Hintergrund und Fragestellung

Proximale Femurfrakturen sind in der BRD die dritthäufigste Frakturlokalisation beim Erwachsenen. Da es sich um eine typische Altersfraktur handelt, steigt die Inzidenz. Die adäquate chirurgische Versorgung stellt heute die sofort belastungsstabile Osteosynthese dar. Dennoch erreicht nur die Hälfte der Patienten den Ausgangszustand wieder, ein Drittel verstirbt innerhalb des 1. Jahres [3].

Ziel der Studie war es, im Rahmen der klinikinternen Qualitätskontrolle die beiden verwendeten Implantate „proximal femoral nail“ und „trochanteric gamma nail“ hinsichtlich intraoperativem Handling zu untersuchen und die Komplikationen zu analysieren.

Patientengut und Methoden

In einem 2-Jahres-Zeitraum konnten 114 der aufgrund einer proximalen Femurfraktur mit einem proximalen Femurnagel (PFN) oder einem „trochanteric gamma nail“ (TGN) versorgten Patienten in diese prospektive Untersuchung eingeschlossen werden. Aus der Studie ausgeschlossen wurden Patienten <18 Jahren, Patienten mit pathologischen Frakturen oder deren Frakturtyp nicht der AO-Klassifikation zuzuordnen war und Patienten mit Refrakturen, Pseudarthrosen oder Mehretagenverletzungen. Zur Beurteilung des perioperativen Risikos anhand vorbestehender Allgemeinerkrankungen wurde die ASA-Klassifikation herangezogen [15].

Weiterhin wurden der prä- und der postoperative Hämoglobingehalt des Blutes, der Grad der Mobilisation und Komplikationen während des stationären Aufenthalts übernommen. Der Nachbeobachtungszeitraum betrug 1 Jahr. Alle innerhalb dieser Zeitspanne aufgetretenen Komplikationen fanden Berücksichtigung. Die Operationsberichte aller Studienpatienten wurden bezüglich Operationsdauer, Durchleuchtungszeit, Narkoseart und Ausbildungsstand des Operateurs ausgewertet.

Die Frakturen wurden nach der AO-Klassifikation anhand der Unfallaufnahmen klassifiziert. Die Nageleintrittstelle wurde mit den Vorgaben aus den Operationsanleitungen der Implantathersteller verglichen und nur dann als korrekt bewertet, wenn die angegebenen Zielkoordinaten erreicht wurden.

Die CCD-Winkel nach Marknagelosteosynthese wurden gemessen und mit den Winkeln auf der unverletzten Seite verglichen. Postoperative Beinlängenunterschiede wurden anhand der röntgenologischen Beziehung des Trochanter minor zu den Sitzbeinästen bestimmt.

Die Röntgenaufnahmen nach erfolgter Mobilisation wurden mit den postoperativen Röntgenaufnahmen verglichen und auf eine Fraktur- und Materialdislokation sowie Materialbruch hin überprüft.

Im Rahmen der deskriptiven Statistik wurden zu der zu untersuchenden Größe jeweils der Mittelwert und die Standardabweichung, Minimum und Maximum, der Median sowie die 25%- und 75%-Perzentile angegeben.

Der U-Test nach Mann, Whitney und Wilcoxon wurde angewandt, um die TGN-Patientengruppe mit der PFN-Patientengruppe hinsichtlich Durchleuchtungszeit, Operationsdauer, Blutverlust, HB-Abfall, Beinlängendifferenz, CCD-Winkeldifferenz und SHS-Gelenkspaltabstand miteinander zu vergleichen. Eine mögliche Abhängigkeit zwischen dem verwendeten Implantat und aufgetretenen Operationskomplikationen wurde mit dem χ2-Test überprüft.

