Das multiple Myelom ist eine generalisierte Neoplasie des Knochenmarks, bei der ein monoklonaler Stamm atypischer Plasmazellen proliferiert. Die atypischen Plasmazellen sind im Interstitium des blutbildenden Knochenmarks nestförmig oder diffus verteilt und führen zur Osteodestruktion. Die Knochenmarkbiopsie oder -aspiration ist für die Diagnosestellung unerlässlich. Die Diagnose eines multiplen Myeloms wird gestellt, wenn mehr als 10% atypischer Plasmazellen im Aspirat und gleichzeitig >3 g/dl Paraprotein vorliegen. Ein differenziertes Staging der Patienten ist aufgrund verschiedener Therapiestrategien erforderlich. Patienten im Anfangsstadium ohne nachweisbare Osteolysen können beobachtet werden („watch and wait“), da sich herausgestellt hat, dass eine Chemotherapie in diesem Stadium zu keiner Überlebenszeitverlängerung führt. Bisphosphonate können Studien zufolge zu einer Reduktion der Frakturinzidenz führen und sollten frühzeitig bei Nachweis von Myelominfiltraten eingesetzt werden. Die Hochdosischemotherapie mit anschließender autologer oder allogener Stammzelltransplantation hat erstmals zu einer Überlebenszeitverlängerung bei Patienten mit Befall (Stadien II und III) geführt. Das Staging der Patienten erlaubt zudem eine weitgehend präzise Prognose hinsichtlich der zu erwartenden Überlebenszeit. Die klinische Stadieneinteilung der Patienten beruht auf Laborparametern, wie z. B. dem Hämoglobin und dem Paraproteingehalt einerseits, und bildgebenden Verfahren andererseits.

Zur routinemäßigen bildgebenden Diagnostik des multiplen Myeloms werden in vielen Institutionen noch Röntgenbilder des Skeletts (Skelettstatus) angefertigt. Mit der MRT können Muster und Ausmaß der Infiltration des Knochenmarks beim multiplen Myelom direkt dargestellt werden. Auch die Computertomographie (CT) erlaubt eine hochauflösende und sensitive Darstellung des Skelettsystems. Mit der Mehrzeilendetektor-CT (MSCT) kann das ganze Stammskelett in sehr kurzer Zeit gescannt und es können aus diesem Datensatz multiplanare Rekonstruktionen mit hoher Bildqualität angefertigt werden. Somit eröffnet sich sowohl mit der MRT als auch MSCT die Möglichkeit, ein Ganzkörperscreening des Skelettsystems durchzuführen, das in „Konkurrenz“ zur konventionellen Röntgendiagnostik tritt.

Infiltrationsmuster und Sequenzwahl in der MRT

Bei Patienten mit multiplem Myelom können in der MRT 5 verschiedene Signalmuster festgestellt werden (Abb. 1; [1]). Ein normales Signalverhalten des Knochenmarks mit hoher Signalintensität auf T1-gewichteten Aufnahmen und niedrigem Signal auf Sequenzen mit Fettsättigung (z. B. STIR) ist bei Patienten mit multiplem Myelom bei histologisch geringer interstitiell verteilter Plasmazellinfiltration zu beobachten (<20% in der Knochenmarkbiopsie). Ein normales Knochenmarksignal in der MRT schließt daher ein multiples Myelom nicht aus, jedoch sind diese Patienten nicht behandlungsbedürftig [1, 2, 3, 4].

