Mangelernährung ist ein häufiges Problem chronisch kranker Menschen. Studien zeigen, dass insbesondere ältere hospitalisierte Menschen ein hohes Risiko für Mangelernährung haben. In der deutschen Studie zur Mangelernährung im Krankenhaus [1] beispielsweise wiesen 56% der geriatrischen Patienten eine Mangelernährung auf. Die Ursachen einer Mangelernährung beim älteren Menschen sind vielfältig und können altersbedingte physiologische Veränderungen, chronische Erkrankung, Polypharmazie, kognitive Einschränkungen etc. zur Ursache haben [2]. Die Folgen eines schlechten Ernährungszustands reichen von einer eingeschränkten Mobilität und einer verminderten Lebensqualität bis hin zu einer erhöhten Morbidität und Mortalität [3]. Der Nutzen einer Ernährungstherapie zu Verbesserung des Ernährungszustands und der Prognose ist durch Studien gut belegt [4, 5].

In den letzten Jahren wurden diverse Leitlinien zur Ernährungsversorgung entwickelt, die ein standardisiertes Vorgehen hinsichtlich des Screenings und Assessments von Patienten mit Ernährungsrisiko und gezielte Maßnahmen zur Verbesserung des Ernährungszustands fordern. So stehen zahlreiche validierte Instrumente zur Verfügung, die der Identifikation eines Ernährungsrisikos oder einer manifesten Mangelernährung dienen und deren Einsatz auch in den Leitlinien für Enterale Ernährung der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin und der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie [6] und in den Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Klinische Ernährung und Stoffwechsel (ESPEN; [7]) seit Jahren empfohlen werden.

Da die Entstehung einer Mangelernährung beim alten Menschen meist ein komplexes Geschehen ist, ist eine individuell abgestimmte Ernährungstherapie nötig, die sich an den Bedürfnissen des Patienten orientiert. Dies kann nur bei entsprechenden personellen und strukturellen Voraussetzungen umgesetzt werden, was sich z. B. in den Empfehlungen der Bundesarbeitsgemeinschaft für Klinisch-Geriatrische Einrichtungen e. V. niederschlägt, die eine Diätassistentin pro 100 Patienten vorschlagen [8]. Ferner zeigen Studien, dass ein flexibles Speisenangebot und Gemeinschaftsspeiseräume die Nahrungsaufnahme fördern können [9].

In diesem Kontext stellt sich nun die Frage, inwieweit sich geriatrische Krankenhausabteilungen in Deutschland mit der häufigen Komorbidität Mangelernährung auseinandersetzen. Bisher sind keine Daten dazu verfügbar, ob ein Ernährungsscreening im Klinikalltag tatsächlich in das geriatrische Basisassessment integriert ist, welche oralen Interventionsformen bei Mangelernährung etabliert sind und inwiefern sich das Krankenhaus bei der Essensversorgung auf Patienten mit Ernährungsproblemen einstellt. Zudem ist unklar, welche Ernährungsqualifikation die Mitarbeiter im geriatrischen Therapieteam aufweisen, welche Unterschiede in der Ernährungsversorgung zwischen hauseigener und externer Küche bzw. zwischen kleinen und großen Häusern bestehen oder ob sich Unterschiede in der Diagnose und Therapie von Mangelernährung in Abhängigkeit von der Größe der Klinik bzw. geriatrischen Abteilung und der Personalausstattung ergeben.

Mit der vorliegenden Arbeit soll ein Überblick über die gegenwärtige ernährungsmedizinische Versorgung sowie Diagnostik und Therapie von Mangelernährung in stationären geriatrischen Einrichtungen in Deutschland gegeben werden.