Ergebnisse

Der Fraktur lag in 99 Fällen (86,8%) ein banaler Sturz zugrunde. In 7 Fällen (6,1%) handelte es sich um einen Sturz aus innerer Ursache; 6 Unfälle ereigneten sich im Straßenverkehr; 2 Patienten (1,8%) erlitten einen Sturz aus großer Höhe.

Es waren 88 (77,2%) Frauen und 26 (22,8%) Männer betroffen. Der Altersdurchschnitt betrug 78,9 (25–98) Jahre. Bei den männlichen Patienten betrug der Altersdurchschnitt 68,5 Jahre, bei den weiblichen 82,0 Jahre. Der Altersgipfel lag zwischen 81 und 90 Jahren (Abb. 1).

Abb. 1
figure 1

Altersverteilung (n=114)

Ältere Patienten erlitten meist Monoverletzungen. Im gesamten Patientengut fanden sich nur in 8 Fällen (7,0%) Begleitverletzungen. Drei Patienten (2,6%) waren der Gruppe ASA 1, 50 (43,9%) der Gruppe ASA 2, 51 (44,7%) der Gruppe ASA 3 und 10 (8,8%) der Gruppe ASA 4 zuzuordnen; 33 Frakturen (28,9%) ließen sich der AO-Klassifikation A1 zuordnen, 58 Frakturen (50,9%) der Klassifikation A2 und 23 Frakturen (20,2%) der Klassifikation A3 (Abb. 2).

Abb. 2
figure 2

Verteilung der Frakturen nach AO

Von den 114 Patienten wurden 58 mit einem PFN operativ versorgt; 56-mal wurde der TGN verwendet; 91-mal (79,8%) fand die Operation in Vollnarkose statt, 23-mal (20,2%) in Spinalanästhesie.

Die durchschnittliche Dauer zwischen Unfallereignis und Eintreffen des Patienten in der Klinik betrug 3,8 h, zwischen Unfallereignis und operativer Versorgung 13,2 h. 43 Patienten (37,7%) wurden innerhalb der ersten 6 h nach erfolgtem Trauma operiert. 59 Patienten (51,8%) zwischen 6 und 24 h nach dem Trauma und 12 (10,5%) nach >24 h.

Perioperative Ergebnisse

Die geschlossene Reposition gelang 111-mal (97,4%), 3-mal (2,6%) musste offen reponiert werden. Die durchschnittliche Operationsdauer (Schnitt-/Nahtzeit) zur Implantation eines PFN betrug 78,2 min, eines TGN 79,0 min. Die Operationsdauer stieg mit zunehmender Schwere der Fraktur (AO-Klassifikation) an. Dies trifft jedoch nicht für die Versorgung von A1-Frakturen mit einem TGN zu. Sie dauerte mit durchschnittlich 85,5 min länger, als die Versorgung der A2-Fraktur mit einem TGN (72,8 min) und 20 min länger als die Versorgung einer A1-Fraktur mit einem PFN (65,3 min), (Tab. 1).

Tab. 1 Intraoperative Daten PFN und TGN nach AO-Klassen

Ein Vergleich beider Implantate bezüglich der Operationsdauer erbrachte keinen relevanten Unterschied (p>0,05). Bei isolierter Betrachtung der A1-Frakturen nach AO ergab sich mit einer um 20 min kürzeren Operationsdauer beim PFN im Vergleich zum TGN jedoch eine signifikante Differenz zwischen den Implantaten (p=0,017).

Die durchschnittliche Durchleuchtungszeit bei der Implantation eines PFN betrug 2,4 min, bei der Implantation eines TGN 2,3 min. Bei A1-Frakturen wurde durchschnittlich 1,8 min durchleuchtet, bei A2-Frakturen 2,5 min und bei A3-Frakturen 2,9 min. Ein Vergleich beider Implantate bezüglich der Durchleuchtungszeit erbrachte sowohl für alle Patienten, als auch innerhalb der AO-Klassen keinen signifikanten Vorteil eines Implantats (p>0,05).

