Definition Teleradiologie

Die Teleradiologie spielt in der radiologischen Versorgung eine besondere Rolle [1, 2, 3, 4, 5]. Man versteht darunter die elektronische Übertragung von Bildmaterial über eine räumliche Distanz, die mit dem Ziel einer Konsultation oder Befundung verknüpft ist [6, 7, 8]. Nach der Röntgenverordnung schließt der Begriff Teleradiologie lediglich die Durchführung und Befundung einer Untersuchung ein, bei der der verantwortliche Radiologe nicht am Ort der technischen Durchführung präsent ist [9]. Dabei erfolgt die Indikationsstellung für die Untersuchung ohne direkten physischen Patientenkontakt [10]. Reine Konsultationsanfragen zum Einholen einer Zweitmeinung, bei denen am Ort der Durchführung ein Radiologe anwesend ist, fallen demnach nicht unter den Teleradiologiebegriff.

Hintergründe

Als Hauptursachen für die zunehmende Etablierung der Teleradiologie seit den 70er Jahren (die auch zunehmend von der EU gefördert wird [8]) werden in der Literatur v. a. ein regionaler Mangel an Radiologen und wirtschaftliche Aspekte genannt [5]. So kann insbesondere zu Nachtzeiten für ein Krankenhaus in einem Bereich mit geringer Bevölkerungsdichte die Beschäftigung eines eigenen Radiologen aufgrund der zu erwartenden geringen Anzahl an angeforderten radiologischen Maßnahmen unwirtschaftlich sein. Ziel der Teleradiologie ist es, eine effizientere Ressourcenallokation von Radiologen zu gewährleisten und dem zeitlich und örtlich variablen Bedarf an radiologischer Expertise durch moderne Datenübertragungstechniken gerecht zu werden. Auf diese Weise soll eine flächendeckende und kosteneffiziente radiologische Versorgung sichergestellt werden. Der Fokus liegt dabei v. a. auf der Versorgung akut erkrankter Patienten [11, 12]. Da es sich häufig um potenziell lebensbedrohliche Erkrankungen wie z. B. intrazerebrale Blutungen handelt, sind eine schnelle und effiziente Befundung des übermittelten Datenmaterials und eine koordinierte Kommunikation zwischen Anforderer und Leistungserbringer von besonderer Bedeutung.

Der weit verbreitete Einsatz der elektronischen Bildverarbeitung und -übertragung (Picture Archiving and Communication System, PACS) und des elektronischen Patientenmanagements (Radiology Information System, RIS) unterstützt den Einsatz der Teleradiologie. Auf diese Weise konnten die „report turnaround times“ verkürzt, die Produktivität gesteigert und mithin wichtige Zeit für den Patienten gewonnen werden [13, 14, 15, 16].

Studienlage

Bisherige Studien haben sich dem Themenkomplex Teleradiologie hauptsächlich von der Kostenseite genähert [17, 18] oder das Augenmerk auf die allgemeinen Abläufe und die rechtlichen Rahmenbedingungen gerichtet [4, 5, 7, 9, 19], wobei die Auswirkungen auf den Workflow wenig berücksichtigt wurden. So konnten bereits mehrfach die wirtschaftlichen Vorteile für periphere Krankenhäuser aufgezeigt werden, die mit der Beauftragung eines externen Anbieters teleradiologischer Leistungen für die Befundung radiologischen Bildmaterials einhergehen [18, 20]. Des Weiteren konnten die genauen Arbeitsabläufe aus Sicht eines Anbieters beschrieben und ein Konzept für die Kostenberechnung vorgestellt werden, das als Abrechnungsgrundlage herangezogen werden kann [17].