Abb. 1
figure 1

Infiltrationsmuster des multiplen Myeloms in der MRT. Ein normales Knochenmarksignal fand sich in einer eigenen Untersuchung bei 28%, eine homogen diffuse Infiltrationsform mit erniedrigtem Signal auf T1-gewichteten SE-Bildern bei 29%, eine umschriebene fokale Infiltrationsform mit umschriebenen Herden erniedrigten Signals auf T1w-SE-Aufnahmen und erhöhtem Signal auf STIR-Sequenzen bei 30%, eine kombiniert diffuse und fokale Infiltration bei 11% und eine „Salz-und-Pfeffer-Struktur“ bei 3% der 108 untersuchten Patienten

Bei fokalen Myelominfiltrationen sind umschriebene Areale mit hoher Signalintensität auf Gradientenecho und STIR-Aufnahmen nachweisbar, die mit Zonen niedriger Signalintensität im nativen T1-gewichteten SE-Bild korrespondieren. In einigen Fällen ist auch ein isointenses Signal auf T1-gewichteten SE- und T2-gewichteten TSE-Aufnahmen zu beobachten [5]. Maßgeblich ist deshalb in diesen Fällen immer die fettgesättigte Sequenz [3, 5, 6]. Hierzu stehen prinzipiell 2 Methoden zur Verfügung, nämlich die frequenzselektive Fettsättigung, z. B. STIR, oder Sequenzen mit spektraler Fettsättigung. STIR-Sequenzen sind mit akzeptablem Zeitaufwand durchzuführen und liefern eine ausreichende Auflösung, z. B. 256×512. Sie stellen die Myelomfoci kontrastreich hyperintens dar [6, 7]. In unseren Untersuchungen haben sich die STIR-Sequenzen gegenüber den Aufnahmen mit spektraler Fettsättigung als vorteilhaft erwiesen, da bei diesen die Fettsättigung in den Randbereichen nur inkonstant ist, wenn die Wirbelsäulenspule und ein großes field of view (250×500 mm) verwendet werden. Auch die Chemical-shift-Bildgebung mit gegenphasierten (opposed phase) Gradientenechosequenzen wurde von einigen Autoren als vorteilhaft angesehen. Durch die Gegenphasierung von fett- bzw. wassergebundenen Protonen in normalem Knochenmark werden Plasmozytominfiltrate kontrastreich als hyperintense Bezirke dargestellt [1, 3, 8, 9]. Die kontrastmittelverstärkten phasenverschobenen Gradientenechosequenzen zeigten gegenüber den nativen Aufnahmen eine höhere Sensitivität [10]. T2-gewichtete Turbo-SE-Sequenzen sind infolge der primär relativ hohen Signalintensität des normalen Knochenmarks (J-coupling) nicht geeignet, um die fokalen Infiltrate kontrastreich und sensitiv darzustellen. Die Myelomherde zeigen meist ein isointenses bis leicht erhöhtes Signal [3, 9, 11]. Eine Kontrastmittelgabe ist bei der fokalen Infiltrationsform nicht erforderlich, da die Herde auf fettgesättigten Aufnahmen kontrastreich hyperintens dargestellt werden.

Eine diffuse Infiltration des Knochenmarks ist durch ein diffus erniedrigtes Signal auf T1-gewichteten SE Bildern und eine verstärkte Kontrastmittelaufnahme gekennzeichnet (Abb. 2). Dieses Bild zeigt sich bei mittel- bis hochgradig diffuser Infiltration durch Plasmazellen (20–50 bzw. >50% Plasmazellen in der Knochenmarkbiopsie; [12]). Die diffuse Knochenmarkinfiltration ist ohne Kontrastmittel nur bei ausgesprägter Plasmazellinfiltration sicher zu diagnostizieren, da im T1-gewichteten SE-Bild der gesamte Knochenmarkraum in seiner Signalintensität gemindert ist. Es fehlt der Kontrast zum umliegenden gesunden Knochenmark, wie es bei der nodulären Tumorinfiltration der Fall ist. Anhand eines Kontrollkollektivs konnte das Enhancement im gesunden Knochenmark ermittelt werden. Dieses variiert zwischen 3 und 40% (Mittelwert 21%, Patienten >30 Jahre) und nimmt mit steigenden Alter signifikant ab. Ein Enhancement von mehr als 40% kann somit als pathologisch angesehen werden. In unserem Kollektiv von Patienten mit diffuser Plasmozytominfiltration zeigte sich eine signifikant höhere Kontrastmittelaufnahme von 75% bei mittelgradiger und 88% bei hochgradiger Knochenmarkinfiltration [12].

