Der qualifizierte Erregernachweis ist häufig die einzige Möglichkeit, die periprothetische Infektion zu beweisen. Er erfordert die Punktion bzw. die Biopsie des Gelenks. Wund- oder Fistelabstriche sind ungeeignet, da sie eine eingeschränkte Aussagekraft besitzen. Sie sollten deswegen nicht durchgeführt werden. Da die Erreger der periprothetischen Infektion überwiegend der Hautflora entstammen, ist die Abgrenzung von Kontaminationen bei der Gewinnung der Probe und der Verarbeitung im Labor wichtig. Die Erreger liegen z. T. als sessile Bakterien (Biofilm) und/oder „small colony variants“ (SCV) vor, für deren Nachweis eine von der Routine abweichende spezielle Methodik erforderlich ist. Die Diagnostik muss deswegen als ein Prozess verstanden werden, der Klinik, Labor, Bildgebung und histologische sowie zytologische Methoden einschließt und an den Schnittstellen zwischen den Disziplinen einen angemessenen Informationstransfer erfordert.

Dieser Beitrag soll den behandelnden Arzt in die Lage versetzen, die Indikation zur Gelenkpunktion sicher zu stellen und die Ergebnisse der Kultur sowie die zytologischen Befunde im klinischen Zusammenhang zu interpretieren.

Definition der Erkrankung und Besonderheiten der Erreger

Die periprothetische Infektion ist fremdkörperassoziiert, wobei nicht die Gelenkprothese selbst, sondern deren Umgebung infiziert ist. Die Infektion selbst wird von planktonischen Bakterien unterhalten. Die sessilen Bakterien im Biofilm auf der Prothese dienen als Reservoir, sodass eine Infektberuhigung der periprothetischen Osteomyelitis nur scheinbar einer Kontrolle der Infektion entspricht (Abb. 1). Deswegen kann die periprothetische Infektion nicht durch eine Antibiotikatherapie allein behandelt werden.

Abb. 1
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Von der Kontamination zur periprothetischen Infektion

Die Besonderheit dieser Infektion besteht darin, dass Bakterien in der vitalen planktonischen Form die Prothese besiedeln, an deren Oberfläche adhärieren, in die sessile Form übergehen, Biofilm bilden und sich über lange Zeit langsam an der Oberfläche des Fremdkörpers ausbreiten. Die klinische Manifestation erfolgt, wenn ein Teil dieser Erreger wieder in die planktonische Form wechselt und eine bakterielle Entzündung an der knöchernen Seite des Interfaces induziert. Die Zeit bis zur Manifestation beträgt Monate bis Jahre.

Der überwiegende Anteil der Erreger stammt aus der Hautflora und gelangt bei der Implantation an die Prothese [5]. Konkurrierend dazu können Bakterien hämatogen (z. B. im Rahmen einer Septikämie) oder über die Lymphwege oder per continuitatem, wie beispielsweise bei einem Erysipel, an die Prothesenoberfläche gelangen. Prinzipiell erfolgt die Besiedelung auch in diesen Fällen über die Biofilmbildung, und eine verzögerte Manifestation der periprothetischen Infektion ist die Regel. Zum Zeitpunkt des Auftretens von klinischen Symptomen ist die Ausbreitung im Allgemeinen so weit fortgeschritten, dass die Gelenkhöhle einbezogen ist. In diesen Fällen können die Erreger z. T. als planktonische Bakterien aus der Synovialflüssigkeit angezüchtet werden.

Bedeutung der funktionellen Zustände der Erreger für ihren Nachweis

Beim Übergang von der planktonischen Form in die sessile verändern die Bakterien nicht nur ihre Erscheinungsform, sondern auch ihre Eigenschaften: Sie bilden bei Kontakt mit einer geeigneten Oberfläche über eine Synchronisation („quorum sensing“) eine extrazelluläre Matrix, die Glykokalyx , die ein primitives Ökosystem darstellt, den Biofilm [1]. Sessile Bakterien vermehren sich deutlich langsamer als ihre planktonischen Verwandten. Zak [11] beobachtete einen Staphylococcus-aureus-Stamm, der eine Verdopplungszeit von über 20 h aufwies (Abb. 2). Dies erklärt einerseits den zeitlichen Ablauf der Infektion, aber auch, warum die Anzucht dieser Bakterien längere Zeit benötigt als die von planktonischen Bakterien. Dem muss bei der Kultur der Erreger durch eine verlängerte Beobachtungszeit von 10–14 Tagen [4] Rechnung getragen werden. Wir konnten in einer bislang unveröffentlichten Studie zeigen, dass nach einer Standardbeobachtungszeit von 3 Tagen weniger als 50% der Erreger, die nach 14 Tagen nachweisbar sind, gefunden werden.