Ziel der Studie

Ziel der vorliegenden Studie ist es, in Form einer institutsinternen Effizienz- und Qualitätsanalyse vor dem Hintergrund des steigenden Kostendrucks und des stetigen Strebens nach einer Verbesserung der Abläufe der Leistungserbringung zu untersuchen, wie sich die Anforderungen, welche sich durch die voranschreitende Etablierung der Teleradiologie ergeben, auf den radiologischen Workflow auswirken. Da es sich bei den teleradiologischen Untersuchungen um eine Mehrbelastung an Arbeit handelt, die zusätzlich zu den krankenhausinternen Untersuchungen anfällt, wurde zusätzlich untersucht, wann im Tages- und Wochenverlauf diese Mehrbelastung am höchsten ist und welche Anforderungen an die verantwortlichen Radiologen gestellt werden. Die durch diese Studie gewonnenen Informationen können dazu dienen, mögliche Kompensationsstrategien zur Optimierung der krankenhausinternen teleradiologischen Versorgung zu entwickeln.

Methoden

Untersuchungsmaterial und Qualitätskontrolle

Im Rahmen der institutsinternen Effizienz- und Qualitätsanalyse wurden teleradiologische Untersuchungen zweier Campus der Charité der Jahre 2011 bis 2013 bzgl. Anzahl, Art und Modalität sowie der Untersuchungszeitpunkte und der Zeit bis zur Befunderstellung retrospektiv analysiert. In Anlehnung an eine seitens des Instituts publizierten Qualitätsanalyse zu „report turnaround times“ auf Intensivstationen wurden die erforderlichen Daten mithilfe einer digitalen Datenabfrage (Centricity RIS-i 4.2 Plus, GE Medical Systems, Milwaukee, WI, USA) zusammengestellt [21]. Hierbei wurden Informationen zu folgenden pseudonymisierten Parametern erfasst:

  • Maßnahme (Bemerkung, Beschreibung, Befund, ID),

  • Zeit (Termineingabe, Termin, Ankunft des Patienten, Beginn und Ende der Untersuchung, Befund, Diktat [alle mit Datum und Uhrzeit im Format DD.MM.JJJ HH:MM:SS]),

  • Patient (randomisierte ID, Alter, Postleitzahl, Wohnort, Aufnahmeart),

  • Diktierer, Freigebender,

  • Kostenträger,

  • Anforderer,

  • Bereich,

  • Arbeitsplatz.

Eingeschlossen wurden alle befundeten teleradiologischen Computertomographie(CT)-Untersuchungen der 2 Campus. Ausgeschlossen wurden alle Untersuchungen, zu denen kein Befund erstellt wurde (z. B. Testdurchläufe und Demonstrationen) sowie die Übermittlung von Voraufnahmen bzw. Konsultationsaufträge, bei denen die Indikation nicht vom zuständigen Teleradiologen gestellt wurde.

Die im Rahmen der Studie analysierten Zeiten wurden mithilfe des Radiology Information Systems (RIS) erfasst. Die Eingabe des Zeitpunkts bei Beginn und Ende der Untersuchung erfolgte in der Regel manuell durch den zuständigen medizinischen technischen Radiologieassistenten (MTRA) vor Ort. Durch die digitale Vernetzung des RIS/PACS-Systems des teleradiologischen Zentrums mit dem der zuweisenden Stellen wird eine präzise und korrekte Erfassung der Zeiten gewährleistet [22].

Die Befunderstellung teleradiologischer Untersuchungen und jede teleradiologische Befundfreigabe durch einen Facharzt erfolgen zeitnah. Befund- und Freigabezeiten können im Rahmen der Qualitätskontrolle regelmäßig sowie auch im Rahmen der vorliegenden Arbeit geprüft bzw. validiert werden.

Prozessbeschreibung

Während der Betriebszeiten der Teleradiologie nimmt der in der externen Klinik anwesende und für den Patienten primär verantwortliche Arzt telefonisch Kontakt mit dem für die Teleradiologie zuständigen radiologischen Kollegen des Zentrums auf. Nach Vorstellung des Falls bzw. der daraus resultierenden notwendigen medizinischen Fragestellung und der gewünschten Untersuchung wird ein Fax mit der angeforderten Untersuchung über eine gesicherte Leitung an das teleradiologische Zentrum gesendet. Nach Empfang und Prüfung des Faxes wird die Indikation zur Untersuchung gestellt (unterstützt durch die Größe des radiologischen Zentrums kann die Vollfachkunde durch die radiologischen Kollegen tageszeitunabhängig und durchgängig vorgehalten werden).