Material und Methoden

Ein von der Arbeitsgruppe Ernährung der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) entwickelter und konsentierter Fragebogen wurde Anfang des Jahres 2011 an die Chefärzte/innen von 272 geriatrischen Krankenhausabteilungen (Akutgeriatrie inklusive Tagesklinik sowie Rehabilitation) per E-Mail verschickt. Die Kontaktdaten der geriatrischen Abteilungen waren den Mitgliedsregistern der DGG und des Bundesverbands Geriatrie entnommen worden. Zur Anregung der Teilnahme wurde unter den Teilnehmern der Befragung ein Restaurantgutschein verlost.

Der Fragebogen enthielt 19 Fragen zur Struktur der Einrichtung, zum Essensangebot, zur Diagnostik der Mangelernährung und oralen Therapie der Mangelernährung.

Mit den Fragen zur Struktur der Einrichtung wurde die Anzahl an Planbetten des Krankenhauses und der geriatrischen Abteilung erfasst und ob die Versorgung des Krankenhauses über eine hauseigene oder eine externe Küche erfolgt. Die Personalstruktur wurde erhoben, indem die Zahl der im Haus und auf der geriatrischen Station beschäftigten Ernährungsfachkräfte (Diätassistenten, Oecotrophologen), Logopäden und Ernährungsmediziner mit 100-h-Fortbildungszertifikat erfragt wurde. Der Stellenschlüssel wurde als Planbetten pro Ernährungsfachkraft bzw. Logopäden berechnet. Die Teilnahme der Ernährungsfachkräfte und Logopäden an der geriatrischen Therapiekonferenz wurde ebenso erfragt.

Mit den Fragen zur Ernährungsversorgung wurde abgeklärt, ob ein Diätkatalog vorhanden ist, ob spezielle „geriatrische“ Menülinien angeboten werden und was diese ggf. auszeichnet (kleine Portionen, energiereich, eiweißreich, kaufreundlich, Sonstiges) und ob ein flexibles Speisenangebot außerhalb der Hauptmahlzeiten verfügbar ist und wie dieses im Falle aussieht. Des Weiteren wurde erfragt, ob Mahlzeiten in der Regel in einem Gemeinschaftsraum oder Speisesaal eingenommen werden.

Ferner wurden Informationen über die Art der routinemäßigen Erfassung des Ernährungszustands ermittelt wie Gewicht, Body-Mass-Index (BMI), Nutritional Risk Screening (NRS [10]), Mini Nutritional Assessment (MNA [11]), Malnutrition Universal Screening Tool (MUST; [12]), keine routinemäßige Erfassung und sonstige. Weiterhin wurde die Häufigkeit einer Verzehrserfassung durch Tellerdiagramme oder Essprotokolle (nie, selten, gelegentlich, bei Bedarf, regelhaft) erfragt und ob ein Behandlungspfad Ernährung in der Einrichtung implementiert ist.

Schließlich wurden die in den Abteilungen gängigen Formen der oralen Ernährungsintervention erhoben. Als Antwortmöglichkeiten standen zur Auswahl: energiereiche Kost, Dysphagiekost, Andicken, Trinknahrung, Pulversupplement, Fettemulsion, Anreicherung mit Proteinpulver oder Maltodextrin und andere. Es sollte geschätzt werden, bei wie viel Prozent der Patienten die Diagnose Malnutrition in den Arztbriefen enthalten ist und bei wie viel Prozent eine Therapieempfehlung zur Ernährung im Arztbrief gegeben wird (Angabe jeweils in 10er-Schritten: 0–10%, 10–20% etc.).

Ergänzend wurde gefragt, ob bzw. wie oft während des stationären Aufenthaltes eine zahnärztliche Behandlung über die Notfallversorgung hinaus stattfindet (nie, selten, häufig, regelhaft).

Die statistische Analyse wurde mit SPSS Version 19 (IBM SPSS Statistics, Chicago, USA) durchgeführt. Die Umfragedaten wurden anhand deskriptiver Statistik dargestellt. Unterschiede hinsichtlich der Essensversorgung bei eigener/externer Küche und der Essensversorgung nach Hausgröße sowie die Beantwortung der Frage nach der Durchführung des Screenings bezogen auf Hausgröße und Stellenschlüssel wurden mit dem χ2-Test berechnet. Auf Gruppenunterschiede metrischer Daten wurde mit dem Mann-Whitney-U-Test getestet. Ein Signifikanzniveau von p < 0,05 wurde a priori festgelegt.