Abb. 2
figure 2

Staphylococcus epidermidis, a planktonische Form: Verdopplungszeit: 35 min, b sessile Form: Verdopplungszeit: bis zu etwa 20 h

Die gilt auch für Bakterien, die Invasine bilden, die es ihnen ermöglichen, intrazellulär zu überleben. Nach ihrem morphlogischen Erscheinungsbild werden diese Erreger als „small colony variants“ (SCV) bezeichnet. Sie bilden auf der Agarplatte nach längerer Beobachtungszeit (48–72 h) Mikrokolonien, die leicht übersehen werden können. [7] Auch von diesen Varianten können nach Jahren Rezidive einer Infektion ausgehen.

Zytologie der Gelenkflüssigkeit als Hinweis auf eine periprothetische Infektion

Neben der bakteriologischen Untersuchung sollte eine zytologische Untersuchung des Gelenkpunktats vorgenommen werden. Im einfachsten Fall kann dies durch die semiquantitative Auswertung der Grampräparate (Abb. 3) erfolgen. Laut eigenen Erfahrungen kann auf diese Weise in etwa 70% ein richtiger Verdacht auf eine periprothetische Infektion geäußert werden.

Abb. 3
figure 3

Grampräparat eines verdächtigen Punktats

Objektiver ist die von Trampuz et al. [9] vorgestellte Methode der zytologische Untersuchung mittels Zellzählung und -differenzierung, die aus Untersuchungen an Kniegelenkpunktaten hergeleitet wurde. Hierbei wird ein Aliquot der Gelenkflüssigkeit in ein mit EDTA („ethylene diamine tetra acetic acid“) präpariertes Röhrchen überführt, wie es für hämatologische Routineuntersuchungen benutzt wird. Wenn es zu einer Verklumpung der Probe kommt, muss diese mit Hyaluronidase für 10 min bei Zimmertemperatur vorbereitet, d. h. verflüssigt, werden.

Bei einer Zellzahl von über 1700 Zellen/µl ergeben sich ein positiver prädiktiver Wert von 74% und ein negativer prädiktiver Wert von 97%. Zeigt die Zelldifferenzierung die Anwesenheit von über 75% Neutrophilen, liegen der positiv prädiktive Wert bei 94%, der negative bei 98%.

Resümee

Die Zellzählung und -differenzierung stellt eine einfache Methode zur Absicherung der Diagnose periprothetische Infektion dar. Der zytologischen Untersuchung kommt damit eine herausragende Bedeutung zu, und sie ist unbedingt zu empfehlen, da die Bewertung eines Keimnachweises aus der Synovialflüssigkeit damit deutlich erleichtert wird. Der Zellzählung und -differenzierung ist dabei der Vorzug zu geben, da das Verfahren objektivierbar ist, wohingegen die semiquantitative Untersuchung am Grampräparat sehr von der Erfahrung des Untersuchers abhängt.

Wert der Gelenkpunktion für die periprothetische Infektion

Der Erregernachweis gelingt nach eigenen Erfahrungen in einer Gesamtrichtigkeit („accuracy“) von 92% bei einer Sensitivität von 82% und einer Spezifität von 96% [8]. Laut Angaben in der Literatur variieren die „accuracy“ von 90–100%, die Sensitivität von 12–100% und die Spezifität von 81–100% (Tab. 1). Die größte Varianz besteht hinsichtlich der Sensitivität. Die Ursache hierfür ist in der unterschiedlichen bakteriologischen Methodik zu suchen, die in den Veröffentlichungen unscharf beschrieben wird. Mittlerweile ist die Methodik in Deutschland durch die Qualitätsstandards in der mikrobiologisch-infektiologischen Diagnostik (MIQ) der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und orthopädische Chirurgie (DGOOC) und der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) standardisiert, sodass sowohl die Indikation als auch die Probengewinnung als auch die Behandlung im Labor angemessen definiert sind [4]. Bei Einhaltung der Vorgaben der MIQ 18 und 19 kann davon ausgegangen werden, dass ein ähnliches Niveau erreicht wird, wie das von uns beschriebene. Insbesondere sind hier die verlängerte Beobachtungszeit im Labor und die Probenbehandlung in der Klinik zu nennen, die die Sensitivität der Methode günstig beeinflussen.