Am Ort der technischen Untersuchung befindet sich neben dem vor Ort verantwortlichen Arzt ein MTRA. Der MTRA ist mit der technischen Durchführung der Untersuchung einschließlich der Gabe von Kontrastmitteln unter Anleitung des Teleradiologen beauftragt. Die Untersuchung kann im Regelfall mit dem technischen Personal aus dem Tagdienst bekannten, klar definierten Standardprotokollen (Standardverfahrensanweisungen; „standard operating procedures“, SOP) durchgeführt werden. Im Einzelfall kann der Teleradiologe mit dem MTRA Rücksprache halten, ob besondere Anforderungen an die Untersuchung gestellt werden und die Notwendigkeit besteht, das Protokoll zu modifizieren. Die Untersuchungstechnik wird vom Teleradiologen im Befund dokumentiert.

Am Ort der technischen Durchführung nimmt lediglich der MTRA Einfluss auf den Untersuchungsverlauf, stets in Rücksprache mit dem verantwortlichen Teleradiologen. Der anwesende Arzt vor Ort informiert bei Komplikationen, z. B. Kontrastmittelreaktionen, den Teleradiologen und leitet die erforderlichen medizinischen Schritte ein.

Im Anschluss an die Untersuchung werden die Bilder über eine gesicherte Leitung an das teleradiologische Zentrum gesendet. Die Befundung wird im Regelfall binnen 20 min nach Eingang der Bilder begonnen. Nach Befundfreigabe wird durch das RIS/PACS-System automatisch ein verbindliches Fax an den Anforderer gesendet wird. Gegebenenfalls, insbesondere in zeitkritischen Situationen, erfolgt bereits zuvor eine telefonische Befundübermittlung von Arzt zu Arzt.

Aufarbeitung des Untersuchungsmaterials

Die Datenbank wurde mithilfe von Excel 2011 (Microsoft, Redmont, CA, USA) für MacOS (Apple, Cupertino, CA, USA) geordnet und analysiert. Dabei wurden folgende Parameter berechnet:

  • Untersuchungszeitpunkt: Uhrzeit bei Untersuchungsbeginn, berechnet mithilfe der Funktion „Stunde (Beginn der Untersuchung)“ und Wochentag bei Untersuchungsbeginn, berechnet mithilfe der Funktion „Wochentag (Beginn der Untersuchung)“.

  • Zeit bis Befunderstellung: Zeitintervall vom Untersuchungsende bis zum fertigen Befund, berechnet mithilfe der Differenz der Spalten Befund Datum minus Ende der Untersuchung.

Die Daten wurden auch einzeln sowohl für die 2 Campus (Campus Charité Mitte [CCM], Campus Virchow Klinikum [CVK]), als auch für die Jahre 2011, 2012 und 2013 sowie für die verschiedenen Untersuchungsarten getrennt ausgewertet. Dabei erfolgte die Einteilung in die Untersuchungsarten CT Kopf, CT Abdomen, CT Thorax, CT Thorax/Abdomen und CT Wirbelsäule. Aufgrund der vergleichsweise geringen Fallzahl und aus Gründen der Übersichtlichkeit wurden weitere Untersuchungsarten unter „CT Sonstige“ subsumiert.

Statistische Auswertung

Als Vergleichswert für die Befundzeiten wurde der Median als Lagemaß der Häufigkeitsverteilungen herangezogen. Der Grund hierfür lag in der hohen Anzahl an Ausreißern, die bei der Verwendung eines arithmetischen Mittels zu stark ins Gewicht gefallen wären.