Ergebnisse

Insgesamt 38% (n = 102) der angeschriebenen Abteilungen schickten den ausgefüllten Bogen pseudonymisiert zurück.

Struktur der Klinik bzw. Geriatrie

Die Strukturdaten der Krankenhäuser und geriatrischen Abteilungen sind in Tab. 1 dargestellt. Die Größe der teilnehmenden Krankenhäuser variiert von 40 bis 1200 Planbetten, mit einem Median von 200 (Interquartilbereich 110–433). Von 5 Krankenhäusern fehlt die Größenangabe. Die geriatrischen Stationen inklusive Tagesklinik und Rehabilitation verfügen im Median über 75 Planbetten (Interquartilbereich 52–100).

Tab. 1 Strukturdaten der Krankenhäuser und geriatrischen Abteilungen (n = 102). Mittelwert (MW) ± Standardabweichung (SD), Median (Minimum – Maximum)

Über eine hauseigene Küche verfügen 66% der Krankenhäuser, 26% über eine externe und 8% machten keine Angabe dazu.

In 31% der Abteilungen arbeiten Ernährungsmediziner mit einem 100-h-Fortbildungszertifikat. Von den 102 Teilnehmern gaben 78 (77%) an, mindestens eine Ernährungsfachkraft in der Klinik angestellt zu haben, von den übrigen 24 Häusern fehlt diese Angabe. Der Stellenschlüssel der Ernährungsfachkräfte konnte von 75 Häusern errechnet werden und beträgt 210 ± 162, d. h. eine Ernährungsfachkraft betreut durchschnittlich 210 Planbetten. Nur 43 (42%) der geriatrischen Abteilungen haben eigens dafür im Stellenplan vorgesehene Ernährungsfachkräfte. Der Stellenschlüssel in geriatrischen Abteilungen beträgt 133 ± 121, d. h. eine Ernährungsfachkraft betreut im Durchschnitt 133 Planbetten. In den 43 Abteilungen mit Ernährungsfachkräften betreuen 46,5% der Fachkräfte 100 oder weniger Planbetten, 53,5% mehr als 100 Planbetten. Logopäden beschäftigen 73% der Krankenhäuser und 90% der geriatrischen Abteilungen. An der geriatrischen Therapiekonferenz nehmen 79% der logopädischen Mitarbeiter teil, während nur 15% der Ernährungsfachkräfte dabei vertreten sind.

Essensangebot

In 85% der Häuser gibt es einen Diätkatalog. Ein speziell auf die Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnittenes „geriatrisches Menü“ wird in 36% der Abteilungen (37 Häuser) angeboten. In 4 Häusern sind damit nur kleinere Portionen gemeint, in den anderen bedeutet dies jedoch eine Kombination aus kleineren Portionsgrößen und/oder Anreicherung mit Energie und Eiweiß oder das Angebot einer kaufreundlichen Kost (Tab. 2). Die Hälfte der Abteilungen (52%) bietet diese Möglichkeiten der Kostmodifikation an, ohne sie speziell als geriatrisches Menü zu bezeichnen. Die regelhafte Nutzung eines Speisesaals oder Gemeinschaftraums zur Mahlzeiteneinnahme wurde von 67% der Abteilungen angegeben. In 89% der Einrichtungen ist ein flexibles Speisenangebot außerhalb der Mahlzeiten erhältlich. Trinknahrung steht als Zwischenmahlzeit in den meisten Einrichtungen zur Verfügung (88%), gefolgt von Joghurt (81%) und Obst (65%). Außerdem werden Kuchen (47%), Suppe (36%), belegte Brote (25%) oder Süßigkeiten (12%) angeboten.