Der intraoperative Blutverlust betrug beim PFN durchschnittlich 383 ml und beim TGN 343 ml. Der Blutverlust war bei den A3-Frakturen mit 500/494 ml höher als bei den A1- und A2-Frakturen (334/304 ml, 357/317 ml).

Der durchschnittliche perioperative Abfall des Hämoglobingehaltes betrug beim PFN 2,7 g/dl und beim TGN 2,8 g/dl. Er war bei beiden Implantaten bei den A1-Frakturen geringer als bei A2- und A3-Frakturen. In 15 Fällen (13,2%) mussten während der Operation Erythrozytenkonzentrate verabreicht werden.

Sowohl bei einer Betrachtung des gesamten Patientenguts, als auch innerhalb der AO-Klassen, ergab sich kein signifikant geringerer Blutverlust bei der Implantation eines der beiden Marknägel (p>0,05).

Intraoperative Komplikationen

Von 114 Patienten konnten 107 Operationsberichte ausgewertet werden (54 PFN- /53 TGN-Implantationen); 78,5% (40-mal PFN, 44-mal TGN) aller Operationen verliefen komplikationslos. In 10 Fällen (7-mal PFN, 3-mal TGN) traten Probleme beim Einbringen des Nagels in den Markraum auf. Bei der Implantation des PFN wählte der Operateur in 3 Fällen einen zu großen Nageldurchmesser, sodass während der Operation der Nagel gewechselt werden musste. In 3 Fällen kam es zur Fragmentdislokation beim Einbringen des Nagels, es handelte sich jeweils um A3-Frakturen. In einem Fall musste während der Operation von einem PFN auf einen TGN gewechselt werden, da sich der PFN aufgrund der starken Antekurvation des Femurs nicht weit genug einbringen ließ. Beim TGN waren alle Probleme bei der Nagelinsertion in einer Fragmentdislokation begründet.

Bei beiden Implantaten gab es in 6 Fällen Probleme beim Einbringen der Schenkelhalsschraube. Beim PFN war in 2 Fällen die Platzierung von Schenkelhals- und Antirotationsschraube im Schenkelhals schwierig. In 4 Fällen gab es Probleme beim Durchtritt der Schenkelhalsschraube durch den Nagel. Dieses Problem war nach Austausch eines verbogenen Zielbügels eliminiert. Beim TGN musste in 4 Fällen der Versorgung einer A1.1- oder A1.2-Fraktur ein Kirschner-Draht als temporärer Antirotationsschutz in den Schenkelhals eingebracht werden. In 2 Fällen blockierte die Schenkelhalsschraube vor Erreichen der gewünschten Position (Tab. 2).

Tab. 2 Intraoperative Komplikationen (n) bei PFN und TGN

Der Vergleich beider Implantate ergab keine Abhängigkeit zwischen dem Auftreten einer intraoperativen Komplikation und dem verwendeten Marknagel (p>0,05).

Spezifische postoperative Komplikationen

Bei 12 Osteosynthesen (10,5%) kam es postoperativ zu einer Dislokation des eingebrachten Materials. Patienten, die mit einem PFN versorgt wurden waren 8-mal (7,0%) betroffen, die TGN-Gruppe 4-mal (3,5%).

Ein Cutting-out der Schenkelhals- oder Antirotationsschraube trat beim PFN in 4 Fällen auf, in einem Fall war der Z-Effekt die Ursache. Ein Patient mit bereits konsolidierter Fraktur war nach der Materialentfernung beschwerdefrei, bei 3 Patienten wurde ein Hüftgelenkersatz erforderlich. Bei 2 Patienten kam es zu einem Abkippen der Fraktur im Varussinn, ohne dass die Schenkelhalsschraube den Hüftkopf oder den Schenkelhals perforierte. 2-mal kam es zu einem Auswandern der Schenkelhalsschraube nach lateral und Schmerzen im Bereich des Tractus iliotibialis.