Abb. 2a–c
figure 2

Diffuser Befall bei multiplem Myelom. 68-jähriger männlicher Patient mit IgA-Myelom und mittelgradiger diffuser Infiltration. Auf den T1-gewichteten SE-Aufnahmen (a) zeigt sich ein mäßiggradiges homogen abgeschwächtes Signal bei normaler Signalintensität in der fettgesättigten STIR-Aufnahme (b). Nach Kontrastmittelgabe (c) zeigt sich ein pathologisches Enhancement von 47%, was den Verdacht auf eine diffuse Infiltration bestätigt

Bei der kombiniert diffusen und nodulären Form zeigt das T1-gewichtete SE-Bild im diffus signalgeminderten Knochenmark fokale Hypointensitäten, die sich oft nur mit geringem Kontrast demarkieren. Sequenzen mit Fettunterdrückung, besonders mit Kontrastmittelverstärkung, stellen die Herde signalreich dar.

Das „Salz-und-Pfeffer-Muster“ stellt sich auf T1-gewichteten Aufnahmen sehr inhomogen dar (Abb. 3). Es zeigen sich kleine Areale mit hoher und niedriger Signalintensität. Dies gilt auch für Gradientenecho- und T2-gewichtete Turbo-SE-Aufnahmen. Wichtig zur korrekten Diagnosestellung sind Sequenzen mit Fettunterdrückung. Im Unterschied zur kleinherdigen multifokalen Infiltration dürfen hier in den STIR-Aufnahmen keine fokalen hyperintensen Herde vorliegen. Histologisch entspricht dieses Muster einem Knochenmark mit umschriebenen Fettinseln neben Herden von normalem Knochenmark, wobei nur eine geringe interstitielle Infiltration mit Plasmazellen vorliegt. Dieses Muster kann im Frühstadium eines multiplen Myeloms durch einen Hämatopoese-inhibierenden Faktor verursacht werden.

Abb. 3a, b
figure 3

„Salz-und-Pfeffer-Struktur“ bei multiplem Myelom. Auf T1-gewichteten SE-Aufnahmen (a) ist das Signal des Knochenmarks ausgesprochen inhomogen dargestellt, sodass der Verdacht auf eine kleinherdige diffuse Infiltration geäußert wurde. Auf den fettgesättigten STIR-Aufnahmen (b) zeigt sich jedoch ein normales hypointenses Signalverhalten ohne umschriebene hyperintense Myelomherde. Dieses Muster entspricht einer nicht behandlungsbedürftigen geringgradigen Infiltration mit Plasmazellen neben umschriebenen Fetteinlagerungen, welche den fokalen hyperintensen Herden auf den T1-gewichteten SE-Aufnahmen entsprechen

Zum schnellen Screening des Knochenmarks sind demzufolge eine T1-gewichtete SE-Sequenz vor und nach Kontrastmittelgabe und eine Sequenz mit selektiver Fettunterdrückung am besten geeignet, um alle Infiltrationsformen des multiplen Myeloms darzustellen [6].

Vergleich der Projektionsradiographie mit der MRT und der Computertomographie

Zur routinemäßigen bildgebenden Diagnostik bei Patienten mit multiplem Myelom wird derzeit in den meisten Zentren noch die Projektionsradiographie des gesamten Skelettsystems durchgeführt. Diese umfasst Aufnahmen von Schädel, Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule, des Rippenthorax beidseits, der Oberarme, des Beckens und der Oberschenkel. Im Röntgenbild finden sich bei einem Myelombefall entweder umschriebene Osteolysen oder bei diffuser Plasmozytominfiltration eine diffuse Mineralsalzminderung, welche von der perimenopausalen und senilen Osteoporose oft nicht abgegrenzt werden kann.