Tab. 2 Ernährungsversorgung sowie Diagnose und Therapie der Mangelernährung (n = 102)

Diagnostik der Mangelernährung

Der Ernährungszustand wird in 80% der Einrichtungen routinemäßig anhand von Gewicht und BMI erfasst. Weniger als die Hälfte der geriatrischen Abteilungen (40%) nutzen ein Screeninginstrument zur Erfassung von Mangelernährung. Das NRS verwenden 16%, die Langform des MNA 10% und die Kurzform des MNA 14%. In 13% der Abteilungen wird der Ernährungszustand weder anhand eines Screeninginstruments noch durch eine Gewichtsmessung routinemäßig erfasst. Vereinzelt werden Maßnahmen getroffen wie Fragen zu Gewichtsabnahme und Appetit bei Aufnahme, bioelektrische Impedanzanalyse, klinische Einschätzung, Laborparameter, Oberarm- und Wadenumfang und AKE-Screening (Instrument zur Erfassung des Ernährungsrisikos der österreichischen Gesellschaft für klinische Ernährung).

Eine Verzehrserfassung erfolgt in 64% der Einrichtungen bei Bedarf. In 10% der Häuser findet die Verzehrserfassung regelhaft statt und in 6% der Häuser wird die Nahrungsaufnahme nie dokumentiert.

Wie häufig die Diagnose Malnutrition und eine Therapieempfehlung zur Ernährung schätzungsweise im Arztbrief vermerkt werden, zeigt Tab. 2.

Orale Ernährungstherapie

Zu den häufigsten Interventionsformen der oralen Ernährungstherapie zählen das Angebot von Trinknahrung (96%) und energiereicher Kost (86%) sowie Dysphagiekost (90%) und das Andicken von Getränken (96%). Proteinpulver wird in etwa der Hälfte der Häuser (49%) eingesetzt. Andere Einzelnährstoffpräparate wie Maltodextrin (29%), Fettemulsionen (22%) oder Pulversupplemente (15%) sind weniger gebräuchlich.

Standardisierte Prozessabläufe zur Ernährungsversorgung bei Mangelernährung (z. B. Behandlungspfade) sind in 42% der Häuser implementiert. Jedoch führen nur 20% dieser Häuser auch ein Screening unter Verwendung eines etablierten Screeninginstruments durch.

Zahnärztliche Versorgung

Eine über die Notfallversorgung hinausgehende zahnärztliche Versorgung findet in 23% der Fälle nie und in 67% der Fälle selten statt (Tab. 2).

Essensversorgung bei eigener/externer Küche und in Abhängigkeit von der Hausgröße

Kleinere Häuser mit < 350 Betten werden signifikant öfter von einer externen Küche beliefert als größere Häuser mit ≥ 350 Betten (21,6% vs. 5,7%, p = 0,048). Bei einem Vergleich hinsichtlich der Verfügbarkeit von angepassten Kostformen und von Zwischenmahlzeiten schnitten Krankenhäuser mit externer Küche gleich gut ab wie Häuser mit hauseigener Küche (Tab. 3). Auch hinsichtlich der Krankenhausgröße gab es diesbezüglich keine Unterschiede. Ein explizit so benanntes geriatrisches Menü wurde jedoch in kleinen Häusern häufiger angeboten (29,2% vs. 7,3%, p = 0,017). Weder die Krankenhausgröße noch ein besserer Stellenschlüssel, d. h. weniger Betten pro Ernährungsfachkraft im gesamten Krankenhaus, haben ein vermehrtes Screening zur Folge (Krankenhausgröße < 350 vs. ≥ 350: 25,8% vs. 13,4%, p = 0,889; < 150 vs. ≥ 150 Planbetten/Ernährungsfachkraft: 21,1% vs. 18,4%, p = 0,400).