In der TGN-Gruppe trat ein Cutting-out der Schenkelhalsschraube in 2 Fällen auf. Beide Patienten erhielten einen Hüftgelenkersatz. In einem Fall trat eine sekundäre Varisierung ohne Cutting-out der Schenkelhalsschraube auf, die nicht therapiebedürftig war. Aufgrund einer Traktusreizung durch die Schenkelhalsschraube musste in einem Fall eine Materialentfernung erfolgen. Materialbrüche und Refrakturen traten in keiner der beiden Gruppen auf (Tab. 3, Abb. 3).

Tab. 3 Spezielle postoperative Komplikationen bei PFN und TGN
Abb. 3
figure 3

Darstellung typischer Komplikationen nach Stabilisierung pertrochantärer Femurfrakturen mit intramedullären Kraftträgern (TGN, PFN), Cut-out und Z-Effekt

Ein statistisch signifikant höheres Auftreten einer Komplikation lag bei keinem der verwendeten Implantate vor (p>0,05).

Radiologische Auswertung

Von 114 durchgeführten Operationen konnte 113-mal ein gutes Repositionsergebnis erreicht werden. In einem Fall trat bei der Versorgung einer A3.1-Fraktur mit einem PFN eine primäre Fehlstellung in der Fraktur im Varussinn auf. In den postoperativ angefertigten Röntgenbildern fanden sich keine Materialfehllagen. Der mittlere Abstand der Spitze der Schenkelhalsschraube zum Gelenkspalt betrug beim PFN 16 mm und bei TGN 13 mm. Alle Nägel lagen im proximalen und im distalen Fragment korrekt im Markraum. Alle Implantate waren distal statisch verriegelt, Fehllagen des Verriegelungsbolzen ventral oder dorsal des Nagels traten nicht auf.

Die Schenkelhalsschraube lag 56-mal (49,1%) in der a.-p.-Röntgenaufnahme zentral im Femurkopf; 25-mal (21,9%) lag sie kranial, 33-mal (29,0%) lag sie kaudal der vom Hersteller angegebenen Position. Während beim PFN kraniale und kaudale Abweichungen gleichhäufig vorkamen, überwogen beim TGN die kaudalen. Die statistische Auswertung ergab keine signifikanten Unterschiede zwischen den Implantaten bezüglich der Platzierbarkeit der Schenkelhalsschraube in der a.-p.-Ebene (p>0,05, Tab. 4).

Tab. 4 Lage der Schenkelhalsschraube in der a.-p.-Ebene nach AO-Klassen

In der axialen Röntgenaufnahme lagen 62 (54,4%) Schenkelhalsschrauben zentral im Femurkopf. Abweichungen nach ventral waren mit 41 Fällen (36,0%) mehr als 3-mal so häufig als Abweichungen nach dorsal (11 Fälle, 9,6%). Die statistische Auswertung ergab keine signifikanten Unterschiede zwischen den Implantaten bezüglich der Platzierbarkeit der Schenkelhalsschraube in der axialen Ebene (p>0,05).

Diskussion

Bei der operativen Versorgung der instabilen pertrochantären Fraktur stellt nach heutigem Kenntnisstand der Marknagel das Verfahren der Wahl dar [17]. Nach seiner Vorstellung im Jahre 1988 wurde der Gammanagel von vielen Operateuren gegenüber der dynamischen Hüftschraube favorisiert [10]. Mit dem proximalen Femurnagel steht ein konkurrierendes Marknagelsystem zur Verfügung [31].

Die epidemiologischen Daten der Studie decken sich mit den Ergebnissen einer retrospektiv durchgeführten Multicenterstudie der AIOD Deutschland e.V. aus den Jahren 1991–1997 [23].