Tab. 1 Aussage der mikrobiologischen Kultur aus Gelenkpunktaten. (Mod. nach [2])

Damit ist die Untersuchung der Synovialflüssigkeit ein wertvolles Instrument in der Diagnostik der periprothetischen Infektion, insbesondere, wenn die zytologische Untersuchung hinzugezogen wird. Durch einen für den Patienten wenig belastenden Eingriff, die Gelenkpunktion , ist es möglich in der überwiegenden Anzahl der Fälle die Diagnose abzusichern. Unter Umständen ist eine Wiederholung der Untersuchung erforderlich. Falls diese wiederum kein verwertbares Ergebnis erbringt, ist die Biopsie der Synovialis eine weiterführende Methode.

Wird der gleiche Erreger in mehreren Proben nachgewiesen, steigt die Wahrscheinlichkeit, den wahren Erreger gefunden zu haben, überproportional, und Kontaminationen werden unwahrscheinlich. Hierbei ist die kritische, synoptische Bewertung der vorliegenden Daten (klinischer Befund, Anamnese, Röntgenbilder, C-reaktives Protein, u. U. andere Laborwerte, Zytologie und mikrobiologischer Befund) im Einzelfall erforderlich, was am diagnostischen Algorithmus der ENDO-Klinik in Hamburg (Abb. 4) ersichtlich ist.

Abb. 4
figure 4

Diagnostischer Algorithmus der ENDO-Klinik Hamburg, PMMA Polymethylmethacrylat. (Nach [3])

Bei der Interpretation der Ergebnisse ermöglicht es die Zytologie, den Verdacht auf eine Infektion zu qualifizieren. Bei mikroskopischer Befundung durch einen erfahrenen Untersucher kann auch bewertet werden, ob es sich um eine repräsentative Probe handelt. Bei Gelenkempyemen mit eindeutiger Klinik ist dies nicht erforderlich, aber bei zweifelhaften Fällen und dem Verdacht auf eine Low-grade-Infektion kann diese Analyse richtungweisend sein. In diesem Zusammenhang ist auch bakterielles Wachstum in der Kultur zu bewerten.

Resümee

Im überwiegenden Anteil der Fälle lässt sich eine Aussage über die Dignität der gefundenen Keime treffen. Bei fehlendem Keimnachweis wird der Verdacht auf eine Infektion qualifiziert und gibt Anlass, z. B. durch Wiederholung der Punktion oder eine Biopsie zum Erregernachweis zu kommen. Bei verdächtigen Punktaten sollte der fehlende Erregernachweis dazu führen, dass die Erregersuche auf z. B. Hefen oder Mykobakterien erweitert wird.

Konkurrierende Methoden

Es besteht die Möglichkeit der molekularbiologischen Untersuchung der Synovialflüssigkeit. Hier findet zurzeit überwiegend die so genannte Broad-Spectrum-PCR (Polymerasekettenreaktion) Anwendung.

Die molekularbiologischen Techniken sind bislang für die Diagnostik im Gelenkbereich nicht ausreichend validiert bzw. adaptiert. Auch wenn bei entsprechender Weiterentwicklung diese Methodik zukunftsträchtig ist, zeichnet sie sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt durch eine Vielzahl von falsch-positiven Ergebnissen bei vergleichbarer Sensitivität mit der klassischen mikrobiologischen Technik aus und kann damit für die Routinediagnostik nicht empfohlen werden. [6] Sie sollte daher Spezialfragestellungen vorbehalten bleiben.

Wie Fink et al. [2] aktuell berichteten, stellt die Biopsie der Synovialis (5 Proben) in Zusammenschau mit Punktion und histologischen Befunden eine valide Methode dar, um Erreger präoperativ nachzuweisen und Kontaminationen zu erkennen. Hierbei werden klassische mikrobiologische Techniken zum Erregernachweis eingesetzt.