Alle statistischen Tests wurden mit dem Programm SPSS (IBM, Armonk, NY, USA) für MacOS durchgeführt. Als Signifikanzniveau wurde für alle Tests 0,05 und für das Konfidenzintervall 0,95 gewählt. Zunächst wurde eine Normalverteilung des analysierten Datensatzes mithilfe eines Shapiro-Wilk-Tests (bis 5000 Variablen) bzw. mit dem Kolmogorov-Smirnov-Test (mehr als 5000 Variablen) ausgeschlossen. Der Unterschied der Befundzeiten für den Beobachtungszeitraum (2011 bis 2013) wurde mit dem Kruskal-Wallis-Test (parameterfreier Test für mehrere unabhängige Stichproben) und für den Vergleich (gemessen anhand der Differenz) der Jahre 2011 und 2013 mit dem Mann-Whitney-Test (parameterfreier Test für 2 unabhängige Stichproben) bestimmt.

Ergebnisse

In die Studie wurden insgesamt 10.200 teleradiologische Untersuchungen in der Zeit von 2011 bis 2013 eingeschlossen. Von den untersuchten Patienten waren 42 % männlich und 48 % weiblich. Das mediane Alter lag bei 72 Jahren (Tab. 1).

Tab. 1 Eingeschlossene teleradiologische Untersuchungen

Anzahl teleradiologischer Untersuchungen

In den Jahren von 2011 bis 2013 hat die Anzahl an teleradiologischen Untersuchungen an beiden Campus zugenommen (Abb. 1). Im gesamten Beobachtungszeitraum wurden am CVK sowohl insgesamt als auch für jedes Beobachtungsjahr einzeln betrachtet die meisten Untersuchungen durchgeführt. Für den Zeitraum von 2011 bis 2013 konnten am CVK insgesamt 7190 und am CCM 3010 Anforderungen verzeichnet werden.

Abb. 1
figure 1

Anzahl teleradiologischer Untersuchungen nach Campus (2011 bis 2013)

Untersuchungsarten

Die mit Abstand am häufigsten durchgeführte teleradiologische Untersuchung stellt die native CT-Untersuchung des Kopfs dar, welche einen Anteil von annähernd 86 % an allen durchgeführten Maßnahmen ausmacht (Abb. 2, Tab. 2). Weitere relativ häufige Untersuchungen waren CT Abdomen (ca. 4 %), CT Thorax und CT Wirbelsäule (jeweils ca. 3 %).

Abb. 2
figure 2

Relative Häufigkeitsverteilung teleradiologischer Untersuchungsarten (2011 bis 2013)

Tab. 2 Mediane von Befundzeiten in Stunden: Minuten teleradiologischer Untersuchungen (2011 bis 2013)

Teleradiologische Befundzeiten

Es dauerte im Durchschnitt 34 min, bis ein teleradiologischer Befund erstellt wurde (Tab. 2). In Bezug auf die verschiedenen Untersuchungsarten lassen sich signifikante Unterschiede (p < 0,05 nach Kruskal-Wallis) feststellen (Tab. 2, Abb. 3). Die zeitnahesten Befunde finden sich bei CT-Untersuchungen des Kopfs (Abb. 3).

Abb. 3
figure 3

Zeit vom Ende der Untersuchung bis zum radiologischen Befund in Stunden (2011 bis 2013). Die Ausreißer sind aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht dargestellt

Im betrachteten Zeitraum von 3 Jahren blieben die Befundzeiten nahezu unverändert. Die z. T. beobachteten marginalen Veränderungen waren alle statistisch nicht signifikant (Tab. 3, Abb. 4).

Tab. 3 Entwicklung der Mediane der teleradiologischen Befundzeiten (MBef) in Stunden: Minuten (2011 bis 2013)
Abb. 4
figure 4

Entwicklung der Befundzeiten für die Gesamtstichprobe und Untersuchungsarten in Minuten (2011 bis 2013)

Bei Abb. 4 ist zu beachten, dass bei allen dargestellten Untersuchungsarten Ausreißer (Werte größer 1,5 × Länge des Boxplots) vorliegen, die aus Übersichtsgründen nicht in die graphische Darstellung einbezogen wurden.