Im eigenen Krankengut bestand zum Unfallzeitpunkt in der Regel eine deutliche Polymorbidität. 53,3% der verunfallten Patienten waren der ASA-Klassifikation III oder IV zuzuordnen. In einer vergleichbaren Studie war dieser Anteil mit 52,4% nahezu gleich hoch [11].

Therapie

Während in anderen Analysen die Dauer des präoperativen Krankenhausaufenthalts mit 2,9 Tagen beziffert wird, konnte die Studie zeigen, dass 90% der Patienten zum günstigsten Zeitpunkt operiert wurden [11]. Dieser liegt innerhalb der ersten 24 h nach erfolgtem Trauma. Ziel der Behandlung sollte es trotz Komorbiditäten sein, den präoperativen Aktivitätsgrad des Patienten schnellstmöglich wiederherzustellen, da die perioperative Mortalität 48 h nach Aufnahme um das 10Fache zunimmt [20].

In biomechanischen Untersuchungen am Kunststoffknochen vermag eine tiefe Platzierung der Schenkelhalsschraube die Stabilität des Material-Implantat-Verbundes signifikant zu verbessern [26]. Dabei ergab eine Erhöhung der Eindringtiefe von 32 auf 38 mm eine um 36,1% verbesserte Stabilität.

Stürmer u. Dresing [24] geben kraniale Schraubenfehllagen beim Gammanagel mit 19,4% an, bei der DHS dagegen nur mit 8,7%. Mit einem durchschnittlichen Schraubenspitzen-Gelenkspalt-Abstand von 16 mm für den PFN und 13 mm für den TGN ließ sich für diesen Parameter statistisch kein signifikanter Vorteil eines Implantats nachweisen. Biomechanisch gesehen erscheint die in der Operationsanleitung des TGN geforderte, zentrale Platzierung der Schenkelhalsschraube im Femurkopf nicht sinnvoll. Beim PFN soll die SHS in der Mitte der unteren Hälfte des Femurkopfes zu liegen kommen. Die Anzahl kaudaler „Schraubenfehllagen“ beim TGN erhöht die Stabilität des Knochen-Implantat-Systems und wurde von den Operateuren bewusst so gewählt.

Die Operationsdauer lag deutlich über der anderer Studien [1, 16, 27, 29] und ist bei sehr ähnlicher Verteilung der Frakturen am ehesten durch einen hohen Anteil an Ausbildungsoperationen zu erklären (55%). Der bei A1-Frakturen beobachtete Zeitvorteil des PFN gegenüber dem TGN erklärte sich aus dem Fakt, dass bereits beim Einbringen der Kopfschrauben das Doppelschraubensystem des PFN bezüglich Rotationsstabilität Vorteile bietet.

Bei der Evaluation der intraoperativen Durchleuchtungszeiten wurde bereits das Repositionsmanöver berücksichtigt. Sie liegen ein Drittel unterhalb derer vergleichbarer Studien [19, 29]. Suhm et al. [25] errechneten eine mittlere Strahlendosis von 14 mSv für eine Osteosynthese mit dem PFN bei durchschnittlich 3,3 min Durchleuchtungszeit. Da ein linearer Zusammenhang zwischen Durchleuchtungszeit und Strahlendosis besteht, sollte möglichst wenig durchleuchtet werden.

Der durchschnittliche intraoperative Blutverlust war bei der Implantation eines PFN und eines TGN etwa gleich hoch und differierte im eigenen Patientengut nicht von vergleichbaren Untersuchungen [9, 11, 19].

Intraoperative Komplikationen

In der Literatur differiert das Auftreten von Komplikationen während einer Marknagelosteosynthese zwischen 0 und 14,6% [5, 21, 27]. Als Komplikationsmöglichkeiten werden Abbrüche des Trochanter major, Femurschaftfrakturen oder ein primär unbefriedigendes Repositionsergebnis genannt [11, 30]. Schwierigkeiten im Umgang mit dem Implantat oder dem Instrumentarium scheinen bei gelungenem Operationsergebnis nur selten Berücksichtigung zu finden. Da im eigenen Patientenkollektiv auch operationstechnische Probleme bei den intraoperativen Komplikationen aufgezählt sind, erscheint ein reibungsloser Ablauf in 78,5% aller Eingriffe als ein gutes Ergebnis.