Materialgewinnung und Probentransport

Bei der Materialgewinnung ist es wichtig, eine repräsentative Probe kontaminationsfrei zu gewinnen. Da der überwiegende Teil der Erreger der periprothetischen Infektion aus der Hautflora stammt und die Anzahl der Erreger zumindest bei der Low-grade-Infektion niedrig ist, sind bei der Gewinnung der Probe eingebrachte Kontaminationen schwer vom wahren Erreger abzugrenzen. Von daher ist ein strenges Hygieneregime nicht nur zum Schutz des Patienten einzuhalten, wie dies auch von der Richtlinie für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention des Robert Koch-Instituts in Berlin für Gelenkpunktionen in einer eigenen Anlage gefordert wird. Dazu sind ein qualifizierter Eingriffsraum mit operationsähnlichen Bedingungen, Desinfektion und Abdeckung des Punktionsareals, das Tragen von sterilem Kittel und Handschuhen sowie von Haarschutz und Mund-/Nasenschutz für den punktierenden Arzt erforderlich (Abb. 5). Zur sicheren Gewinnung der Synovialflüssigkeit sollte die Punktion selbst unter Bildwandlerkontrolle oder unter sonographischer Sicht erfolgen. Lokalanästhetika sollten nicht eingesetzt werden, da sie eine bakteriostatische Wirkung haben und bei Verunreinigung der Probe die Anzucht der Bakterien verhindern können.

Abb. 5
figure 5

Kontaminationsfreie und sichere Gewinnung eines Punktats unter hygienisch einwandfreier Umgebung (Eingriffsraum oder OP) mit der Möglichkeit einer röntgenologisch (Bildwandler) oder sonographisch kontrollierten Gelenkpunktion

Die Probe selbst sollte in ein steriles Gefäß überführt oder in der Spritze, die zur Gewinnung benutzt wurde, belassen werden. Der Spritzenkonus sollte steril verschlossen werden. Daneben sollte ein EDTA-Röhrchen, wie für ein Blutbild, mit Synovialflüssigkeit zur zytologischen Untersuchung gefüllt werden. Die Proben sollten zügig in das untersuchende Labor transportiert werden (ggf. sollte das Labor telefonisch informiert werden.) Ist ein Transport nicht zeitgerecht möglich, empfiehlt es sich, Blutkulturflaschen zu beimpfen, vorzugsweise pädiatrische Blutkultursysteme, die für geringe Volumina ausgelegt und nicht auf den Zusatz einer definierten Blutmenge angewiesen sind. Eine native Probe sollte dennoch zusätzlich zur mikroskopischen Prüfung und zur Abgrenzung von Kontaminationen eingesendet werden. Letztere sollte im Kühlschrank, die Blutkultur bei Raumtemperatur bis zum Transport gelagert werden.

Sind durch Punktion nur geringe Mengen zu gewinnen, sollte das Gelenk nicht angespült werden, sondern die geringe Menge an Punktat in eine Blutkulturflasche überführt werden, um den Bakterien gute Möglichkeiten zur Vermehrung zu geben.

Die sorgfältige Probengewinnung, der zeitgerechte Transport und die gute Dokumentation sind die Grundlage für die spätere Bewertung eines Bakteriennachweises. Die Information über Art und Herkunft der Probe und den klinischen Verdacht ermöglichen es, dass die Probe im Labor richtig und außerhalb der Routinediagnostik verarbeitet wird.

Diagnostische Fallen der Gelenkpunktion

Die häufigste Ursache für falsch-negative Kulturen ist eine vorangegangene oder noch laufende Antibiotikatherapie . In ihrer Untersuchung über die Sonikation konnten Trampuz et al. [10] nachweisen, dass die Anzucht von Bakterien aus der Infektmembran bei intraoperativen Biopsien erst 2 Wochen nach Absetzen der Antibiotikatherapie wieder verlässliche Ergebnisse liefert. Bei einigen Erregern wie Streptokokken ist die Anzucht nach Antibiotikagabe häufig überhaupt nicht mehr möglich. Wenn eine vorangegangene Antibiotikatherapie erfolgte ist, sollte die Punktion so geplant werden, dass – von begründeten Ausnahmen abgesehen – eine Antibiotikakarenz von etwa 2 Wochen eingehalten wird.

Die Probe sollte möglichst vollständig ins das Labor transportiert werden. Es kommt immer wieder vor, das von der gewonnenen Probe ein Abstrich genommen wird. Die Aussagekraft solcher Proben ist vor dem Hintergrund, dass die Erregerzahl in der Probe gering ist, stark eingeschränkt, da das Probenvolumen auf ein Minimum reduziert wurde. Durch Verdünnung der Probe z. B. mit Kochsalz (z. B. „Anspülen“) ist es möglich, dass die Keimzahl unter die biologische Nachweisgrenze abgesenkt und damit der Erregernachweis vereitelt werden.