In verschiedenen Studien hat sich gezeigt, dass die MRT weitaus sensitiver im Nachweis eines Myelombefalls des Knochenmarks ist. In einer eigenen Studie waren 55% der fokalen und 59% der diffusen Infiltrationen im konventionellen Röntgenbild nicht nachweisbar [1]. Frühwald et al. [4] und Ludwig et al. [13] konnten sogar nur 27 bzw. 10% der fokalen Myelomherde im Röntgenbild anhand von Form- und Strukturveränderungen nachweisen. Tertti et al. [7] verglichen die MRT der Lendenwirbelsäule mit den konventionellen Übersichtsaufnahmen und fanden bei 13/41 Patienten falsch-negative Befunde im Röntgenbild. Mehrere andere Autoren stellten fest, dass die MRT selbst in frühen Stadien der Erkrankung bei asymptomatischen Patienten (Stadium I nach Durie u. Salmon) schon fokale oder diffuse Infiltrate nachweisen kann. Bei durchschnittlich 40% (29–52%) der Patienten lag in der MRT bereits eine diffuse oder fokale Tumorinfiltration vor [14, 15, 16, 17]. Damit sind diese Patienten dem Stadium II zuzuordnen, sodass sie, im Gegensatz zu Patienten im Stadium I, von einer Therapie hinsichtlich ihrer Überlebenszeit profitieren. Andererseits kann eine Ganzkörperuntersuchung nicht durch eine MRT der Wirbelsäule ersetzt werden, da ca. 10% der Patienten ausschließlich periphere Herde aufwiesen [18].

In einer Studie von Mahnken et al. [19] an 18 Patienten mit multiplem Myelom wurde u. a. die Projektionsradiographie mit der 4-Zeilen-Detektor-CT verglichen. Die MSCT erwies sich als sensitiver im Nachweis des Myelombefalls. Es wurden 24 zusätzliche Läsionen und 15 zusätzliche Frakturen entdeckt. Sechs Wirbelkörper konnten aufgrund einer ossären Destruktion von mehr als 50% als frakturgefährdet eingestuft werden.

Staging von Patienten mit multiplem Myelom

Die Überlebenszeiten von Patienten mit multiplem Myelom können erheblich variieren. Fulminante Verläufe von wenigen Monaten und Verläufe von 10 Jahren oder mehr sind beschrieben [20]. Um die Überlebenszeit der Patienten abzuschätzen und eine adäquate Therapie einleiten zu können, wurden verschiedene klinische Stadiensysteme eingeführt. Das am weitesten verbreitete Stadiensystem ist das von Durie u. Salmon [21]. Dieses Stadiensystem berücksichtigt den Hämoglobinwert, das Paraprotein, den Kalziumwert und das Röntgenbild des Skelettsystems. Hierdurch werden die Patienten in ein Stadium I mit niedriger, in ein Stadium II mit intermediärer oder in ein Stadium III mit hoher Tumormasse eingeteilt. Bei Patienten im Stadium I hat sich gezeigt, dass eine Chemotherapie keinen klinischen Nutzen hat und zu keiner Verlängerung der Überlebenszeit führt. Patienten der Stadien II und III werden je nach Alter mit einer Kombination aus Alkylanzien und Cortison oder einer Hochdosischemotherapie und anschließender Stammzelltransplantation behandelt.

Verschiedene Studien haben belegt, dass die prognostische Aussagekraft des Stadiensystems nach Durie u. Salmon einige Limitationen aufweist [22]. Dies ist häufig auf falsch-negative Befunde im Röntgen zurückzuführen. Andererseits produzieren stark entartete Zellen häufig nur geringe Mengen an Paraprotein, was ebenfalls zu einem zu niedrigen Staging der Patienten führt.