Probleme bei der Nagelinsertion treten am häufigsten bei A3-Frakturen auf. Implantatunabhängig ist aufgrund der Frakturmorphologie ein unbefriedigendes Repositionsergebnis im Sinne einer primären Varussfehlstellung bei diesem Frakturtyp am häufigsten [22]. In diesen Fällen ist eine Erweiterung der Inzision für die Schenkelhalsschraube zu empfehlen, um das dislozierte Fragment reponieren zu können. Da ein Vorbohren beim PFN nicht erforderlich ist, treten hier vermehrt Probleme beim Einbringen des Nagels auf. Aber auch die Diskrepanz zwischen dem Nageldesign des PFN und der Antekurvation des Femurs kann Problemsituationen hervorrufen. Aufgrund der Länge des Nagels von 240 mm läuft die Nagelspitze im Schaftbereich auf die ventrale Femurkortikalis auf. Denkbar wäre ein entsprechend der Femurkurvation vorgebogenes Nageldesign, was jedoch „Rechts“- und „Linksmodelle“ erfordern würde [30].

In der Literatur werden Situationen beschrieben, bei denen es bei der Nagelinsertion zur Femurschaftfraktur, gekommen sei [29]. Schaftfrakturen treten aber auch bei der Implantation anderer Marknagelsysteme auf und werden in 1,7–4,0% der Fälle beobachtet [2, 6, 28].

Wenig Beachtung in der Literatur finden die im eigenen Patientenkollektiv in 4 Fällen während der TGN-Implantation aufgetretenen Probleme durch eine Mitrotation des Kopf-Hals-Fragments beim Einbringen der SHS. Bei 16 operativ mit einem TGN versorgten A1-Frakturen entspricht dies jedoch einer Rate von 25% und führte zu einer signifikant erhöhten Operationsdauer bei der Versorgung von A1-Frakturen im Vergleich zum PFN. Da bei diesen Frakturen eine gute mediale Abstützung besteht werden sie in vielen Kliniken mit der dynamischen Hüftschraube und einer zusätzlichen kranialen Antirotationsschraube versorgt [12].

Postoperative Komplikationen

Die Belastungsstabilität der Osteosynthese ist eine Grundvoraussetzung für einen komplikationsfreien postoperativen Verlauf. In den ausgewerteten Verläufen mussten sich deshalb 5,3% der Patienten einer Reoperation unterziehen. In der Literatur schwanken die Angaben zwischen 4 und 18% mit einer Häufung bei 10%. Analog zum eigenen Patientengut wurde meist ein Hüftgelenkersatz durchgeführt [4, 7, 11, 14]. Sowohl klinische Studien, als auch biomechanische Versuche haben gezeigt, dass die Anzahl von Materialdislokationen durch ein striktes Platzieren der SHS nah am Adam-Bogen vermindert werden kann. Primäre Varusfehlstellungen bei der Reposition begünstigen ein späteres Auswandern der Schenkelhalsschraube und müssen vermieden werden [8, 26, 30].

Uneinigkeit herrscht darüber, ob ein Doppelschraubensystem das Cutting-out verhindern kann. Herrera et al. [11] fanden ein Cutting-out beim Gammanagel 5-mal häufiger als beim PFN, dieses Verhältnis war bei der Anzahl der Varusdislokationen ohne Cutting-out genau umgekehrt. Hohendorff et al. [13] beschrieben das Cutting-out-Phänomen besonders bei hochgradigen Verletzungen. Friedl u. Clausen [8] konnten im Leichenexperiment keinen wesentlichen Stabilitätsunterschied zwischen der Einzelschraubenfixation des Gammanagels und der Doppelschraubenfixation des PFN feststellen. Tschöke [26] dagegen stellte einen höheren Schwellenwert im Migrationsverhalten des Doppelschraubensystems fest. Dieser Vorteil kehrte sich bei zu weit medialer Platzierung der Antirotationsschraube um [26].