Eine unsachgemäße Lagerung und ein verzögerter Transport können dazu führen, dass empfindliche Erreger wie Anaerobier absterben und somit nicht mehr angezüchtet werden können. Ist ein zeitgerechter Transport nicht möglich, sollten deswegen unmittelbar nach der Gewinnung der Probe Blutkulturen angelegt werden, um ein Überleben dieser Bakterien zu ermöglichen.

Die Verarbeitung der Proben verlangt ein differenziertes Vorgehen im Labor. Mangelnde Information führt dazu, dass speziell erforderliche Methoden (z. B. die verlängerte Beobachtungszeit) nicht angewendet werden. Da weniger als 50% der möglichen Erreger bei Beobachtungszeiten, wie sie in der Routinediagnostik benutzt werden, nachgewiesen werden, werden unter Routinebedingungen nur schnell wachsende Bakterien gefunden, wofür in diesem Fall fehlende Kommunikation verantwortlich zu machen ist.

Bei unerwartet negativem Kulturergebnis sollte dieses mit dem betreuenden klinischen Mikrobiologen diskutiert und nach Verbesserung des diagnostischen Prozesses getrachtet werden. Insbesondere sollte an seltene Erreger wie Mykobakterien (sowohl Tuberkelbakterien als auch atypische Mykobakterien), Pilze oder Aktinomyzeten gedacht und die Diagnostik dahingehend erweitert werden.

Fazit für die Praxis

Die mikrobiologische und zytologische Untersuchung stellt eine angemessene Methode für den Erregernachweis dar. Die Ergebnisse müssen im Zusammenhang mit allen vorliegenden Erkenntnissen wie Anamnese, klinischen Symptomen, radiologischen Befunden und anderen Laborwerten wie dem C-reaktiven Protein interpretiert werden. Hierzu ist die Zusammenarbeit mit einem in diesem Bereich erfahrenen klinischen Mikrobiologen oder einem Infektiologen von Vorteil.

Für eine aussagekräftige Gelenkpunktion sind eine korrekte Probengewinnung, eine sorgfältige Verarbeitung entsprechend den Vorgaben der MIQ 18 und 19 im Labor und ein standardisierter Informationsfluss zwischen Klinik und Labor erforderlich.

Durch strukturierte Zusammenarbeit ist es möglich, Kontaminationen auszugrenzen und die Bedingungen für einen Erregernachweis zu optimieren.

CME-Fragebogen

Eine 67-jährige Frau kommt in Ihre Sprechstunde und klagt über Schmerzen im rechten Hüftgelenk. Vor etwa 1 Jahr wurde sie mit einer Hüfttotalendoprothese (Hüft-TEP) links versorgt. Das Röntgenbild ist unauffällig. Die Patientin gibt an, postoperativ nie ganz beschwerdefrei gewesen zu sein und seit 1 Monat hätten die Schmerzen so zugenommen, dass ständig Schmerzmittel genommen werden müssen. Die klinische Untersuchung zeigt eine reizlose Narbe und keine Einschränkungen der Beweglichkeit. In den Laboruntersuchungen fällt eine Erhöhung der Blutsenkungsgeschwindigkeit auf, das C-reaktive Protein ist grenzwertig erhöht. Welche Aussagen sind richtig?

I. Eine Gelenkpunktion ist nicht erforderlich, da solche Beschwerden nach Prothesenimplantation normal sind.

II. Eine Gelenkpunktion ist erforderlich, da der Verdacht auf eine periprothetische Infektion besteht.

III. Da es sich offensichtlich um ein Kauda-Konus-Syndrom handelt, überweise ich die Patientin zu einem Neurochirurgen.

IV. Eine Punktion ist nicht erforderlich, da offensichtlich eine Allergie vorliegt.

Aussagen I und III sind richtig.

Nur Aussage II ist richtig.

Aussagen III und IV sind richtig.

Nur Aussage IV ist richtig.

Alle Aussagen sind richtig.

Die Erreger der periprothetischen Infektion stammen überwiegend aus …

der Darmflora.

der Rachenflora.

Erregern, die mit der Nahrung aufgenommen werden.

Bakteriämien, die bei grippalen Infektionen regelhaft auftreten.

der Hautflora.

Welche Aussage ist korrekt? Biofilm ist …

ein Beitrag über Biotope in Sumpfgebieten.

ein primitives Biotop, das von sessilen Bakterien an Fremdkörperoberflächen gebildet wird.

ein anderer Ausdruck für „quorum sensing“.

ein extrazelluläres Produkt von planktonischen Bakterien.

ein Verankerungsprinzip von zementfreien Prothesen.