Befundzeiten der beiden Campus

Beim Vergleich der durchschnittlichen Befundzeiten der beiden Campus CCM und CVK lassen sich signifikant kürzere Befundzeiten am CCM feststellen (p < 0,05, Tab. 4). Im Durchschnitt ist die Befundzeit am CCM mit ca. 30 min 6 min kürzer als die am CVK. Diese Dynamik zeigt sich v. a. in der Befundungszeit von CT-Untersuchungen des Kopfs (signifikanter Unterschied mit p < 0,05).

Tab. 4 Mediane von Befundzeiten in Stunden: Minuten teleradiologischer Untersuchungen für die beiden Campus CVK und CCM

Verteilung der Untersuchungen im Wochenverlauf

Im Wochenverlauf zeigt sich ein Anstieg der Anzahl an durchgeführten teleradiologischen Untersuchungen am Wochenende (Abb. 5). Während unter der Woche durchschnittlich 12 % (Montag und Donnerstag) bzw. 11 % (Dienstag, Mittwoch und Freitag) aller Untersuchungen stattfinden, finden an den beiden Wochenendtagen knapp doppelt so viele Untersuchungen statt. Betrachtet man die Aufteilung der Untersuchungen auf die Zeiträume Wochenende und Nichtwochenende, werden am Wochenende mit 43 % insgesamt geringfügig weniger Aufträge entgegengenommen.

Abb. 5
figure 5

Verteilung teleradiologischer Untersuchungen im Wochenverlauf (2011 bis 2013)

Zeitpunkte der teleradiologischen Untersuchungen im Tagesverlauf

Die Verteilung der Untersuchungshäufigkeiten im Tagesverlauf an Wochenenden ist von derjenigen an Werktagen verschieden (Abb. 6). An Wochenenden steigt die Anzahl der Untersuchungen v. a. in den Morgenstunden ab 7 Uhr stark an, um dann gegen 10 Uhr das Maximum zu erreichen. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die Anzahl an durchgeführten Untersuchungen nahezu kontinuierlich bis zum Minimum gegen 5 Uhr morgens zu sinken. Unter der Woche zeigt sich im Gegensatz dazu die höchste Belastung am Abend mit dem Maximum gegen 19 Uhr. Anschließend fällt auch hier die Untersuchungsanzahl über Nacht stark ab, bis morgens gegen 7 Uhr das Minimum erreicht wird. Bezogen auf die Dienstzeiten und aus Sicht des Leistungserbringers findet die höchste Anzahl an Untersuchungen am Wochenende folglich zwischen 8 und 17 Uhr (ca. 27 % aller eingeschlossenen teleradiologischen Untersuchungen) statt. An Wochentagen hingegen liegt die höchste Arbeitsbelastung zwischen 18 und 23 Uhr (ca. 31 % aller eingeschlossenen teleradiologischen Untersuchungen). In den Nachtdiensten lässt sich unabhängig von dem Wochentag die niedrigste Anzahl an Anforderungen (ca. 6 % aller teleradiologischen Untersuchungen am Wochenende und 10 % aller teleradiologischen Untersuchungen unter der Woche) beobachten.

Abb. 6
figure 6

Verteilung teleradiologischer Untersuchungen im Tagesverlauf (2011 bis 2013). Nach Vereinbarung finden werktags von 8–18 Uhr keine teleradiologischen Untersuchungen statt (vgl. Balken in der Abbildung; hier kommt es lediglich zu einem „Grundrauschen“ von weniger als 1 %, bedingt durch die an Feiertagen angenommenen Untersuchungsanfragen

Diskussion

In der vorliegenden institutsinternen Effizienz- und Qualitätsanalyse nimmt im betrachteten Zeitraum von 2011 bis 2013 die Anzahl an teleradiologischen Untersuchungen an beiden Campus zu. Dies deutet darauf hin, dass die Teleradiologie in der Universitätsklinik eine zunehmend größere Rolle einnimmt. Die campusübergreifend im Jahresverlauf unverändert kurzen Befundzeiten sprechen für eine teilweise Kompensation dieses Mehraufwands durch eine gesteigerte Effizienz und eine sinnvolle Eingliederung der teleradiologischen Aufträge in den Workflow bzw. die Arbeitsabläufe vor Ort.