In einer eigenen Studie [23] konnte nachgewiesen werden, dass die Ergänzung des Stadiensystems nach Durie u. Salmon mit dem MRT-Befund der Wirbelsäule eine verbesserte Aussagekraft hinsichtlich des Überlebens der Patienten erbringt. Entsprechend der Einteilung nach Durie u. Salmon wurde eine 3-rangige Einteilung des MRT-Befallsausmaßes vorgenommen: Stadium I kein Befall, Stadium III >10 fokale Herde oder stark diffuse Infiltration bei deutlicher homogener Signalabsenkung im nativen T1-gewichteten SE-Bild. Das Stadium II liegt vor, wenn die Befunde weder die Kriterien für Stadium I noch für Stadium III erfüllen (Tabelle 1). In unserer Studie wären 25/77 Patienten zu niedrig eingestuft worden, wenn nur die Projektionsradiographie des Skelettsystems verwendet worden wäre. Durch die Berücksichtigung der MRT-Befunde konnte die prognostische Aussagekraft der Stadieneinteilung nach Durie u. Salmon hochsignifikant verbessert werden (p <0,0001).

Tabelle 1 Stadiensystem nach Durie u. Salmon [21] inklusive des MRT-Stagings

Knochenmarkscreening mit der MRT im Vergleich zur MSCT

Die Fortschritte der MRT-Gerätetechnologie der letzten Jahre ergaben nicht nur einen Zugewinn an Bildauflösung, sondern auch an Geschwindigkeit. Mit den Geräten der neuesten Generation (z. B. Siemens Avanto, 1,5 Tesla) sind Ganzkörperuntersuchungen ohne aufwändigen Spulenwechsel möglich. Die parallele Bildgebung trägt zur Beschleunigung der Bildakquisition bei. Die Bildmatrix sollte zwischen 256×512 und 512×512 liegen. Eine Akquisition ist in der Regel ausreichend. Die Untersuchungsdauer eines Ganzkörperknochenmarkscreenings kann mit dieser Technik in ca. 30 min erfolgen (Abb. 4).

Abb. 4a–f
figure 4

Ganzkörper-MRTs von 3 Patienten mit multiplem Myelom. T1-gewichtetes SE-Bild (a) einer Lendenwirbelsäule mit Kombination von diffusem und fokalem Befall. Das Knochenmarksignal ist homogen signalgemindert. Zudem zeigt sich eine fokale Myelommanifestation in LWK2 mit pathologischer Fraktur. Diese ist hyperintens auf STIR Aufnahmen dargestellt (b, Pfeile). Koronare T1-gewichtete SE- (c) und STIR-Aufnahme (d) des Beckens und der proximalen Femura. Im Azetabulum rechts ist eine fokale Myelom-Infiltration erkennbar (Pfeile). Koronare T1-gewichete SE- (e) und STIR-Aufnahme (f) eines Patienten mit multiplem Myelom und fokalem Befall im proximalen Humerusschaft (Pfeile)

Einige Autoren verwenden nur fettgesättigte Sequenzen, HASTE oder GRE-Techniken zur Darstellung des Knochenmarks [24]. Wichtig ist jedoch, dass neben T2-gewichteten Sequenzen auch ein T1-Kontrast generiert wird. Hierdurch werden falsch-positive Herde, wie Hämangiome, als solche erkannt. Sie sind durch hyperintense Fetteinlagerungen auf T1-gewichteten SE-Bildern und fokaler Hyperintensität auf STIR-Aufnahmen charakterisiert. Zum anderen ist die diffuse Infiltration bei multiplem Myelom auf nativen Sequenzen am sensitivsten auf T1-gewichteten SE-Aufnahmen an einer homogenen Signalabsenkung zu erkennen [6].

Die Vorteile der Mehrzeilen-CT-Scanner der neueren Generation (16 oder 64 Zeilen) liegen neben der hohen örtlichen insbesondere auch in der hohen zeitlichen Auflösung und den sich daraus ergebenden kurzen Scanzeiten. Hierdurch ist es möglich, innerhalb von 60 s das gesamte Skelett zu untersuchen. Vorläufige Ergebnisse einer Vergleichsstudie an 10 Patienten aus unserem Institut zeigen, dass die Osteolysen sowohl bei 100 als auch bei 50 mAs (120 kV) kontrastreich dargestellt werden können (Abb. 5). Die Bildgüte war in beiden Techniken sehr gut bis gut. Das Rauschen lag bei den Patienten mit 50 mAs gering höher als bei den Patienten mit 100 mAs. Das Kontrast-zu-Rausch-Verhältnis war in beiden Gruppen nicht wesentlich unterschiedlich.