Tab. 3 Vergleich hauseigene und externe Küche

Diskussion

Die hier vorliegenden Daten zeigen, dass nicht einmal in 40% der teilnehmenden geriatrischen Abteilungen eine routinemäßige Erfassung des Ernährungszustands mit einem standardisierten Screeninginstrument regelhaft implementiert ist. Obwohl die oralen Möglichkeiten der Ernährungstherapie, wie z. B. angepasste Kostform, Zwischenmahlzeiten oder Zusatznahrung in einem Großteil der Häuser angeboten werden, ist nicht klar, wie Patienten, die einer Intervention bedürfen, identifiziert werden. Auch Empfehlungen für die weiterführende Therapie nach Entlassung werden im Arztbrief selten gegeben, was die Kontinuität und Nachhaltigkeit einer Ernährungstherapie erschwert.

Bei der Interpretation dieser Ergebnisse muss berücksichtigt werden, dass die teilnehmenden Abteilungen nicht repräsentativ für alle geriatrischen Abteilungen in Deutschland sind. Die aktuelle Zahl der geriatrischen Abteilungen in Deutschland ist nicht bekannt. Im Weißbuch Geriatrie waren im Jahr 2007 377 Abteilungen gelistet, davon 214 Akutgeriatrien und 163 geriatrische Rehabilitationskliniken. Da in dieser Studie für Einrichtungen mit Akutgeriatrie und Rehabilitationsklinik nur ein Fragebogen ausgesandt wurde, reduzierte sich die Gesamtzahl an kontaktierten Abteilungen auf 272. Zudem bleibt anzumerken, dass es wahrscheinlich ist, dass Einrichtungen, die an der Umfrage teilgenommen haben, besonders ernährungsinteressiert sind. Der Anteil der Einrichtungen, die Ernährung beim geriatrischen Patienten für nicht wichtig erachten, ist wahrscheinlich unter den Nichtantwortenden noch deutlich höher. Dieser Bias könnte zu einer Unterschätzung des Problems in der Stichprobe führen und sollte bei der Beurteilung der aktuellen Situation nicht außer Acht gelassen werden.

Vor dem Hintergrund, dass das geriatrische Assessment eine wesentliche Säule der spezialisierten Altersmedizin darstellt, stellt sich die Frage, inwieweit die häufige Komorbidität der Malnutrition Berücksichtigung findet. Bei einer Prävalenz der Malnutrition von ca. 50% bei geriatrischen Krankenhauspatienten sollte man erwarten, dass dem auch im Rahmen des geriatrischen Basisassessments Rechnung getragen wird. Die vorliegenden Daten zeigen, dass eine Bestimmung des BMI in 78% der Abteilungen erfolgt. Offensichtlich wird die Bedeutung des BMI im Kontext der Malnutrition deutlich überschätzt. Da die meisten Patienten mit Mangelernährung und krankheitsassoziiertem Gewichtsverlust einen BMI >20 kg/m2 aufweisen, werden bei ausschließlicher Anwendung des BMI mangelernährte Patienten überwiegend nicht erfasst [13, 14]. Aus diesem Grunde fordern die jeweiligen Fachgesellschaften für Ernährungsmedizin und Stoffwechsel ein regelhaftes Screening mit etablierten und validierten Instrumenten wie NRS, MNA oder MUST [7], die neben dem Gewicht bzw. dem BMI vor allem den krankheitsassoziierten Gewichtsverlust und eine verminderte Nahrungszufuhr berücksichtigen. Der MNA wurde mittlerweile auch in seiner gekürzten Form validiert und stellt vor allem ein passendes Instrument dar, um die multifaktoriell bedingte Mangelernährung beim alten Menschen zu erfassen [15]. Die genannten Instrumente werden auch in geriatrischer Fachliteratur empfohlen [16, 17], finden jedoch z. B. im deutschen Geriatrischen Minimum Data Set (Gemidas) bisher keine Anwendung. Untermauert wird der Bedarf eines Screenings durch eine Studie von Volkert et al. [18], die zeigt, dass die klinische Beurteilung des Ernährungszustands durch den Arzt allein nicht ausreicht, um Patienten mit Mangelernährung zu identifizieren. In dieser Studie wurden nur 6,4% der Patienten nach klinischer Beurteilung als mangelernährt eingestuft, während 24,5% der Patienten einen BMI < 22 kg/m2 aufwiesen, 25,5% gemäß Subjective Global Assessment schwer mangelernährt waren und 30,2% laut MNA mangelernährt waren. Diese Arbeit unterstreicht die Forderung, das Mangelernährungsscreening als routinemäßigen Bestandteil des geriatrischen Assessments zu etablieren.