Es sei darauf hingewiesen, dass stets die Möglichkeit besteht, therapierelevante Informationen unmittelbar telefonisch mit dem klinischen Anforderer zu besprechen, sodass unabhängig von den diskutierten Befundzeiten schnellstmöglich mit der optimalen Versorgung des Patienten begonnen werden kann. Dieser Vorgang kann als Ursache für die als Ausreißer betrachteten, extrem langen Befundzeiten herangezogen werden, da nach einer telefonischen Befundmitteilung vorab ggf. länger mit der Erstellung eines schriftlichen Befunds gewartet, bzw. im Kontext weiterer Teleradiologieuntersuchungen die Befunderstellung anders priorisiert wurde.

Untersuchungsarten

Die meisten Untersuchungsvorgänge im betrachteten Zeitraum waren erwartungsgemäß computertomographische Untersuchungen des Kopfs, da zerebrale Ereignisse oft eine akute Abklärung benötigen und somit eine teleradiologische Untersuchung notwendig machen können. Hierbei werden im Schnitt schnelle Befundzeiten erreicht. Diese können beispielsweise unterhalb denen intensivmedizinischer CT-Untersuchungen im Hause liegen [21], mit der Einschränkung, dass bei der Untersuchung der Prozesszeiten auf den Intensivstationen keine weitere Differenzierung der CT-Untersuchungen nach Untersuchungsarten vorgenommen wurde. Andere Untersuchungen (z. B. CT-Untersuchungen der Nasennebenhöhlen, die in der vorliegenden Analyse unter CT Sonstige subsumiert wurden), bei denen die zugrunde liegenden Indikationen z. T. eine deutlich niedrigere Inzidenz als diejenigen bei CT-Kopfuntersuchungen aufweisen und bei denen die Dringlichkeit einer radiologischen Abklärung z. T. geringer ist, nehmen einen deutlich kleineren Anteil an den durchgeführten Maßnahmen ein. Ein weiterer Grund dafür könnte sein, dass diese Untersuchungen möglicherweise am darauffolgenden Tag selbstständig vom peripheren Krankenhaus durchgeführt und befundet werden.

Diese Daten zeigen, dass die Anforderungen an den diensthabenden Teleradiologen unter den betrachteten Bedingungen hauptsächlich in der Überprüfung der Indikationsstellung für und Befundung von CT-Untersuchungen des Kopfs liegen.

Untersuchungszeitpunkte

Nach der Röntgenverordnung hat die Teleradiologie vornehmlich das Ziel, in anforderungsschwachen Zeiten (nachts sowie an Wochenenden und Feiertagen) einen relativen Mangel an Radiologen zu kompensieren und eine effizientere Ressourcenallokation zwischen Angebot und Nachfrage herzustellen. Aus diesem Grund ist der Betrieb einer Röntgeneinrichtung zur Teleradiologie auf den oben genannten Zeitraum zu beschränken, es sei denn es wird eine explizite Genehmigung vor dem Hintergrund einer optimalen Patientenversorgung erteilt [9, 11]. Diese Vorgaben seitens der Röntgenverordnung können als Erklärungsmöglichkeit für die beobachteten Untersuchungshäufigkeiten im Wochen- und Tagesverlauf herangezogen werden. Der größte Anteil an teleradiologischen Untersuchungen entfällt daher auf die Wochenenden oder werktags auf den Zeitraum nach den Kernarbeitszeiten (vor 8 und nach 18 Uhr), wenn zumeist kein Radiologe in den peripheren Krankenhäusern anwesend ist. Die Beobachtung, dass an Wochenendtagen im Schnitt knapp doppelt so viele Untersuchungen durchgeführt werden, ist folglich darauf zurückzuführen, dass an Wochenenden eine längere Zeitspanne für das Angebot teleradiologischer Leistungen (2-mal  24 h) besteht als an Werktagen (ca. 10 h).