Nach Vorgaben der MIQ (Qualitätsstandards in der mikrobiologisch-infektiologischen Diagnostik) 19 ist bei der Diagnostik der periprothetischen Infektion eine minimale Beobachtungszeit im Labor erforderlich. Welche Angabe bezüglich ihrer Länge ist richtig?

2 Tage.

4 Tage.

2 Monate.

10 Tage.

Die Beobachtungszeit ist nicht relevant.

Die zytologische Untersuchung der Synovialfüssigkeit ist sinnvoll, da …

sie zur Dokumentation für Sonderentgelte erforderlich ist.

sie für die Fortbildung der Pathologen verbindlich durch die Bundesärztekammer geregelt ist.

für die Frage, ob eine Infektion vorliegt, mit etwa 70% eine Aussage getroffen werden kann.

auf diese Weise ein Erregernachweis geführt werden kann.

schnell eine Infektion absolut ausgeschlossen werden kann.

Der wiederholte Nachweis eines Keims aus Punktionen oder Biopsien legt nahe, dass …

es sich tatsächlich um den Erreger einer periprothetischen Infektion handelt.

die hygienischen Bedingungen bei der Probengewinnung nicht dem Standard der MIQ (Qualitätsstandards in der mikrobiologisch-infektiologischen Diagnostik) 18 und 19 entsprechen.

die mikrobiologische Bearbeitung nicht angemessen ist.

keine Desinfektion der Punktionsstelle durchgeführt wurde,

die Kontamination aus der Hautflora des Untersuchers stammt.

Die Biopsie mit 5 Proben ist eine Methode, …

bei der für den Patienten das Risiko einer lebensbedrohlichen Infektion überproportional steigt.

bei der keine Aussage über den Erreger getroffen werden kann, da häufig eine Vielzahl von unterschiedlichen Bakterien gefunden wird.

die bezüglich der Identifikation des Erregers der periprothetischen Infektion nicht aussagekräftig ist und den Patienten gefährdet.

bei der die Wahrscheinlichkeit groß ist, den Erreger der Infektion zu finden, und die bei negativem Punktionsergebnis anzustreben ist.

bei der kein valides Ergebnis zu erwarten ist.

Die Probengewinnung sollte sorgfältig erfolgen, und folgende Vorkehrungen sollten getroffen werden …

Es sind keine Vorkehrungen erforderlich.

Die Vorschriften für die Durchführung von Punktionen von sterilen Körperhöhlen sind völlig überzogen.

Die Gelenkpunktion sollte kontaminationsfrei erfolgen und muss deswegen nicht nur zum Schutz des Patienten, sondern auch zur Verhinderung der Kontamination der Probe in einer operationsähnlichen Umgebung stattfinden.

Es ist dem Patienten nicht zuzumuten, dass eine Desinfektion der Haut erfolgt und ein Lochtuch notwendig ist. Ein steriler Kittel und das Mundtuch für den punktierenden Arzt sind ein Hygieneritual, das nur Kosten verursacht.

Der Patient sollte vor einer Punktion von dem Krankenhausgeistlichen aufgesucht werden.

Eine vorangegangene Antibiotikatherapie …

hat keinen Einfluss auf einen Erregernachweis.

reduziert den Anteil der falsch-positiven Keimnachweise aus Gelenkpunktionen und sollte deswegen regelhaft erfolgen.

reduziert die Wahrscheinlichkeit eines validen Erregernachweises nicht, wenn sie am Tag vor der Operation beendet wurde.

sollte etwa 14 Tage vor der Punktion abgesetzt werden.

beruhigt den Patienten und sollte deswegen nicht vor einer Gelenkpunktion beendet werden.

Wenn das Ergebnis der Kultur negativ ist, aber klinisch eine periprothetische Infektion zu vermuten ist …

kann man nichts machen!

sollten die Punktion wiederholt und das Ergebnis der Wiederholung akzeptiert werden.

sollten Kontakt mit dem betreuenden Mikrobiologen aufgenommen und die Diagnostik ggf. auf seltene Erreger erweitert werden.

Solche Konstellationen klären sich meist durch eine Antibiotikatherapie.

Ein Kontakt mit einem klinischen Mikrobiologen oder einem Infektiologen ist erst nach der dritten Revision nötig.