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Eine gegenüber der vaginalen Entbindung um das 6–8 fach höhere mütterliche Mortalität und Morbidität wirft die Frage auf, ob eine Sectio bei Beckenendlage in jedem Fall medizinisch zu rechtfertigen ist, zumal es für Mutter und Kind oft risikoärmere effektive Vorgehen gibt. Klare Indikationen zur abdominalen Schnittentbindung bei BEL sind präexistente lageunabhängige Risikosituationen und Frühgeburten, bei denen die Drehung in Schädellage noch nicht erfolgt ist. Auch ist die BEL häufig verursacht durch uterine Fehlbildungen und Myome.
Eine bei BEL seltene extreme Deflexion des fetalen Kopfs führt bei vaginaler Entbindung zu deutlich höherer Mortalität und Morbidität. Deshalb ist hier eine Sectio angezeigt. Die Vorhersage eines fetomaternalen Mißverhältnisses als Risikofaktor für eine vaginale BEL-Entbindung ist trotz Sonographie oft nicht möglich. Weiterhelfen kann hier die Kernspintomographie.
Schwierigkeiten bei der Wahl des Entbindungsmodus ergeben sich auch aus juristischen Erwägungen: Die Sectio ist belastet mit einem höheren Risiko für die Mutter, die vaginale Entbindung mit einem höheren Risiko für das Kind. Die Wahl des Verfahrens wird zunehmend beeinflußt durch die derzeitige Rechtslage zu Gunsten steigender Sectioraten bei BEL.
Indikationen für die sekundäre Sectio sind der protrahierte Geburtsverlauf, das pathologische CTG und der Fußvorfall. Der operative Eingriff sollte in maximaler Tokolyse erfolgen. Das Kind wird wie bei der vaginalen Entbindung entwickelt: Herausleiten des Steißes, eventuell Armlösung und Entwicklung des Kopfes.
Der Versuch einer äußeren Wendung sollte nach Abwägung aller Ausschlußkriterien und Kontraindikationen nur in Sectiobereitschaft erfolgen.
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Kirschbaum, M., Hermsteiner, M. & Künzel, W. Vaginale und abdominale Entbindung der Beckenendlage. Gynäkologe 31, 761–771 (1998). https://doi.org/10.1007/s001290050329
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DOI: https://doi.org/10.1007/s001290050329