Bei einem auffälligen Screeningergebnis muss sich eine tiefer gehende medizinische Untersuchung anschließen, nicht zuletzt um Ursachen für Mangelernährung zu identifizieren und einzuschätzen. In diesem Zusammenhang spielen auch zahlreiche apparative Untersuchungen wie z. B. die Schluckendoskopie eine wichtige Rolle. Auf deren Erfassung wurde im Rahmen der Umfrage zur Begrenzung des Umfangs bewusst verzichtet.

Zur Therapie der Mangelernährung stehen den geriatrischen Abteilungen unterschiedliche Interventionsmöglichkeiten zur Verfügung, wobei Trinknahrung mit 96% am häufigsten angeboten wird. Die Datenlage zum Nutzen von Trinknahrung beim mangelernährten älteren Menschen ist gut, u. a. führt diese zu einer Verbesserung der Prognose [4]. Auch der Nutzen einfacher ernährungstherapeutischer Maßnahmen wie Verkleinerung der Portionsgrößen, Anreicherung mit Protein- oder Energiesubstraten und Anpassung an Kauschwierigkeiten und Schluckstörungen (weiche oder passierte Kost) ist belegt [19, 20]. Die Auswahl energiereicher Speisen bzw. die Anreicherung mit Energie und Konsistenzmodifikation (z. B. Dysphagiekost) wird in 86% bzw. 90% der befragten Häuser angewandt, Nährstoffkonzentrate (Fettemulsion, Kohlenhydratpulver, Proteinpulver) werden jedoch zurückhaltend verwendet.

Es stellt sich die Frage, wie Patienten identifiziert werden, denen eine orale Ernährungstherapie nutzen kann. Ein Screening bei Aufnahme ist zur Identifikation und als Filter sicher ein erster Schritt, jedoch sollte es auch während des stationären Aufenthalts Möglichkeiten geben, frühzeitig einzugreifen. Wenn das häufig empfohlene wöchentliche Rescreening im Stationsalltag nicht geleistet werden kann, ist die klinische Beobachtung des Patienten, der Nahrungszufuhr und des Gewichtsverlaufs während des Krankenhausaufenthalts von großer Bedeutung. Wöchentliches Wiegen sowie Ess- und Trinkprotokolle sind dabei hilfreich – bisher wird eine regelhafte Verzehrserfassung jedoch nur in 10% der Häuser umgesetzt. Eine Standardisierung der Vorgehensweise wäre wünschenswert und könnte beispielsweise durch Behandlungspfade forciert werden. Im Rahmen der Befragung wurde ermittelt, dass in 42% der Häuser standardisierte Prozessabläufe zur Ernährungsversorgung bei Mangelernährung, wie Behandlungspfade, vorhanden sind, wobei unklar ist, was diese beinhalten; schließlich fand nur in einem Fünftel dieser Häuser ein Screening auf Mangelernährung statt.

Während der Stellenschlüssel der Logopäden und der Ernährungsfachkräfte in den Gesamthäusern vergleichbar ist, ist der Stellenschlüssel der Ernährungsfachkräfte in den geriatrischen Abteilungen im Vergleich mit dem der Logopäden deutlich geringer. Von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Klinisch-Geriatrischen Einrichtungen e. V. [8] wird eine Diätassistentin pro 100 geriatrische Patienten empfohlen. Nach den vorliegenden Daten wird diese Empfehlung jedoch nur in etwa 50% der Einrichtungen umgesetzt.