Werner-Tutschku et al. [30] fanden bei einer Nachuntersuchungsstudie von 70 mit einem PFN versorgten Patienten keinen Zusammenhang zwischen der Stellung der Antirotationsschraube zur Schenkelhalsschraube und dem Auftreten eines Cutting-out oder eines Z-Effekts. Wesentlichen Einfluss schrieb er dagegen dem CCD-Winkel der reponierten Fraktur zu. Lag dieser <125°, so zeigte sich eine deutliche Zunahme der Inzidenz beider Komplikationen.

In der vorliegenden Studie zeigte sich keine Abhängigkeit zwischen der Häufigkeit des Auftretens eines Cutting-out und dem ausgewählten Implantat. Als unbeeinflussbarer Faktor scheint die Knochenqualität des operierten Patienten eine nicht unerhebliche Rolle zu spielen [26].

Als Ausdruck des Zusammensinterns der Fraktur kommt es bei beiden Implantaten zu einem lateralen Heraustreten der Schenkelhalsschraube. Werner-Tutschku et al. [30] beobachteten diesen, bei Gleitschrauben-Nagel-Implantaten gewünschten Effekt bei 71,9% der Patienten, ohne dass daraus eine Reoperation resultierte. Aufgrund eines chronischen Reizzustandes des Tractus iliotibialis musste im eigenen Patientengut in 3 Fällen eine Materialentfernung erfolgen. In einer spanischen Vergleichsstudie zwischen PFN und Gammanagel wurde aus diesem Grund der Gammanagel doppelt so häufig entfernt wie der PFN, ohne dass jedoch eine statistische Signifikanz vorlag [11]. Dieses Ergebnis überrascht, da der Operateur beim Gammanagel/TGN im Gegensatz zum PFN über die Möglichkeit verfügt, ein Gleiten der Schenkelhalsschraube zu blockieren. Dennoch scheint diese Option nur selten genutzt zu werden, da sie die Rigidität des Systems erhöht und es plausibel erscheint, dass dadurch die Gefahr eines Cutting-out erhöht wird. Biomechanische Untersuchungen hierzu finden sich in der Literatur nicht.

Fazit für die Praxis

Der „proximal femoral nail“ und der „trochanteric gamma nail“ eignen sich zur belastungsstabilen Versorgung pertrochantärer Femurfrakturen. Dennoch können aufgrund der eigenen Ergebnisse in Zusammenschau mit der Literaturrecherche folgende Schlussfolgerungen gezogen werden:

  • Der PFN eignet sich aufgrund der höheren Rotationsstabilität des Doppelschraubensystems, besser zur Versorgung der A1-Frakturen. Dies spiegelt sich in einer signifikant kürzeren Operationsdauer wieder.

  • Bei kleinem Schenkelhalsdurchmesser ist die korrekte Platzierung von Schenkelhalsschraube und Antirotationsschraube des PFN technisch schwierig.

  • Bei geringer Femurschaftlänge und bei starker Antekurvation des Femurs, kommt es aufgrund des Nageldesigns zu Problemen bei der Insertion des PFN.

  • Aufgrund der oben gezogenen Schlussfolgerungen ist es sinnvoll, bereits präoperativ in Abhängigkeit von Frakturmorphologie und Patientenanatomie gezielt eines der beiden Implantate auszuwählen.

  • Implantatunabhängig verringern die Implantation der Schenkelhalsschraube dicht am Adam-Bogen und eine Frakturreposition mit einem großen CCD-Winkel die Wahrscheinlichkeit eines Implantatversagens.