Ansätze zur Effizienzsteigerung in der Literatur

In der Literatur werden zurzeit einige Ansätze diskutiert, mit denen nach Ansicht der Autoren der Workflow optimiert und die Effizienz gesteigert werden können. An dieser Stelle seien einige dieser Ansätze kurz skizziert, die je nach Bedarf angewendet und kombiniert werden können: Z. B. haben die „lean priciples“, die ursprünglich aus dem Produktionssystem von Toyota stammen, Einzug in die Radiologie gefunden [24]. Dahinter verbirgt sich das Prinzip der Elimination überflüssiger Arbeitsschritte und Vorgänge, um dadurch eine Konsolidierung des Arbeitsablaufs auf die elementaren Schritte und eine damit einhergehende Effizienzsteigerung zu bewirken. Charakteristisch für diesen Ansatz ist die Integration aller Beteiligten in den Prozess der Verbesserung des Workflows [24, 25]. Weitere Ansätze sind die Implementierung leistungsorientierter Vergütungssysteme im Rahmen sogenannter Pay-for-performance-Modelle [26], von Voicerecognition-Systemen [27, 28, 29], die vornehmlich auf eine Verkürzung der Zeit bis zum fertigen Befund abzielen und What-if-Analysen zur Identifikation logistischer Bottlenecks [30].

Potenzielle Risiken der Teleradiologie

Neben den allgemeinen Risiken radiologischer Untersuchungen gibt es Risiken, die sich aus den speziellen Anforderungen der Teleradiologie ergeben. So besteht stets die Gefahr einer fehlerhaften Kommunikation zwischen dem Teleradiologen, dem MTRA und dem vor Ort anwesenden Arzt. Diese lassen sich durch ein standardisiertes Vorgehen, entsprechende schriftliche und validierbare Dokumentation sowie Schulung des Teleradiologen minimieren. Darüber hinaus besteht wie bei allen radiologischen Untersuchungen die Gefahr von Fehlbefunden. Nach der Erfahrung der Autoren ist die Teleradiologie hierfür nicht stärker anfällig, da sich die inhaltlichen Kontrollmechanismen für den teleradiologischen Befund und den radiologischen Befund vor Ort gleichen. Potenziell kann es auch zu Fehlern bei der Bildübertragung zwischen zuweisender Stelle und teleradiologischem Zentrum kommen. Aufgrund der hohen Sicherheitsmaßnahmen in der IT-Infrastruktur (parallele Datenleitungen, Ausfallserver etc.) können wir über keinen derartigen Fall berichten [31, 32]. Generell lässt sich somit festhalten, dass die Risiken der Teleradiologie unter Ausschöpfung der Sicherheitsmaßnahmen und der Prämisse eines standardisierten Vorgehens denen der Radiologie vor Ort ähneln.

Limitationen

Die vorliegende Studie weist Limitationen auf. Bei der Berechnung der Befundzeiten ist zu berücksichtigen, dass ein überproportional großer Anteil der Untersuchungen CT-Untersuchungen des Kopfs darstellen. Ferner ist zu beachten, dass es bei der Erfassung der Zeiten im RIS zu Fehlern oder Verzögerungen bei der Eingabe kommen kann, wenn z. B. die Untersuchungsbefunde erst telefonisch an die Auftraggeber übermittelt werden, bevor der Befund geschrieben wird. Des Weiteren wurden unterschiedliche Arbeitsbelastungen bzw. Personalbesetzungen im Tages- und Jahresverlauf bei den Auswertungen nicht berücksichtigt. Auch Ausfälle von Hard- und Software wurden bei der Analyse der Daten nicht betrachtet.

Dies ist nach unserem Wissen die erste Studie, welche Prozesszeiten teleradiologischer Untersuchungen über einen Zeitraum von 3 Jahren in einem deutschen Krankenhaus der Maximalversorgung mit mehreren Standorten spezifisch nach Untersuchungsarten analysiert.

Fazit für die Praxis

Durch die Analyse von Prozess- und Untersuchungszeiten können Indikatoren für Qualität und Effizienz in der Teleradiologie ermittelt und zur Optimierung der Auslastung genutzt werden.