Abb. 5a, b
figure 5

Becken-CT axial (16-Zeilen-MSCT) von 2 Patienten mit fortgeschrittenem multiplem Myelom. Die Osteolysen sind sowohl bei 100 (a) als auch bei 50 mAs (b) eindeutig abzugrenzen. Hierdurch ergibt sich bei 120 kV eine Dosiseinsparung von 50%. Die effektive Strahlendosis eines Ganzkörper-CTs liegt damit bei ca. 4 mSv

Die Gesamtdosis einer Untersuchung bei 50 mAs ist kaum höher als die des üblichen Röntgenstatus des Skeletts mit einer effektiven Strahlendosis von circa 4 mSv. Die Verwendung von 250 mAs bei der MSCT ist, wie in verschiedenen Studien in der Literatur angegeben wird, nicht notwendig, da der Knochen im Vergleich zum Weichteilgewebe einen Hochkontrastbereich darstellt. Bei einem 16-Zeilen-CT-Scanner empfiehlt sich eine Akquisition der Bilddaten in 0,75 mm Kollimation. Um die knöchernen Strukturen optimal darzustellen, wird ein harter Faltungskern von 70 f verwendet. Die Quellbilder werden in axiale 3-mm-Schichten rekonstruiert. Aus den Rohdaten wurden mit einer speziellen Software (Siemens Workflow 3D)

  1. 1.

    sagittale Rekonstruktionen der Wirbelsäule,

  2. 2.

    koronare Rekonstruktionen des Schädels,

  3. 3.

    koronare Rekonstruktionen des Thorax zur Beurteilung der Rippen und des Schultergürtels und

  4. 4.

    koronare Rekonstruktionen des Beckens mit Oberschenkeln angefertigt.

Durch einen speziellen Algorithmus des Softwarepakets werden automatisch die besten Einstellungen (overlap etc.) verwendet. Die Bildgüte der Rekonstruktionen ist hierdurch sehr hoch. Bei der Befundung wurden primär die sagittalen und koronaren Rekonstruktionen verwendet. Es lässt sich damit eine Zeiteinsparung bei der Befundung erreichen. Bei unklaren Läsionen müssen jedoch immer die axialen Schichten herangezogen werden.