Auffällig ist, dass 79% der Logopäden an den geriatrischen Therapiekonferenzen teilnehmen, während dies nur 15% der Ernährungsfachkräfte tun. Durch eine verstärkte Teilnahme und Einbeziehung von Ernährungsfachpersonal in das geriatrische Team könnte die Ernährungsversorgung des Patienten weiter verbessert werden.

Die Diagnose Mangelernährung wird immer noch selten im Arztbrief aufgeführt. Dies lässt auf eine zu geringe Erkennung schließen, da aus der Literatur bekannt ist, dass etwa 50% der geriatrischen Patienten bei Krankenhausaufnahme einen schlechten Ernährungsstatus aufweisen [1]. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Mangelernährung dann auch nicht codiert wird und nicht erlössteigernd eingesetzt werden kann. Als Konsequenz wird im Arztbrief selten eine Therapieempfehlung ausgesprochen, wodurch die Kontinuität und Wirksamkeit der Ernährungstherapie, die möglicherweise im Krankenhaus initiiert wurde, nicht mehr gegeben sind.

Die zahnmedizinische Versorgung lässt zu wünschen übrig. In 67% der Fälle findet eine zahnärztliche Behandlung selten statt, in 23% nie. Dies ist bedenklich, wenn man davon ausgeht, dass geriatrische Patienten häufig an einem desolaten Zahnstatus bzw. schlecht sitzenden Prothesen leiden. Vor dem Hintergrund, dass in der geriatrischen Medizin die Beseitigung zugrunde liegender Ursachen als ein zentraler Bestandteil der Ernährungstherapie angesehen wird, ist dies ein deutlich verbesserungswürdiges Ergebnis [21].

Abschließend bleibt die Frage offen, warum das Management der Ernährungsversorgung in deutschen geriatrischen Krankenhausabteilungen vernachlässigt wird. Ein wichtiger Punkt ist sicher der dafür benötigte Zeitaufwand, der z. B. von der Pflege wegen personeller Engpässe häufig kaum geleistet werden kann. Zudem sind in Deutschland Ernährungsteams, die sich speziell mit der Ernährungsversorgung beschäftigen, immer noch wenig verbreitet. Eine weitere Ursache scheinen auch vermeintlich begrenzte Abrechnungsmöglichkeiten für die Ernährungstherapie zu sein. An dieser Stelle weisen die Autoren explizit darauf hin, dass die Codierung von Mangelernährung im DRG-System gegenwärtig tatsächlich die Fallschwere um 2 CCL-Punkte steigert. Lediglich im rehabilitativen und ambulanten Bereich findet sich eine ungenügende finanzielle Abbildung dieser Diagnose und des damit verbundenen Unterstützungsbedarfs.

Fazit

Dass eine ausreichende Ernährung bei geriatrischen Patienten wichtig ist, scheint den geriatrischen Einrichtungen zwar bewusst zu sein. So bestimmen 78% den BMI, dessen Aussagekraft wird jedoch offensichtlich überschätzt. Die Verwendung validierter Screeninginstrumente ist deutlich unterrepräsentiert, sodass nachvollziehbare Therapiealgorithmen selten implementiert sind. Das Angebot an Ernährungsinterventionen ist vielfältig, die Zuteilung bleibt jedoch unklar. Dies spiegelt sich auch in der unterrepräsentierten Erwähnung der Diagnose Mangelernährung und eines Therapievorschlags im Arztbrief wieder.

Da die Datenlage zur Effektivität einer Ernährungstherapie bei alten Patienten mit Mangelernährung deutlich überzeugender ist als bei manch anderem geriatrischen Syndrom, erscheint eine feste Integration eines validierten Ernährungsscreenings in das geriatrische Basisassessment sinnvoll. Ebenso sollten standardisierte Abläufe bei der Therapie der Mangelernährung etabliert werden, wozu auch die Empfehlung einer weiterführenden Therapie bei Entlassung des Patienten gehört, um die Nachhaltigkeit der Therapie zu gewährleisten.