempeln, leichte Stöße) in das Training,

  • die Integration von kognitiven/motorischen Störaufgaben (Rückwärtszählen, Ball prellen) in das Training.

Im Krafttraining mit der eigenen Körpermasse lässt sich die Intensität steigern, indem die folgenden trainingsmethodischen Maßnahmen in das Krafttraining implementiert werden [23, 27]:

  • von ein- zu mehrgelenkigen Übungen,

  • von isometrischen zu dynamischen Kontraktionsweisen bei der Übungsausführung,

  • von Übungen mit kurzem zu Übungen mit langem Hebel,

  • von Übungen mit langsamen zu Übungen mit hohen Bewegungsgeschwindigkeiten.

Sowohl im Gleichgewichts- als auch im Krafttraining kann die Intensität über das subjektive Belastungsempfinden mittels der Borg-Skala reguliert werden [5]. Auf der 6–20-stufigen Borg-Skala sollten, in Abhängigkeit vom Trainingszustand der Personen, Intensitätsbereiche zwischen 10 und 16 angestrebt werden. Eine progressive Gestaltung der Trainingsintensität über den Trainingsverlauf hinweg ist bedeutsam, um trainingswirksame Reize zu applizieren [53]. Im zwei- bis vierwöchigen Rhythmus sollte die Intensität anhand der Borg-Skala überprüft werden. Die Steigerung der Belastungsintensität lässt sich über die jeweils angebotenen Übungsvariationen realisieren ( Tab. 4 und Abb. 1, Tab. 5 und Abb. 2, Tab. 6 und Abb. 3,Tab. 7 und Abb. 4). In der Handreichung der bfu wurden konkrete Hinweise zur Gestaltung des Belastungsgefüges (Trainingsintensität, -umfang und -häufigkeit, Pausen) getrennt für das statische und dynamische Gleichgewichtstraining sowie das Maximal- und Schnellkrafttraining aufgeführt [27].

Trainingsmittel

Bei der inhaltlichen Gestaltung des Übungsportfolios hat das Expertengremium bewusst darauf geachtet, dass die Gleichgewichts- und Kraftübungen entweder mit der eigenen Körpermasse oder aber mithilfe von Kleingeräten (z. B. Gewichtsmanschetten, Thera-Bänder, instabile Unterlagen, Seile, Stäbe, Tücher, Minitrampoline) durchgeführt werden können, die in der Anschaffung kostengünstig sind oder in den meisten Turn- und Sporthallen zur Verfügung stehen. Allerdings kann beim Krafttraining mit dem eigenem Körpergewicht im Vergleich zum maschinengestützten Krafttraining die Belastungsintensität nur näherungsweise bestimmt und dosiert werden. Dadurch ist die zielgerichtete Ansteuerung einer spezifischen Kraftfähigkeit (Maximal-/Schnellkraft) lediglich bedingt möglich.

Fazit

  • Die vorliegende Konzeption zur Prävention von Stürzen im Alter basiert auf den evidenzbasierten Erkenntnissen eines Expertengremiums bestehend aus Geriatern, Sportwissenschaftlern, Physiotherapeuten sowie Seniorentrainern.

    Die Untersuchung beinhaltet einfach anzuwendende klinische Tests zur Ermittlung des Sturzrisikos und ein Portfolio an praxisorientierten Gleichgewichts- und Kraftübungen zur Vorbeugung von Stürzen.

  • Aus der relevanten Literatur wurden testspezifische Grenzwerte hinsichtlich eines erhöhten Sturzrisikos extrahiert, um ein individuelles Sturzrisikoprofil zu erstellen, ein spezifisch zugeschnittenes Trainingsprogramm zu konzipieren und die Wirkungen des Trainings zu evaluieren.

  • Schließlich wurden in die Handreichung konkrete Hinweise zu Trainingsinhalten, -umfängen, -häufigkeiten, -intensitäten und -mitteln integriert, die sich einfach (zeit- und materialökonomisch) umsetzen lassen und damit einer großen Adressatengruppe zugeführt werden können.