Bisher existiert in der Literatur nur eine Studie, welche die MSCT mit der MRT bei Patienten mit multiplem Myelom vergleicht [19]. Es wurden prospektiv 18 Patienten mit multiplem Myelom im Stadium III sowohl mit einem 4-Zeilen-CT als auch mit der MRT untersucht. Das Untersuchungsvolumen beinhaltete die Wirbelsäule und das Becken. Als Untersuchungsparameter wurden eine Kollimation von 2,5 mm, 140 kV und 250 mAs gewählt. Die Quellbilder wurden in 3 mm mit einem overlap von 0,8 mm axial rekonstruiert und sagittale und koronare Rekonstruktionen angefertigt. Die Befundauswertung erfolgte ausschließlich anhand der koronaren und sagittalen Rekonstruktionen des Beckens bzw. der Wirbelsäule. 226 von 325 analysierten Wirbelkörpern wiesen übereinstimmende Befunde im Sinne eines Normalbefundes oder im Sinne eines Befalls auf. Im CT wurden 231 Wirbelkörper als befallen eingestuft, in der MRT 224. In der MSCT wiesen 7 Wirbelkörper einen Befall auf, welche in der MRT mit normalem Signalverhalten dargestellt waren. Umgekehrt wiesen 5 Wirbelkörper in der MRT ein pathologisches Signal auf, welche in der MSCT als unauffällig bewertet würden. Die falsch-negativen Befunde in der CT lassen sich durch frühe Knochenmarkinfiltrate ohne Osteodestruktion erklären (Abb. 6). Die falsch-negativen Befunde in der MRT können möglicherweise darauf zurückzuführen sein, dass die Patienten vortherapiert waren. Ob die Patienten zum Untersuchungszeitpunkt bereits Therapien erhalten hatten, ist im Methodenteil dieser Arbeit nicht angegeben. Knochenmarkinfiltrate können sich einer Studie zufolge nach erfolgreicher Chemotherapie oder Stammzelltransplantation zurückbilden [25]. Die Osteolysen in der CT bestehen jedoch weiterhin. Erste Ergebnisse einer eigenen Studie an 10 Patienten zeigen, dass die MRT deutlich mehr Infiltrate nachweist als die CT. In unserem Patientenkollektiv wiesen 2 Patienten multifokale Infiltrate auf, wobei die CT nur 2 bzw. 3 Osteolysen nachwies. Die Patienten wurden an einem 1,5-Tesla-MRT (Siemens Magnetom Symphony) mit einem Ganzkörperprotokoll und an einem 16-Zeilen-MSCT (Siemens Sensation-16) mit 0,75 mm Kollimation untersucht.

Abb. 6
figure 6

a 68-jähriger Patient mit neu diagnostiziertem multiplem Myelom, welcher im Röntgen keine Osteolysen aufwies. Im T1-gewichteten SE-Bild lässt sich eine fokale Signalabsenkung in BWK4 nachweisen, vereinbar mit Befall bei multiplem Myelom. In der MSCT (b) war keine Osteolyse nachzuweisen

Fazit für die Praxis

Beim multiplen Myelom kommt es zu einer multifokalen Infiltration des Knochenmarks, die zu ossären Destruktionen führen kann. Es ist daher ein Verfahren für die Bildgebung erforderlich, die das gesamte Skelettsystem erfasst. Die Projektionsradiographie des Skelettsystems nimmt erhebliche Zeit in Anspruch und liefert, insbesondere am Stammskelett, häufig falsch-negative Befunde. Die MRT ist derzeit das sensitivste Verfahren, um Tumorinfiltrationen nachzuweisen, welche beim multiplen Myelom fokal oder diffus auftreten können. Zu empfehlen ist eine Kombination aus T1w-TSE- und STIR-Sequenzen. Wird die Möglichkeit einer diffusen Infiltration des Knochenmarks in Betracht gezogen, sollte Kontrastmittel appliziert und die prozentuale Kontrastmittelzunahme errechnet werden. Neue Gerätetechnologien (z. B. Somatom Avanto, Siemens) und Spulensysteme ermöglichen eine Screeninguntersuchung des gesamten Knochenmarkraumes in ca. 30 min ohne Positionswechsel der Spulen. Die parallele Bildgebung trägt außerdem zu einer Beschleunigung der Akquisitionszeit bei. Alternativ steht die MSCT zur sensitiven Darstellung der ossären Strukturen zur Verfügung. Eine erste Studie hat einen gewissen Vorteil der MSCT gegenüber der MRT, insbesondere hinsichtlich der Beurteilung des Frakturrisikos, erbracht. Die Sensitivität hinsichtlich der Detektion der Myelominfiltrate muss jedoch noch an einem größeren und primär untherapierten Patientenkollektiv evaluiert werden. Für den Patienten ist die MSCT die angenehmste Untersuchung, da sie nur wenige Minuten dauert und eine Klaustrophobie bei der CT sehr selten ist. Eine Reduzierung der Stromstärke auf 50–100 mAs (120 kV) liefert für die Hochkontrastdarstellung des kortikalen und spongiösen Knochens eine ausreichend genaue Detaildarstellung und führt zu einer deutlich niedrigeren effektiven Strahlendosis.